Leserkommentare zu „Ukraine: Warum viele das lange Zaudern von Kanzler Scholz gut finden“

Die Lieferung von 14 Kampfpanzern an die Ukraine wird nicht kriegsentscheidend sein - aber spaltet die Bevölkerung. Die Furcht vor Krieg und Bomben tritt zwischen die verhärteten Fronten von Putin-Gegnern und -Anhängern. Die politische Debatte greift diese Gefühlslage nicht auf. Leserkommentare spiegeln das wieder.

IMAGO / photothek
Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler, aufgenommen im Rahmen der Regierungsbefragung im Deutschen Bundestag in Berlin, 25.01.2023
In meinem Beitrag vom 26. Januar – Ukraine: Warum viele das lange Zaudern von Kanzler Scholz gut finden – schrieb ich:

Die einen wollen, dass Putins Russland den Krieg in der Ukraine verliert. Die anderen wollen, dass Deutschland sich aus allen Kriegen raushält. Beide Positionen sind legitim. Auch wenn es in der emotional hoch aufgeladenen Atmosphäre schwer fällt, sollte eine sachliche Diskussion an die Stelle des gegenseitigen Anschreiens treten, darüber, welche Folgen die eine und andere Politik aus welchen Gründen erwarten lässt. Damit wäre allen mehr gedient.

Ich bin alle 399 Leserkommentare in der Reihenfolge ihrer Abgabe durchgegangen und versuche, einer Auswahl von sachlichen Beiträgen gerecht zu werden. Eine Auseinandersetzung mit dem weiteren Gang der Dinge in der Ukraine und zwischen Washington und Moskau und den Folgen in Europa setzt für mich voraus, von der Lage auszugehen, wie sie jetzt ist. Es ist nutzlos, bei jedem Beitrag auf TE, der sich mit dem Ukraine-Krieg befasst, sich die verschiedenen Sichtweisen der Vorgeschichte von der Kiewer Rus über das Entstehen des Zarenreiches, die Installerung der Sowjetunion durch den Oktoberputsch der Bolschewiki, die Zusagen der USA und Westeuropäer, die Nato nach dem Beitritt der DDR zur BRD nicht nach Osten auszudehnen, die Minsker Abkommen, dass die Ukraine nie ein eigener Staat gewesen wäre – und so weiter und so weiter um die Ohren zu werfen. Politik hier und heute kann nur vom Ist ausgehen und nicht von irgendeinem Zustand, der früher tatsächlich oder vermeintlich bestand haben soll. Das ist mein Kriterium, mit welchem Leserkommentar oder Autorenbeitrag auf TE oder wo auch immer ich mich befasse und mit welchem nicht.

Georg J: „Die einen wollen, dass Putins Russland den Krieg in der Ukraine verliert. Die anderen wollen, dass Deutschland sich aus allen Kriegen raushält.“
Es gibt eine dritte Position: Ich will, dass der Konflikt in der Ukraine nicht „auf dem Schlachtfeld“, sondern diplomatisch gelöst wird. Der Minsk-Vertrag bot die Grundlage dafür und er wäre bis März 2022 zu realisieren gewesen. Inzwischen ist die Lage leider eine andere. Eine friedliche Lösung wäre immer noch möglich und zwar durch eine UN-überwachte Volksabstimmung in den umgekämpften Gebieten, um zu erfragen, zu welchem Staat die Bewohner gehören wollen, ähnlich wie im Saarland nach dem 2. Weltkrieg.

Dazu steht in meinem Beitrag: In der Ukraine würde nach der ursprünglichen Logik des Selbstbestimmungsrechts der Völker eine Zweiteilung des Landes herauskommen. ‚Würde‘, da keine solche Abstimmung stattfinden wird, weil die alle Beteiligten von politischem Gewicht nicht wollen.

Ulrich B.: Sehr geehrter Herr Georgen, im Großen und Ganzen stimme ich ihrer Einschätzung zu. Ein paar Punkte sehe ich anders:
• Schweiz:
Ich glaube, der Traum „Deutschland als eine große Schweiz“ ist nicht viel mehr als eine metapher bei den meisten für: wir wollen einfach von der Politik inkl. Weltpolitik in Ruhe gelassen werden und uns nicht weiter darum kümmern (müssen). Ich glaube, dass die meisten sich nicht wirklich um Politik scheren, solange es irgendwie halbwegs läuft.
• Ukraine-Krieg in Deutschland:
Hier sollte man nicht vergessen, dass viele medienschaffende ‚links‘ sind wie mittlerweile wohl viele Politiker aller Parteien. Mit ‚links‘ meine ich weniger eine ideologisch fundierte Einstellung, die auf Wissen basiert, als vielmehr eine Art ‚Lebensgefühl‘, dass erwachsen ist aus ’68, Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung und sich heute gerade in städtisch-akademischen Gruppierungen wiederfindet, an denen sich eben auch viele Journalisten und Politiker anschließen bzw. entstammen. Weniger durchdachte politische Positionen als vielmehr Gruppengefühl/Selbstwahrnehmung als ‚cool‘ und diese darstellende (konkrete) Handlungen und Forderungen bestimmen die politisch-gesellschaftlichen Ausrichtungen. 
So eben auch im Ukraine-Krieg.

Boudicca: Putin hat mit dem Angriff auf die Ukraine eine ähnliche Situation geschaffen wie Hitler vor dem zweiten Weltkrieg. Es ist sicherlich wichtig ruhig und überlegt eine Strategie zu entwickeln, um diese Situation nicht „eskalieren“ zu lassen. Der Kanzler hat das selbst am 27.Februar 2022 angekündigt. 11 Monate später hat er nun verkündet 14 Leopard zu schicken, weil sich das Problem Ukraine nicht selbst gelöst hat und es Zeit wird sich Rückendeckung mit dem Argument der uneingeschränkten Hilfe zu verschaffen. Vielleicht wird das Thema von ca. 20 Millionen ukrainischer Kriegsflüchtlinge in der EU zur geheimen Agenda. Wenn Putin die Oberhand bekommt, wird eine Massenflucht das wahrscheinlichere Szenario, weil es in der zerstörten Ukraine für sie keine Zukunftsperspektive geben wird.

ssasse (Antwort an  Boudicca): Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Lösung hat sich schon lange geschlossen. Hat die Bundesregierung noch im Stillen gehofft, dass die Ukraine baldigst der russischen Übermacht erliegen möge, ist genau dieser Sachverhalt nicht eingetreten. Spätestens jetzt wäre es angebracht gewesen, im Zuge der Scholzischen Zeitenwende massiv und koordiniert zu unterstützen mit dem Ziel einer Verhandlungslösung aus einer Position der Stärke.
 Das, was jetzt hier passiert ist erbärmlich. Eine Atommacht ist nicht zu besiegen. Die Ukraine blutet aus, der Amerikaner schaut zu, Europa vergeht und mit Ihr über kurz oder lang die Ukraine.

VoiceoftheSouth: Die Diskussion irgendwelche Waffen und liefern und Verbündeten zu folgen, ist viel zu kurz gesprungen. Grundsätzlich sollte sich D / die EU darüber klar sein, dass dies ein Krieg RU gegen USA ist, der allerdings vor ihrer Haustür stattfindet. Daraus sollte die EU ihre eigenen Ziele definieren und entsprechend handeln. Amerika verfolgt in jedem Konflikt das Konzept „America first“, das kann aber nicht das Konzept der EU sein, und doch handelt sie im Moment so. Die EU hätte von Tag 1 des Konflikt Ihren eigenen Weg gehen müssen, wollte sie eigenständig international ernst genommen werden, das heisst eigene Sanktionen und eine eigene Idee des Eingreifens, Diplomatie statt Kriegsplatitüden. Schlussendlich sind die Amerikaner weit entfernt und es ist ihnen schlichtweg egal, ob der Krieg sich ausweitet und noch ein paar Länder mehr zerstört werden. Am Ende gewähren sie Kredite und schicken ihre Firmen zum Wiederaufbau und verdienen daran. Das kann nicht das Ziel der EU sein.

Ich wiederhole aus meinem Beitrag: Gut und Böse eignet sich auch für Kiew und Moskau als Unterscheidung nicht. Aber darum geht es ja in der Außenpolitik nie, sondern um Interessen.

