Strukturenwechsel 2: Das Technium

Im Technium würde ein Steuersystem zur Finanzierung staatlicher Aufgaben vor allem die Profite belasten, die die vollautomatisierten Fertigungsanlagen ihren Besitzern bescheren: eine Robotersteuer.

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Nichts von dem, was wir auf diesem Planeten vorfinden, ist in seiner ursprünglichen Form verwendbar. So beruht unsere Ernährung auf Pflanzen und Tieren, die ihre Existenz allein menschlichen Eingriffen verdanken und die auf dem Weg der natürlichen Evolution niemals entstanden wären. Gezüchtet, gehegt und gepflegt werden sie zudem in rein artifiziellen Umgebungen, oder zumindest in solchen, die ohne den dauerhaften Eingriff des Menschen keinerlei Bestand hätten. Manch ein Lebensmittel ist mittlerweile sogar vollkommen künstlich, entsprungen der Imagination unserer Chemiker und hergestellt in abgeschotteten Fabriken.

Auch die Rohstoffe, die für Herstellung, Betrieb und Wartung von Gütern oder Infrastrukturen aller Art benötigt werden, liegen nicht einfach in der Gegend herum.

Rohöl ist unbrauchbar, bevor man es nicht auf chemisch/physikalischem Weg in Treibstoffe, Schmiermittel oder Bitumen verwandelt. Metalle kommen fast ausschließlich als Erze vor, die man als solche nicht einsetzen kann. Selbst ein Baum ist völlig nutzlos, solange ihn niemand fällt und in Bretter zersägt. Einen Wert erhalten natürliche Ressourcen nur, wenn der Mensch sie veredelt. Dies geschieht mittels unüberschaubar vielfältiger Eingriffe und Maßnahmen, denen durchaus nicht immer ein Aspekt der physischen Umwandlung innewohnt. Man kann dem Baum auch ein Schild mit der Aufschrift „Hier erfand Roland Tichy während einer Wanderung den Einblick“ anheften, eine Würstchenbude aufstellen und auf Spaziergänger warten. Überhaupt verdient das, was viele Menschen als „Natur“ genießen, zumindest hierzulande die in dieser Bezeichnung mitschwingende Etikettierung „ursprünglich“ nicht. Es gibt keinen Quadratmeter Boden in Deutschland, der nicht vom Menschen gestaltet wäre. Oder besser ausgedrückt: Es gibt keinen Quadratmeter, der nicht so ist, wie er ist, weil der Mensch das so will oder akzeptiert. Wir leben nicht in einer Wildnis, sondern in Kulturlandschaften, und das stellt einen bedeutenden Unterschied dar.

Steuerung durch Besteuerung
Strukturenwechsel 1: Der ökosoziale Staat
Gero Jenners Ansatz, wer Ressourcen der Umwelt entnehme, entziehe diese der Allgemeinheit und sei daher zu einer materiellen Kompensation in Form einer „Erstverbrauchssteuer“ verpflichtet, ist daher falsch. Tatsächlich nimmt, wer Unnützes in Gebrauchsfähiges verwandelt, nicht nur niemandem etwas weg, er öffnet dadurch erst Wege zum Wohlergehen für Viele. Ihn dafür zu bestrafen, wäre also höchst kontraproduktiv. Gleiches gilt für die von Jenner als Säule seiner hier beim Einblick vorgestellten „ökosozialen Steuerreform“ empfohlene „Endverbrauchssteuer“, die den privaten Endverbraucher zu einer Begrenzung seines Konsums zwingen soll. In ihrem Zusammenwirken würden beide Maßnahmen vor allem den technischen Fortschritt bremsen. Der schöpferische Akt des Unternehmers, durch den Ressourcen zu Rohstoffen für neuartige Produkte mutieren, setzt die Fähigkeit und den Willen zur Investition voraus. Die nur erfolgt, wenn Aussichten auf Gewinne durch zahlende Kunden bestehen. Ein Steuersystem, das an beiden Ende der Wertschöpfungskette ansetzt, ahndet sowohl die Herstellung, als auch die Verwendung von Innovationen, die neue Optionen zur Bedarfsbefriedigung bieten. Denn gerade solche sind zum Zeitpunkt ihres erstmaligen Markteintrittes in der Regel teuer und ineffizient, bedürfen eines hohen Materialeinsatzes, verbrauchen viel Energie und erzeugen große Abfallmengen, wodurch sie nach Jenners Auffassung besonders viel Schaden anrichten und besonders hoch zu belasten wären. Man fragt sich, ob unter einer solchen Prämisse Automobile oder Smartphones jemals zu Massenprodukten gereift wären. Eine „ökosoziale“ Wende in der Steuerpolitik hätte jedenfalls eine umfassende Selbstbeschränkung der Wirtschaft auf die Optimierung des Bestehenden zur Folge, wodurch uns der Weg in eine bessere Zukunft versperrt würde.

