„Werft eure Zuversicht nicht weg!“ 

Die deprimierende Stimmung krabbelt in die Seelen hinein. Jetzt kommt es darauf an, seine Zuversicht nicht zu verlieren. Das heißt: den Blick heben, frei sprechen, vertrauen.

Freitag Morgen im Supermarkt Januar 2021. Menschen huschen mit Tunnelblick durch die Gänge. Jeder macht Seins und arbeitet seine Einkäufe ab. Hauptsache Abstand. Die Spirituosenecke ist erstaunlich leergekauft. 

Im Café vor dem Supermarkt, eigentlich ein Ort der Begegnung und des Gesprächs, stehen die Stühle gestapelt innen und außen. Rot-weiße Sperrbänder halten zurück. Und die Maske vor Mund und Nase ist sowieso nicht unbedingt eine Einladung zum Gespräch. 

Die Geschäfte laufen fast wie immer und doch ist die Atmosphäre mehr oder weniger bedrückend. Und ich spüre, wie diese deprimierende Stimmung auch in meine Seele hineinkrabbelt. 

Doch ich will dagegenhalten. Der alte Aufruf „Werft eure Zuversicht nicht weg!“ kommt mir in den Sinn. 

Das deutsche Wort „ZUVERSICHT“ inspiriert mich dabei: Sich mit einer „Sicht versehen“, neue Perspektiven gewinnen, den Horizont erweitern. Aus dem Tunnelblick heraus den Kopf hochheben. 

Heute abend will ich unbedingt meiner Tante eine Postkarte ins Altenheim schreiben. Diese Woche will ich endlich ran an das neue Videobearbeitungsprogramm, das ich schon zwei Jahre im Schrank habe. 

Und am Wochenende will ich eine große Runde spazierengehen. „Jeder Schritt hält fit“. 

Zuversicht – eine Herausforderung, in der Corona-Endzeitstimmung nicht deprimiert den Kopf zu senken, nicht in den Corona-Tunnelblick zu verfallen, sondern meinen Kopf bewusst in die Höhe zu strecken, um neue Sichtweisen zu gewinnen, um den Lichtkegel meines Lebens auch auf Positives zu richten. 

Das altgriechisches Wort für Zuversicht heißt „PARRHESIA“; und auch das schenkt mir Orienterung. Parrhesia heißt eigentlich „freie Rede“, „jedes Wort“. Wer seinen Frust in sich hineinfrisst, der verliert seine Zuversicht. Das freie Wort als Motor der Zuversicht. Darum brauche ich das Gespräch, die Diskussion, den Streit. Darum liebe ich das freie Wort bei Tichys Einblick, weil es mir Zuversicht schenkt. Heute Abend möchte ich eine Stunde mit meinem besten Freund telefonieren; wir haben uns diesen Termin ganz fest im Terminkalender verankert. Telefongespräche hatte ich vor Corona nie in meinem Terminkalender festgezurrt. 

Das englische Wort für Zuversicht heißt „CONFIDENCE“. Auch das hilft mir weiter. Da steckt das lateinische Wort fides für Vertrauen drin. 

Die Aktienbörsen haben Vertrauen in die Zukunft – oder zumindest Vertrauen in die Geldpresse der Zentralbanken – und steigen auf Allzeithoch trotz Corona und Lock-Down. 

Ansichten einer 82-jährigen
Solidarität mit der Jugend in Corona-Zeiten
Auch ich möchte für mein Leben das Vertrauen bewahren, dass das Leben Geschenke manchmal ausgerechnet in den finsteren Phasen im Leben versteckt. Das krasseste Symbol dafür ist das christliche Kreuz, von dem die Christen bekennen, dass ausgerchnet an dieser gottverlassenen römischen Hinrichtungsstelle ein Geschenk für diese Welt verborgen liegt. 

Alles spricht dagegen, doch ich will zuversichtlich darauf vertrauen, dass auch diese Zeit der Coronadiktatur etwas Gutes für mein Leben hat. Vielleicht sieht das die freundliche Verkäuferin im Supermarkt ähnlich. 

Kopf hoch, Mund auf, Hand auf’s Herz: „Werft eure ZUVERSICHT – PARRHESIA – CONFIDENCE nicht weg“ (Hebräer 10,35). 

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Kommentare ( 40 )

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Silverager
3 Jahre her

Zuversicht?
Zuversicht hätte ich, wenn die Mehrheit der Deutschen ihr Duckmäusertum ablegen und gegen die bevormundende Regierung aufstehen würde.
Zuversicht hätte ich, wenn -wie in Italien- die Läden und Gaststätten einfach wieder aufsperren würden.
Zuversicht hätte ich, wenn ich wieder überall Menschen ohne diesen verkeimten Lappen vorm Gesicht sehen würde.