Themistokles: Womöglich kommt die Skepsis gegenüber der Lieferung von schwersten Waffen aus einer tief verwurzelten Skepsis gegenüber allem Militärischen, weil jede Familie in Deutschland einen Vater, Großvater oder Urgroßvater hat oder hatte, der seinen Kindern und Enkeln erzählt hat, was Krieg bedeutet. 
Jeder Deutsche, der mit wachen Augen durch Hamburg, Köln, Mannheim oder Berlin geht, kann sehen, was der Krieg mit diesem Land gemacht hat. Er wird die schönen, historisch gewachsenen Stadtkerne vergeblich suchen, weil sie allesamt weggebombt wurden. An ihrer Stelle stehen heute hässliche Betonklötze, in nichtssagenden Innenstädten als stilles Mahnmal gegen den Krieg. 
Dieses Land wurde nach 1945 nicht entnazifiziert, aber vom Krieg wurde es restlos geheilt. Meine Großeltern waren konservativ und pro-amerikanisch, weil sie den Amerikanern dankbar waren, dass sie Deutschland nach dem Krieg nicht in einen großen Acker verwandelt haben und das sie (West)Deutschland vor dem Kommunismus bewahrt haben. Aber sie waren gegen jeden Krieg, egal wo, und von wem auch immer er auf der Welt geführt wurde. Wenn mein Opa im Straßenverkehr einer Militärkolonne begegnete und hier gab und gibt es viele Militärkolonnen, dann hat ihn eine tiefsitzende Wut erfasst. Nicht auf die armen Soldaten, sondern auf den Kommiss, wie er es nannte. Weil alle seine Freunde im Krieg geblieben sind. Deshalb sind die Deutschen in ihrer Mehrheit gegen den Krieg und auch gegen diejenigen, die wieder allzu leichtfertig nach den Waffen rufen.

Ulrich B.: … 
die Unterstützung für die Ukraine hätte schon viel früher und massiver stattfinden müssen. Die Gefahr der Kriegsausweitung besteht immer, und deshalb darf man sich davon auch nicht beeindrucken lassen. Putins Russland lässt sich auch nicht davon beeindrucken, sondern macht das, was es will – egal, was irgendein Westlicher Staat davon hält. Bereits der Einmarsch in die Ukraine war eine riesige Gefahr für einen europaweiten Krieg. Und hat es Russland interessiert oder abgeschreckt? – nein, hat es nicht. Also warum sollten wir uns von russischen Kriegsdrohungen abschrecken lassen? Damit der Aggressor Erfolg hat mit dieser Strategie? Wann würden wir damit aufhören wollen? Wann es Russland passt?

Digenis Akritas: Es gibt durchaus Gründe für den Anti-Amerikanismus, wie es Gründe für eine Anti-Russland-Haltung gibt. Dass beide Haltungen heute dogmatisiert werden, macht die ungute Emotionalität aus (alles wird heute zum Dogma!) Gäbe es den alten Westen noch, könnte ich mit der Meinung des Autors durchaus mitgehen – aber diesen Westen gibt es nicht mehr! Und der kommt auch nicht zurück! Wokismus, Klima, Corona-Diktatur, Massenmigration, Gender etc.etc. kommt auch (und gerade?) von dort.
Die Unterstellung, eine große Schweiz sein zu wollen, lenkt von der eigentlichen Problemstellung ab.
P.S. Hätten die USA ein liberal-demokratisches Russland wirklich als Partner toleriert? Glaube ich nicht. Auch Gorbatschow war am Ende vom Westen enttäuscht.

Eddie: Der wieder verstärkt auftretende Antiamerikanismus in Deutschland ist ein Phänomen zum Nachteil des Landes. Rückblick: Im 1. Weltkrieg mobilisierte der Zar zu Gunsten Serbien gegen Deutschland. Der Krieg kostete dem Zar die Macht und das Leben. Die Sowjetrussen unter Lenin mussten im Frieden von Brest-Litowsk zu den Bedingungen der Deutschen Truppen kapitulieren. Durch den amerikanischen Kriegseintritt und den Versailler Vertrag wurde Sowjetrussland gerettet und die deutschen Truppen mussten abziehen. Nach Bruch des verbrecherischen Stalin-Hitler Paktes trieb die Wehrmacht, obwohl nicht kriegsbereit, da eine Rüstung erst 1935 begann, die rote Armee vor sich her, so dass die pferdegezogene Logistik nicht hinterher kam. Mit Kriegseintritt der USA kam die Wende. Deutschland wurde aus der Luft vernichtet und Westeuropa bis zur Elbe durch die USA befreit. Dank immenser Waffenlieferung aus der USA konnte die „rote Armee“ die ausgeblutete Wehrmacht zurückschlagen. Fazit: Deutschland war immer der Loser, wenn es gegen die USA ging. Es verwundert, dass sich Deutschland immer von der Verliererseite angezogen fühlt. Abgesehen davon, dass es verbrecherisch ist, Putins Bombardierung der Ukraine hinzunehmen, wird Deutschland keine Sicherheit vor ihm haben, falls es ihm gelingt die Ukraine auszulöschen.

Babylon: Dass der „große Kanton“ Deutschland nach zwei verlorenen Weltkriegen, deren Ursache letzendlich in der Bismarckschen Staatsgründung und dem sich daraus ergeben habenden Aufschwung, wirtschaftlich, wissenschaftlich, machtpolitisch, klonialpolitisch im damaligen imperialistischen Zeitalter, mit der Konsequenz einer ernstzunehmenden Konkurrenz in Hinblick auf die damalige Weltmacht Großbritanien und dem zaristischen Russland sich auf einen Weltkrieg einließ, der nachdem er verloren war einen zweiten als blutiges Kind gebar, der mit einer Totalkatastrophe endete, politisch, moralisch, millitärisch, (man verzeihe mir dieses Satzungeheuer, das genau so verbaut ist, wie die deutsche Situation in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts) jetzt seine schweizerische Ruhe haben will, in der Erkenntnis einen dritten Krieg im atomaren Zeitalter nicht zu überleben, sondern katastrophisch zusammen gehauen wird, muß nicht erstaunen.
 Zur grünen Partei als kleine Anmerkung. Die Grünen sind inzwischen nur noch antiamerikanisch im Hinblick auf den nichtwoken also nichtlinken, freiheitlichen Teil der amerikanischen Gesellschaft, mit den woken democrats können sie sich bestens identifizieren und sind ein Teil dieser Community. Deshalb auch ihre Kriegsbegeisterung und ihr Kampfgeschrei. Wenn die woke Baerbock als deutsche Außenministerin in London sagt, „Wir befinden uns im Krieg mit Russland“ könnte man das ohne weiteres als deutsche Kriegserkläung definieren, genau so wie 1939 als Großbritanien und Frankreich Hitlerdeutschland nach dessen Überfall auf Polen den Krieg erklärt hat. Damals zu Anfang von WKII millitärischer Konflikt Deutschland/Polen heute Russland/Ukraine. Übermäßig große Unterschiede sind nicht zu erkennen, Lage 1939, Lage 2023 was die Grundpositionen angeht. Unterschied, atomare Bewaffnung beider Seiten, deshalb noch eine gewisse Nachdenklichkeit den ganz großen Zusammenstoß zu vermeiden. Ansonsten absolute Dunkelheit im Tunnel

beuer: Was wäre so schlimm daran, wenn Deutschland eine Neutralität nach Schweizer Vorbild anstrebt? Warum sollen wir ständig die Politik der USA betreiben, statt endlich eigene Interessen in den Mittelpunkt des außenpolitischen Handelns zu stellen? Andere Länder machen das, nur Deutschland hat eine Regierung, die alles Mögliche macht, nur nicht, Schaden vom dt. Volk abzuwenden. Warum sollten wir für die Ukraine ins russische Messer laufen? Nur, weil es Washington befiehlt? Wenn Deutschland auf dem militärischen Gebiet etwas verändern will und muss, dann ist es die Wiederherstellung der Fähigkeit, das dt. Territorium gegen jeden Angreifer zu verteidigen. Das ist die einzige Aufgabe der Bundeswehr, nicht ein Ausverkauf der eigenen Waffenreserven zugunsten der korrupten ukrainischen Führung und auch nicht, Deutschland oder die Freiheit am Hindukusch, in Mali und wer weiß wo sonst noch zu verteidigen.
 Einem Schweizer Vorbild zu folgen, würde aber auch bedeuten, mehr Entscheidungsgewalt in die Hände des Souveräns zu geben, etwas, das die Parteien, welche sich den dt. Staat zur Beute gemacht haben, nie und nimmer freiwillig mitmachen würden. Also wäre auch eine kreative Zerstörung des parasitären Parteiensystems, wie wir es jetzt haben, erforderlich.
Doch bevor dies alles angegangen werden kann, haben die Deutschen eine dringlichere Aufgabe, deren Lösung keinerlei Aufschub mehr haben darf, das ist die restlose Vernichtung der Grünen als Partei und die Überwindung ihres ideologisch verblendeten Gedankenguts, das Deutschland auch ohne Krieg in den Untergang führt.

