Wie Indien und die Amish die Corona-Pandemie beendeten

Indien scheint Corona überstanden zu haben, trotz niedriger Impfquote. Die Amish haben der Impfung und Masken völlig entsagt und sehen sich inzwischen als coronafrei. Deutschland dagegen taumelt von der Angst zum Desaster und wieder zurück. Warum?

IMAGO / Hindustan Times
Auf dem Sarojini Nagar Markt in Neu-Delhi, Ende November 2021

Meine Freunde in Delhi fluchen über das schlechte Wetter und den Smog, der die Stadt jetzt heimsucht. Und was ist mit Corona? Ach, das ist vorbei. Bei euch in Deutschland soll es ja drunter und drüber gehen. Hätten wir nicht gedacht. Wir glaubten immer, Deutschland sei das effektivste Land der Welt. Aber jetzt sieht das anders aus.

Und in der Tat scheint Indien Corona überstanden zu haben. Das Leben läuft normal. Das Karma scheint es gut mit den Hindus gemeint zu haben. War da was? Die indische Variante, die aus antirassistischen Gründen in Delta-Variante umbenannt wurde.

Wie ist die Lage nun in Indien? Etwa 43 Prozent sind doppelt geimpft, das sind nicht allzu viele. In Deutschland sind es rund 70 Prozent. Ein drastischer Unterschied. Aber in Indien lebt man wie vor Corona und Deutschland befindet sich in einer Endlosschleife von Restriktionen. Das Ergebnis: Eine gespaltene Gesellschaft ist von gegenseitigem Hass und Unverständnis geprägt.

In Indien rollte im März die zweite Welle an. Damals wurde das Land schwer getroffen. Die Regierung verzichtete aber auf eine allgemeine Ausgangssperre. Jeder Bundesstaat entschied, wie er wollte. Viel heraus kam dabei nicht.

Aber die Hauptstadt Delhi hatte unter der zweiten Welle zu leiden. Die wenigen Krankenhäuser kollabierten fast unter der Zahl der Corona-Kranken. Für die westliche Panikpresse ein gefundenes Fressen: Fotos von Feuern, in denen Leichen verbrannt wurden, machten die mediale Runde. Dass es sich dabei oft um normale, rituelle Leichenverbrennungen handelte, das störte die Berichterstattung kaum.

Immerhin kam so fast jeder in Delhi mit dem Coronavirus in Berührung. Eine wissenschaftliche Studie zeigte, dass 90 Prozent der Einwohner in Delhi Antikörper gegen Corona bildeten und so immun sind. In ganz Indien, so schätzen Virologen, haben inzwischen weit über 80 Prozent der Inder Antikörper gebildet und sind immun. Das bedeutet, Indien hat eine Herdenimmunität entwickelt, Corona stellt keine Gefahr mehr dar. Vor allem der direkte Kontakt mit dem Virus und weniger die doppelte Impfung von 43 Prozent hat dazu geführt, dass Indien derzeit eine so niedrige Fallzahl von sieben auf eine Million Einwohner hat. Deutschland verzeichnet dagegen eine Inzidenz von rund 400.

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Natürlich spielt dabei auch die unterschiedliche Demographie Indiens eine große Rolle. Indien ist ein junges Land. In Deutschland sind 20 Prozent der Bevölkerung älter als 65, in Indien nur 7 Prozent. Die weitaus größte Bevölkerungsgruppe ist jünger als 30 Jahre. Sie bemerken die Covid-Infektion oft nicht einmal.

Eine dritte Corona-Welle ist in Indien ausgefallen. Boostern? Wofür, sagt die Regierung Modi. Indische Wissenschaftler bezweifeln, dass die Gesamtzahl der Corona-Opfer in Relation höher als im Westen ist. Und jetzt ist Covid ja vorbei, sagen die indischen Freunde. Das Leben geht normal weiter. Eine andere Welt. 

