Rätselraten um Mimoun Azizi: False-Flag-Operation, Widerruf oder Zwang?

Ein prominenter Reform-Muslim distanziert sich radikal von seinen bisherigen Auffassungen: Aus plötzlich höherer Einsicht oder unter dem Druck von Morddrohungen der Islamisten, vor den ihn der deutsche Staat nicht zu schützen vermag?

© John MacDougall/AFP/Getty Images
German-Turkish lawyer, author and activist Seyran Ates (C- wearing white) is surrounded by media as she plans an inaugural friday payer at the Ibn Rushd-Goethe-mosque in Berlin on June 16, 2017. Founded by Seyran Ates, the mosque aims to establish a humanistic, secular and liberal reading of Islam.

Er gilt als einer der profiliertesten Muslime Deutschlands. Mimoun Azizi, Autor auch bei TE, in Hagen geborener Deutscher mit marokkanischen Wurzeln, Politikwissenschaftler, Humanmediziner und Psychiater, hatte sich einen Namen dadurch gemacht, dass er bundesweit aktiv als Kritiker des orthodoxen Islam auftrat. Gemeinsam mit anderen, säkularen Personen, die sich zu den Lehren Muhameds bekennen, kämpfte er dafür, einen Islam mit menschlichem Angesicht zu schaffen – weg von den Welteroberungsgeboten des Koran, weg von dem Hass auf „Ungläubige“, weg von der Unterdrückung der Frau im Namen Gottes.

Noch vor wenigen Tagen war Azizi an der Seite von Seyran Ates Gründungsmitglied der Ibn Rushd-Goethe Moschee GmbH in Berlin – einem islamischen Projekt, mit dem europäisch orientierte Muslime die Tür öffnen wollten für einen zeitgemäßen Islam. Männer und Frauen beim gemeinsamen Gebet, weibliche Imame – ein Gräuel für die übergroße Mehrheit jener Muslime, die getreu dem angeblichen Gotteswort ihres Chefdenkers Muhamed folgen. Und so folgte umgehend eine Fatwa, eine Glaubensurteil, das diese Moschee und alle an ihr Teilhabenden zu Abtrünnigen vom „wahren Glauben“ erklärt. Ausgesprochen von der Al Azhar in Kairo, der höchsten Instanz sunnitischer Glaubenslehre, die sich seit Jahren weigert, gleiches mit den Mörderbanden des Islamischen Staats zu tun.

Der plötzliche Rückzug

In privaten Gesprächen klagte Azizi schon vorher immer häufiger darüber, dass die Bedrohungen durch fundamentalistische Muslime für ihn und seine Familie unerträglich würden. Nach der Gründung der Berliner Moschee – bundesweit als Muster für die angebliche Integrationsfähigkeit von Muslimen gefeiert – schien der Druck seitens der islamischen Orthodoxie nicht mehr auszuhalten gewesen zu sein. Hilfe seitens der Staatsmacht? Keine. Wie vor den Anschlägen fundamentalistischer Muslime auf Unbeteiligte auf dem Berliner Weihnachtsmarkt und anderswo hatten die Sicherheitskräfte unter der gebetsmühlenartigen Selbsthypnose eines integrationsfähigen, angeblich friedlichen Islam beide Augen verschlossen.

Am 17. Juni dann die plötzlich Wende. Mit einer bei Facebook verbreiteten „Erklärung“ gab er seinen Freunden und Anhängern erste Rätsel auf:

„Aus persönlichen Gründen möchte ich mich aus dem politischen Diskurs zurückziehen. Ich möchte mich weder für die Liberalen noch für die Konservativen engagieren. Ich werde das Projekt Ibn Rushd-Goethe Mosche mit sofortiger Wirkung für mich beenden. Ab diesem Moment bin ich nur für meine Familie da. Ich bitte sie das zu respektieren. Die Entwicklungen sind nicht in meinem Sinne und sind mit meinen Vorstellungen nicht vereinbar.“

Welche Entwicklungen waren nicht in seinem Sinne? Was war nicht mit seinen Vorstellungen vereinbar? Warum die plötzliche Abkehr von seinem Projekt einer liberalen Moscheegemeinde?