Lucius de Geer: Korrekt – direkte Demokratie, freie Marktwirtschaft, wehrhaftes Militär, der ganzen Welt zugewandt als Handelsnation, aber neutral gegenüber allen Großmächten – das Ideal einer großen Schweiz schwebt vielen nachdenklichen Zeitgenossen im kleinen Deutschland vor. Mit Antikapitalismus oder Antiamerikanismus hat das nach meinem Eindruck wenig zu tun.

Thorsten Hempel: Das Bekenntnis zum Westen, zur Nato, zu den USA (auf letzteres läuft es ja hinaus) würde deutlich leichter fallen, wenn man das Gefühl hätte, dass es auf Gegenseitigkeit beruht. Und dass Deutschland, bei allen Sachzwängen, noch ein halbwegs selbständiger Akteur sei. Das alles ist aber offenbar schon länger nicht mehr der Fall. Im geopolitischen Schachspiel der Amerikaner sind wir nur noch eine beliebig verschiebbare Figur.

Rainer12: „In Russland gibt es nicht weniger Freunde von Recht und Freiheit als in Deutschland.“
 Ich bin überzeugt davon, dass das auch auf alle anderen Völker zutrifft.
 Ihre unaufgeregte Beschreibung der Situation tut gut in einer Zeit, wo selbsternannte Fachleute uns scheinbar am liebsten schon aktiv im Ukraine-Krieg sehen würden. Vor allem schwingen Sie nicht die Moralkeule und Sie stellen die USA und ihre Entscheidungen nicht auf den Sockel der Unfehlbarkeit.
„Vor allem hätte ich auch gerne diskutiert, was die wahren Gründe der Grünen sind, sich so zu verhalten, als wären sie über Nacht von Antiamerikanern zu Atlantikern geworden.“
… ich auch.

M.E.S.: Lieber Herr Goergen, keinen Krieg haben zu wollen, dürfte in jeder Bevölkerung verankert sein, und in einer so existentiellen Frage nimmt die Bevölkerung schon wahr, wer in der Politik Kriegstreiber ist, und wer nicht, und auch, wer letztlich aus Kalkül mittreibt, oder wer unter Druck einknickt. Das hat nichts mit einem grundlegenden Antiamerikanismus oder Antikapitalismus zu tun. Das Gros der Bevölkerung macht seine Sicht auf die USA eher an den jeweiligen Präsidenten fest und dem, wie diese in den deutschen Medien präsentiert werden. Wie viele Deutsche informieren sich denn in der Vielfalt der US-Medien und Bloggern? Eine kleine Minderheit.
 Was repräsentieren die USA oder Russland? In Ihrer Betrachtung fehlt ein wesentlicher Punkt zum Verständnis der Deutschen in ihrem Verhältnis zu Russland, den USA und letztlich der eigenen Regierung. Das ist der Einfluss finanzmächtiger Philanthropen, Stiftungen, Fondgesellschaften auf die Regierungen und Medien der westlichen Länder, im Gegensatz zu Russland. Und wer mit einigermaßen offenen Augen die Entwicklungen der westlichen Welt betrachtet, der stellt schnell fest, dass der Einfluss der Drahtzieher destruktiv für deren Bevölkerungen ist, er ist oft teuflisch und zersetzend. Wokeness, Transgender, Frauenquoten, Rassismus, forcierte Migration bis zum Klimanotstand, alle Themen gehören zum Instrumentarium, dessen Hebel bereits bei unseren Kindern angesetzt werden. 
Der Westen hält sein der Zersetzung dienendes Stöckchen den Ländern hin, die er noch nicht in seinen Einflussbereich integriert hat. Springen die Länder nicht über dieses Stöckchen, werden sie bekämpft. Wirtschaftlich oder nun militärisch. Russland scheint nur ein dickerer Brocken zu sein als kalkuliert. Und auch viele andere Länder der Welt, in denen es nur zwei Geschlechter gibt, springen auch nicht über das Stöckchen und drücken Putin die Daumen. 
Die USA von heute sind gesellschaftlich schon lange nicht mehr die USA von vor fünfzig Jahren. Dort wie hier wird die Wissenschaft und damit auch das Potential der Industrie zerstört. Das Gegenteil ist der Fall beispielsweise in Russland. Vielleicht entscheidet gerade das über den aktuellen Konflikt. 
Und die Erwähnung des Rechtssystems in Russland geht m.E. in Anbetracht der Entwicklung in Deutschland ins Leere. Dies nicht nur mit Sicht auf haarsträubende Urteile in Karlsruhe, sondern auch überhaupt mit dem Zugang zum Rechtssystem. Wie viele Klagen wurden in den letzten Jahren ohne Begründung schon gar nicht angenommen? Und wie kommt man zu seinem Recht ohne entsprechende finanzielle Polster? TE müsste das wissen.

Udo Gerhards: Ich verurteile den Krieg in der Ukraine!
 Allerdings habe ich den Eindruck, die USA versucht mit diesem Krieg Ihren wirtschaftlichen Niedergang aufzuhalten. Siehe Lend-and-Lease-Abkommen USA / Ukraine, auch zum wirtschaftlichen Nachteil langjähriger Partner (Deutschland / Frankreich), die ohne Gewinnabsicht versuchen zu helfen! 
Menschenleben gegen Wohlstand! Das haben wir zur Genüge in Afghanistan oder dem Irak erlebt, bei dem allen Voran die USA immer die Demokratie mit martialischen Worten verteidigt haben. Begründet hat man ein unbeding notwendiges Eingreifen notfalls mit Lügen! Und die Partner sind immer gefolgt!
 Umso schlimmer finde ich dabei die Rolle der deutschen Politik und der EU. Freiwillig macht man sich immer wieder zu Vasallen der USA. Eine eigene, diplomatische Vision hat man nicht, dafür isoliert man sich immer mehr auf dem internationalen Parkett, macht sich wirtschaftlich noch weiter abhängig von Amerika und macht sich mit Vorsatz unglaubwürdig! 
Der amerikanische Kontinent ist weit weg, ein Konflikt mit Russland wird in Europa ausgetragen! Das sollte man nie vergessen!

ratio substituo habitus: Wieso gibt es nur schwarz oder weiß? Entweder befinden wir uns – wie die Anna Lena es heute formulierte: im Kreis mit Russland oder man ist Putin-versteher, AFDler, und Querbräunling?
 Ja, Putin hat die Ukraine überfallen. Ja, wir sollten helfen – aber wie weit? Die Ukraine ist weder NATO noch EU-Mitglied, also sind wir zu nichts verpflichtet und haben doch schon direkt und indirekt Mrd. Hilfe geleistet.
 Warum müssen wir die Eskalationspirale mitmachen? Panzer erfordern Luftunterstützung (wie jetzt schon lauthals gefordert), die wiederum Lufthoheit erfordert. Also AWACSmaschinen und Hightech, die nur westliches Militärs besitzen und bedienen können (wegen der Geheimhaltung – wird man das der Ukraine kaum geben). Und schon sind wir nicht nur verbale, sondern echte Kriegspartei. Wer will das? Merkt denn niemand, wie wir Stück für Stück von kriegsgeilen Kriegsgewinnlern hineingezogen werden? Fehlt nur noch der große „Auslöser“ wie Pearl Harbour, die angeblichen Lager der Serben oder die Giftgasfabriken des Saddam. Was wir es diesmal?
 Aber eines ist sicher: ohne mich!