Der Weg in die Kreislaufwirtschaft

Mag auch eine unberührte und ungenutzte Wildnis jenseits emotionaler Faktoren für die Zukunft der Menschheit irrelevant sein, verbleibt die Frage nach den Rest- und Schadstoffen, die wir aufgrund unserer Wirtschafts- und Lebensweise in die Umwelt abgeben. Obwohl von der steigenden Lebenserwartung über die sinkende Kindersterblichkeit bis hin zum Rückgang von Armut und Hunger alle verfügbaren Daten zeigen, wie sehr die positiven Wirkungen von Globalisierung und Massenproduktion ihre negativen Folgen übertreffen, müssen wir immer mehr Müll trotzdem nicht als notwendiges Übel akzeptieren. Das Aufbrechen der Koppelung von Konsum und Abfall kann durch neue Technologien gelingen, die es aber nur geben wird, wenn wir mehr verbrauchen statt weniger. Das Interesse an der stofflichen oder energetischen Verwertung unseres Mülls wird gegenwärtig allein durch ein Regime staatlicher Regulierungen induziert. Damit es solcher Rahmensetzungen nicht mehr bedarf, damit absolut alles, was wir wegwerfen, wegschütten oder emittieren, als werthaltig angesehen werden kann, sind die Abfallmengen weiter zu steigern. Denn erst dann lohnen sich die Entwicklung und der Einsatz komplizierter und energieaufwendiger Recycling-Technologien wirklich.

Man stelle sich eine Welt vor, in der die Müllabfuhr nichts kostet, sondern darum bittet, vielleicht sogar dafür zahlt, Abfälle übernehmen zu dürfen. Man stelle sich eine Welt vor, in der Auto- oder Elektronikhändler es nicht als Belastung empfinden, Produkte zum Ende ihrer Nutzungs- oder Lebensdauer zurückzunehmen, sondern als zusätzliche Wertschöpfungsoption. Man stelle sich eine Welt vor, in der Atommüll, toxische Chemikalien oder gesundheitsgefährdende Emissionen bereits an ihren Quellen abgeschieden und vollständig vernichtet beziehungsweise den Stoffkreisläufen der Industriegesellschaft wieder zugeführt werden. Viele dieser noch fiktionalen Möglichkeiten sind bereits im Ansatz vorhanden, sie reichen von neuartigen Kernreaktoren bis hin zu Mikroben, die sich von Kunststoffen ernähren.

Manch Recyclingkette, etwa bei Glas, Papier oder Metallen, ist bereits sehr gut ausgebaut. Da Roboter Automobile, Haushaltsgeräte, Fernseher und andere komplexe Systeme zusammenbauen, warum sollten sie sie nicht auch wieder zerlegen können, um die einzelnen Bestandteile einer jeweils idealen Verwertung zuzuführen? Wenn wir aber weiterhin dem Mantra des Konsumverzichts zur Abfallminimierung folgen, werden wir am Ende nur auf prinzipiell unvermeidbarem Müll sitzenbleiben.

