Der Antifaschistische Schutzwall 2.0

Vom Westen her aufgebaut erlebt der Antifaschistische Schutzwall 2.0 als neue Mauer gesinnungsmäßig fröhlich Auferstehung. Die Begründung liefert eine Zeitung, hinter der früher kluge Köpfe gesteckt haben sollen.

Wenn sich die Deutschen mit sich selbst befassen, geht es bei ihnen bzw. bei ihren „Eliten“ oft reichlich hysterisch angesäuert zu. Seit Napoleon hat sich das immer wieder gesteigert. Der französische Imperator hatte über die Deutschen gesagt: „Es gibt kein gutgläubigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“

So weit sind wir wieder einmal. Hundertausende von kaum alphabetisierten und zu Tausenden gewaltaffine Wirtschaftszuwanderer – oder wie man sie euphemistisch nennt: Menschen mit Fluchterfahrung, Schutzsuchende – und die zu 95 Prozent Nicht-Asylberechtigten sind scheinbar kein Problem, aber seit der Bundestagswahl sind es ganz pauschal 15 Millionen Ossis. Der Antifaschistische Schutzwall 2.0 muss her.

Haben und Sagen
Ossis: Nicht integrierbar in die rot-grüne Republik
Bis hinein in die „Zeitung für Deutschland“, die der Neuen Züricher Zeitung längst nicht mehr das Wasser reichen kann und hinter der fast nur noch staatstragende Köpfe stecken, sind es die „Dunkel“-Deutschen, die sich angeblich nicht ins gute, helle und weltoffene Deutschland integrieren wollen. Die „Neubürger“ aus dem arabischen und aus dem afrikanischen Raum, die in neokolonialistischer Attitüde „Gold wert“ seien, ließen sich ja locker integrieren, alles easy, sie lernen fleißig die deutsche Sprache und verinnerlichen deutsche Sitten. Vor allem aber haben sie einen großen Vorteil: Sie können nicht AfD wählen. Sie können aber auch nicht Merkel und Co. wählen, zumindest so lange nicht, bis man ihnen als rot-grün-christliches Willkommensgeschenk das Wahlrecht gibt. Der Antifaschistische Schutzwall 2.0 muss her.

Um die anderen aber, die seit dem 3. Oktober 1990 qua „Beitritt“ offiziell unter dem Dach des Grundgesetzes leben und zuletzt weder Merkel bzw. deren „Schwester“ noch Schulz noch Lindner noch Wagenknecht noch Göring-Eckardt gewählt haben, gehört wohl ein Antifaschistischer Schutzwall 2.0 gebaut. Als Bollwerk gegen Faschisten, wie die SED-Mächtigen anno dazumal den Bau der Mauer vom 13. August 1961 begründeten. Der Antifaschistische Schutzwall 1.0.

Doch halt, so einfach ist das nicht mit der Parole um eine angeblich notwendige, schier immunisierende „Reeducation“-Gesinnungsbarriere. Von allen Wahlberechtigten (!) haben bundesweit 38 Prozent keine Partei der genannten Oberdemokraten angekreuzt, oder sie haben gar nicht gewählt. In Sachsen zum Beispiel noch viel mehr. „Seltsam, wir haben doch nichts falsch gemacht“, pfeifen die Merkel’schen Jamaikaknechte im dunklen Wald: Der Ossi sei eben nicht demokratiemündig. Da brauchen wir schnell noch ein paar zig Millionen mehr für den Kampf gegen rechts. In diesem Punkt wird man sich bald einig werden. Und wenn das auch nicht hilft, dann holt man sich des Kölner Kardinals Woelki Pressefritzen als Unterhändler. Der hat ja schon getwittert, dass er gerne den Tschechen den Atommüll abnehme wolle, wenn die Tschechen den Deutschen die Sachsen abnähmen. Christliche Nächstenliebe 2017 eben!

Funktionärsprodukt
Jamaika ist kein Projekt
Aber mal konkret: Vielleicht ist der Grund für das Wahlverhalten der Ostdeutschen ein völlig anderer, vielleicht haben es die Ossis und die Osteuropäer insgesamt satt, bevormundet zu werden und als leichtgläubig zu gelten. Die Menschen dort haben ein feineres Sensorium dafür als die Westler. Wenn Ostdeutsche, Polen, Ungarn nicht voll korrekt sein wollen, dann vielleicht deshalb, weil sie Bevormundungen aus Moskau und sonstigen Polit-Büros in ihrer traumatisierten Erinnerungs-DNA haben. Diese Bevormundungen haben sie nicht abgeschüttelt, um sich jetzt Gouvernanten aus Berlin oder Brüssel auszusetzen.

Von der Mauer in den Köpfen war viel die Rede. Wir waren eigentlich darüber hinweg. Vom Westen her aufgebaut erlebt der Antifaschistische Schutzwall 2.0 freilich als neue Mauer zumindest gesinnungsmäßig fröhlich Auferstehung. Deshalb die Frage an die politischen, medialen und kirchlichen „Eliten“: Wie wäre es, wenn ihr es statt mit Fernstenliebe mal mit Nächstenliebe versuchtet? Oder seid ihr schon mitten drin, euch nach Brecht ein neues Volk zu suchen – mittels Willkommenskultur zu basteln?