Das letzte Aufbäumen eines Humanisten

Zwei Tage später – in London hatte ein Brite das Vorgehen des islamischen Terrors kopiert und war in eine Menge friedlicher Muslime gefahren – dann ein Aufschrei, immer noch geprägt von den als Humanismus bekannten Vorstellungen christlicher Nächstenliebe und europäischer Aufklärung:

„Es fehlen einem die Worte. Mein Mitgefühl gilt den Betroffenen und Ihren Angehörigen des schrecklichen Terroranschlages in London vor einer Moschee! Diesmal sind die Anschläge gezielt gegen die dort lebenden Muslime gerichtet. Die Spirale der Gewalt muss unterbrochen werden. Der Diskurs muss sachlicher werden. Wir müssen diesen Teufelskreis unterbrechen. Das geht nur dann, wenn wir uns wieder auf das besinnen, was uns Menschen ausmacht – Menschlichkeit – Vernunft – Nächstenliebe, aber auch Weitsicht! Wir müssen uns alle darüber im Klaren sein, wohin solch eine Entwicklung führen kann.“

Ging es da tatsächlich nur um das Attentat von London? Sprach Azizi nur über einen Vorgang, weit entfernt von seiner eigenen Lebenswirklichkeit? Oder beschrieb er seine eigene Situation? Sehen wir den Hilferuf eines Verzweifelten, der schon in der ersten Juniwoche Freunde gefragt hatte, wie er sich gegen die ständig aggressiveren Drohungen aus muslimischem Umfeld zur Wehr setzen könne?

Ein Übermaß an Bedrohung

Schon am 6. März hatte Azizi einen umfangreichen Text veröffentlicht, der die Pädophilie in islamischen Gemeinden thematisierte. Das hatte offenbar das fundamentalislamische Fass zum Überlaufen gebracht. Tags darauf folgten Morddrohungen von nicht rückverfolgbaren Email-Adressen. „Letzte Mahnungen“, zu widerrufen und nie wieder etwas zum Islam zu schreiben. Azizi wurde beschimpft als „Feind Allahs“ – und gewarnt: Man wisse, wo er wohnt, kenne alle Gewohnheiten seiner Familie.

Wer weiß, dass „Feinden Allahs“, die als Zwangsmuslime geboren wurden, als Verrätern die Todesstrafe im Namen Gottes droht; wer wie Azizi weiß, wie unerbittlich die herrschenden Muslim-Fundamentalisten des Koran agieren, der musste solche Drohungen ernst nehmen. Der Psychologe hielt sich ab sofort spürbar zurück. Am 13. Juni versuchte er es mit einem letzten Appell an die Menschlichkeit:

„Mut zu mehr Menschlichkeit! Es ist merkwürdig, wenn ich auf der einen Seite höre, dass der Mensch eine weitere Stufe in der Evolution erklommen habe – aber andrerseits merke ich, dass der Hass untereinander zugenommen hat. Der Mensch hat Angst vor dem Menschen. Wir alle haben Angst vor Kriegen, vor dem Tod und vor Armut und Vertreibung. Aber diese Form der Angst, die ich meine, ist völlig unbegründet- sie ruht auf eine absolute Irrationalität. Viele Menschen suchen das Rationale in dieser Irrationalität und bewegen sich jenseits von Gut und Böse. Das Ergebnis einer solchen „Rationalität“ sind Kriege. Brauchen wir Menschen Kriege, um uns zu erkennen? Müssen Menschen sterben, weil sie anders sind? Wohin bewegen wir uns hin? Was ist das Ziel dieser Irrationalität? Braucht der Mensch immer ein Feindbild, um zu sein? Viele reden von Demokratie und Menschenrechte- aber dann muss man auch das, was man tut und sagt auf ihre Demokratie-Tauglichkeit hin einer Analyse unterziehen bzw. unterziehen lassen. Es ist sehr einfach bösartig zu sein – es ist sehr einfach andere zu stigmatisieren – es ist einfach sich dem Mainstream anzuschliessen … Das war schon immer einfach!“

Ducker und Allesversteher
Welches Deutschland wollen wir?
Auch hier die Frage: Wovon schrieb er tatsächlich? Was meinte Azizi mit dem „Mainstream“? Jene unerträgliche Liebedienerei deutscher Politiker und Medien gegenüber jenen, die eine archaische Imperialismusideologie aus dem frühen Mittelalter salonfähig machen wollen – also jenen klassischen Mainstream, der wie ein Mehltau der Dummheit und Naivität über Deutschland liegt? Oder dachte er heimlich an den islamischen „Mainstream“ – jene breite Mehrheit seit frühester Kindheit muslimisch indoktrinierter Menschen, denen Muhamed das Denken und das selbstbestimmte Leben abgenommen hat? Oder dachte er vielleicht sogar an einen noch ganz anderen Mainstream, der bei weitem noch kein solcher ist? Wollte er in das Horn jenes hofierten Muslimvertreters Aiman Mazyek stoßen, wonach alle Islamkritiker faschistische Rassisten seien?