Auch für die Amish in den USA scheint Corona vorbei

Noch eine andere Welt, eine Welt, deren Covidbewältigung in mancher Hinsicht Indien gleicht, sind die Amish in den USA: Die Glaubensgruppe, die hauptsächlich in Pennsylvania abgeschottet lebt, hat ein ähnliches Gottvertrauen, wie es in Indien herrscht. Das höchste Gut ist die Gemeinschaft und das gemeinschaftliche Leben. Die Amish lehnten sowohl Impfung als auch Masken ab. Auch hier gab es am Anfang eine große Zahl von Corona-Opfern. Jetzt ist es ausgestanden, so die Amish. Gott hat uns geprüft, wir haben die Prüfung bestanden. Unter dem Strich gibt es bei ihnen, so glauben die Amish, vergleichsweise weniger Corona-Opfer als sonst in den USA. 

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Aber die Amish haben keine sozialen Kosten. Wer starb, der starb in Begleitung seiner Familie, nicht wie in Deutschland im Isolationsknast der Altersheime oder Pflegeheime. Kranke wurden von der Gemeinde gepflegt. Jeder war für den anderen da. Es gab keine gesellschaftliche Spaltung. Keine Isolation. Keine Verteufelung der Ungeimpften, weil ja alle ungeimpft sind. Es gab auch keine Medien, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft Massenhysterien verbreiteten. Das alles gab es nicht in der unaufgeklärten Gesellschaft der Amish. Es ist klar, dass nach der Durchseuchung der Gemeinschaft die Zahlen sinken. Die Amish waren immer gelassen, voller Gottvertrauen, und lebten ihr normales Leben weiter.

Ob die bisherigen Infektionen bei den Amish und in Indien allerdings vollständig vor Infektionen mit der neuen Omikron-Variante schützen, ist offen. Auch Südafrika ist nur zu 25 Prozent geimpft und zu etwa 65 Prozent durchseucht, aber Daten scheinen zu zeigen, dass eine erneute Ansteckung durch Omikron möglich ist. Die Krankheit scheint dann allerdings wesentlich leichter zu verlaufen, sodass auch in Südafrika keine Panik herrscht.

Während Indien und die Amish entspannt weiterleben, dominiert in Deutschland die Angst. Eine Impfpflicht wird ins Auge gefasst. Österreich hat einen derartig totalen Eingriff in die menschliche Privatsphäre konkret vor. Nicht einmal in China steht das zur Diskussion. Aber in Deutschland werden Zwangsimpfungen und hohe Strafen für Impfverweigerer diskutiert. Grundrechte werden entzogen. Die Medien überbieten sich gegenseitig mit Horrormeldungen. Eine andere Welt. 

Der satte Westen ist heute keine Risikogesellschaft mehr

Der Westen hat sich von einer Gesellschaft, in der Risiken normal waren, zu einer Antirisikogesellschaft entwickelt. 2018 war die damalige Grippe ähnlich ansteckend. Die vielen Grippetoten fanden in den Medien auf den letzten Seiten Erwähnung. Seit eineinhalb Jahren hat sich die Lage gedreht: keine Nachrichten ohne Corona, keine Zeitung ohne diesen täglichen Schwerpunkt. Natürlich ist Corona sehr ansteckend, aber von geringer Mortalität. Eine ernsthafte Gefahr stellt Corona vor allem für die kleine Gruppe Hochbetagter dar.

Aufgrund apokalyptischer Weissagungen über den Verlauf der Pandemie wurden elementare Grundrechte eingeschränkt, darunter allgemeine Persönlichkeitsrechte, die Bewegungs-, die Versammlungs- und die Religionsfreiheit. 

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Die von den Medien angefachte Angst ließ die massiven psychosozialen und ökonomischen Kosten dieser Maßnahmen verblassen. In den Hintergrund tritt, dass die Corona-Maßnahmen und die Berichterstattung der Medien zu einem deutlichen Anstieg der psychischen Erkrankungen geführt haben. Die Zahl der Selbstmorde steigt. Unternehmen vor der Pleite. Wenn Künstler und Theaterleute protestieren, werden sie diffamiert und abgewertet. 

In einem ähnelt Deutschland Indien: Es gibt hier inzwischen auch die Kaste der Unberührbaren, die Dalits, das sind die Ungeimpften. Auch ihnen wird verwehrt, Geschäfte zu besuchen, und sie sind am unteren Ende der sozialen Skala.