RauerMan: Ja, Herr Goergen, Ihre Gedanken sind nachvollziehbar, neu das schweizerische Element, jedenfalls für mich.
 Gerade in der jetzigen Situation wird eine Sehnsucht nach ungestörtem Frieden mit allem Luxus vergangener Jahre sichtbar.
 Das ist ja auch, die vielleicht naive Vorstellung vom ewigen Frieden. 
Die Störenfriede, ob von Ost oder West werden gleichermaßen, jetzt RU natürlich mehr, wegen des offenen Kriegsvergehens, schief angesehen.
 Unsere Westbindung fesselt die eigentliche Grundhaltung und läßt eine eigenartige Scholz´sche Symphatie entstehen.
 Alte, schon von Bismarck angestrebte Ausgleichspolitiken, nämlich mit West als auch vor allem mit RU, sind Sehnsuchtspunkte.
 An der Zerstörung solcher Bemühungen waren vor allem europäische Staaten maßgeblich beteiligt…
Für die Zukunft, mit neuen Leuten, sollten diese alten Bemühungen, losgelöst von Eifersüchten zum Wohl von Europa als auch der gesamten Erde wieder auferstehen.

Juergen P. Schneider: Die Mehrheit der Deutschen und ihre Politiker wollen einfach nur von aller Welt geliebt werden. Das geht nun einmal leichter, wenn man – wie die Schweiz – neutral bleibt. Die Aversion vieler unserer Landsleute gegen jede Art von Politik ist ja schon häufig thematisiert worden. Man braucht sich nur die Zahl der Nichtwähler anzusehen. Sie sind die Vorboten eines neuen Biedermeier. Im Land geht schief, was nur schief gehen kann und eine Mehrheit in der Bevölkerung nimmt es zwar murrend, aber auch achselzuckend zur Kenntnis und zieht sich ins Private zurück. Die Angst vor einer Verstrickung in den Ukrainekrieg ist verständlich, deswegen wurde das Zaudern von Scholz auch als positiv bewertet, obwohl ihm gleichzeitig bei Umfragen mangelnde Führung vorgeworfen wurde. Unsere Landsleute interessieren sich nur am Rande für Politik, nämlich immer nur, wenn sie eine eigene direkte Betroffenheit wittern. Indirekte Betroffenheit wird gar nicht erst wahrgenommen, da sie ja Interesse für politische Abläufe voraussetzt. Die denkfaule und naive Mehrheit im Lande ist leicht zu lenken, da sie sich nicht einmal bei Wahlen nennenswert gegen eine für sie selbst nachteilige Politik zur Wehr setzt.

Gunter Zimmermann: Dem Artikel kann ich nicht in allen Punkten zustimmen, aber die Kernthese ist leider wahr. Die Deutschen sind in ihrer Mehrheit (im Unterschied zu den Schweizern, deren Neutralität auf anderen Gründen beruht) nicht dem überwiegend angelsächsisch geprägten Westen verbunden, sondern von einer anti-westlichen, anti-amerikanischen und anti-kapitalistischen Mentalität beherrscht.. Die Vorstellungen von Gerechtigkeit, Freiheit und nationaler Selbstbestimmung sind ihnen fremd, sie wollen zum großen Teil einen Obrigkeitsstaat, in dem die Regierung sagt, wo´s lang geht. Dazu kommt der Wunsch, sich aus allem herauszuhalten, keine Stellung zu beziehen und mit der Politik nichts zu tun haben. Thomas Mann hat diese Einstellung in seiner Schrift „Betrachtungen eines Unpolitischen“ wunderbar zusammengefasst, wobei er selbst sich später einsichtig von dieser Haltung distanziert hat.

Marco Mahlmann: Ich bin fürwahr für die Westintegration, für die Partnerschaft mit den USA, für die NATO-Mitgliedschaft (wenn auch kritisch der derzeitigen NATO gegenüber) und für den American way of life. Ich bin aber dagegen, den Amerikanern willenlos hinterherzudackeln und auf Knopfdruck zu tun, was der derzeitige Präsidentendarsteller will.
 Ich war immer ein Gegner der UdSSR und verabscheue den Sozialismus, die autoritäre Staatsführung in Rußland gefällt mir nicht. Das macht mich aber nicht zum Gegner Rußlands in allem und jedem und auch nicht im Ukraine-Krieg.
 Ich bin in erster Linie deutscher Patriot, und ich sehe vor allem die Gefahr, daß Deutschland durch die Panzerlieferung (der sich wahrscheinlich Kampfjets und dann auch Soldaten anschließen werden) zur Kriegspartei wird. Wir haben keine Chance gegen Rußland; die Bundeswehr ist in jämmerlichem Zustand, und die Amerikaner helfen uns nur, wenn es ihren Interessen entspricht – was es nicht tut. Und wen interessiert die NATO-Beistandsverpflichtung, wenn es hart auf hart kommt?!
 Wir haben nichts mit der Ukraine zu tun. Wenn die Amerikaner ihre Geschäfte in der Ukraine sichern wollen, sollen sie es selbst tun. Wir haben unsere Interessen zu wahren; die Nord-Stream-Sprengung nebst allgemeiner mieser Versorgungslage haben wir uns schon ohne jede Kritik bieten lassen, die sicherheitsgefährdende Feindschaft zu Rußland ist uns aufgezwungen worden ohne Widerspruch, und jetzt sollen wir auch noch aktiv gegen unsere Interessen in den Krieg eingreifen.
Scholz wurde gelobt, weil er sich bislang diesem Wahnsinn widersetzt hat. Das war auch ein Zeichen für die Vernunft der TE-Leserschaft: Bei aller Kritik in anderen Punkten hat man den Sinn für den Moment bewahrt, an dem statt Kritik Lob angebracht ist.

Marcel Seiler: „will … eine große Mehrheit der Deutschen viel lieber auch eine Schweiz sein…“ Klar: Man möchte von der Pax Americana (Rechtssicherheit, Freihandel, Wohlstand) profitieren, ohne die Kosten zu tragen; sich die Hände schmutzig machen sollen doch lieber die USA.
Deutschland möchte lieber Trittbrettfahrer und Schnorrer sein und als Zusatznutzen das Gefühl der moralischen Überlegenheit über diejenigen haben, die seinen Erfolg erst möglich gemacht haben: Weltmeister der Heuchelei.

old man from black forrest: Mir scheint, Putin ist die neue Reizfigur von Linken (Demokraten in USA, Grünen, Merkelianer) seitdem man sich nicht mehr an Trump abarbeiten kann. Er ist der Todfeind von Klimaaktivisten, Genderisten und „Antirassisten“. Mit seinem Angriffskrieg, den ich zutiefst verurteile, gibt er ihnen eine willkommene Möglichkeit dieses „Bollwerk der Vernunft“ zu beseitigen ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Das verachtenswerte Morden Putins in der Ukraine ist die eine Seite. Unsere Aufgabe wäre, es nicht noch zu befeuern, sondern alles zu versuchen, den Krieg auf diplomatischem Wege zu beenden. Dazu gehört zum – Zeichen des guten Willens – die Kriegsrhetorik von irgendwelchen „Endsiegen“ zu unterlassen. Die angekündigte Lieferung von Panzern (Angriffswaffen) sollte als Ultima Ratio für die Ablehnung von Verhandlungen genutzt werden.

HDieckmann: „We are fighting a war against Russia“ (Baerbock). Die grüne Sekte hat sich nicht geändert! Sie ist für den Frieden und das Einfrieren der Erdtemperatur, koste es was es wolle. In der Ukraine kostet das Frieden schaffen nun mal das Leben Hunderttausender und es erfordert den Eintritt Deutschlands in den Krieg der USA gegen Russland. Wir sind die Guten und der Krieg ist alternativlos wie die (gescheiterte) Energiewende und die mRNA-Spritzen. Solange rechthaberische Medien die grüne Religion predigen, wird sich daran auch nichts ändern.

Hans E.: Also ich bin ein großer Freund des Freiheitswillens der amerikanischen Bürger, aber ein Gegner des US Imperialismus. Ist doch kein Widerspruch. Ebenso bin ich weder Feind von Russland oder der Ukraine. Ich bin aber ein entschiedener Freund von Waffenstillstand und Verhandlungen. Es sind immer die Kinder der „kleinen Leute“, die ihr Leben lassen, nie die Kriegstreiber selber und deren Kinder auch nicht. Der Sohn von Melnyk weilt im Westen, die Gattin von Selensky wahrscheinlich auf Shoppingtour in Paris, London … Auch Baerbock, Hofreiter und Konsorten werden weit weg sein, wenn es brenzlig werden sollte.
Und etwas mehr Demokratie und Neutralität der Schweiz täte unserem Land ja wohl nicht schlecht. Siehe Corona, siehe Repräsentanz des nicht-woken Bürgers …

Joe X: Herr Goergen, schauen Sie sich doch mal wieder die Bilder von Kennedys Besuch in Berlin an, und überlegen Sie nochmal, ob das Bekenntnis zu den USA wirklich „nie“ in breite Volksschichten der BRD eingedrungen ist.
 Auch ihrem Vergleich mit der Schweiz kann ich nicht zustimmern. Nicht der Wunsch nach Neutralität, sondern ein tief verankerter Pazifismus scheint mir hier sehr viel mehr der wesentliche Charakterzug vieler Deutscher zu sein. Dieser „Pazifismus“ äußert sich auch in vielen ehemaligen Soldaten, die ihren Dienst in der Bundeswehr während des Kalten Krieges als Friedenssicherung verstanden, die es aber aktuell ablehnen würden, in der Bundeswehr zu dienen, weil das ja auch tatsächliche Kriegshandlungen beinhalten könnte.