Aber so?

armin wacker
3 Jahre her

Danke.

Anne W
3 Jahre her

Herr Zorn, Sie meinen es gewiss gut und aufmunternd. So einfach ist das jedoch nicht mehr: Der Glaube an Politiker ist weg. Der an die meisten Menschen. An Aufrichtigkeit und Rückgrat mangelt es überall. Wir sollen funktionieren und werden gleichzeitig vom Gesetzgeber infantil behandelt. Bestraft und weg gesperrt. Die Pcr-MessMaskerade nimmt kein Ende. Alles an ausserhäusigen Hobbys ist weg und verboten. Man entzweite sich, weil ich nicht auf den Corona-Panik-Zug aufspringen und standhaft mit Fakten dagegen hielt. Den bald runden Geburtstag feiern, bloss nicht hoffen, die Nummer Corona wird das ganze Jahr noch „benutzt“. Das bald kommende Enkelkind wird ohne… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Anne W
Julischka
3 Jahre her
Antworten an  Anne W

geht mir ganz genauso, hab auch schon eine Freundin verloren, wir kennen uns seit 24 Jahren, ich hab keine Kraft mehr um diese Freundschaft zu kämpfen, sie hat sich fürs Abstand halten entschieden, sogar Ehen zerbrechen, das ist langsam nicht mehr zum Aushalten.Ich spür nur noch Hilflosigkeit, Wut, Trauer, Verzweiflung.
Mein Vater hat sich 1999 erhängt, er war Alkoholiker. Das war die ganzen Jahre kaum ein Problem für mich, jetzt muß ich ständig an ihn denken, wie verzweifelt muß er gewesen sein!? Ich bin bald so alt wie er damals bei seinem Suizid war. Das macht mir Angst!

achijah
3 Jahre her
Antworten an  Julischka

Das ist sehr traurig mit ihrem Vater und sehr belastend, gewiss gerade auch in diesen Zeiten, wo es wenig Ablenkung und Zerstreuung gibt.
Es gibt die Möglichkeit von offenen Ohren – in Beratungsstellen, bei der Telefonseelsorge, bei Bekannten, Verwandten – wo auch immer. parrhesia – freie Rede, Zuversicht. Das Darüber-Sprechen oder Schreiben als Form der Entlastung und des Sortierens. Oder haben Sie für sich etwas ganz anderes für sich entdeckt, was Ihnen in dunklen Stunden gut tut?

Anne W
3 Jahre her
Antworten an  Julischka

Guten Abend Julischka, Die Folgen der (unnützen) Maßnahmen kann Früheres wieder beleben. Ist bei mir gewiss so, zusätzlich zur Isolation im Alleinleben. Ohnmacht und Ausgeliertsein sind derzeit wie „Gift“. Ab 2015 und meiner Kritik, wahllos Araber ins Land zu lassen, wurde ich zur „Rechten“. Jetzt mit Coronar gehöre ich zu den Aluhut-Trägern und Covididioten. 1 Arbeitskollegen und 1 gute Bekannte sind verblieben, um sich vernünftig über Politik und Corona unterhalten zu können. Meine kleine Verwandtschaft ( inklusive Sohn – Arzt) sind alle auf dem Coronar – Angst – Zug. Es ist nicht leicht, für sich selbst immer wieder stark sein… Mehr

achijah
3 Jahre her
Antworten an  Anne W

Ich war im letzten Jahr einen Monat in Kuba bei meiner Tochter in katastrophalen gesellschaftlichen und häuslichen Unterkünften. Sie hätten den ganzen Tag Grund zum Weinen: Abstellung des Leitungswassers, 3 Jahre nur Reis und Bohnen jeden Tag und so weiter. Eine Regierung, die keinerlei Perspektive eröffnet. Und doch habe ich dort auch die Kraft der Zuversicht kennengelernt, ohne die meine kubanischen Bekannten den ganzen Tag verzweifelt weinen müssten. Auf der Sonnenseite des Lebens ist Zuversicht leicht. Doch auf der (politischen) Schattenseite bleibt mir nichts anderes übrig, als um Zuversicht zu ringen. Ich habe mit drei Wörtern aus drei Sprachen versucht… Mehr

StefanB
3 Jahre her

Tja, man muss hier wohl wieder zur altbewährten DDR 1.0-Methode übergehen und sich im System „einrichten“. Das bedeutet Umgehung des Unrechts, wo es möglich ist. Allerdings muss man zugeben, dass nicht mal in diesem eingemauerten Land die Freiheit derart unterdrückt wurde, wie es in Merkels (Corona-) Unrechtsregime der Fall ist.