Mehr Fleisch für mehr Naturschutz

Gleiches gilt für die Landwirtschaft. Wer Massentierhaltung, Monokulturen, großräumige Weidewirtschaft und den Einsatz von Düngemitteln oder Pestiziden skeptisch betrachtet, darf nicht den Fehler begehen, Biogemüse anzubeten und sich dem Vegetarismus oder gar Veganismus hinzugeben. Produktivitätsfortschritte, die den Flächen- und Ressourcenbedarf deutlich senken, versprechen vor allem neue Technologien, die den idealen Energieträger für die Maschine Mensch betreffen: Fleisch.

Es bedarf nämlich keines aufwendig gehaltenen Rindes für ein Steak, das Filet kann ebenso auf biotechnischem Weg aus einer Muskelzelle entstehen. Natürlich, der erste Burger aus künstlichem Hackfleisch hatte einen stolzen Preis, man spricht von einer Viertelmillion Dollar. Aber mehrere Startup-Unternehmen rund um den Globus widmen sich der Thematik und berichten von großen Fortschritten. Prinzipiell spricht nichts gegen künstlich hergestellte, im Bioreaktor produzierte und von konventionellen Angeboten optisch, texturell und geschmacklich ununterscheidbare Fleischprodukte, für die kein Tier mehr gemästet und geschlachtet werden muss. Bis zur Marktreife unterstützen die Geldgeber solche Ideen allerdings nur, wenn der Fleischmarkt weiter wächst und dadurch Renditen auf das eingesetzte Kapital verspricht. Der Lust auf Hackbraten und Schnitzel nachzugeben wird der Umwelt am Ende weit mehr helfen, als die Sanktionierung des Konsums mittels ökologistisch motivierter Verbrauchssteuern.

Es bedarf übrigens auch keines Ackers für Getreide, dieses vermag ebenso wie Obst und Gemüse in Fabriken unter optimalen Lichtverhältnissen in einer optimierten Nährlösung effektiver und effizienter zu gedeihen. Die Technofarm des japanischen Unternehmens SPREAD zeigt diesen Weg, obwohl dort bislang nur Salat hergestellt wird.

Null Grenzkosten: Das Technium

Ich erwähne diese Ansätze vor allem, weil sie den Pfad zu einer Lebensmittelherstellung bahnen, aus der der Mensch als kostentreibender Faktor vollständig verschwindet. Automatisierung gelingt mit Produktionsverfahren, die auf die Fähigkeiten robotischer Systeme ausgerichtet werden, besonders schnell und einfach.

Fiktionen à la Star Trek
Robotersteuer und bedingungsloses Grundeinkommen
Maschinen sind unschlagbar darin, in einer definierten und kontrollierten Umgebung immer wiederkehrende, zyklische Tätigkeiten mit hoher Präzision und Geschwindigkeit auszuführen, ohne dabei jemals zu ermüden. Technofarmen und Bioreaktoren verdeutlichen Optionen, die Lebensmittelproduktion robotergerecht zu gestalten. Dies ist bei vielen anderen Bedarfsgütern ebenso möglich und entlang mancher Wertschöpfungsketten bereits in großem Umfang realisiert. Was würden Salatköpfe oder Steaks, Zahnbürsten oder Kaffeetassen, Fernseher oder Smartphones bewirken, die ohne jedes menschliche Zutun aus Fabriken wie der Technofarm hervorkommen um von autonomen Drohnen direkt zum Supermarkt, eventuell gar direkt zum Verbraucher, transportiert zu werden? Aus Fabriken, die mit Rohstoffen aus dem Abfallrecyclingversorgt werden? Aus Fabriken, deren Systeme wiederum von Robotern gebaut und auch noch gewartet und repariert werden? Richtig, solche Produkte könnten extrem preiswert sein.

