Geschätzt 100.000 Ladendiebstähle pro Tag: Einzelhandel alarmiert – Banden setzen gezielt Minderjährige ein

Der deutsche Einzelhandel schlägt Alarm: Täglich werden rund 100.000 Ladendiebstähle verübt, der jährliche Schaden liegt bei über vier Milliarden Euro. Organisierte Täterbanden setzen zunehmend Minderjährige ein, während der Ruf nach härteren Strafen und besserem Schutz bislang ungehört verhallt.

picture alliance / dpa | Felix Kästle
Symbolbild

Der deutsche Einzelhandel schlägt Alarm: Ladendiebstähle nehmen stark zu, die Täter agieren immer dreister und organisierter. Täglich werden laut aktuellen Schätzungen rund 100.000 Diebstähle in deutschen Geschäften verübt. Der jährliche Schaden summiert sich auf mehr als vier Milliarden Euro. Besonders besorgniserregend: Professionelle Banden setzen gezielt Minderjährige und ausländische Täter ein.

Laut einer Studie des EHI Retail Institute entfallen allein 2,82 Milliarden Euro des Schadens auf die Kundschaft. Weitere 910 Millionen Euro gehen auf das Konto eigener Mitarbeiter, 370 Millionen Euro auf Dienstleister und Lieferanten. Trotz eines scheinbaren Rückgangs der offiziell erfassten Fälle — 43.910 Fälle wurden 2024 gemeldet — wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Nach EHI-Schätzung werden weniger als zwei Prozent der tatsächlichen Taten angezeigt.

Die Methoden der Täter sind vielfältig. Organisierte Banden greifen gezielt nach hochwertiger und leicht verkäuflicher Ware — von Elektronik über Markenkleidung bis hin zu Kosmetika und Alkohol. Dabei nutzen sie zunehmend professionelle Strategien, koordiniertes Vorgehen und technische Mittel, um Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Das baden-württembergische Innenministerium geht davon aus, dass mindestens ein Viertel des Gesamtschadens auf das Konto solcher Banden geht.

Eine besonders beunruhigende Entwicklung ist der wachsende Anteil junger Täter. Im vergangenen Jahr waren laut Polizei mehr als 27 Prozent der ermittelten Ladendiebe minderjährig. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei über 35 Prozent. Mehr als jeder zweite Tatverdächtige besitzt keinen deutschen Pass. Für die Händler bedeutet dies eine zunehmende Herausforderung bei Prävention und Strafverfolgung.

Die Reaktion des Einzelhandels bleibt dennoch begrenzt. Der Einsatz von Kameraüberwachung, Detektiven, künstlicher Intelligenz und Sicherheitsmaßnahmen verursacht zusätzliche Kosten von rund 200 Millionen Euro jährlich. Dennoch zeigen diese Maßnahmen nur begrenzte Wirkung. Ladendiebe lassen sich davon nicht abschrecken, Hausverbote bleiben oft wirkungslos, und die polizeiliche Verfolgung ist häufig unzureichend.

Aus Sicht des Handels ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, fordert eine Absenkung des Strafmündigkeitsalters und eine Lockerung des Datenschutzes. Kinder seien heute früher reif, und Diebstahl dürfe keine Straftat ohne Konsequenzen bleiben. Gleichzeitig müsse die Justiz gestärkt und Verfahren beschleunigt werden.Das Problem betrifft längst nicht nur klassische Kaufhäuser oder Einkaufszentren. Auch im Bereich der Selbstbedienungskassen im Lebensmitteleinzelhandel nehmen Manipulationen und bewusste Nicht-Scans massiv zu. Zudem boomt der Weiterverkauf von gestohlener Ware über Online-Plattformen — eine Entwicklung, der bislang kaum wirksam begegnet wird.

Die Politik zeigt sich bisher zurückhaltend. In Baden-Württemberg lehnt das CDU-geführte Innenministerium derzeit eine Verschärfung der Strafen ab. In vielen Bundesländern fehlt es zudem an ausreichenden Ressourcen in den Ermittlungsbehörden und Staatsanwaltschaften, um das Problem systematisch zu bekämpfen. Angesichts der aktuellen Lage ist dies nicht mehr vertretbar.

