Ein Gericht in Schweden hat die Genehmigung für eines der größten geplanten Offshore-Windprojekte Europas aufgehoben. Der Umweltverträglichkeitsprüfung fehle es an Tiefe und wissenschaftlicher Grundlage, urteilte das Gericht.

Ein schwedisches Gericht hat am 21. Mai die Genehmigung für ein großes Offshore-Windparkprojekt aus Umweltschutzgründen aufgehoben. Das Land- und Umweltgericht am Bezirksgericht Nacka widerrief eine Natura-2000-Genehmigung, die den Bau des Offshore-Windparks Aurora ermöglicht hätte – ein umfangreiches Projekt mit einer geplanten Leistung von 5,5 Gigawatt, entwickelt von OX2 und Ingka Investments.
Die Entscheidung lässt die Zukunft des Projekts offen – sie hängt von einer möglichen Berufung oder einer überarbeiteten Umweltprüfung ab. Natura 2000 ist das Netz geschützter Naturgebiete der Europäischen Union; die Genehmigung hätte den Bau innerhalb eines dieser Gebiete erlaubt. Die Provinzialverwaltung von Gotland hatte die Genehmigung ursprünglich im April 2024 erteilt. Sie war ein zentraler Bestandteil des Genehmigungsverfahrens nach den EU-Richtlinien für Lebensräume und Vogelschutz.
Die Entscheidung des Gerichts hat das Projekt vorerst gestoppt – bis eine weitere rechtliche oder umweltbezogene Prüfung erfolgt. Madeleine Staaf Kura, Beraterin für Windenergie und Menschenrechte, sagte gegenüber Brussels Signal, das Urteil beweise, „dass selbst die mächtigsten Entwickler und Anwaltskanzleien das Umweltrecht nicht umgehen können, wenn die Zivilgesellschaft standhaft bleibt“. Sie bezeichnete es als „einen Sieg für die Natur – und für die Demokratie“.
„Das Gericht hat bestätigt, was wir von Anfang an wussten: überhastete Umweltprüfungen und politischer Druck können wissenschaftliche Beweise und rechtsstaatliche Verfahren nicht ersetzen“, sagte sie. Kura ergänzte, das Urteil „setzt einen Präzedenzfall für ganz Europa. Wenn wir Natura 2000 verlieren, verlieren wir das Fundament des europäischen Umweltschutzes.“ Geplant war, dass Aurora bis zu 370 Windturbinen umfassen sollte – jede bis zu 370 Meter hoch. Der Windpark hätte jährlich 24 Terawattstunden Strom erzeugt – genug für fünf Millionen Haushalte – und die CO₂-Emissionen schätzungsweise um 14 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert.
Im Mai 2024 empfahl die Provinzialverwaltung der schwedischen Regierung, dem Projekt zusätzlich nach dem Gesetz über Schwedens Ausschließliche Wirtschaftszone zuzustimmen. Dem aktuellen Gerichtsurteil ging eine Berufung voraus, die von drei gemeinnützigen Umweltorganisationen eingereicht worden war: der Gotlands Ornitologiska Förening (Ornithologische Gesellschaft Gotland, BirdLife), Motvind Sverige und der Naturskyddsföreningen (Schwedischer Naturschutzbund Gotland). Diese Organisationen äußerten schwerwiegende Bedenken hinsichtlich der möglichen Umweltauswirkungen auf geschützte Arten und Lebensräume in den Natura-2000-Gebieten.
Das Gericht entschied, dass die eingereichte Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt unzureichend war. Konkret kritisierten die Gruppen unvollständige Bewertungen möglicher Auswirkungen auf Arten wie den Schweinswal, die Trottellumme und die Tordalken sowie eine stark eingeschränkte Analyse der geplanten Unterwasserkabeltrassen und deren ökologischer Folgen.