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop.

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Kommentare ( 26 )

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Josef Kraus
6 Jahre her

Danke für diesen wunderbaren „Heine“! Kannte ich nicht. Gehört ab sofort in mein diagnostisches Repertoire.

Ralf Schweizer
6 Jahre her
Antworten an  Josef Kraus

Sie finden dieses Zitat in „Gedanken und Einfälle“. Im selben Kapitel 4 steht auch noch: „Man muß ganz Deutschland kennen, ein Stück ist gefährlich. Es ist die Geschichte vom Baume, dessen Blätter und Früchte wechselseitiges Gegengift sind.“. Wie recht Heine doch hat!

Henryke
6 Jahre her

Fein;-)
Ein schönes Wochenende und kommen Sie (die Zukunft Sachsens betreffend) nicht auf noch mehr absonderliche Ideen!

Reinhard Peda
6 Jahre her

Besser, alle Wähler welche nicht in anderen Parteien Mitglied sind, Mitglied in der AFD werden. Das hat den Vorteil das alle schlimmen Elemente (Nazis usw…) in der AFD unwirksam gemacht werden und die AFD dann eine echte „Demokratische Partei“ ist. Dann klappt das auch mit der Umerziehung aller anderen!

Gerhard Wruck
6 Jahre her

Selbstkritischer Journalismus bei der FAZ? Lieber sappeur, die Zeiten waren einmal. Allein schon die obsessiv angewandte Zensur in diesem nunmehrigen Käseblatt gegenüber den Lesern, die es sich immer noch antun, Kommentare in FAZ-Net zu schreiben, zeigt, dass diese windschnittigen Anpasser-Journalisten zu keinerlei Selbstkritik mehr fähig sind. Erst wenn sie rausfliegen aus der Redaktion wegen der Minimierung des Abonnentenkreises der FAZ, werden sie merken, dass sie wohl etwas falsch gemacht haben. Aber sie werden nicht auf den Trichter kommen, was das wohl gewesen sein könnte. Die frühere Klugheit wurde nämlich bei der FAZ gegen Dummheit ausgetauscht.

Bonzo der Große
6 Jahre her

Vielen Dank Herr Kraus für Ihre Zusammenfassung, der ich uneingeschränkt zustimmen kann. Ich selbst bin nicht aus dem Osten, kann die Menschen, die sich gegen jetzige Form der Parteiendemokratie mit der berechtigten! Wahl einer Alternative auflehnen sehr gut verstehen. Wenn man nur ehrlich genug mit sich und dem Land ist, sieht man überall wie der Lack abblättert und der Putz bröckelt und zum Vorschein kommt weder Freiheit noch Demokratie, sondern Bevormundung, Vetternwirtschaft, politische Korruption und Oligarchie. All das, was viele der Ostbürger noch aus leidvoller Erfahrung selbst kennen.

Imre
6 Jahre her

Richtig. Habe den Eindruck, in unserer kleinen Ostgemeinde (trotz relativ geringem Interesse an polit. Fragen) hat sich im letzten Jahr ein deutlicher Stimmungswandel vollzogen. Die AfD wurde stärkste Partei mit etwa 30%, und die nächsten Monate nach Merkels unausweichlichen „Erfolgen“ wird das Pendel weiter ausschlagen lassen. Besonders da absehbare größere Belastungen auf die Michel zukommen, die Regierung ist doch längst am Ende mit ihrem Latein. Ungelöste Problemfälle, wohin man auch sieht, Recht, Gesetz und Vernunft dabei „vergessend“. Aktuell läuft die Wirtschaft ja noch, die Risiken nehmen aber stetig zu….., gerade auch aus der Politik der Alternativlosen.

vDodenstein
6 Jahre her

Teile und herrsche!

Gut erkannt.

AngelinaClooney
6 Jahre her

Die „Übernächstenliebe“ ist hip, kosmopolitisch und sowas von „gut“.
Die Nächstenliebe ist lästig, zeigt, dass es Schwachstellen gibt in diesem Land, „wo wir gut und gerne leben“. Ich plädiere für einen Schutzwall zum Erhalt der kulturellen Identität, der nationalen Sozialsysteme und der inneren Sicherheit.

Gogol Lafit
6 Jahre her

Ich denke es ist ganz und gar anders. Der Osten hat einfach nicht diesen besonderen Schuldstolz ausentwickelt wie der Westen. Und die Westler sind genau deswegen auch so wütend. Denn die sind lieber Weltbürger als Deutsche. Der Ostler hingegen empfindet sich einfach immer noch ganz zwanglos als deutsch und kann diese merkwürdigen Definitionskapriolen der westdeutschen Schuldentrinnung nicht nachvollziehen. Insbesondere wollte der Osten eben Deutsch sein und das ganz lange Zeit. Und jetzt wo er denkt er ist deutsch und Deutschland ist wiedervereinigt, wird im gesagt, er soll sich doch als Europäer, Kosmopolit oder Lokapatriot definieren. Das ihm das als Definition… Mehr

Dieter Rose
6 Jahre her

gelb geht gar nicht,
das Abzeichen muss braun sein.
ich bin noch im Besitz eines gelben Abzeichens.