Wenn die Evangelische Kirche ihren eigenen Glaubensschatz mit Füßen tritt

Die evangelische Amtskirche diszipliniert einen konservativen Pfarrer mit Gehaltskürzung und stellt damit ihre Glaubensverachtung unter Beweis.

Der Bremer Pfarrer Olaf Latzel ist wohl der bekannteste konservative evangelische Pfarrer in Deutschland. Seine Gottesdienste werden auf Youtube regelmäßig angeschaut, manches Mal mit sechsstelligen Aufrufzahlen. Neben seiner Präsensgemeinde in Bremen ist Olaf Latzel somit zu dem Kopf einer „Internetkirche“ geworden, wo Christen sich die Impulse schenken lassen, die sie in ihren Heimatgemeinden nicht bekommen oder die in ihren Heimatgemeinden verachtet und bekämpft werden. Das Internet als neue Form der Kirche in Zeiten, wo die klassichen Kirchen versagen.

Egal wie man theologisch zu ihm steht, Olaf Latzel ist durch ein Gerichtsverfahren ein Fall für den Zustand unserer Gesellschaft und der evangelischen Kirche geworden. 2019 hat sich Latzel in einem Eheseminar in zwei Sätzen abwertend und mit unwürdigen Begriffen über die queere Ideologie geäußert. Die queere Szene hatte zuvor die Kirche Latzels mit Sachbeschädigungen und Propaganda-Schmierereien verunstaltet.

Latzel hat sich mehrfach für seine Aussagen öffentlich entschuldigt. Obwohl seine Äußerungen gegen die queere Ideologie wahrscheinlich in deutschen Moscheen mindestens genauso kritisch geäußert werden, musste sich Latzel vor Gericht wegen „Volksverhetzung“ verteidigen, während derlei predigende Imame unbehelligt bleiben. Das Verfahren endete nach 5 Jahren und mehreren Instanzen 2024 mit einem Vergleich, in dem Latzel sich bereiterklärte, 5.000 Euro Strafe an queere Lobbygruppen zu zahlen, um endlich gerichtlich Ruhe zu haben, um sich wieder ganz seiner seelsorgerlichen Aufgabe widmen zu können.

Doch wer dachte, dass damit die Sache gegessen sei, der irrte. Jetzt hat im Mai 2025 die Kirche noch einen obendrauf gesetzt. Seine eigene Landeskirche hatte sich niemals hinter ihren Pfarrer gestellt. Stattdessen möchte auch sie ihren Pfarrer erziehen. Olaf Latzel erfuhr über die Presse von folgendem Beschluss der Bremer Kirchenleitung = „Kirchenausschuss“.

„Nach sorgfältiger Prüfung aller relevanten Aspekte hat der Kirchenausschuss entschieden, die Bezüge von Pastor Olaf Latzel als Disziplinarmaßnahme um 5 Prozent für die Dauer von 48 Monaten zu kürzen. Diese Maßnahme trägt der Schwere des Verstoßes durch seine Äußerungen Rechnung und soll ihm über vier Jahre hinweg als Erinnerung und Mahnung für sein Fehlverhalten dienen. Die gekürzten Beträge werden Organisationen zur Verfügung gestellt, die als Anlaufstellen für queere Menschen dienen und wichtige Arbeit in diesem Bereich leisten.“

Latzel wird „nach sorgfältiger Prüfung aller relevanten Aspekte“ bei den üppigen Pfarrgehältern die Einbußen von monatlich ca. 350 Euro brutto und vielleicht 175 Euro Netto verkraften können.

Doch die entscheidenden Fragen für mich sind:
Wieviel Jahrzehnte sollte ein Mensch nach Ansicht der Kirche für zwei falsche politische Sätze in seinem Leben büßen?
Gibt es in der evangelischen Kirche so etwas wie „Vergebung“, wenn ein Mensch seine Worte aufrichtig bereut und er gesellschaftlich bereits zu Genüge dafür bestraft wurde?
Nimmt die evangelische Kirche rotgrüne Haltung wichtiger als ihr christliches Kerngeschäft der Vergebung?
Glaubt die evangelische Kirche nicht mehr an die evangelische Arzenei der Versöhnung?

Das wäre ein tiefgreifendes kirchliches Armutszeugnis, das weit schwerer wöge als die zwei missratenen Sätze von Olaf Latzel. Das kirchliche Disziplinarverhalten wäre Ausdruck für die religiöse Selbstaufgabe und christliche Irrelevanz der evangelischen Amtskirche.

„Wenn wir unsere Sünden bekennen,
so ist er treu und gerecht,
dass er uns die Sünden vergibt
und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

(1. Johannes 1,9)

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Kommentare ( 18 )

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ortega67
21 Tage her

Was hat er denn bitte gesagt, was dem Wort Gottes widerspricht. „Genderdreck“ ? „Homolobby“? „CSD Verbrecher“? Die Bibel kennt viel krassere Worte für solche Sünden, sie werden aber von den Pfarrern verschwiegen und geleugnet. Die EKD ist längst fest in den Händen des Widersachers.

Dundee
1 Monat her

Die Gerechtigkeit die Latzel widerfährt, ist die noch gnadenvolle Gerechtigkeit Gottes. Ein Pfarrer der immer noch der evangelischen Kirche angehört, gehört deswegen bestraft. Denn er kann nur ein Heuchler sein. Ein echter Geistlicher im Namen Jesu wäre schon lange aus der Kirche ausgetreten und würde frei die Lehre Jesu verbreiten. Ein Prediger Gottes, der Sold vom Teufel bezieht, kann kein Prediger Gottes sein.

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Dundee

Das müsste dann ja in aller Konsequenz für alle „Angestellten“ der Kirche gelten, oder?