Der Tod wird aus dem Leben ausgelagert

Dass zum Leben das Sterben gehört, wird aus der Realität ausgelagert. Sterben findet außerhalb der Stadtmauer statt. Pflegeheime sind Sterbehäuser, sie werden nur nicht so genannt. So werden der Tod und das Sterben dem Erfahrungshorizont entzogen. Ironischerweise hält das Sterben exponentiell durch die Hintertüre wieder Einzug. Kein Tag ohne Krimis oder Horrorfilme im TV. Ganze Industriezweige leben vom inszenierten Tod. Der hohe Aktienkurs von Netflix beruht zu einem wesentlichen Teil auf medialem Tod und Gewalt. Wir wollen Tod und Gewalt sehen, aber in der Realität nichts mit ihnen zu tun haben. Welche pervertierte gesellschaftliche Einstellung.

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Die Beschränkungen sollen vor allem dem Schutz alter Menschen dienen. Die Hauptsterblichkeit der durch oder mit Corona verstorbenen liegt über 80 Jahren! Doch wer trägt die Hauptlast: Die junge Generation, besonders die junge Generation der Unterschicht ist meisten benachteiligt. Schule und sozialer Austausch werden massiv behindert. Zusätzlich wird diese Generation die Schulden bezahlen müssen, die gemacht wurden, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Verordnungen zu verringern. 

Aber die Einschränkung des öffentlichen Lebens findet die Unterstützung einer Mehrheit der Bevölkerung. Ein großer Teil will sogar strengere Maßnahmen. Aufgrund des medialen Dauer-Bombardements ist die Bevölkerung in Angst. Menschen schließen sich ein und verlassen die Wohnung nur noch zum Einkauf der Grundnahrungsmittel. Familien- und Freundesbande werden zerschnitten. Die Angst vor dem Risiko ist so groß, dass man bereit ist, auf elementare Rechte zu verzichten. 

Freiheit durch Verbote: Die Risikovermeidungs-Gesellschaft

Stand bisher im Zentrum der westlichen Gesellschaft die Idee, immer mehr Freiheit zu schaffen. Hat sich das seit 20 Jahren langsam aber sicher umgekehrt. Es begann schleichend mit der Political Correctness. Jeder musste immer mehr auf der Hut sein, dass er besonders definierte Opfergruppen öffentlich nicht „diskriminiert“, kein falsches Wort gebraucht. In der Cancel Culture wird man schnell zum Unberührbaren, zum Dalit. 

Nun werden durch die Corona-Verordnungen Grund-Freiheiten eingeschränkt. Die Nachteile und Kosten werden kaum diskutiert. Wohin die Reise weitergehen kann, deutet der Grüne Habeck an, der sinngemäß meinte, dass im Klimaschutz Verbote die Bedingungen für Freiheit seien.

Die Angst vor der Freiheit ist deshalb so groß, weil wir heute in einer Risiko-Vermeidungsgesellschaft leben. Risiken werden ins digitale Computerspiel und, reales Sterben ins Krankenhaus ausgelagert. Es ist ein zentrales Anliegen unserer Gesellschaft, Risiken auszuschließen. Risiko erzeugt heute Angst. Angst sucht Schuldige. Und die Schuldigen sind laut Medien und Politik heute die Ungeimpften. Dabei sind diese am besten von allen getestet. 

In Indien und bei den Amish gehören Krankheit und Tod zum Alltag. Jeder Tag ist ein Risiko, das selbstverständlich zum Leben gehört. Deutschland ist bekannt für seine German Angst. Angst ist kein guter Ratgeber.

Die Rückseite der so oft beschworenen Freiheits-Medaille ist das Risiko. Kein Risiko, keine Freiheit – keine Freiheit, kein Risiko. Deutschland sollte sich ohne Angst entscheiden.


