Massive Protestwelle: 114.000 Menschen demonstrieren in Frankreich gegen Macrons Impfzwang

Am Samstag kam es in ganz Frankreich zu massiven, überwiegend friedlichen Protesten. Nach Angaben des Innenministeriums gingen insgesamt 114.000 Menschen auf die Straße und sorgten für spektakuläre Bilder. Die Bewegung gegen Macrons Impfpläne scheint immer schneller zu wachsen.

IMAGO / IP3press

Nach dem Macron am Montag einen indirekten Impfzwang ankündigte, kommt es ins Frankreich zu anhaltenden Protesten. Am Mittwoch, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille, kam es in Paris zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten (u.a. wurden Barrikaden errichtet, die Polizei setzte Tränengasgranaten ein; TE berichtete). In ganz Frankreich gingen nach Ministeriumsangaben nun am Samstag insgesamt über 100.000 Menschen auf die Straße, davon 18.000 in Paris. Größere Demonstrationen gab es daneben u.a. in Nizza, Bordeaux, Metz, Straßburg, Perpignan, Rennes, Nantes, Lille, Lyon, Marseille. In Paris wurde zwischen Palais Royal und Place Laroque demonstriert.

Hintergrund: Macron hatte vergangenen Montag einen verpflichtenden „Gesundheitspass“ angekündigt, ohne den man quasi vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wird. Für diesen muss man sich entweder impfen lassen oder einen aktuellen, negativen PCR-Test vorzeigen können, den man künftig selber bezahlen muss (mehr hier).

— James Melville (@JamesMelville) July 18, 2021

Die Teilnehmer und Organisatoren der Proteste sind wenig homogen: Neben zahlreichen konservativen und rechten Kräften wie der Organisation „Les Patriotes“ waren auch führende Köpfe der Gelbwesten-Bewegung beteiligt. Die Demonstranten selbst trugen überwiegend keine gelben Westen, sie skandierten „Freiheit“, „Nieder mit der Gesundheitsdiktatur“ und zeigten teilweise Photomontagen, die Macron mit Hitler-Bärtchen darstellen. In Lyon kam es zu Auseinandersetzungen, die Polizei setzte erneut Tränengas ein und wurde mit Gegenständen beworfen.

Die Proteste wachsen rapide. Während direkt nach Macrons Verkündung nur wenige Hundert auf Korsika demonstrierten und die Mobilisierungsversuche der Gelbwesten im Netz in französischen Medien kaum stattfanden (TE berichtete), waren es am Mittwoch schon deutlich über zehntausend. Am Samstag gingen mindestens 114.000 Menschen auf den Straßen.

Während die Polizei am Mittwoch noch versuchte – auch aufgrund des Nationalfeiertags – die Proteste durch massive Anwendung von Gewalt im Keim zu ersticken, ließ man die Proteste jetzt weitestgehend laufen. Im Élysée Palast ist die Angst vor einer erneuten Welle von Demonstrationen ähnlich der Gelb-Westen-Proteste groß. Für den ohnehin angeschlagenen Präsidenten ist sein radikales Impfprogramm ein riskantes Spiel.

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