Verdacht gegen Öltanker-Besatzung erhärtet sich

Die Ermittlungen gegen den am 26. Dezember nach der Beschädigung eines Unterseekabels festgesetzten Tanker Eagle S ergaben, dass wohl weitere Leitungen beschädigt werden sollten. Betroffene NATO-Staaten wollen nun Abschreckungsmaßnahmen entwickeln.

picture alliance/dpa/Lehtikuva | Jussi Nukari

Die finnischen Behörden haben Details zur mutmaßlichen Sabotage von Unterseekabeln und Pipelines im Finnischen Meerbusen veröffentlicht. Im Fokus steht die Besatzung des Öltankers Eagle S, die verdächtigt wird, durch das Schleppen eines Ankers über den Meeresboden erhebliche Schäden an der kritischen Infrastruktur verursacht zu haben. Nach Angaben des Nationalen Ermittlungsbüros (NBI) planten die Verdächtigen, weitere Unterwasserleitungen zu beschädigen, bevor sie entdeckt wurden.

„Es hätte eine fast unmittelbare Gefahr bestanden, dass andere Kabel oder Rohre, die mit unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur zusammenhängen, beschädigt worden wären“, sagte Risto Lohi, der leitende Ermittler des NBI, auf einer Pressekonferenz in Helsinki. Lohi betonte, dass die Ermittlungen noch andauern, aber die vorliegenden Daten auf eine systematische Planung hindeuten könnten.

Zu den beschädigten Zielen gehören die Stromverbindung Estlink 2 zwischen Finnland und Estland sowie mehrere Telekommunikationskabel. Finnland hatte die Eagle S am 26. Dezember 2024 beschlagnahmt, nachdem Anzeichen auf einen fehlenden Anker und Kursbewegungen, die mit den Beschädigungen korrelieren, entdeckt worden waren.

Die Besatzung der Eagle S umfasst 24 Personen, von denen bislang acht verdächtigt wurden – darunter der georgische Kapitän sowie Seeleute aus Indien und Georgien. Ein neuntes Besatzungsmitglied wurde kürzlich als Verdächtiger eingestuft. „Wir haben die Besatzung verhört und haben derzeit neun Besatzungsmitglieder als Verdächtige. Sie stehen in diesem Zusammenhang unter Reiseverbot, um die Ermittlungen zu sichern“, sagte Lohi. „Unsere Priorität sind natürlich die Personen, zu deren Aufgaben oder Verantwortung die Navigation des Schiffes und der Umgang mit den Ankern gehören.“

NATO-Mitglieder suchen nach Abschreckungsmitteln

Die Vorfälle haben die Sicherheitssorgen der Anrainerstaaten der Ostsee verstärkt. NATO-Mitglieder in der Region organisierten ein Treffen in Helsinki, um Maßnahmen gegen ähnliche Bedrohungen zu koordinieren. „Wir sind entschlossen, jegliche Versuche der Sabotage abzuschrecken, aufzudecken und zu bekämpfen. Jeder Angriff auf unsere Infrastruktur wird mit einer robusten und entschlossenen Reaktion beantwortet“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Gipfels.

Im Zusammenhang mit der Eagle S untersucht Finnland auch, ob es eine Verbindung zu weiteren Sabotageakten in der Ostsee gibt. So wird beispielsweise der chinesische Frachter Yi Peng 3 verdächtigt, im November 2024 Schäden an der NordBalt-Stromleitung zwischen Schweden und Litauen verursacht zu haben.

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Kommentare ( 19 )

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Der Person
1 Monat her

Das gleiche Spiel gab es damals mit Schweden und den „russischen U-Booten“, die dann in Wirklichkeit nur ein Kanu, ein Eisblock, U-Boote anderer Länder oder einfach nur „Sichtungen“ waren. Es gilt:

„Der Krieg wird nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen, sondern zuhause.“

Das heißt, man fährt massive Propaganda für/gegen das eigene Volk, das ja den Krieg unterstützen muss. Sowohl in der Führung als auch der Vorbereitung. Die Finnen und die Europäer sollen kriegsgeil gemacht und die friedensbefürwortenden Warner kaltgestellt werden.

Zum alten Fritz
1 Monat her

Die Beweisführung wird schwierig werden. Die Ostsee ist an den Stellen ziemlich flach und die Schiffe haben den maximal zulässigen Tiefgang. Ich weiß nicht wo so ein Anker baumeln darf. Im Zweifel kann man sich da ein bischen dumm stellen.
Am Ende liegen Kabel und Rohre, wo diese eigentlich besser nicht liegen sollten. Nicht für umsonst liegt Nordstream auf sicher (geglaubter) Tiefe.