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Kommentare ( 60 )

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Guggema
2 Jahre her

Der Artikel bringt es exakt auf den Punkt: „Wir wollen Tod und Gewalt sehen, aber in der Realität nichts mit ihnen zu tun haben. Welche pervertierte gesellschaftliche Einstellung.“ Wir sind auch bereit, angezettelte Kriege in anderen Ländern zu akzeptieren, ohne mit den Wimpern zu zucken, dafür aber mit den Achseln. Nur uns selbst soll es nicht betreffen. Da setzt dann jegliche Ratio komplett aus und macht einer manischen Panik Platz. Und schon wird eine Mehrheit nahezu willenlos steuerbar.

horrex
2 Jahre her

Die Nachrichten aus Indien scheinen zu bestätigen was ich seit Langem – und uimmer mehr – vermute. Der mit Abstand vernünftigste Weg mit dem „Thema“ fertig zu werden läuft über „stille Feiung“, also den Erwerb von Immunität. Unter besonderer Berücksichtigung der vulneralen Gruppen. – Dazu auch ein Erlebnisbericht aus meinem Umfeld. Ein alter Freund – er lebt seit vielen Jahren in Kenia – feierte hier in D. schon vorletzten Sommer seinen 70. Gebutstag. Mit allem Trara all seinen Ex, sämtlichen Kindern und Enkeln und Urenkeln. Reichlich 40 Personen. Und seiner schwarzen kenianischen Frau. Nachbarn „verpfiffen“ die Feier. Das Gesundheitamt rückte… Mehr

Rob Roy
2 Jahre her

Indien. Hier fließt der von Fakälien und Leichen kontaminierte Ganges, in dem Menschen baden und sogar das Wasser dieses heiligen Flusses saufen. Und denen soll ein Grippevirus etwas anhaben können?

UweB
2 Jahre her

Auch skandinavische Länder wie Schweden und Norwegen stehen inzwischen im europäischen Vergleich wesentlich besser da als Länder wie Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, England.
Das sollte eigentlich zu denken geben. Leider in einem gespaltenen und ideologisierten Land wie Deutschland nicht zu erwarten.
Dieses Land ist von moralischen Attitüden und Angst vor negativen Bildern gefesselt.

Atheist46
2 Jahre her

„Freiheit durch Verbote“ – der letzte Absatz bringt es auf den Punkt. Freiheit ist nicht mehr, nicht tun zu müssen, was man nicht will, sondern das genaue Gefenteil: tun zu müssen, was man nicht will. Ist es das, was der unsägliche Altkommunist Kretschmann aus dem Ländle mit „Freiheit neu justieren“ meinte?

JamesBond
2 Jahre her

Die Impfung ist kontraproduktiv denn die nächste Variante kommt bestimmt und wie beim Klima wissen unsere ach so guten Pseudowissenschaftler zu wenig über die Vorgänge im Immunsystem – deshalb weiter so, Impfen, impfen, Impfen, wie in Bremen: „ Damit steigt die 7-Tage-Inzidenz in Bremen von 358,4 auf 437,0.„

Mausi
2 Jahre her

„Es begann schleichend mit der Political Correctness.“ Nein, es begann damit, dass die Gerichte anfingen, Haftung zu verändern. Wenn ein Kind auf einer Baustelle spielte und verunglückte, hiess es, schlechte Sicherung, Haftung für den Bauherren. Heute sind fast alle Bushaltestellen gekennzeichnet und verpflichten den Verkehr auf beiden Seiten anzuhalten, weil jemand über die Strasse gehen könnte. Ich bin als Kind und Verkehrsanfänger bei Rot über eine Ampel gegangen, weil ich einfach mit ein paar Fussgängern mitgegangen bin, ohne selbst zumschauen. Das Resultat: Drüben empfing mich eine Frau mit einer Ohrfeige und einer Mahnung, das nie wieder zu tun. War das… Mehr

Don Didi
2 Jahre her
Antworten an  Mausi

Was Du normale Lebensrisiken nennst, hat auch eine juristische Bezeichnung, „Verwirklichung des allgemeinen Lebensrisikos“. Als solches haben Gerichte regelmäßig unter anderen die Infektion mit einem Virus bezeichnet (häufig in Zusammenhang mit Schadensersatzansprüchen bei Urlaubsreisen).
Davon ist aktuell kein Wort mehr zu hören, obwohl eine Coronainfektion genau dies ist, die Verwirklichung des allgemeinen Lebensrisikos, andere Ausdrücke dafür sind „shit happens“, oder „Das Leben ist tödlich. Immer.“.
Oder auch das klassische, deutsche „tja“ (TJA – A German reaction to the apocalypse, dawn of the gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house.)