False Flag?

Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, platzte dann eine Bombe. Wieder über Facebook veröffentlichte Azizi nun eine „Erklärung“, die sich schlimmer liest als der Widerruf jenes mit dem Feuertod bedrohten Galileo Galilei – jenem klugen Mann, der wider besseres Wissen sich den wissenschaftlich falschen Dogmen der Heiligen Inquisition unterwarf, um nicht wie Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen zu enden.

Jenseits all jener wissenschaftlich-gebildeten Sprache, der sich Azizi sonst bediente, prägte nun die Diktion der auf Weltherrschaft orientierten Muslimbruderschaft und jener Islamisierer wie Mazyek und Co. seine Zeilen:

„Erklärung von Mimoun Azizi
Der neue Faschismus: Islamkritik, Islamhass und Islamophobie
Seit Jahren befasse ich mich im Rahmen einer politikwissenschaftlichen Untersuchung mit den Formen des politischen Extremismus in Form der Islamophobie in der Bundesrepublik Deutschland. Die Rezeption politischer Theoretiker ist in den deutschsprachigen Politikwissenschaften eine Mangelerscheinung. Auch sind wissenschaftliche Erhebungen zu dieser neuen Art des Faschismus rar. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen und es für die erfolgversprechendste Methode gehalten, sich unter die selbsterklärten „Reformmuslime“ zu mischen, um Motivation, Absicht und Strukturen der Islamophoben zu analysieren. Hierzu bedurfte es insbesondere des Beziehungs- und Vertrauensaufbaus zu den Führern dieser neuen faschistischen Ideologie. Nach zwei Jahren Bestandsaufnahme, Analyse und Evaluation genügen die erhobenen Daten um meine Ergebnisse zu publizieren. Die Solidarisierung mit der Ideologie und ihren Bannerträgern war für die Erlangung von wissenschaftlich analysetauglichen Aussagen zwingend erforderlich und entsprach zu keiner Zeit meinem Religionsverständnis. Die Quantität an Gesprächsmitschnitten, Memos, Niederschriften, Nachrichten und Schriftverkehr haben meine Erwartungen dramatisch übertroffen, gleichwohl erleichtern mir diese den neuen antimuslimischen Faschismus zu enttarnen und in seiner Dimension detailliert darzulegen.
Ich bedanke mich für die wenn auch unvorsätzliche Mitwirkung der politischen Akteure des antimuslimischen Faschismus und freue mich, alsbald den zugeneigten Leser meine Ergebnisse präsentieren zu dürfen.
In diesem Sinne Asalamu alaykum – Friede sei mit Euch!“

Angeblich, so nun Azizi, habe er seit Jahren als Chamäleon gearbeitet. Angeblich habe er seine Thesen eines „liberalen Islam“ nur vertreten, um eine „politikwissenschaftliche Untersuchung“ zur „Islamophobie“ in Deutschland vorzubereiten. Angeblich sei es ihm all die Jahre nur darum gegangen, „den neuen antimuslimischen Faschismus zu enttarnen und in seiner Dimension detailliert dazulegen“.

Ist das so? War die hochgeachtete Persönlichkeit Azizi nichts anderes als eine False-Flag-Operation jener Weltbeherrschungslehre, die ihre Kritiker ständig diffamiert, Islamkritik als Straftat ausweisen möchte, Häretiker am liebsten tot sieht?

Wenige Stunden vor seiner „Erklärung“ hatte Azizi einen Text geliefert, der genau diese Annahme bestätigen könnte. Kurz nach Mitternacht des 21. Juni hatte er den folgenden Text gepostet:

„Der große Betrug – Teil 1 –
Es ist inflationär- wie mit dem Wort Reformer umgegangen wird. Heute ist jeder ein Reformer, der einen klugen Satz von sich gibt. Schauen wir etwas genauer hin! Viele muslimische ‚Islamwissenschaftler‘ in Deutschland sprechen davon, dass man den Islam reformieren müsse. Das ist aber grundlegend falsch, denn die Suren können weder verändert noch umgeschrieben werden.
Das Wissen diese ‚Reformer‘ sehr genau. Warum also reden diese von Reformen? Ich persönlich will auch nicht, dass jemand sich an den Koran ranmacht. Was allerdings richtig ist, dass ist die Anwendung einer anderen Leseart. Das ist im Islam aber nicht neu. Nicht nur Ibn Rushd und Al Jabri haben das bereits beschrieben. Im Islam gibt es bereits verschiedene Lesearten.Wir müssen uns konsekutiv um die Leseart kümmern.
Wer von Reformen spricht, der belügt die Menschen.
Aber das Wort „Reformer“ ist spektakulär und verspricht Ruhm und Macht.
Manch einer vergleicht sich mit Martin Luther. Hat Martin Luther die Bibel reformiert oder eher die katholische Kirche bekämpft? War es nicht Martin Luther, der die Rückkehr zur reinen Lehre forderte? Ich bin etwas irritiert, wenn hier von einer Reformierung des Islam gesprochen wird. Was hat Luther wirklich gemacht? War Luther liberal? Wenn ja- woran macht man das fest?
Man verlangt von Muslimen, dass sie die eigene Religion reformieren sollen, aber an Ostern sind alle Geschäfte zu. Weihnachten ist heilig. Die aktuelle Regierungspartei ist die CDU. Was passiert hier gerade? Ist das richtig so- oder will man einfach nur einen Konflikt?
Ich habe mir diese Entwicklung sehr genau angeschaut- ich meine, dass man hier unehrlich ist und der Diskurs sehr unfair ist. Diese Vorgehensweise ist unklug und wird ausschliesslich von Opportunismus, Heuchelei, Unwissen und teilweise von Bösartigkeiten getragen. Dieser Weg führt in eine Sackgasse!
Ich komme noch einmal auf Luther zurück. Hat Luther die Hölle abgeschafft? Nein, aber Herr Khourchide schon! Hat Luther die Bibel umgeschrieben?
Seine letzten Worte lauteten: ‚Die Hirtengedichte Vergils kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte gewesen. Die Vergilschen Dichtungen über die Landwirtschaft kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Ackermann gewesen. Die Briefe Ciceros kann niemand verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die Heilige Schrift meine niemand genügsam geschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elias und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert. Versuche nicht diese göttliche Aeneis, sondern neige dich tief anbetend vor ihren Spuren! Wir sind Bettler, das ist wahr‘
Betrachten sie diese Zeilen als Beginn eines wirklich sachlichen und kritischen Diskurses.“

Azizi bestätigt die Islamkritiker

Mit diesen Worten bestätigte er das, was Islamkritiker, die sich sachgerecht mit dieser Ideologie beschäftigen, schon immer gesagt haben – und wofür sie bis dahin auch von Azizi abgelehnt wurden: Der Islam ist nicht reformierbar, weil jede Reform des Islam bedeuten müsste, den Koran umzuschreiben. Das aber ist durch den angeblichen Propheten im vorgeblichen Gotteswort des Koran jedem Muslim absolut verboten. Nur das dort geschriebene Wort zählt – ohne jedes Wenn und Aber, ohne jede Interpretation.

So sind die Worte Azizis eine Selbstbezichtigung, ein Widerruf all dessen, was er bislang geglaubt, gesagt und geschrieben hat: „Wer von Reformen spricht, der belügt die Menschen!“

Nichts anderes hat der Humanmediziner über Jahre getan. Er hat daran geglaubt, sich selbst vorgemacht, dass der Islam tatsächlich reformierbar sei. Oder hat er tatsächlich nur so getan?

Es folgt eine harsche Kritik an jenem Mouhanad Khorchide, der in Münster lehrt und die Vorstellung eines Islam mit menschlichen Antlitz vertritt – eines Islam, den es in älterer Form schon 600 Jahre länger als Christentum gibt; einen Islam, der genau deshalb aus theologischen Erwägungen absolut überflüssig wäre. „Herr Khorchide“ habe „die Hölle abgeschafft!“, schreibt Azizi und bezieht sich auf Luther, der die Bibel nicht umgeschrieben hat. Und so liest sich die scheinbare Abkehr des Mimoun Azizi plötzlich vielleicht auch ganz anders. Denn er und seine „liberalen“ Muslime wollten am Ende nichts anderes, als die Hölle des Islam, diese ständige Drohung eines strafenden, absolute Unterwerfung verlangenden Gottes, abschaffen. Wenn schon einem Luther dieses im Christentum nicht gelungen ist – wie konnten sich dann Sterbliche wie Azizi, wie Khorchide anmaßen, dieses im Islam anzustreben, das unanfechtbare Wort ihres Gottes verändern zu wollen?

