Tichys Einblick
Migrantenquote für Schulen?

Die unmögliche Quote: Der neue Alarmruf des Lehrerverbands

Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger stellt fest, dass Integration und Bildung nicht gelingen, wenn fast nur Migrantenkinder in einer Schulklasse sitzen. Doch die Quote, die er fordert, wird niemand wirklich umsetzen wollen, schon gar nicht jene, die sonst Quoten lieben.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

IMAGO / Alexander Pohl

Schon wieder eine Quotenforderung? Ja, aber diese ist ganz anders als jene, die Regierungspolitiker gerne umsetzen. Es geht nicht um die Verteilung lukrativer Posten in Aufsichtsräten und Parlamenten, sondern um Hunderttausende Kinder in Tausenden Schulen. Angesichts der jüngsten Gewaltexzesse zu Silvester fordert der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, Migrantenquoten an Schulen und in Klassen. „Wir haben ein Integrationsproblem in Deutschland“, welches sich auch an deutschen Schulen abspiele, sagte er der Bild. Wenn die Politik Integration zum Erfolg führen wolle, brauche man „verpflichtende vorschulische Förderung, flächendeckende Sprachstandtests und Migrationsquoten“.

Seine Argumentation ist schlüssig: Integration gelinge nicht, wenn zum Beispiel in Klassen an Brennpunktschulen 95 Prozent nicht-deutsche Schüler sitzen. Wie hoch die Quote genau sein sollte, wollte Meidinger nicht sagen. Er sagte jedoch, dass ab einem Anteil von 35 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund in einer Klasse „die Leistungen überproportional“ abnähmen.

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Doch so klar und kaum widerlegbar die Analyse auch ist: Die Forderung wird keine Folgen haben. Denn sie liegt quer zu den ideologischen Vorstellungen, die Quotenpolitiker pflegen: Demnach sind Quoten dazu da, vermeintlich diskriminierten Angehörigen benachteiligter Gruppen einen festen Anteil bevorzugter Positionen zuzusichern. Bei Meidingers Forderung geht es um das Gegenteil: deren Anteil zu begrenzen. So etwas hören grüne und sozialdemokratische (Bildungs-)Politiker nicht gerne.

Die Frage nach der praktischen Umsetzung dürfte ohnehin jede konkrete politische Initiative ausbremsen: Will man wirklich Tausende nichtmigrantische Schulkinder zum Beispiel aus Berlin-Dahlem in Brennpunktschulen nach Neukölln schicken und umgekehrt die Kinder von Migranten?

Die Forderung von Meidinger sollte als das verstanden werden, was sie eigentlich ist:   ein Alarmruf, der sich weniger an die Bildungspolitik richtet, als an die Migrationspolitik. Die Schulen sind nur das gesellschaftliche System, an dem die gewaltigen Probleme, die die ungebremste Zuwanderung verursacht, besonders deutlich werden. Der Schlüssel zur Bewältigung des Integrationsproblems, das Meidinger feststellt, liegt nicht in der Hand der Lehrer und Bildungspolitiker, sondern dort, wo über Ausmaß und Auswahl der Zuwanderung entschieden wird.

(Mit Material von dts)

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