Dies ist die Vision, die ich dem von Gero Jenner skizzierten Modell, in dem der Staat über Steuern auf Verbräuche statt über solche auf Arbeit eine ökologische Regelungswirkung erzielt, entgegenstellen möchte. Eine Welt, ich nenne sie nach einem von Kevin Kelly, einem der Gründer des Wired-Magazins, geprägten Begriff das „Technium“, in der Maschinen soziale und ökologische Fragen gleichermaßen lösen, weil sie uns zu verschwindenden Grenzkosten mit allem Notwendigen versorgen, ohne dabei die Umwelt übermäßig zu belasten. Eine Welt jenseits der Knappheit, in der Armut ihren Schrecken verliert, weil sie nicht mit Hunger und Mangel verbunden ist, sondern lediglich mit einem freiwilligen Verzicht auf zusätzlichen Luxus.

Es wird in dieser Welt weiterhin Erwerbsmöglichkeiten geben, denn Tätigkeiten, in denen Empathie, Kreativität und Flexibilität gefragt sind, ob im Dienstleistungsbereich, in Kunst und Kultur oder in der Wissenschaft, bleiben die Domäne des Menschen. Aber der Zwang, zur Absicherung eines Mindestmaßes an Versorgung auch langweilige, von stetig wiederkehrenden Routinen und möglicherweise erheblichen körperlichen Belastungen geprägte Jobs suchen und annehmen zu müssen, entfällt. Wohnraum (aus großen 3D-Druckern) und jegliche für ein würdiges Leben als notwendig erachteten Verbrauchs- und Gebrauchsgüter stehen billig genug allen Bürgern zur Verfügung, um über ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ finanzierbar zu sein.

Das Technium beantwortet alle sozialen und ökologischen Fragen. Gero Jenners Konzept ist nicht nur heute überflüssig, weil es von falschen Prämissen ausgeht, es ist nicht nur hinderlich, weil es die Bewältigung bestehender Herausforderungen erschwert, es wäre in der skizzierten Zukunft auch völlig sinnlos. Im Technium würde ein Steuersystem zur Finanzierung staatlicher Aufgaben vor allem die Profite belasten, die die vollautomatisierten Fertigungsanlagen ihren Besitzern bescheren. Eine Robotersteuer schafft umso größere Freiheiten, je mehr Verpflichtungen wir auf Maschinen abwälzen. Verbrauchssteuern mit „ökosozialer“ Lenkungswirkung hingegen basieren auf Kontrolle und Gängelung. Sie verpflichten nur den Menschen, und zwar zu anhaltendem Verzicht.

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Kommentare ( 20 )

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Felix in the Sky
6 Jahre her

Haben Sie sich mal gefragt, warum ausgerechnet Afrika und der Nahe Osten an erster Stelle stehen, bei der Migration nach Europa bzw. Deutschland? Sollten Sie mal tun… Nicht nur bis zum Tellerrand schauen, sondern über den eigenen Tisch hinaus.

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6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Na das ist doch einfach.
Für die aktuelle Migrationsentropie gibt es folgende 3 Hauptgründe:

1. Bevölkerungsexplosion in Afrika
2. Armutsgefälle zwischen Europa und Afrika
3. Moderne Informationstechnologien, die insbesondere Punkt 2 als Nachricht in die ganze Welt transportieren.

Ich glaube nicht, dass die Menschen hierher fliehen, weil sie das einfache Leben ohne Strom, Maschinen und Medizin bevorzugen.

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Hm, das sind die Fluchtsymptome, aber nicht die Ursachen. Afrika soll arm sein und bleiben und dafür wird von diversen Regierungen gesorgt. Nur sind eben die Menschen dort auch nicht ganz blöd und gehen jetzt halt zur Quelle. Und solange ausländische Regierungen dafür sorgen können, wer als Diktator in welchem Land regieren darf, wird sich daran auch nichts ändern. Wie war das – wer anderen eine Grube gräbt… Europa fällt jetzt eben selbst hinein…