Das Urteil stellte außerdem fest, dass bestimmte Natura-2000-Gebiete – etwa Stora und Lilla Karlsö – trotz möglicher erheblicher Umweltauswirkungen gar nicht in die Bewertung einbezogen worden waren. OX2 hatte vorgeschlagen, biodiversitätsbezogene Ausgleichsmaßnahmen umzusetzen – darunter Turbinenfundamente, die als künstliche Riffe fungieren sollten, sowie großflächige Muschelzucht zur Verringerung der Eutrophierung (also des Nährstoffüberschusses im Wasser). Trotz dieser Vorschläge befand das Gericht die vorgelegten Unterlagen der Projektentwickler als unvollständig und zu vage.
Zwar stellte das Gericht keine formellen Fehler im Vorgehen der Provinzialverwaltung fest, kam aber zu dem Schluss, dass das Vorsorgeprinzip des schwedischen Umweltrechts nicht ausreichend berücksichtigt worden war.
Der Windpark Aurora sollte in der Ostsee entstehen – 22 Kilometer südlich von Gotland und 30 Kilometer östlich von Öland – außerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer, aber innerhalb der Schwedischen Ausschließlichen Wirtschaftszone. Måns Hjernquist, Vorsitzender von BirdLife Gotland, sagte gegenüber Brussels Signal, OX2 habe lediglich eine Natura-2000-Genehmigung für ein Gebiet – Hoburgsbank und Midsjöbankarna – beantragt und behauptet, weitere Genehmigungen seien nicht erforderlich. „Wir haben argumentiert, dass eine solche Genehmigung nicht erteilt werden kann, da die negativen Auswirkungen auf Meeresarten erheblich wären – und dass sie auch Genehmigungen für die Natura-2000-Gebiete Stora Karlsö und Lilla Karlsö hätten beantragen müssen“, sagte Hjernquist. „Auf diesen Inseln brüten Alken und nutzen das Projektgebiet als Nahrungsgebiet. Die Alken selbst sind zwar nicht als prioritäre Schutzart gelistet, aber die Vogelfelsen gelten als prioritär, da sie die einzigen Brutklippen mit nistenden Alken in Schweden sind“, fügte er hinzu.
Die schwedische Regierung hatte den Antrag auf eine Natura-2000-Genehmigung für Hoburgsbank und Midsjöbankarna aus Gründen der nationalen Verteidigung abgelehnt. Eine künftige Regierung könnte diese Entscheidung ändern. „Hätten wir uns nicht aktiv in das Genehmigungsverfahren eingeschaltet und eigene Feldstudien durchgeführt, wären die Studien von OX2 die alleinige Entscheidungsgrundlage gewesen – denn die schwedische Regierung verfügt über keinerlei Wissen darüber, wie Vögel Offshore-Gebiete nutzen“, sagte Hjernquist.
„Das ist eine große Schwäche im Genehmigungsprozess, da sich Umweltgerichte oder die Regierung auf das Wissen der Unternehmen und deren Schlussfolgerungen verlassen müssen. Unsere Studien haben wir mit Freiwilligen und ohne staatliche oder sonstige finanzielle Unterstützung durchgeführt. Es ist ein Kampf David gegen Goliath, wenn lokale Ornithologen sich gegen milliardenschwere Konzerne stellen, die Genehmigungen um jeden Preis wollen“, so Hjernquist.
„Die Entscheidungen des Land- und Umweltgerichts zeigen uns, dass unsere gemeinnützige Arbeit konkrete Ergebnisse im Naturschutz bringt“, sagte er.„Traurigerweise zeigt sie aber auch, dass das System fehlerhaft ist – und viele Genehmigungen für Offshore-Projekte wahrscheinlich nie richtig geprüft wurden, sondern nur auf den Unterlagen einer einzigen Partei basieren“, sagte er. „Einer Partei, die zudem ein finanzielles Interesse an der Genehmigung hat“, fügte Hjernquist hinzu.
Dieser Beitrag ist zuerst bei Brussels Signal erschienen.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Gibt keine Schäden. Unsere Fachkraft für Teller, Töpfe und Tassen hat uns ja vor Problemen mit von Atomstrom verstopften Netzen gerettet. Man muß nur die entsprechenden Experten an den richtigen Stellen platzieren und gut iss. Deutschland und seine Spezialisten.