Das letzte Aufbäumen vor dem Verrat

Ist Azizis jüngste „Erklärung“ also tatsächlich die Offenbarung eines Mannes, der unter falscher Flagge Freundschaft heuchelte? Oder ist sie ein Widerruf unter dem immensen, dem existenzbedrohenden Druck der islamischen Orthodoxie?

Wie aus dem scheinbaren Nichts übernimmt er, der westlich gebildete Wissenschaftler, die absurden Positionen jener, die mit dem Islam die europäische Zivilisation überwinden wollen; verwendet als Psychologe das abstruse Wort der „Islamophobie“, einst von Islamfundamentalisten erfunden um jedwede Kritik an ihrem klerikalen Herrschaftsmodell zur Geisteskrankheit zu erklären. Und er rettet sich, ein letztes Aufbäumen seines Ichs, trotz der Erkenntnis, dass das geschriebene Wort des Koran nicht veränderbar, nicht interpretierbar ist, in die Legende der „verschiedenen Lesarten“ des Islam.

Azizi bezichtigt sich selbst, über Jahre alle Freunde und Weggefährten belogen und betrogen zu haben – und rettet sich in die Legende, eine „politikwissenschaftliche Untersuchung“ durchgeführt zu haben.

Er spricht von den „politischen Akteuren des antimuslimischen Faschismus“ – wohl wissend, dass die Inhalte des Koran in nichts der Brutalität und dem Allmachtanspruch der politischen Faschisten nachstehen. Denn es war genau diese Erkenntnis, derentwegen der in Deutschland aufgewachsene Geburtsmuslim von einem „liberalen Islam“, einem „Islam mit menschlichen Antlitz“, träumte. Er unternimmt einen letzten Versuch, seine gequälte Seele als Wissenschaftler in einen „sachlichen und kritischen Diskurs“ zu führen. Doch kaum einen halben Tag später dann die durch und durch unsachliche Abkehr von allem, was ihm bislang wichtig, vielleicht heilig war.

Die totale Unterwerfung unter den Allmachtsanspruch des Islam, garniert mit der Ankündigung, ein großes Werk über den gegen die unreformierbare Lehre des Islam gerichteten Faschismus zu veröffentlichen.

Der Weg in die eigene Hölle – durch die Hölle des Islam

All das hat tatsächlich viel von Galileo – und es hat Azizi in die eigene Hölle geschickt. Denn wenn es tatsächlich so ist, dass sein Gesicht eines aufgeklärten Muslims nichts anderes war als Mimikri im Auftrag Muhameds, dann hat er seinen Ruf als Wissenschaftler und Mensch für alle Ewigkeit vernichtet. Dann wird sein „Werk“ nichts anderes sein als eine mit unlauteren Methoden geschaffene Hetzschrift gegen alle, die sich dem Islam nicht bedingungslos unterwerfen – gefeiert nur in den Kreisen jener Muslime, denen jede Wissenschaftlichkeit fremd ist.

Wenn es aber so ist, dass diese Umkehr der Werte eines Humanisten ausschließlich den massiven Drohungen gegen ihn und seine Familie geschuldet sind, auch dann wird ihm die bedingungslose Unterwerfung unter die Faschisten eines totalitären Islam nichts nützen. Mehr noch als in der europäischen Kultur gilt in der Archaik des Islam das alte Wort davon, dass alle den Verrat, niemand aber den Verräter liebt. Im Islam gilt: Einmal Murtad, immer Murtad. Einmal Abtrünniger, immer Abtrünniger.

Azizi wusste, dass er und seine Mitstreiter in den Augen der korantreuen Muslime Häretiker, Abtrünnige sind. Wer am Wort des Koran zu deuteln versucht, vergeht sich am gottgleich angebeteten Muhamed ebenso wie an Allah selbst. Da hilft es Azizi auch nicht, sollte er nun mit dem Widerruf den Versuch unternommen haben, die mit der Ausweisung als Murtad zwingend verbundene Todesstrafe von sich abzuwenden. Abtrünniger bleibt Abtrünniger.

Und so wird Azizi nun bereits in seiner eigenen Hölle leben – entweder als Verräter an seinen Freunden oder als Verräter an sich selbst oder als Verräter am „wahren“ Islam.

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Kommentare ( 189 )

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Werner Brunner
6 Jahre her

Was ist an diesem Mann so seltsam oder schwer verständlich ?
Es ist doch ganz einfach !
Anscheinend wurde er unter Druck gesetzt .
Völlig normal in diesen Zeiten !
Und ,,,,,
er ist natürlich eindeutig ein großer Feigling !
Also ein Menschlein , wie du und ich !
Völlig normal in einer durch und durch korrupten Welt !
Wieso regt sich da überhaupt noch jemand auf ?