Felix in the Sky
7 Jahre her

Zu 1. Robotersteuer: Meines Erachtens nach falsch, denn: Die Robotersteuer wäre nicht an Profite geknüpft. Heute bauen noch Menschen teilweise Autos zusammen, diese Menschen bekommen ein Gehalt/Lohn, welches zu versteuern ist (also der Empfänger muss Steuern abgeben!). Die Profite des Verkaufs einer Leistung, erhält der Unternehmer und sind in Form einer Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer zu versteuern, die aber ebenfalls der Empfänger (der Unternehmer) abzuführen hat. Der Roboter erwirtschaftet selbst gar nichts, denn er bekommt nichts für seine Leistung! Nur am Rande erwähnt: Die Mehrwertsteuer ist ein abstruses Produkt geldgeiler gieriger Säcke, die Geld verdienen wollen, obwohl sie keine Leistung erbringen.… Mehr

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7 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Zu 1. Ich kann den mystischen Unterschied zwischen Roboter und Maschine nicht ganz nachvollziehen. Wo früher ein Bauer und einhundert Knechte ein Feld geerntet haben, schafft das heute der Bauer allein mit einer Erntemaschine. Steuern, Lohn, Arbeitszeit, Sozialleistungen, Ausbildung etc. wurden an die neuen Verhältnisse angepasst. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wären die 100 Knechte verhungert und der Unternehmer würde allein vom Fortschritt profitieren. Roboter stellen für mich somit lediglich eine graduelle und keinen prinzipielle Neuerung dar. Zu 2. Das bedingungslose Grundeinkommen bedeutet für mich (bei optimierter Höhe) Folgendes: – Der Großteil der Leistungsträger wird weiterhin dazuverdienen wollen… Mehr

Felix in the Sky
7 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Öhm, Roboter sind auch Maschinen – da gibt es keinen Unterschied. Aber auch Maschinen schaffen keinen Mehrwert! Nur der Mensch schafft das. Und wenn man sich die Mühe macht den gesamten Kreislauf mal im Detail durchzuexerzieren, wird man feststellen, dass der Arbeiter an der Maschine letztendlich derjenige ist, der die Gesamtwirtschaft überhaupt am laufen erhält und erhalten kann. Auf Maschinen gibt es momentan im Übrigen auch keine Steuer oder sonstige Abgabe. Und das was früher die 100 Knechte und Tagelöhner waren, das sind heute die, die einen oder mehrere dieser unzähligen Verwaltungsjobs machen, die es früher nicht gab. Letztendlich kostet… Mehr

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7 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Also wenn ich meine Hecken mit einer elektrischen Heckenschere schneide statt mit einer Nagelschere, dann schafft die Maschine nach meinem Verständnis einen Mehrwert.
Wenn ich zum Beispiel eine Stunde arbeite, dann schaffe ich mit der Heckenscherer 50 m Heckenscheren und mit der Nagelschere gerade mal einen Meter.
Natürlich muss auch jemand die Heckenscheren konstruieren und produzieren, was aber im Laufe eines Werkzeuglebens trotzdem wesentlich günstiger ist.
Übrigens hinkt sogar dieser Vergleich, da selbst die Nagelschere eine Maschine ist. Wenn ich die Heckenscheren mit meinen Zähnen schneiden müsste, dann käme ich in der Stunde maximal auf 30 cm.

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Den sogenannten „Mehrwert“ bestimmen SIE doch aber selber. Für Sie ist in Ihrem Beispiel der Mehrwert, dass Sie mehr Zeit übrig haben, in der Sie etwas anderes machen können. Wenn es aber nichts anderes zu machen gibt, gibt es auch keinen wirklichen Mehrwert. Z.B. ein Raum in einem Haus, welches gerade im Rohbau hochgezogen wurde, Fenster sind drin, Dach ist drauf, Heizung funktioniert, Licht funktioniert, wenn auch nur durch eine Glühlampe in einer Fassung vom Baumarkt. D.h., der Raum erfüllt genau den Zweck, den er erfüllen soll – er schützt vor Umwelteinflüssen. Jetzt bestellt man einen Maler/Tapezierer, der Tapete an… Mehr