Niklot
1 Monat her

Die Ostsee ist ein NATO-Binnenmeer mit Russland als zusätzlichem Anrainer. Im Zweifel kann man sie einfach dichtmachen. Dann dürfen nur noch Schiffe der NATO-Staaten oder als zuverlässig eingestufte Schiffe von Drittstaaten oder eben russische Schiffe rein. Ich würde den Russen freie Fahrt signalisieren, solange sie die Infrastruktur der NATO-Staaten unberührt lassen. Russland ist nicht unser Feind, sondern unser Nachbar. Wir lassen Russland in Ruhe, wenn es uns in Ruhe lässt.

Ostfale
1 Monat her

„““„Es hätte eine fast unmittelbare Gefahr bestanden, dass andere Kabel oder Rohre, die mit unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur zusammenhängen, beschädigt worden wären“, sagte Risto Lohi, der leitende Ermittler des NBI, auf einer Pressekonferenz in Helsinki. Lohi betonte, dass die Ermittlungen noch andauern, aber die vorliegenden Daten auf eine systematische Planung hindeuten könnten.“““ Hätte, könnte und welcher Konjunktiv noch? Dümmliche Stimmungsmache, gegen wen auch immer wieder mal wettern – müßte man unter Umständen und gegebenenfalls noch herausfinden können oder ER steht doch schon fest oder sind es jetzt gar SIE, diese beiden Bösewichte aus Moskau und jetzt auch noch der aus Washington… Mehr

Cimice
1 Monat her

Ceterum censeo: Hat sich der Verdacht bezüglich der Sprengung der deutsch-russischen Gaspipelines Nord Stream inzwischen verhärtet? Wann ist mit Verhaftungen und Verfahren, am besten vor einem Militärgericht (es handelt sich ja um einen kriegerischen Akt) zu rechnen?

Aljoschu
1 Monat her

Ich glaube diesen „Ermittlern“ kein Wort! Vor kurzem wurde berichtet, dass jedes Jahr mehrere Hundert Unterseekabel in irgendeiner Form beschädigt werden und dass die Annahme eines absichtlichen Eingriffs eher unwahrscheinlich sei. Im Übrigen: Was regen wir uns auf über irgendein finnisches Unterseekabel? Unsere Gas-Pipeline wurde offensichtlich und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Joe Biden und seinen Kriegsverbrechern – mit öffentlicher Ansage ins dümmliche Gesicht unseres Kanzlers – gesprengt! Gestern behaupteten gerade wieder selbsternannte „Experten“ bei diesem aggressiven Faktenchecker Lanz, der Putin hätte uns das Gas abgedreht. Bitteschön, das ist doch alles völliger Bullschitt! Wer soll denen diese Lügen abnehmen?… Mehr

Del. Delos
1 Monat her
Antworten an  Aljoschu

„Warum schmeißt keiner diese Amis aus Deutschland raus!“
Weil der Besetzte den Besatzer nun mal nicht rausschmeißen kann. Deutschland ist noch immer nicht souverän. Lesen Sie hierzu auch „Vom Winde verweht? – Die „Kanzlerakte“ im Wahljahr 2025″ bei RT… auf Telegram.

Klaus Uhltzscht
1 Monat her

Jeder Angriff auf unsere Infrastruktur wird mit einer robusten und entschlossenen Reaktion beantwortet“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Gipfels.“
Ist von dieser entschlossenen Reaktion auch der Angriff auf die Nordstream-Pipeline betroffen? Aber dort gab es doch gar keine Reaktion!

Dr_Dolittle
1 Monat her

„Wir sind entschlossen, jegliche Versuche der Sabotage abzuschrecken, aufzudecken und zu bekämpfen. Jeder Angriff auf unsere Infrastruktur wird mit einer robusten und entschlossenen Reaktion beantwortet“
Gilt das auch für Nord Stream?

jopa
1 Monat her

Wenn man Kabel im Meer so verlegt, daß ein Anker sie zerstören kann, dann hat man was falsch gemacht. Das ist so , als wenn Stromkabel so in der Erde verlegt werden, das ich beim Beetumgraben mit dem Spaten zerstören könnte. Entweder hat man sich nie mit der Sabotagesicherheit beschäftigt oder das Problem einfach ignoriert. Denn: auch hier kostet Sicherheit Geld. Und: Mit der Sprengung von Nordstrom durch die Amerikaner und der deutschen Ignoranz haben beide einen Präzendenzfall geliefert.

Haba Orwell
1 Monat her

> „Es hätte eine fast unmittelbare Gefahr bestanden, dass andere Kabel oder Rohre, die mit unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur zusammenhängen, beschädigt worden wären“

FAST – und die haben fast Beweise für all das. Wie bei den Themen Klima, Corona und wo die Woke Obrigkeit sonst noch mogelt.