Alexis de Tocqueville
2 Jahre her

Na, das kann ja nicht stimmen, dass wir keine Risikogesellschaft wären.
Wer ist sonst so mutig, sich Messerstecher zu hunderttausenden ins Land zu holen?
Welches Land schaltet mal eben seine Energieversorgung ab?
Wo drangsaliert man die Bauern, damit sich das Land auf gar keinen Fall selbst versorgen kann, das läuft fast überall genau anders rum…
Mutiger gehts doch gar nicht, oder?

Last edited 2 Jahre her by Alexis de Tocqueville
Barbarossa
2 Jahre her

Genauso ist das! Wer sich geradezu tollkühn eine Annalena als Außenministerin oder gar einen von erbärmlichen Affären umwitterten, aber blutleeren Bürokraten als Kanzler und vollkommen unbedarfte Frauen als Verteidigungsminister leistet, der geht doch ein extrem hohes Risiko ein. Dennoch: Mutig würde ich solches Verhalten nicht nennen, denn zu Mut und Tapferkeit gehört immer auch das Wissen um die Gefahr. Dieselbe ist aber den meisten Deutschen nicht bewußt. Den Michel interessiert weder seine Vergangenheit noch seine Zukunft und selbst die Gegenwart wird nur dumpf erlebt. Bei solcher Lethargie stellt sich die Frage nach Courage nie, denn das Problem wird einfach ignoriert.… Mehr

Mausi
2 Jahre her

Ja, die Mischung ist schon wirklich merkwürdig. Die beschriebene Verschiebung in der Haftung sorgt m. E. auch dafür, dass Risiken nicht mehr wahrgenommen werden müssen. Schuld in finanzieller Hinsicht und damit auch „moralischer“ Hinsicht ist dann der andere. Vieles nehmen wir auch gar nicht wahr, weil es in unserem eigenen Umfeld nicht zur Normalität gehört. Und damit kommen die Medien ins Spiel. Sie verstärken, was sie für politisch korrekt halten. Corona ja, aber die von Ihnen aufgelisteten Punkte nein. Und so werden wir über unsere Eliten zur Risikogesellschaft, aber die Meisten sind, sobald aus dem Jugendstadium raus ist, erziehungsbedingt auf… Mehr

Don Didi
2 Jahre her

Mut ≠ Dummheit (sowie VorsichtFeigheit)
Da sollte man dann auch und gerade in den genannten Fällen fein trennen.

Budgie
2 Jahre her

Ich bin begeistert von diesem Beitrag. Es hat mich an meinen eigenen Umgang mit Gefahren erinnert. Ich bin durch schlangenbewohntes Buschland gelaufen, obwohl der Kookaburra sich bemerkbar machte. 5m neben mir sprang ein Krokodil im Adelaide River in die Höhe. Auch das Schnorcheln in der Timorsee oder am Barriereriff im Gefahrenbereich der tödlichen (Yellowfish) Quallen habe ich mir nicht nehmen lassen. Genauso wie die Nähe von ausgewachsenen Komdowaranen oder Stachelrochen. Dabei war ich nie leichtsinnig. Mit der Einstellung vieler unserer ängstlichen Bürger hätte ich keines dieser Erlebnisse geniessen können. Die Welt ist so schön, aber auch gefährlich. Ich bin den… Mehr

Wittgenstein
2 Jahre her

Lieber Herr Gadamer,

wie sehr sich Perspektive und Einstellungen geändert haben, lässt sich auch anhand Ihres Beitrags schön illustrieren.

Ob nun als Substantiv, Adverb oder Adjektiv, es gibt keine Gesunden mehr, niemand scheint mehr gesund zu sein, nicht einmal die „Geimpften“ und „Genesenen“.

Und daran lässt sich meines Erachtens schön erkennen, in welch „kranker“ Verfassung wir uns tatsächlich befinden!