Italien: Ende der Fünf-Sterne-Bewegung?

Just an dem Tag, als das neue "Team del futuro", das Zukunftsteam der Bewegung "Cinque Stelle" präsentiert werden sollte, nutzte deren Chef Di Maio die Bühne, um selbst abzudanken. Es sei Zeit dafür, die Bewegung neu zu erfinden.

Marco Ravagli / Barcroft Media via Getty Images

Mitten in die Woche der Wahrheit hinein, sorgte der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, den Cinque Stelle, Luigi Di Maio für einen kleinen Paukenschlag: er tritt zurück. Als Außenminister Italiens, wird er allerdings der Regierung noch treu bleiben. So lange diese hält.

Der 33-Jährige wirkte fast erleichtert bei der Pressekonferenz. Luigi Di Maio, das hörte man in seinem knapp über eine Stunde lang dauernden Statement heraus, gab fast schon entnervt auf. Ganz der politischen Weisheit entsprechend, dass die Steigerung des Feindes der Parteifreund ist, sind die Fünf Sterne (M5S), einst vom Comedian Beppe Grillo gegründet, in der politischen Wahrheit und im Alltag angekommen. Machtpolitik bedeutet immer auch ein Stück Selbstaufgabe der einstigen Träume.

Lauschte man den Worten Di Maios, der im vergangenen Jahr noch Seit an Seit mit Matteo Salvini regierte, so wurde klar: Einige in der Partei, und vor allem an der Basis, waren unzufrieden über „Selbstdarsteller“ Di Maio, der die Cinque Stelle schleichend der Beliebigkeit preisgegeben hatte.

Di Maio selbst formulierte es so, dass ein paar „wenige Mitglieder intern, das Leben aller in der Partei“, also auch ihm, schwer gemacht hätten Ja, er meinte, die wahren Feinde säßen in der eigenen Bewegung, die die wahren Werte untergraben würden. Und just an dem Tag, als das neue „Team del futuro“, das Zukunftsteam der Bewegung, präsentiert werden sollte, nutzte Di Maio die Bühne, selbst abzudanken. Es sei Zeit dafür, die Bewegung neu zu erfinden.

PD und Cinque Stelle liefern eine Farce
Salvini dreht den Spieß um und befürwortet Prozess gegen ihn
Die kommenden Wahlen in Kalabrien und besonders in der Emilia-Romagna, kratzten bereits am Image des M5S-Chefs. Denn die Bewegung scheint in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorhanden. Ja, die Protestbewegung ist abgeschmiert, etliche behaupten, seit Di Maio mit der Lega die Regierung bildete, aber erst Recht, als er im zweiten Kabinett mit dem einst erklärten Todfeind, den Sozialdemokraten der PD eine Koalition einging. Momentan werden dem M5S zehn bis 15 Prozentpunkte in der Wählergunst vorausgesagt (Wahlergebnis 2018: 32,68 %). Andere meinen, ein völliges Debakel drohe.

Was nun? Diese Unruhen wirken sich definitiv auch auf die Regierungsarbeit aus. Bisher arbeiten die Regierungsparteien quasi dem Mitterechtsbündnis um Matteo Salvini und Giorgia Meloni mit ihren Kandidaten zu. Während sich Premier Giuseppe Conte nun wohl auch die Krawatte lockert, hat sie Di Maio demonstrativ und mit Ansage abgelegt – die Krawatte als Symbol staatlicher Macht, der Ehre dem Land zu dienen, und Verantwortung zu übernehmen – was Luigi Di Maio insgesamt so wohl nicht richtig gelungen ist. Es bleibt spannend in Italien.

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Kommentare ( 9 )

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CIVIS
4 Jahre her

SALVINI wirkt !