Ivan Ivanov: Lieber Herr Goergen, ich vermute, dass ein (Groß)teil der Deutschen – eher unbewusst, als bewusst – Putin als potenziellen Befreier vom Wokeism und der Großen Transformation wahrnehmen – in Russland ja haben Kinder keine Elternteile, sondern Mamas und Papas, und in russischer Wurst gibt es keine Insekten.

„Putin als potenziellen Befreier vom Wokeism und der Großen Transformation- “ das habe ich schon wiederholt im Internet gelesen, doch halte ich es schon für mehr als naiv, die in den USA vermisste Freiheitsliebe vom Putins Russland zu erwarten.

Hannibal ante portas: „Die Westorientierung war immer nur eine der qualifizierten Mehrheit in der Minderheit der politischen Klasse. Das Mehrheitsvolk will seit 1945 nichts anderes sein als eine große Schweiz – seit dem Hinzukommen der DDR erst recht.“
 Während der Bonner Republik wäre ich da sehr vorsichtig mit dieser Einschätzung. Der Antikommunismus Adenauers (und damit absolute Westorientierung Westdeutschlands ) war eines der wichtigsten Fundamente seines politischen Erfolgs. Die 68er waren wohl der langfristige Wendepunkt und dann natürlich die Wiedervereinigung. Ja, man muss sich eingestehen, diese „unumstößliche und unantastbare“ Westbindung war nur dem politischen und militärischen Druck von Osten geschuldet und entsprach nie wirklich unserer „Volksseele“ (was das auch immer genau sein soll?). Wir sind weder Westen noch Osten oder vielleicht auch beides in Einem. Um in so einer Mittellage erfolgreich bestehen zu können, bräuchte es ein politisches und vor allen Dingen diplomatisches Genie Bismarcks. Das sehe ich nun wirklich nirgendwo. Aber das Grundproblem sehe ich ganz woanders: die heutige NATO ist ohne Deutschland einfach nicht denkbar. Nicht weil wir natürlich „den besten Panzer der Welt“ haben und die bestausgerüstete Armee sowieso, sondern weil die „Ost-NATO“ einfach von der West-Nato de facto abgeschnitten wäre. Das würde nicht auf Gegenliebe stoßen, weder in West noch in Ost. Wir wären dann sehr schnell wieder von Feinden und nicht mehr von Freunden umzingelt.

Noch mal der Hinweis: Staaten haben keine Freunde. Sie sind immer umzingelt von den Interessen anderer. Vertreten sie dann die eigenen nicht, dann gute Nacht.

M. Stoll: Wo liegen „unsere“ Interessen? Was ist „unser“ Ziel?
 Ganz konkret gefragt, soll dieser Krieg so schnell wie möglich beendet werden oder soll Russland eine blutige „Abreibung“ bekommen?
 Wer ist Russlands Gegner? Die Ukraine oder der „Westen“, wie Putin behauptet? („We are fighting a war against Russia.“ A. Baerbock)
 Keine dieser Fragen ist einfach zu beantworten, wenn man objektiv bleibt.
 Zu den Fakten:
Die Ukraine hat den Angriff der Russen erst einmal abgewehrt. Das hat viele überrascht, am meisten die Angreifer selbst.
 Das war nur möglich, weil die Ukraine mit diesem Angriff gerechnet und sich jahrelang (seit 2014) darauf vorbereitet hat (bzw. darauf vorbereitet wurde).
 Die Verluste sind enorm, man spricht von bis zu 100.000 Gefallenen und Verwundeten auf jeder Seite.
 Ohne massive Unterstützung des Westens kann die Ukraine nicht ewig standhalten und müsste früher oder später einen Waffenstillstand zu Russlands Bedingungen akzeptieren.
 Die Frage ist, gibt es eine diplomatische Lösung, die allen Seiten, der Ukraine, den Russen und der (unterdrückten?) russischen Minderheit in der Ukraine gerecht wird? 
Wenn das nicht möglich oder nicht gewollt ist, geht der Krieg weiter und es stellt sich eine neue Frage:
 Wie weit ist der „Westen“ bereit zu gehen?
 Was kommt nach den Panzern? 
Flugzeuge…, Truppen…, Raketen…, Weltkrieg… ?

EndofRome: Wenn ich mir die Kommentare hier ansehe, dann ist das Räsonieren die typische deutsche Geisteshaltung. Damit erzeugt man allerdings nur viel Nebel, der einen nicht mehr erkennen lässt, dass es der liebe Wladimir war, der vor elf Monaten seine Hunde von der Leine gelassen hat. Putin hat diesen mörderischen Krieg gegen ein Nachbarvolk angefangen und hunderte Städte und Dörfer platt gemacht. Das kann man nicht schön reden und auch nicht durch Appeasement lösen.

bkkopp: Die atlantische Bindung der Grünen war schon Ende der 90er überraschend. Über die Serbien-Bombardierung von 1999 hatte man den Eindruck, dass Joschka Fischer zu einer Art Adoptivsohn von Madeleine Albright geworden war. Sie hat ihm dann später sogar ein akademisches Jahr in Princeton verschafft. Die Widersprüchlichkeit der Grünen, geopolitisch und militärisch bei Amerika, wirtschafts- und klimapolitisch aber staatswirtschaftlich bis neo-stalinistisch, jedenfalls immer antikapitalistisch. Bei Russland erscheint es weniger überraschend, wenn es mit dem Putin-Regime gleichgesetzt wird. Einmal ist Putin seit mehr als 20 Jahren im Amt, zum anderen hat sich immer mehr herumgesprochen, dass ein guter Teil der russischen Elite, einschließlich der orthodoxen Kirche, und sogar die super-hedonistischen Oligarchen samt Entourage, dem Westen kulturell sehr distanziert gegenüberstehen. Natürlich gibt es viele intellektuelle Russen, die dies für Blödsinn halten, und auch einem Alexander Dugin sehr fern stehen, und schon den Nationalismus von Alexander Solschenizyn für fragwürdig hielten. Sie wurden aber in den letzten 10-plus Jahren vom immer repressiver werdenden Putin-Regime, wie auch Grigori Jawlinski, sehr weitgehend zum Schweigen gebracht. Chodorkowski soll zwar als Exil-Liberaler aus London relativ aktiv sein, ich kann das aber nicht selbst wahrnehmen. Ich fürchte, dass es in Russland sehr wohl, absolut und proportional, viel weniger Freunde von Recht und Freiheit gibt als bei uns. Auch ein junger Einser-Jurist in Moskau konnte ca. 2000 nichts mit der Magna Carta anfangen, und hatte keine Vorstellung von der Bedeutung der Reformation im 16. Jhdt. für die spätere Zeit der Aufklärung in Europa. Er neigte eher dazu, die Französiche Revolution als der Anfang der westeuropäischen Befreiungsbewegung zu sehen, obwohl er von Adam Smith u.a. gehört hatte. In der Ukraine ist es diesbezüglich gleich, weshalb der nationale Selbstbehauptungswille gegen die russische Machtübernahme besonders überraschend war. In der Ukraine waren die Juden in Lemberg, Kiew und Odessa wahrscheinlich eine starke, mehrsprachige Bevölkerungsgruppe mit starker kultureller Westbindung. Berlin, wie schon Bonn, mag vom Baltikum bis zum Balkan, einschließlich GR, nicht beliebt sein, und deswegen eher als Bankomat gesehen werden, die kulturelle Affinität zum Westen scheint mir aber für alle west-christlichen Länder ausser Frage. Deutschland (und Österreich) wären bestimmt am liebsten eine gute Mischung aus Schweiz und Schweden. Ich habe große Sympathie dafür, dass der großen Bevölkerungsmehrheit, aus naheliegenden Gründen, der verdammte Krieg äußerst zuwider ist. Das scheint mir aber überall in Europa ähnlich zu sein. Es gibt keine “ Internationale Brigade “ zur Unterstützung der Ukraine gegen Russland. Zum Thema Panzer finde ich die kolportierte Lösung – mehrere europäische Länder liefern Leoparden, die USA Abrams, die Briten ihre Panzer, besser als eine von Deutschland angeführte Leoparden-Lösung. Von Frankreich hat man noch nicht viel gehört. Die nächste Eskalationsstufe an Waffenwünschen aus Kyiv, Mittelstreckenraketen und Kampfflugzeuge, wird die Zahl derer, die den Krieg nicht weiter und eskalierend militärisch unterstützen wollen, nur bestärken.