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6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Ich kann ihrer Argumentation wirklich nicht folgen: Jede neue Generation von Zahnbohrern hat für mich als Patient einen enormen Fortschritt dargestellt. Die ersten Erfahrungen habe ich noch mit ungekühlen Bohrer gemacht. Und auch bei Lampen gibt es Fortschritte. Die Glühlampe pen, die wir in den 1970ern bei Osram produziert haben, haben 85 % Wärme und nur 15 % Licht erzeugt. Bei den LEDs ist das ja wohl anders. Ich denke ihr Problem ist, dass Sie unseren Status Quote als etwas vom Himmel gefallenen betrachten. Sie wollen die Errungenschaften der Vergangenheit wie Elektrizität zwar sicher nicht missen, sind aber nicht bereit… Mehr

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Sie haben jetzt ein anderes Beispiel genommen. Aber auch da, ist der Mehrwert persönlich behaftet. Ich brauchte den Bohrer in den letzten 15 Jahren ein Mal. Ich betrachte nichts als vom Himmel gefallen und sehe das schon gar nicht als Problem. Denn das ist das größte Problem des Menschen – er sieht immer nur Probleme. Mit jeder neuen Lösung schaffen wir aber wieder neue Probleme. Die LED ist ein vorzügliches Beispiel. Sie haben recht, die alte Glühlampe mit Wolframfaden produzierte mehr Wärme als Licht und verbrauchte deshalb für die gleiche Helligkeit mehr Strom. Vergleichen wir das mit den Energiesparlampen und… Mehr

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6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Also doch mit Macheten Zuckerrohr schneiden wie in Cuba.
Und selbst da hat der Mensch eine Monokultur geschaffen, um nicht jedes Zuckerrohr einzeln suchen zu müssen.
Beantworten Sie doch einfach mal die FRAGE zu welchem Zeitpunkt der Mensch die Entwicklung hätte einstellen sollen.
Bei der Nutzung des Feuers ?
Beim Schmelzen des Eisens ?
Bei der Erfindung der Elektrizität?
Bei der Erfindung des Computers ?

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6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Als ganz einfach die Frage am Beispiel der Beleuchtung – wo sollten wir ihrer Meinung stehen bleiben ?

1. Keinerlei künstliches Licht ?
2. Fackeln aus Baumästen ?
3. Ölfunzeln aus Wal-Fischöl ?
4. Lampen mit Erdgas ?
5. Elektrische Glühlampen?
6. LED-Lampen ?

Oder besser:
Wo sollten wir mit unserer Kommunikation stehen bleiben ?
1. Bei Grunzlauten ?
2. Bei der Sprache ?
3. Bei Tontafeln ?
4. Beim Buchdruck?
5. Beim Internet ?

Ich denke ohne Internet könnten wir nicht einmal miteinander kommunizieren.
Für mich ist das durchaus ein Mehrwert im Vergleich zum „Grunzen“.

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

‚Oder besser‘ finde ich prima! Auch wieder ein sehr gutes Beispiel gewählt. Wir haben heute unzählige Kommunikationsmöglichkeiten, nur das Kommunizieren haben die meisten bereits verlernt. Schauen Sie sich doch mal die Kinder von heute an bzw. lesen Sie mal deren Kommunikationsverläufe. Und wenn ich sehe, was ich im Job von Abteilungsleitern, Geschäftsführern etc. für E-Mails bekomme, dann wäre es besser gar nicht mehr zu kommunizieren. Das schont die Augen und die Nerven. Früher hätte ich es noch verstanden, wenn ein Brief, den man mit Hand schreiben musste, Fehler enthalten hätte. Aber heute ist mir nicht klar, warum das nicht mehr… Mehr

ZurückzurVernunft
6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Ich wäre schon mehrfach gestorben, wenn es solche Standardkapitalisten und „Fortschrittsideologen“ wie Röntgen, Alexander FLemming und Co. nicht gegeben hätte.

Für Romantiker mag ja das Leben der Naturvölker und Neandertaler ein Traum gewesen sein.
Jeder Knochenbruch und jede Blinddarmentzündung bedeutete den Tod. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug 25 Jahre. Die Kindersterblichkeit lag bei 50%.
Unsere Generation „Schneeflöckchen“ würde da nicht einen einzigen Winter überstehen.