Der Windpark hätte jährlich 24 Terawattstunden Strom erzeugt – genug für fünf Millionen Haushalte – und die CO₂-Emissionen schätzungsweise um 14 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert. Und wieder der übliche Bullshit. die 24 TWh sind auf Nominalwert der Leistung berechnet und wie und wann der Wind tatsächlich weht, kann niemand wissen. Die „Mio Haushalte“ werden natürlich nicht durch unstetigen Windstrom versorgt sondern durch regelbare Energie durch die unabdingbaren Backup Kraftwerke. Der Windpark reduziert nur weiter die Versorgungssicherheit, erhöht die Systemkosten und das CO2 ist kein Problem weil es die „Klimaerwärmung“ nur in den Modellen aber nicht in der Realität gibt.… Mehr
Gerade in Schweden ist Naturschutz so wichtig. Das Land hat eine Fläche von 450.000 qKm und über 10 Millionen Einwohner, also 22 Mann auf 1 qKm. Deutschland hingegen muss auf Natur- und Umweltschutz keine Rücksicht nehmen. Uns reichen 359.000 qKm und mit 83.000.000 Millionen Einwohnern leiden wir unter extremen Fachkräfte- und Bevölkerungsmangel. Zudem bauen wir inzwischen die höchsten Windkraftanlagen an Land. Mit 365 Metern wird die erste im Land Brandenburg errichtet und ungefähr so hoch wie das Empire State Building sein. Das wäre natürlich auch die Lösung des Problems, ordentlich in die Höhe zu bauen. So können bald 100 oder… Mehr
Interessant, dass auch hier die Propaganda der Herrschenden verbreitet wird, die sog. „Windkraft“ oder auch Solar, sind nicht umweltfreundlicher, sondern schädlicher. Wenn ich weiß, dass alle Autos weltweit weniger als 1% Anteil an der sog. Umweltverschmutzung haben, und die weltweit zivile Luftfahrt einen Anteil von unter 3%, und dass für Windräder ganze Wälder abgeholzt werden, dann kann es nicht die sog. „Umwelt“ sein die man angeblich schützen möchte. Also wenn man uns erzählt, wenn alle Menschen Elektro Auto fahren, obwohl es weder von der Stromversorgung noch den Rohstoffen geht. Würden in Deutschland nur eine Million Autos fahren, und am Abend will… Mehr
Und was regelmäßig bei solchen Betrachtungen unter den Tisch fällt, sind die enormen Aufwendungen für die Erstellung eines Windrades, Rohstoffe, Beton, Stahl, Verbundstoffe, Transporte, Transportwege, Abholzung, Verkabelung etc.
Tja, solche Abwägbarkeiten, die in Urteile münden, sind dank der Naturzerstörungspartei „Die Grünen“ und Robert Habecks Radikal-Erlass für die Errichtung von industriellen Windkraftmaschinen und Solaroarks in Deutschland leider seit einiger Zeit undenkbar. Und so wird der hier erwähnten Ostseeregion wohl erspart bleiben, was Bayerns größter zusammenhängender Waldregion südöstlich von München – vor der (…dann nicht mehr…) Hintergrundkulisse der Alpen – bald blüht. Ich rede von der bevorstehenden Zerschandelung des Ebersbergwaldes zunächst mit 5 ca. 274 Meter hohen Windkrafträdern mit ‚Potential für weitere 125 (!) Windkraftmaschinen. Etliche Jahrzehnte Naturschutz für diese Region waren umsonst, der Artenschutz wird mit den Füßen getreten.… Mehr
Natürlich, durch 5 Windräder werden gleich sofort alle Arten aussterben. Gibt es in NRW oder Niedersachsen eigentlich gar keine Tiere mehr? Müsste ja lt. Ihnen keine mehr geben.