Johann Thiel: Mit diesem Artikel belegt Herr Goergen m. E. wieder einmal seine Sonderstellung unter den TE-Autoren. Wie beim Corona-Thema, ist er hier der Erste und Einzige, der sich um eine differenzierte Sichtweise auf die Situation bemüht, und wird es analog zu Corona, sicher auch noch eine ganze Weile bleiben.
Zwar bin ich nur in Teilen seiner Meinung und finde sein Bild unvollständig, halte aber diesen Beitrag für einen wichtigen Anstoß zur Versachlichung der Diskussion.
Wie der Autor, habe ich bis auf eine kleine Gruppe in der Politik, immer einen breiten Antiamerikanismus in Deutschland wahrgenommen, insbesondere beim normalen Bürger. Ein Zustand den ich nie wirklich nachvollziehen konnte und den ich bis heute für einen Makel halte, der sich in einem mangelnden Selbstbewusstsein der Deutschen als Nation, wie auch des Bürgers gegenüber dem Staat als solchem begründet.
Was Herr Goergen in seiner Betrachtung allerdings nicht berücksichtigt, ist dass sich die Dinge in unserem „woken“ Zeitalter völlig verändert, ja regelrecht verdreht und verknotet haben. Hatten wir bis in die Achtiger Jahre hinein eigentlich nur zwei Pole mit den entsprechenden Graustufen dazwischen, so sind es jetzt vier solcher Pole politischer Ausrichtungen.
Waren es damals zum einen, die linken „lieber rot als tot“ Amerikafeinde, die den bedingungslosen Transatlantikern gegenüberstanden, so stellt sich heute die Situation viel komplexer dar.
Zum einen teilt sich das Land in den Großteil der Bevölkerung der wie von Herrn Goergen richtig beschrieben auf der Insel der „Wirtschafts-Glückseligen“ fernab der Weltpolitik bleiben möchte.
Hier finden sich zum einen die ewigen Träumer vom sozialistischen Paradis, die immer auf der Seite derer stehen, wo sie es am ehesten vermuten. Im Ukrainekonflikt also auf Seiten Russlands. Zum anderen aber, die wesentlich größere Gruppe derer, die um den Wohlstand Deutschlands und das Wohlergehen des Landes besorgt ist und das Verhältnis zu dem wichtigen Nachbarn Russland nicht zerstören will. Diese beiden Gruppen werden leider nur zu gern bewusst vermischt um die einen mit den anderen als „Putinisten“ zu diffamieren. Ähnlich wie es bei Corona mit „Rechten“ geschehen ist.
Der andere Teil des Landes ist der politmediale Komplex der persönlich wirtschaftlich bestens und sicher versorgt, seine Aufgabe darin sieht, eine völlig neue Welt bis hin zum neuen Menschen zu kreieren. Unter ihnen finden wir die alten Transatlantiker, die heute mehr denn je, jedem aus den USA kommenden Zeitgeist hinterherrennen. Zum anderen aber auch die Amerikafeinde aus der grünen Öko-Sozialistischen Bewegung, die sich mit den Amerikafeinden aus der US-Big-Tech-Szene zusammentun um die Welt umzukrempeln.
Diese bilden zusammen mit einer woken und kriegsbefördernden Biden-Admin. und einer völlig fehlgeleiteten EU eine gefährliche und von masslosen Selbstüberschätzung getriebene Allianz gegen Russland, die den ganzen Ukraine-Konflikt überhaupt erst ermöglicht und initiiert hat.
Hier wäre das leider fehlende Selbstbewusstsein Deutschlands dringend von Nöten gewesen, um zu verhindern, dass der Ukraine-Konflikt zur Frage der Bündnistreue hochstilisiert wird.

Warte nicht auf bessre zeiten: „In Russland gibt es nicht weniger Freunde von Recht und Freiheit als in Deutschland.“ Diese Aussage trifft m.E. nur insofern zu, dass es in beiden Ländern nur eine Minderheit ist, für die Recht und Freiheit Priorität haben. Die Ukraine können wir auch noch dazu nehmen.
 Warum die Grünen so begeisterte Bellizisten geworden sind? Sie treibt, wie romantisch-dualistische Deutsche immer mal wieder, ein hypertropher Weltbeglückungswahn. Und in diesem suchen sie Anerkennung in der Welt. Das ganz und gar unwoke Rußland (betrifft Volk und Regime) ist zudem das ideale äussere Feindbild. Die Grünen wollen von der Welt geliebt werden. Jeder fanatische Ideologe ist zudem igrendwann so weit, auf Gewalt zu setzen, bevor er scheitert. Und er scheitert natürlich trotzdem. Die Grünen werden sich spalten.

Stephan Grandke: Vielen Dank für Ihre Gedanken zum Zustand der Republik Herr Goergen! Allerdings ist der Artikel meines Erachtens auch ein Beispiel für den Meinungsbildungsprozess in Dtschl.. Die Formulierung „Mit Russland meinen sie, ohne es zu sagen oder auch nur zu merken, den zaristisch-sowjetischen Mix von Putins Machtapparat.“ trifft den Nagel auf den Kopf.
 Ein treffendes Beispiel lieferte Frau Ulrike Herrmann bei Markus Lanz als sie vom Angriff des Dritten Reiches auf Russland fabulierte. Russland? Hat Frau Hermann hier nicht etwas vergessen? Ostpolen (im Oktober ’39 von Stalin überfallen), die baltischen Staaten (1940 von der UdSSR annektiert), Weißrussland und die Ukraine? 
Auf deren Territorien spielte sich der überwiegende Teil der Kämpfe ab, ihre Bevölkerungen waren zuerst und am längsten dem Vernichtungswerk der Nazis ausgesetzt. Ob es Frau Herrmann nicht besser weiß oder andere Beweggründe hat, kann ich nicht beurteilen. Bezeichnend für mich war, dass niemand aus der Runde ihrer Falschdarstellung widersprach!
 Das ist es, was mich an der ganzen Debatte stört – der Ersatz selbst einfachen Wissens und Fakten durch Gefühle, Befindlichkeiten und Glauben, Hauptsache es hört sich gut an!
 … Der Aussage „Die einen wollen, dass Putins Russland den Krieg in der Ukraine verliert. Die anderen wollen, dass Deutschland sich aus allen Kriegen raushält. Beide Positionen sind legitim.“ kann man allerdings nur entschieden widersprechen! Beide Meinungen sind zwar legal, das „Raushalten“, wenn ein Nachbar überfallen und vergewaltig wird, ist aber zutiefst amoralisch und damit keinesfalls legitim. Seltsam, dass man gerade in Dtschl. immer gerne zu vergessen scheint, wohin das „Raushalten“ aus Unrecht letztlich führt!

Marc Greiner: Zitat: „In der Ukraine würde nach der ursprünglichen Logik des Selbstbestimmungsrechts der Völker eine Zweiteilung des Landes herauskommen.“
 Fairerweise sollten Sie aber auch erwähnen, dass nach dieser Logik Russland in hundert Stücke geteilt würde.
 Darum: raus mit Russland aus allen besetzten Ländern wie Ukraine, Georgien, Moldawien, Weissrussland, Tschetschenien.