Nibelung
1 Monat her

Inquisitorische Maßnahmen um einen Abtrünnigen zu bekehren und das noch in leichter Form weil sie die Gesetzgebung daran hindert brachialer zu werden und wer nun der Gottlose von beiden Parteien ist, darüber läßt sich streiten, allerding nicht wenn man die Bibel als tägliches Gebetbuch der Kirchen zu Hand nimmt um darin die Worte des Herrn zu erkennen, der dem Pfarrer inhaltlich recht gibt und nicht seiner Amtskirche, die ehedem schon seit 500 Jahren vom Glauben abgefallen ist, weil sie über das erzeugte Schisma zu Außenseitern wurden und das auch bleiben werden. Die wahre Kirche steckt in der Nachfolge Petri und… Mehr

h.milde
1 Monat her

Ach, die vernmarxte sog. evangelische & „queere“ Pornokriche ist eh verloren. Genauso wie jetzt auch die deutsche RK, die eine nmM. satanische Tanzaufführung mit halbnackten „Künstlern“, die mit Hühnchenkadavern in Windeln im „Hohen Dom zu Paderborn“ rumsprangen, um diesen mit stillschweigender Zustimmung des Erzbischof Bentz & im Beisein von MP Wüst & Buntpräsident Steinmeier, als „Woken SODOM zu Pornoborn“ zu entweihen, bzw. dem „Anitchrist“ umzuwidmen“.

Brotfresser
1 Monat her

Bin juristischer Laie, aber die Höhe der Vergütung ist m.W. ein „wesentlicher Bestandteil“ eines Anstellungsvertrages. Und bei „wesentlichen Bestandteilen“ gilt immer, das sie nicht einseitig zu ändern sind!?
Falls sich ein Jurist dazu berufen fühlt, würde mich eine fachliche Einschätzung sehr interessieren.
Kirchenrecht ist aber vielleicht auch noch etwas anders!?

achijah
1 Monat her
Antworten an  Brotfresser

Bei Verfehlungen greift das beamtische Disziplinarrecht, dass bei leichteren Verfehlungen Gehaltskürzungen vorsieht.

Marcel Seiler
1 Monat her

Zur Kirche: Aus meiner Kindheit – Kindergottesdienst – habe ich sehr gute Erfahrungen mit der Kirche. Der Pastor (Jahrgang ca. 1900) konnte uns Kinder segnen, als käme der Segen direkt aus dem Himmel. Davon zehre ich heute noch.

Ab Mitte der 1960’er die Sozialarbeiter-Pastoren. Nett, ihre Jugendarbeit war OK, aber die Verbindung zu Gott hatten sie verloren. Ich bin mit 21 ausgetreten.

Jetzt die Gesinnungs-Moralisierer, noch ein spiritueller und (intellektueller?) Abstieg. Das gilt nicht für alle; ich kenne einen Pastoren, der diesen Abstieg nicht mitgemacht hat. Aber die Kirche als ganze: ein Trauerspiel. Eine Wende sehe ich nicht.

Last edited 1 Monat her by Marcel Seiler
Marcel Seiler
1 Monat her

Zur Justiz: Ich hatte früher Respekt vor der Justiz; das ist vorbei. Solange sie die vielfach verfassungsfeindlichen Aussagen islamischer Vertreter ignoriert, aber Deutsche wegen Dingen verurteilt, die unter eine richtig verstandene Meinungsfreiheit fallen, trägt sie zur Delegitimation des Staates bei. Im Grunde macht sie sich lächerlich. Das versetzt dem deutschen Gemeinwesen tiefe Wunden.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Marcel Seiler

Es gibt ein Buch mit dem Titel „Furchtbare Juristen“ – aber das hat mit denen heute nichts zu tun.

Marcel Seiler
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Eine Parallele zum Dritten Reich aufzuzeigen, halte ich nicht für sinnvoll. Es mag zwar in einigen Aspekten richtig sein (wohl aber nicht in allen). Aber es wird der Dieskussion nicht helfen, wird nur zum vertieften Kulturkampf, niemals zu irgendeiner Einsicht oder Verständigung führen. Das gilt für beide Seiten.

Michael V.
1 Monat her

Die EKD ist in weiten Teilen vom Evangelium abgefallen und hat die Bezeichnung „Kirche Jesu Christi“ nicht verdient! Ganz im Gegenteil sie ist zu einer NGO verkommen!
Wer christliche Inhalte im Programm des letzten Kirchentages in Hannover suchte, der suchte sie vergebens!
Pastor Latzel ist ein treuer Diener des Wortes Gottes. Er steht zu seinen Fehlern und Schwächen, die er offen zugibt und das macht ihn authentisch!
Gott segne ihn!

RMPetersen
1 Monat her

Und, was hat er gesagt?
(Ich frage nur, um die fluiden Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Strafrecht nicht zu überschreiten.)
Siehe auch von 2024: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/verfahren-gegen-bremer-pastor-olaf-latzel-wegen-volksverhetzung-eingestellt
Dort wurde formuliert, es habe sich „… abfällig über die Gender-Bewegung und über Homosexuelle …“ geäussert.
Ist das wirklich strafbar?

Marcel Seiler
1 Monat her
Antworten an  RMPetersen

Frage: Ist abfälliges Äußern über die Genderbewegung oder Homosexuelle strafbar?
Antwort: Wenn Sie Deutscher mit deutscher Abstammung sind, dann ist das Volksverhetzung. Wenn Sie Muslim sind, ist es durch die Religionsfreiheit gedeckt oder durch Ihre Fluchttraumatisierung oder durch Ihre Identität.
Das mag nicht jedes Gericht oder jeder Leitartikel so sehen, aber Sie sollten in jedem Fall mit dieser Beurteilung rechnen. Vorsicht ist besser als Nachsicht.