Der Einzelhandel fordert daher ein geschlossenes und entschlossenes Vorgehen von Bund und Ländern. Dazu gehören eine bessere polizeiliche Ausstattung, eine konsequentere Strafverfolgung, die Modernisierung des Datenschutzrechts im Bereich Videoüberwachung sowie die gezielte Bekämpfung organisierter Kriminalität. Nur so kann das Vertrauen der Kunden in die Sicherheit im Handel erhalten und weitere finanzielle Schäden für die Unternehmen und letztlich für die gesamte Volkswirtschaft vermieden werden.

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Kommentare ( 18 )

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AnSi
6 Tage her

Ich feiere das! Während Corona standen irgendwelche Typen vor den Läden (meist Zugereiste), die die Menschen auf Maske kontrollierten und den Zugang verwehrten, wenn diese nicht das Gesicht bedeckte. Gern haben die auch Impfzertifikate kontrolliert! Die Läden haben den Sch*** damals klaglos mitgemacht. (Normale, klar denkende) Kunden wollten sie nicht mehr. Nun haben sie halt die Quittung. Nicht schlimm! Ist wie in San Francisco. Man nimmt sich, was man braucht. So what?

joly
1 Tag her
Antworten an  AnSi

Sollen nun auch die Milliardäre Trauer tragen? Deren Einkaufspolitik ruiniert den Bauernstand, verursacht 12 Stundentage für Näherinnen und lässt Kinder frohnen. Null Mitleid mit diesen Unternehmen.

Mausi
6 Tage her

Mir ist die Info nicht klar: „Nach EHI-Schätzung werden weniger als zwei Prozent der tatsächlichen Taten angezeigt.“ Bedeutet das, dass der genannte Schaden von 4 Mrd. EUR 2% des tatsächlichen Schadens ausmacht?

Thalavox
7 Tage her

In Kalifornien gilt seit der Verabschiedung von Proposition 47 im Jahr 2014 eine Regelung, die kleinere Diebstähle als Vergehen einstuft, wenn der Wert des gestohlenen Guts unter 950 US-Dollar liegt. Details: Wert unter 950 $: Der Diebstahl wird in der Regel nicht als Straftat, sondern als Vergehen verfolgt. Anzeige ist möglich: Auch wenn der Schaden unter 950 $ liegt, kann eine Anzeige erstattet werden. Die Polizei nimmt solche Anzeigen auf, allerdings erfolgt oft keine unmittelbare Festnahme, sondern ggf. eine Vorladung. Wiederholungstäter: Wer wiederholt stiehlt oder gewalttätig wird, kann trotzdem härter bestraft werden – auch bei geringem Schaden. Geschäfte reagieren oft… Mehr

FCK diversity
7 Tage her

Made in Germany, made by Vielfalt.
Die vaterlandslosen Unternehmen welche das so stolz unterstützt haben, haben auch das Resultat verdient.
Genauso die welche meinten mit SB-Kassen Personal und Kosten sparen zu können. Die Rechnung mag in der Theorie aufgehen, in einem gespaltenen und abstürzenden Multikultishihole wirds dagegen zum Bumerang.
Wenn man sieht was da an den SB-Kassen selber scannt verwundert es auch nicht, dass das „vielfältig“ als Einladung verstanden wird.

CIVIS
8 Tage her

Wer klaut, messert, vergewaltigt, mordet etc. ganz bestimmt nicht ?

Richtig!
Die, die erst gar nicht da sind, …erst gar nicht reingelassen worden sind, …bzw. die konsequent bereits abgeschoben worden sind.

Ganz einfache Lösung !

Last edited 8 Tage her by CIVIS
Manfred_Hbg
8 Tage her

Zitat(e): „Der jährliche Schaden summiert sich auf mehr als vier Milliarden Euro. (…………………). Die Politik zeigt sich bisher zurückhaltend. In Baden-Württemberg lehnt das CDU-geführte Innenministerium derzeit eine Verschärfung der Strafen ab.“

> Och, mal abgesehen davon, dass es sich hier doch nur um Peanuts handelt und das Migration doch auch mit den Alltag der Menschen verdamt wenig zu tun haben soll, so zeigen wir dann doch wohl auch hier noch ein büttel Verständnis und bezahlen auch noch diese Verluste beim Einkaufen an der Kasse.