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Stimmt, heute leben wir 80 Jahre und z.T. länger. Aber wie leben wir denn? Wir verkaufen diese Lebenszeit ja an den Kapitalismus! Mir würden 25 Jahre völlig reichen, wenn ich nicht jeden Tag 8h für ein paar Blatt Papier arbeiten gehen müsste, bei denen man mir heute sagt, dafür bekommst Du ein Brot und morgen der Bäcker mich vielleicht auslacht. Und ja, diese Vorstellung ist vielleicht romantisch, aber ich nenne das, was ich momentan hier habe auch nicht freies Leben, denn das ist es absolut nicht. Die heutigen Generationen könnten ganz sicher keinen Winter mehr überleben, da gebe ich Ihnen… Mehr

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6 Jahre her
Antworten an  Felix in the Sky

Keine Ahnung wie alt sie sind.
Mit 20 habe ich auch „The Who“ mit ihrem idiotischen Spruch „hope I die before i get old“ beklatscht

Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf:
Sie leiden meines Erachtens an der typischen Wohlstandsverwöhnung. Da wirkt alles sehr romantisch.
Machen Sie doch mal einfach die Probe aufs Exempel und verzichten Sie auch nur für einen Monat auf alle technischen Errungenschaften wie Heizung, Zahncreme (dann müssen nämlich auch Sie zum Zahnarzt), elektrischen Strom, Toilettenspülung, fliessendes Wasser, Supermärkte, Fahrräder und Autos etc.

Und dann melden Sie sich einfach wieder. Bin mal auf ihren Bericht gespannt.

Felix in the Sky
6 Jahre her
Antworten an  ZurückzurVernunft

Ich glaube kaum, dass es eine Rolle spielt, wie alt ich bin. Auf jeden Fall älter als 20, davon können Sie mal ausgehen. Und ja, ich verzichte auf recht vieles. Nicht auf Strom und auch nicht auf Zahncreme, aber darum geht es mir auch gar nicht. Ich lebe in einer Gesellschaft, in der ich auf gewisse Dinge nicht mehr verzichten kann, um in dieser Gesellschaft (über)leben zu können. Verstehen Sie das irgendwie? Keine Ahnung, ob Sie mal im Ausland waren, in dem der Wohlstand nicht so hoch war wie hier in Deutschland. Aber dort sind die Leute komischerweise fast überall… Mehr

Reimund
7 Jahre her

Herr Heller, der Ruf nach der Maschinensteuer ist uralt, es gab ihn in den 70igern, bei Einführung der DV/PCs etc. Wenn die Herstellung künstlich verteuert wird, wandern die Investitionen ab. Wir stehen im globalen Wettbewerb. Was es bedeutet, welche Entscheidungen getroffen werden, sieht man an den Entwicklungen in Europa und Ostasien. Wie haben unsere Nachbarländer auf die vergangenen Strukturwandel etwa der 70iger reagiert. In England fuhr der Heizer noch solange auf der Diesel- und Elektrolok mit, bis Maggi der maroden Industrie plus Gewerkschaften den Gnadenschuß gab. Frankreich und Italien machten den Draghi und werteten ihre Währung ab und kamen in… Mehr

Matthias Losert
7 Jahre her

Da die kulturelle Evolution in einer begrenzten Unendlichkeit wächst, wird sich zwangsläufig nach und nach eine Kreislaufwirtschaft mit Wertschöpfungskaskaden etc. durchsetzen.

Dieser Prozess kann durch leistungswirtschaftl. Abstraktion des Güterkreislaufs beschleunigt werden. Ausserdem kann die Abstraktion als Steuerung dienen, um interevolutionäre Risiken zu senken. Dafür ist keine politische Vision nötig.

Das „Technium“ erscheint mir eher wie ein maschinengesteuerter Sozialismus.

Harry James mit Armbrust
7 Jahre her
Antworten an  Matthias Losert

„einer begrenzten Unendlichkeit“

das ist nun aber in sich ein eklatanter Widerspruch.

entweder begrent oder unendlich