Die meisten deutschen Windräder würden einer gründlichen UVP standhalten.
Aber die wurde ja schon vor vielen Jahren da facto abgeschafft: Kein Umweltministerium und keine Umweltorganisation wagt es in Deutschland, Umwelt und Natur gegen die heilige „alternative Energie“ zu verteidigen.
#RMPetersen: Sie schreiben: „Die meisten deutschen Windräder würden einer gründlichen UVP standhalten“
Kann es sein, dass Sie schreiben wollten: „Die meisten deutschen Windräder würden keiner gründlichen UVP standhalten.“?
Endlich. Dieser sinnlose Müll im Meer ist ein großes Verbrechen. Ich habe selbst 6 Jahre Offshore Irrsinn beruflich miterlebt.
Und wieder das Geschwätz, daß 5 Mio Haushalte mit Strom versorgt werden. Könnten, wenn Wind weht. In Wirklichkeit wird kein einziger Haushalt durchgängig mit Strom versorgt. Keiner!!!!
Jeder der Windenergie toll findet sollte sich nur von diesen mit Strom versorgen lassen. Er hätte die meiste Zeit des Jahres keinen Strom, wenn er ihn benötigt.
Das ist Stammtischgeschwätz. Große moderne Offshore Windanlagen erreichen ca. 5000 Vollaststunden pro Jahr. Die Anzahl der Vollaststunden bei den allseits beliebten Kohlemeilern liegt auch nur geringfügig darüber mit 6500 Stunden.
Die Frage ist WARUM werden nur X Volllaststunden generiert. Die WKA können nicht mehr, weil kein Wind weht. Die Kohlekraftwerke können beliebig liefern. Falls notwendig auch 8760 Stunden.
So ist es. Zusammen mit Speichern kann hier eine extrem gute Versorgung sichergestellt werden, v.a. auch im Winter.
Kann. Darum haben wir ja auch den ganzen Winter lang bis jetzt ins Frühjahr rein soviel Extrastrom aus F und B importieren müssen…zu horrenden Preisen, weil plötzlich, oh bauz, die Umwelt zurückschlug und wenig Wind wehte. Und dann war doch glatt zur Überraschung die Natur so pöse, lange Wochen keine Sonne am Himmel durchzulassen. Zur Freude der Ökos und Müslis wurden modernste Kraftwerke, die noch eine billige Alternative hätten sein können, in die Luft gesprengt. Sie verwechseln halt Bedingungen wie auf Pellworm oder generell der Küste mit dem Rest des Landes. Aber viel Spaß noch in den nächsten Jahren…
Ist bei dem ganzen Gerangel um mehr Strom irgendjemand aufgefallen, dass unsere elektr. Geräte zwar immer sparsamer werden, wir jedoch statt dessen immer mehr Strom benötigen???
Vielleicht sollten wir auch mal den Digitalisierungs-Wahn mit Rechenzentren u. Daten-Sammelwut mal durchleuchten.
Der Artikel verwechselt die (hohe) Nennleistung der geplanten Anlage mit der tatsächlichen (nicht konstanten) Leistung von Windenergie. Insofern hätte der dort erzeugte Strom zwar manchmal, oft oder sogar meistens, aber nicht immer konstant 5 Mio. Haushalte versorgt. Von der Umweltbelastung ganz zu schweigen.
Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, wie die Umweltbelastung der fossilen Energien ist?
Ich mach mir Gedanken um den Industriestandort Deutschland. Um das Geschäftsklima hier. Um die Infrastruktur. Ob ich noch Arbeit habe demnächst. Oder mir immer mehr Kunden wegbrechen. Um unseren Wohlstand. Der warf soviel ab, daß die ganzen Ökospinner sich immer mehr ausbreiten konnten. Körperlich wie geistig. Hoffentlich war s das jetzt so langsam.
Ein weiterer Schritt zum hoffentlich bald erfolgenden Turnaround in der Energiepolitik? Die Infragestellung einiger/vieler solcher Projekte mehren sich…