Alles kein Problem. Und wenn doch, dann würden die Lütt doch wohl auch anders wählen -oder?

AlNamrood
8 Tage her

Erinnert sich noch jemand an die Berichte kurz nach 2015 über die Diebstähle von Migranten? Supermärkte mussten Wachpersonal anstellen. Das ist irgendwie komplett aus dem öffentlichen Auge verschwunden. Seltsam, nicht?

Or
9 Tage her

Mal so ganz blöde Frage.

Wie wärs, ein bestimmtes Klientel einfach nicht in den Laden zu lassen ? So mit Hilfssheriffs und so ? Ich meine, zur Zeit des grassierenden Corona Irrsinns ging’s ja auch.

Thalavox
7 Tage her
Antworten an  Or

Die Verluste werden auf das ehrliche Publikum umgelegt.

Außerdem kosten Sicherheitskräfte Geld.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass eine bestimmte Klientel zu Dutzenden zu den Läden käme, um sich mit Gewalt Zugang zu verschaffen.

Peter P.
9 Tage her

Also schon oft gehört aber dieser Satz ist immer noch zutreffend.
Geliefert wie bestellt.
Seht nur das Ergebnis der letzten wahlen und heute ist die linke CDU (mit der linken CSU) wieder vor der AFD.
De rDeutsche checkt es einfach nicht.

Dumm, dümmer am dümmsten. Was kommt danach? Vieleicht unendlich dumm. Und wer noch eine Steigerung für Dummheit möchte sagt dann einfach der deutsche Wähler. (Sorry an die Ostdeutschen denn es bezieht sich eigentlich nur auf die Westdeutschen welche Lernresistent sind.)

Berlindiesel
9 Tage her

Warum schreibt auch ein sich als „alternativ“ verortendes Medium wie Tichys einblick nur verklausulierend von „Banden“, oder „Jugendlichen“? Wenn es Deutsche sind, müsstest Ihr die Herkunft oder Identität nicht verschweigen – und dass die TE-Redaktion in der Lage ist, diese zu recherchieren, wissen wir alle. Wenn sie wollte. Ich kann es aber auch so ausdrücken: Ein Zigeuner ist für mich kein „Rumäne“. Zigeunerkinder haben mir schon vor 40 Jahren meine Armbanduhr vor dem Pantheon in Rom vom Handgelenk geklaut und ich bin hinterher gerannt und habe sie mir zurückgeholt, wohlwissend, dass diese 10 bis 12jährigen von keinem Carabinnieri belangt oder… Mehr

Madame Blume
8 Tage her
Antworten an  Berlindiesel

„Sondern diejenigen unter ihnen, die von Diebstahl, Bettelei und Betrug leben.“ Machen das nicht so ziemlich alle von denen? Ich kenne keinen einzigen Zigeuner/Sinti/Roma, der irgendwo versicherungspflichtig arbeiten geht… Ich nenne gern z.B. den allseits bekannten Namen „Goman-Clan“. Ich sehe sie in meiner Stadt stets gut gekleidet mit teuren Autos vorfahren, die Männer oft im Anzug, die Frauen IMMER in Rock/Minirock und blond gefärbten Haaren und Goldschmuck am Körper. Auch die Kinder von denen laufen gekleidet wie kleine Prinzen und Prinzessinnen durch die Innenstadt, als wollten sie zeigen, dass sie „etwas Besonderes“ sind. Wo ich mich dann immer frage, wo… Mehr

Last edited 8 Tage her by Madame Blume
Paprikakartoffel
3 Tage her
Antworten an  Madame Blume

Die anderen Sinti sehen Sie halt nicht. Die wollen nicht mit Kriminellen verwechselt werden. Viele Sinti und auch Jenische haben eine ganz normale bürgerliche Existenz.