Berlindiesel
4 Jahre her

Das Schicksal der Cinque Stelle ist aber auch ein Menetekel für alle, die dem Parteienstaat sein Grabesied singen wollen. Denn Cinque Stelle, die man in Deutschland wohl am ehesten von ihrer Aufstellung und Programmatik noch mit den Piraten vergleichen könnte, beweist, dass weder die immer wieder totgesagten „Lager“ noch der Gegensatz zwischen links und rechts verschwunden ist. In der wohlstandsverwöhnten Jugend der westlichen Welt gibt es im Allgemeinen ein Gefühl der Ziellosigkeit, des Überdrusses an allem, das sich periodeisch eine Repräsentanz sucht, die aber, einer Boys Group gleich, nur einen Sommer lang die Träume und Illusionen bedienen kann. 2019 war… Mehr

Fawlty
4 Jahre her

Ich bin mehr als zuversichtlich, dass der nächste Premier Salvini heißt. Sollte das schon früher passieren, um so besser. Dieser Mann hat das Potenzial, in Italien Geschichte zu schreiben. Freilich keine, die der EU gefallen würde.

Deichgraf72
4 Jahre her

Die wichtigste Frage ist eigentlich wann stürzt endlich die Italienische Reg. so das es zu verdienten Neuwahlen kommen kann.

Protestwaehler
4 Jahre her

Was wirklich bemerkenswert ist, solange die 5Sterne mit der Lega koaliert hatte, wurde sie von den deutschen Leitmedien stets als „rechtspopulistisch, rechtsradikal, rexextrem“ usw. bezeichnet, nun, als Koalitionspartner „Der Guten“, fallen diese diskreditierenden Etiketten plötzlich nicht mehr. Schon auffällig.
Bei Sebastian Kurz verhält es sich ähnlich. Jetzt, wo er Koalitionspartner „Der Guten“ ist, wird er plötzlich nicht mehr vom „Mainstream“ als „Baby-Hitler“ stigmatisiert.

Ursula Schneider
4 Jahre her

„Krawatte als Symbol … der Ehre, dem Land zu dienen“ – das übernimmt bei uns der Blazer mit drei Knöpfen in den Lieblingsfarben Rot und Grün. Von Ablegen allerdings keine Spur, scheint angewachsen zu sein …

Marc Hofmann
4 Jahre her

Die 5 Sterne Bewegung ist in einer Situation, in der sie nur verlieren kann.
Auf der einen Seite die PD und auf der anderen Seite die Lega.
Die 5 Sterne müssen sich entscheiden welchen politischen Weg sie gehen wollen…den der Sozialisten der PD oder den des konsverativen der Lega.

Bei uns in Deutschland ist es doch das gleiche Drama…CDU/CSU, FDP, Linke, SPD…diese Parteien müssen sich auch für einen Weg entscheiden…den Weg der Grünen/Sozialisten zu gehen oder den Weg der konservativen AfD.

Wahl zwischen staaatlicher Zwangsvorgabe (Grüner Sozialismsus) oder der freien Marktgesellschaft (bilateralen Volkswirtschaften).

Langsax
4 Jahre her

Wenn ich das richtig deute, dann wird diese 5-Sterne-Bewegung durch die Beliebigkeit der Führung wieder in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden?…. es ist sehr spannend. Ob die anderen Parteien daraus lernen werden?

horrex
4 Jahre her
Antworten an  Langsax

@ Langsax „Beliebgkeit“ aller Orten! D A S ist die treffendste Beschreibung der gegenwärigen Politik in I, D, der EU, der Nato. Motto: „Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass.“ Innere Widersprüche, Inkonsistenzen ohne Ende wie z.B. Strom aus Wind zu verlangen aber keine Trassen nach Süden zu wollen (bzw. einen Dschungel an Genehmigungen zu schaffen durch den sich niemand mehr durchfindet. Nur EIN Beispiel! Usw. usf. – Inkonsistenzen ohne Ende die inzwischen selbst den ersten „Schreiberlingen“ bei … langsam auffallen. – Was aber keineswegs heißt, dass der Spuk sich dem Ende zuneigt. Noch lange werden die Reihen… Mehr