Michel Rieke
6 Jahre her

Jetzt meldet sich die Speerspitze des investigativen Journalismus zum Thema, weiß aber auch nicht mehr als TE.

http://www.taz.de/!5420469/

Eine wirklich merkwürdige Geschichte. Wann darf man mit der Veröffentlichung der angekündigten Studie rechnen?

Michel Rieke
6 Jahre her

Ich gestehe ein, dass es paradox erscheint, aber nur wenn man die Kirchen als Hüter des Christentums sieht. Das sehe ich aber nicht so. Die Kirchen hüten ausschließlich ihren Einfluss, ihre Macht und ihren Reichtum. Wäre es dem Papst ernst mit „Una Chiesa povera, una Chiesa dei poveri“ so würde er dem Beispiel des fiktiven Papstes aus „In den Schuhen des Fischers“ folgen. Ich habe es schon einmal hier geschrieben: Mit Frau Käßmann, Herrn Bedford-Strohm, Herrn Marx und Herrn Woelki spreche ich sofort über Barmherzigkeit, Mildtätigkeit und christliche Werte, wenn sie ihre Gehälter bis auf eine Durchschnittsrente der Flüchtlkingshilfe zur… Mehr

Michel Rieke
6 Jahre her

Für den Fall, dass Sie es tatsächlich nicht wissen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mani_pulite

Ich habe fälschlicherweise Partei und nicht Parteien geschrieben, bitte entschuldigen Sie den Fehler.

Veronika Hack
6 Jahre her

Deshalb habe ich ja wenn geschrieben. Die Vorurteile werden trotzdem verstärkt. Ich bin froh das ich so einen Druck nicht aushalten muss.

Dado Rampovic
6 Jahre her

Stimme Ihnen zu!!
Auch wenn man es in bestimmten Medien nicht erörtern will…
Das nächstgelegene Salafistendorf, in dem nichts anderes als die Scharia liegt von der deutschen Grenze 700 km entfernt in den Bergen Bosniens. Der obermufti in dem Dorf hat übrigens 13 Klnder von 4 Frauen..
Im Bosnischen TV wurde letztes Jahr darüber berichtet.
Darüber würde ich mir gerne eine ausführliche Reportage im öffentlich rechtlichen Tv wünschen.
Naja,bleibt wohl beim Wunsch.
Es könnte die Leute vielleicht verunsichern…

misty
6 Jahre her

Gerade im Lutherjahr werden sie mit der Aussage, dass Luther kein Aufklärer war, in der deutschen protestantisch geprägten Politik auf wenig Zustimmung stoßen. Protestanten halten sich noch immer für die „modernen“ Christen und blicken mit Hochmut auf die katholische Kirche herab.

Thomas Weber
6 Jahre her

Ein hervorragender Artikel. Exzellent recherchiert. Und er macht sehr nachdenklich…..

Gernot Radtke
6 Jahre her

Mimoun Azizi – ein Fall von Taqiyya (vom Koran gebotener Täuschung und Verstellung) oder von Apostasie (Abfall vom liberalen Muslimglauben) oder von Erpressung/Einschüchterung (Morddrohungen für seine Familie) oder von was eigentlich? In allen Fällen ist sein Glaubwürdigkeitskredit perdu und seine Rolle als Publizist nicht nur bei TE ‚verbrannt‘. – Bleiben Sie, verehrter Herr Spahn, bitte noch eine Weile an diesem Fall dran. Es könnte ein tragischer sein. Bei den mit Bluturteilen endenden Moskauer Schauprozessen Ende der 30er haben die angeklagten Altbolschewisten, um ihre Familien vor Stalins Rache zu retten, auch alles und noch mehr gestanden als man ihnen vorgeworfen hatte.

pcn
6 Jahre her

Es ist nur so, dass möglicherweise ein Blick in die Zukunft und die Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung von äußeren Unständen abhängt. Denn wenn die Voraussetzungen für eine Lebensplanung nicht mehr stimmen, sie sogar vielleicht konterkarieren, dann war es das; im Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben.

Die Politik ist immer am längeren Hebel. Und die greift massiv in das Privatleben ein. Ich glaube nicht, dass ich diese These, die ich persönlich als Fakt bezeichne, dass ich die noch hinlänglich mit Indizien belegen muss.