Julischka
3 Jahre her
Antworten an  StefanB

Kann mich noch allzugut erinnern, wie damals „der Westen“ den Kopf über die Dummheit der „Ossis“ geschüttelt hat, ich höre sie noch: „Wie konntet ihr euch das gefallen lassen?“ 30 Jahre lang fand ich es nicht schlimm Witze über die „Ossis“ zu hören, das hat sich gewaltig geändert! Die DDR war quasi „pillepalle“ im Vergleich zu dem was hier grad abläuft! Mein Cousin hat seit 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern, er macht ihnen den Vorwurf, daß er in einer Diktatur aufwachsen mußte. Der Tag wird kommen wo unsere Kinder uns fragen: „Warum habt ihr das zugelassen?“ Dann… Mehr

Julischka
3 Jahre her

Wir haben kürzlich noch beklagt, daß unsere Kinder viel zu oft, viel zu lang vor dem Handy, PC usw. sitzen, jetzt müssen sie, auch ist es das Letzte ist was ihnen geblieben ist. Wir haben kürzlich noch die „Ellenbogengesellschaft“ beklagt, jetzt begrüßen wir uns so. Die Deutschen sind zu dick, bewegen sich zu wenig hieß es immer, das ist die Ursache Nr.1 für Herz-Kreislauferkrankungen, jetzt liegen wir an der Kette, dürfen uns kaum bewegen! Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut der Demokratie, hieß es immer, jetzt haben sie uns den Maulkorb verpasst, wer dennoch was sagt ist „Rechts“!
Zuversicht ???

achijah
3 Jahre her
Antworten an  Julischka

Danke, Ihre Analyse spricht mich sehr an.

Rebel Girl
3 Jahre her

O-herr-jeh, hier schreibt tatsächlich noch ein Optimist… Ihr Name, Herr Zorn, bezeichnet mein Gemüt. Zorn, Rage, und vor allem Ohnmacht. Zuversicht gewinnen kann vielleicht derjenige, der nach Bhutan auswandert.

achijah
3 Jahre her
Antworten an  Rebel Girl

Ja, ich will meinen Optimismus bewahren und ringe darum mit allen Hilfen, damit ich vor lauter Zorn nicht zugrunde gehe – oder: damit mein Zorn einen langen Atem behält!

Elli M
3 Jahre her

Mir geht es ähnlich, auch wenn ich – mit täglich etwas mehr Energieaufwand – versuche, zuversichtlich zu bleiben. Und jetzt überschlagen sich diese Schwachmaten mit totaler Ausgangssperre, ÖPNV- und sonstnochwas Verbot, kochen soll ich auf dem Grill bei Kerzenschein, mir ne Parkuhr kaufen weil ich niemanden mehr treffen darf etc pp und das Ganze mindestens bis Sommer? Ja nee is klaa. Es lebe die Zuversicht.

joe limburger
3 Jahre her

In Zeiten, in der man die geballte und hochkonzentrierte Unfähigkeit beim Tun um des Tuns willen der von den irrlichternden politischen Dummschwäztern bis hinunter zum Dilletieren der Lakaien der Zwangstesterei erlebt (aus eigener, familiärer und beruflicher) ist es in der Tat schwer, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, es möge sich zum besseren wenden. Ehemals freundliche Nachbarn und entgegenkommende Passsanten, ängstlich über ihre Demutswindel hinweg nach dem sicheren Tod in Form eines freundlich dreinblickenden Antimasksisten ausspähend,springen ob des Angesichtigwerdens dieser Mordlüsternen unter teils kruder Akrobatik vom sicheren Gehsteig auf stark befahrene Strassen oder werfen sich todesmutig ins Gestrüpp abseits des Waldwegs.… Mehr

Maja Schneider
3 Jahre her

Diese unsägliche Politik hat uns nicht nur die Grundrechte genommen, uns eingesperrt, uns die existentiell wichtigsten Kontakte zu Menschen auf ein absolutes Minimum und damit auch die Lebensfreude massiv reduziert, die Kultur verbannt, durch Verbote (Schließung von Sport – und Fitnesszentren) die Volksgesundheit minmiert, Existenzen und Arbeitsplätze zerstört, Kritik mundtot gemacht, um nur einiges zu nennen, das alles auch mit Unterstützung der Kirchen, die fest an der Seite der Politik stehen und nicht unbedingt an der Seite der Menschen, und Sie sprechen von Zuversicht? Ein Blick in die Zukunft, die die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen für ihr Volk(!) unter Einsatz… Mehr

JamesBond
3 Jahre her

Zuversicht aber klar, für uns selbst, für dieses Dummland nicht. Wir richten und zwischen Rente und Kombination aus FreiberuflerTätigkeit (damit die Steuer auf Benzin, Haus etc.) uns nicht auffrißt, richtig gut ein – Lebensmittel und 50% vom
Haus sind privat – alles andere nicht , wenn es die Angestellten nicht begreifen – so whatt lasst sie blechen ??????