Detlef.Dechant: Bei der Berichterstattung in den deutschen Mainstream-Medien zur Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine geht es immer nur um militärische Unterstützung gegen den bösen Putin. Die Frage, ob es überhaupt in diesem Krieg um die Ukraine, die Bewahrung der „Demokratie“ in einem der korruptesten Staaten auf unserem Kontinent sowie der Unterstützung einer an die Macht geputschten Regierung geht, wird nie gestellt. Welche geostrategische Bedeutung hat die östliche Region der Ukraine und damit ein frostfreier Zugang, somit die ganzjährige Schiffspassage durch die Meerenge bei der Krim, für Russland, und welchen geostrategischen Nutzen ergäbe eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine den Amerikanern hinsichtlich einer Blockierung dieser Schifffahrtsstraße. Welche Auswirkungen hätte das auf die Unterstützung Verbündeter im Nahen Osten sowie die Versorgung Russlands? Ist es ähnlich wie die Bedeutung Taiwans für die Schifffahrt im Chinesischen Meer? Und wo bleibt die Diskussion über die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Krieges infolge der Sanktionen und dieses Panzerdeals? Die Haushaltslage der USA ist angespannt, die Schulden erreichen die festgelegte 31 Billionen Grenze und gefährden das weltpolitische Engagement der USA. Die selbst auferlegten Sanktionen spülen nun den USA erhebliche Summen durch den Export von Flüssiggas zu überhöhten Preisen in die Tasche (bereits über 20 Staaten haben langfristige Lieferverträge zur eigenen Energieversorgung abschließen müssen). Gleichzeitig schaffen Ausbau der Forschung und Nutzung der Kernenergie billige Energie für die eigene Industrie und durch zusätzliche Subventionen Anreize für ausländische Produzenten zur Verlagerung in die USA (Ford lässt grüßen!). Ein weiterer wirtschaftlich bedeutender Komplex ist die Rüstungsindustrie. Schon lange dringen die Amerikaner auf Vereinheitlichung, natürlich mit amerikanischen Produkten. Dass sie dabei nicht unbedingt zimperlich mit den Verbündeten umgehen ist nicht nur seit dem „Starfighter-Skandal“ bekannt. Einige Nachbarstaaten können ein Lied davon singen, was es bedeutet, von den USA Waffensysteme „geschenkt“ zu bekommen. Deutschland hat qualitativ eine ausgezeichnete Rüstungsindustrie, die aber durch die Selbstbeschränkung, nicht in Krisengebiete zu liefern, nicht massentauglich und sehr teuer ist. Was bedeutet nun die Belieferung der Ukraine mit Panzern durch einige NATO-Staaten? Sie senken die eigene Verteidigungsbereitschaft und brauchen Nachschub. Deutschland ist aber nicht in der Lage, aufgrund eigener Produktionskapazitäten, diesen Engpass auszugleichen. Hier bieten sich nun freundlicherweise die Amerikaner an, schnell und preiswert für Ersatz aus der eigenen Produktion zu sorgen und damit diese Länder langfristig an weitere Beschaffungen, Wartung etc. zu binden. So wird durch teure Energie die Konkurrenzfähigkeit deutscher und auch teilweise europäischer Wirtschaft auf dem Weltmarkt geschwächt, es werden, vor allem auch in der Rüstungsindustrie, Arbeitsplätze vernichtet und so zusätzlich durch die damit verbundenen Kostensteigerungen in den Sozialversicherungen die Spielräume Deutschlands auch als weltpolitischer Akteur eingeschränkt. Also noch einmal die Frage: Geht es bei diesem Krieg wirklich nur um die Ukraine?

kb: Ich hoffe dann aber auch, dass jedem der Schweizermodellliebhaber klar ist, dass ein solch neutrales Deutschland dann in der Lage sein müsste, sich selbst zu verteidigen. Das würde eine hochgerüsteten Armee mit einer wehrhaften Bevölkerung voraussetzen (Wehrdienst). Von einer gesunden Wirtschaft mit einer autarken Energierversorgung (Atomkraft, Frackinggas etc.), stark regulierter Einwanderung und weitestgehend abgeschotteten Grenzen mal ganz abgesehen. Glaubt wirklich jemand unserer Nachbarn in Europa würden ein neutrales, nicht eingebundenes Deutschland, das nur sein Ding macht, wirklich einfach so akzeptieren. Nach dem Motto die sind doch so lieb.

DELO: Die Sehnsucht vieler Deutscher nach den verlorenen zwei Weltkriegen ist absolut verständlich. Zudem ging es in der Bundesrepublik ständig aufwärts und wer einigermaßen Interesse an neuen Dingen hatte, ging nicht in die Politik, sondern widmete sich in der Industrie naturwissenschaftlichen oder produktionsorientierten Themen. In Ostdeutschland war das etwas anders, weil der ständige „Sieg des Sozialismus“ mit seiner inkompetenten Mangelwirtschaft einen industriellen Aufschwung maßlos behinderte und damit eine gewisse Gleichmacherei an die Stelle von Wohlstand und Verantwortungsbewusstsein trat. Westdeutschland ging es dagegen gut, sehr gut sogar und der Ami sicherte das Land gegen Russlandsgelüste ab und überhaupt war das ganze Osteuropa einem ziemlich „schei…egal“.
 Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kamen nicht nur die Wiedervereinigung, sondern auch die Probleme des alten Europas zurück. Das aber blieb im vereinten Deutschland und seinen Zusammengewöhnungsproblemen ziemlich unbemerkt, selbst noch, als es im ehemaligem Jugoslawien ernsthaft krachte. Die DDR „heim ins Reich geholt“ zu haben, sollte ausreichend sein und alles sollte so weitergehen, wie bisher. Dem ist aber nicht so. Und so muß sich der politisch uninteressierte Deutsche jüngerer Generation erst noch im Weltgeschehen wiederfinden. Was angesichts eines verlogenen ÖRR und einer verblendeten Mainstreampresse gar nicht so einfach sein dürfte. Und so kommt es zum Wunsch einer „großen Schweiz“.

Evero: Wir müssten in Deutschland dringenst in der Lage, in der wir sind, eine Systemdebatte führen, wenn wir den abermaligen Zusammenbruch noch verhindern wollen. Die von dem finanziellen „Support“ der US-Oligarchen und der Bundesregierung übergeschnappten Mainstreammedien nähern sich höchst bedenklich dem Zustand der veröffentlichten Meinung, der vor dem ersten und vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland herrschte. Auch auf den übrigen Politikfeldern wird dort nicht mehr diskutiert, nicht mehr kritisch hinterfragt, ob das alles, was von oben als Leitlinie vorgegeben ist an moralischer Haltung und bürgerlichem Pflichtverständnis, ob das nicht schädlich und einseitig ist, wenn man Demokratie ernst nimmt.
 Die Ausgrenzung der Kritiker in Sachen Stellung zum Ukrainekrieg, in Sachen blinder Gefolgschaft der US-Geopolitik, in Sachen rein von Gewinninteressen gesteuerter Globalisierung und Verlagerung von überlebenswichtiger Warenerzeugung ins aussereuropäische Ausland, in Sachen einseitiger, wohlstandsvernichtender Klimaanpassungspolitik, in Sachen Zuwanderung und Asyl, in Sachen pseudoreligiöser Genderpolitik, in Sachen Staat, Schule und Familie und auch in Sachen von elitären Minderheiten getriebenen Mätzchen, wie etwa der deutschlandweiten Wiederansiedlung des Wolfes in einem Land mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 233 Einwohnern je Quadratkilometer.
 Unsere Oberleitung in Berlin sollte sich ernsthaft fragen, ob sie wirklich Deutschland galoppierend in den Ruin treiben will oder auch einmal bereit ist, auf die Stimme des Volkes zu hören. Es sei angemerkt, dass der Schreiber dieser Zeilen die letzten Wahlergebnisse nicht für eine repräsentative Abstimmung über oben erwähnte existentiell wichtige Themen hält. Andere Möglichkeiten, der Mehrheit eine Mitbestimmung zu geben, gibt es in Deutschland nicht. Und die Meinung der herrschenden Parteifunktionäre repräsentieren in keinster Weise die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung.

Fußnote: Freitag Abend betrug die Zahl der Leserkommentare zum hier behandelten Beitrag fast 400. Ich hatte alle bei TE an der Moderation Mitwirkenden gebeten, alle Kommentare stehen zu lassen, auch wenn sie in Form und/oder Inhalt nicht akzeptabel sind. Ich wollte alle im Zusammenhang sehen. Nach Löschung der Inakzeptablen blieben 298 über.

Daher noch einmal die Einladung:

Die einen wollen, dass Putins Russland den Krieg in der Ukraine verliert. Die anderen wollen, dass Deutschland sich aus allen Kriegen raushält. Beide Positionen sind legitim. Auch wenn es in der emotional hoch aufgeladenen Atmosphäre schwer fällt, sollte eine sachliche Diskussion an die Stelle des gegenseitigen Anschreiens treten, darüber, welche Folgen die eine und andere Politik aus welchen Gründen erwarten lässt. Damit wäre allen mehr gedient.

Im Übrigen erneuere ich meine Erwartung vom 1. August 2022: Dafür dass es zu Friedens- oder Waffenstillstandsverhandlungen kommt, spricht zurzeit nichts, sondern wie schon seit längerem alles dafür, dass der Krieg eher noch Jahre dauert als Monate: Die Zeit spielt gegen Kiew.

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Kommentare ( 35 )

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Klaus D
1 Jahr her

„Ukraine: Warum viele das lange Zaudern von Kanzler Scholz gut finden“….für michgibt es da nur einen (1) grund also warum ich das „gut“ oder eher richtig finde. Deutschland solle eine führungsrolle übernehmen ist öfer aus dem ausland und oder von freunden aus dem ausland (politiker lobbys usw) zu hören. Aber das wäre in diesem krieg fatal ist meine meinung weil russland bzw Putin dann das bekräftigen könnte womit er die russen manipuliert sprich in der Ukraine bekämpfen wir (die russen) nazis/banderas. Würden wir die führungsrolle übernehmen und Scholz entsprechend vorpreschen könnte (würde) Putin sagen können „Da seht her die deutschen… Mehr

Klaus D
1 Jahr her
Antworten an  Klaus D

Sie sollten sich schlau machen was oligarchen überhaupt sind! Hätten wir in deutschland eine oligarchie wie in russland würde es die wohlhabende MITTE gar nicht geben. Deutschlands volk wäre extrem arm und es wären auch viel mehr und hartz 4 würde es auch nicht geben. Natürlich müssen wir wähler auch aufpassen und oder entsprechend wählen. So sind die DieGrünen laut umfragen ja wieder auf den weg nach unten (unter 10%)!

Walter Eiden
1 Jahr her

Nutzlos sind die verschiedenen historischen und geopolitischen Betrachtungen tatsächlich. Denn der Krieg findet ebenso statt wie die massive westliche Unterstützung und alles Erinnern, Hinweisen und Warnen hat nichts genutzt. . Aber es ist genau diese Nutzlosigkeit die Nachdenklich machen und zur Betrachtung der )realen) geopolitischen Lage der letzten Jahre führen sollte. Geht es Russland tatsächlich „nur“ um die Befreiung von Donbas und Co. und die Entnazifizierung der Ukraine oder steckt vor allem hinter Letzterem eine Art Metaphorik und ggfls. eine viel größere Absicht? Und geht es „dem Westen“ incl. Deutschland tatsächlich „nur“ um die Verteidigung von Freiheit und Demokratie? Trägt… Mehr

RUEDI
1 Jahr her

Christopher Clark „Die Schlafwandler“ lesen. Vor hundert Jahren und heute die Kriegseuphorie „Der Getriebenen“- historisch ungebildeten Politiker und ihre Kriegsposaunen des Politisch- Medialen-Komplexes- wollen sich buchstäblich rächen und schicken dutzende Sanktionspakete, gefolgt von „Waffenpaketen“ ohne Ende. Bis dann ein ganz großes zurückkommt, mit Adresse Ramstein oder Berlin oder an die neuen Waffenfabriken in Sachsen. Die Schlafwandler haben sich dann einfach mal eben geirrt. Kann ja mal so passieren – Hauptsache immer auf der moralisch sicheren Seite, und verstecken hinter Nato und USA. Die Schuld haben dann eben wieder die „Experten“ und selbstennannten Panzergeneräle die in den täglichen Propagandasendungen den Hals… Mehr

Babylon
1 Jahr her

„Die Zeit spielt gegen Kiev“. Dieser Auffassung, wie sie Herr Goergen äußert, muß man wohl zustimmen, wenn man vor allem die jetzt offenbar alleine vorherrschenden millitärischen Aspekte des Russland/Ukraine Konfliks berücksichtigt. Russlands Kampfmittel, Soldaten wir millitärisches Gerät können aus eigenen Reourcen bereitgestellt werden.Die Umsteuerung von Friedenswirtschaft auf Kriegswirtschaft hat begonnen und wird fortgesetzt. Russland kann produzieren ohne dass sein Territorium, wie die Ukraine, durch Luftangriffe Schaden erleidet. Durch eine mögliche Generalmobilmachung kann Russland rein numerisch wesentlich mehr Soldaten rekrutieren als die Ukraine. Die westlichen Sanktionen haben Russland bisher nicht wirklich ökonomisch geschadet durch Umlenkung seiner Energieexporte in Richtung neutrale Staaten.… Mehr

Schoenberg
1 Jahr her

Ich habe den Beitrag und viele Kommentare auch gelesen. Was die beiden unterschiedlichen Lesermeinungen trotz aller Differenzen verbindet, das ist die Ansicht, Deutschland könne in diesem Krieg eine wichtige und vor allem eigenständige Rolle spielen. Das ist aber falsch. Deutschland ist in der NATO und auf die NATO angewiesen. Es muss in diesem Bündnis tun, was von ihm verlangt wird, will man das Land nicht isolieren, wie z.B. die Türkei. Das ist schon alles. Aber seinen Beitrag still zu leisten, das wäre eine kluge Staatspolitik gewesen, die Deutschlands Position eher gestärkt hätte als die Hysterie um ein paar Leopard-Panzer. Darüber… Mehr

Boudicca
1 Jahr her

In Anbetracht der grausamen Zerstörung, die in der Ukraine jeden Tag aufs neue passiert, steht die Frage im Raum, wohin die hochgelobte „deutsche Verantwortung“ verschwunden ist, mit der sich die langjährige SPD-Regierungs-Partei, inzwischen mit neuen Partnern, so gerne schmückt.

Ernst-Fr. Siebert
1 Jahr her

„die verhärteten Fronten von Putin-Gegnern und -Anhängern.“
Putin-Nicht-Gegner sind nicht zwingend seine Anhänger. Solche Formulierung befördert die Spaltung. Die Front, wenn schon, verläuft zwischen Kriegstreibern und deren Gegnern, da sind gewiss die Putin-Anhänger deutlich in der Minderzahl.

erwin16
1 Jahr her

moderne Kriege kann so gut wie keiner „gewinnen“
Russland opfert ein Großteil seiner sowieso schon überalterten Zukunft in Form junger Männer und ist auch psychologisch ein Opfer seiner unaufgearbeiteten Vergangenheit!
Die Ukraine ebenso….moralisch werden sie daraus als Sieger gehen…..der Preis ist hoch!
Dt. wird je nach Kriegsausgang schon profitieren.
Wirtschaft wird durch Aufbaubedarf angekurbelt
1 Mio Ak kulturgleich sind neu verfügbar in Dt.
Eventuell stehen neue Rohstoffbasen bereit! Je nach Ausgang des Krieges..

erwin16
1 Jahr her

apropos „verheizen“
wir werden so oder so verheizt…
Die Flüchtlingskrise war Resultat der Kriege im Nahen Osten und der destablisierten Länder, durch das Eingreifen Russlands und der USA
Ansonsten hätte es die so nicht gegeben.
Durch unsere geografische Lage und durch unsere Wirtschaft sind wir mehr oder weniger zum „mitmachen“ gezwungen. Jedenfalls müssen wir aktive Optionen haben! Und die haben wir so gut wie nicht! Das ist unser Dilemma.

Julischka
1 Jahr her

Mein Problem ist, daß hier manchmal behauptet wird, daß viele hier den Überfall RU auf die Ukraine verharmlosen und man wird automatisch als „Putinversteher“ tituliert! NIEMAND verharmlost das, aber wenn das automatisch bedeutet, daß unsere EINZIGE Option ist schwerste Waffen zu liefern und uns somit an diesem Krieg zu beteiligen, dann bin ich damit einfach NICHT einverstanden, weil man mit Waffen keinen FRIEDEN herstellen kann und DAS muß ja wohl das Ziel sein! Und im übrigen ist für mich ein „Putinversteher“ jemand, der ganz genau zu wissen glaubt was dieser Mann vor hat! Und ich verstehe weder seine Sprache, noch… Mehr