Grüne Weltinnenpolitik: Was in Deutschland scheitert, ist gerade richtig für die Welt

Während die grüne Energiewende-Politik in Deutschland erkennbar zu schwersten Verwerfungen führt, will die Weltinnenpolitikerin Annalena Baerbock diese mit einem globalen Erneuerbaren-Ziel zum Modell für den Rest der Welt machen. Die Grünen offenbaren Größenwahn als ihre Leitstrategie.

IMAGO / photothek
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin, beim 14. Petersberger Klimadialog, Berlin, 02.05.2023

Manche inbrünstigen Behauptungen erinnern eher daran, dass es an ihrem Wahrheitsgehalt große Zweifel gibt. „Uns kann man Deutschland anvertrauen“, sagte Robert Habeck kürzlich. Aber es ging da gar nicht um Deutschland, sondern nur um das kleinste Bundesland Bremen, wo seinen Grünen am 14. Mai ein kleines Wahl-Debakel droht. 

Es scheint ein Muster grüner Kommunikation und Politik zu sein: Eine Krise wird nicht zum Anlass genommen, sich selbst zu hinterfragen, sondern den Anspruch zu vergrößern. Wenn man im konkreten Fall, vor Ort, im tatsächlichen eigenen Verantwortungsbereich scheitert oder zu scheitern droht, erhöht man eben den Einsatz. Was kümmern Grüne noch irgendwelche heimischen Landschaften oder Vogel-Arten, wenn sie mit Windrädern die globale Klimakatastrophe abwehren? Was kümmert sie Bremen, was kümmert sie Deutschland, wo es doch um die Verhinderung der Klimakatastrophe, also um die Welt geht. 

TE-Leser wussten es schon früher
Der Habeck-Graichen-Skandal und die späte Kritik der CDU
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, nach eigenem Anspruch eher Weltinnenministerin, steht für dieses Muster des grünen Politikverständnisses in besonderer Weise. Sie macht ihrem Staatssekretärsskandal- und Energiekrisen-geplagten Parteifreund Habeck also vor, wie grüne Politik wirklich funktioniert: Wenn die Energiewende in Deutschland scheitert, dann muss sie eben in der ganzen Welt stattfinden. Wenn immer mehr Deutsche sich fragen, ob die Habecksche Energiewende vielleicht doch nicht so eine gute Idee war, weil ihnen Wohlstandsverluste ungeahnten Ausmaßes drohen, dann muss man nur das bespielte System ausweiten. Nach dem Motto: Deutschland hat man uns zwar anvertraut, aber zuständig sind wir schließlich für die ganze Welt.

So kündigte Baerbock als Gastgeberin auf dem Petersberger Klimadialog für die im November stattfindende Weltklimakonferenz COP28 in Dubai eine Debatte darüber an, „ob wir auf der nächsten Klimakonferenz nicht zu einem Erneuerbaren-Ziel kommen sollten und kommen können“. Der Rest der Welt soll also Deutschland folgen, wo bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Stroms aus Wind-, Solarkraft oder anderen regenerativen Quellen kommen müssen. Eine deutsche Ministerin gibt als Ziel nicht weniger vor als „unsere Lebensversicherung als Weltgemeinschaft“, so nennt sie den „1,5-Grad-Pfad“. Also letztlich die Rettung der Welt – darunter macht es Baerbock nicht. Selten, zumindest nach 1945, offenbarte sich deutscher Größenwahn so unversteckt wie in den Worten dieser grünen Ministerin. 

Ausbau „erneuerbarer“ Energien
Baerbock empfiehlt Kenia als Vorbild für Deutschland
Wie erfolglos dieser neue grün-deutsche Größenwahn der globalen Vorgaben für den Erneuerbaren-Ausbau ist, mag man daran erkennen, welches andere Land Baerbock als Mitstreiter und Vorbild darstellt. Es ist nicht etwa ein wichtiges Industrieland, auch kein Partnerland in Europa, sondern: Kenia. Ein Entwicklungsland mit höchst bescheidener Industrieproduktion, außerdem eines, das auf Grund seiner klimatischen Verhältnisse weder lange Dunkelzeiten noch einen großen Bedarf an Heiz-Energie hat. In Kenia auf Erneuerbare zu setzen, könnte durchaus ökonomisch vernünftig sein. Aber Kenia als Vorbild für die Industriestaaten und Haupt-CO2-Emittenten? Das ist abwegig – eine Art Hybris mit grünem Vorzeichenwechsel.

Im nicht von Grünen regierten Rest der Welt kann man deren Hybris derweil entspannt zur Kenntnis nehmen. Selbst wenn Baerbocks gewünschte Debatte tatsächlich stattfinden sollte, wird sie mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit sehr schnell dahin führen, dass alle wichtigen Akteure (inklusive der wichtigsten EU-Partner) die Kernkraft als klimaneutrale Energiequelle auf eine Stufe mit den Erneuerbaren stellen werden, so wie es Frankreich in der EU bereits praktiziert. Somit könnte Baerbocks Initiative die energiepolitische Geisterfahrer-Rolle des grün regierten Deutschland nur noch deutlicher machen. Dass dies an der Politik der Grünen in Deutschland etwas ändert, kann man getrost für unwahrscheinlich halten. 

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Kommentare ( 71 )

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Waehler 21
11 Monate her

Frau Baerbock ist nur der sichtbare Teil des Eisberges. Ich habe mich gestern mit jemandin von Amnesty International unterhalten. Im missionarischen Eifer erklärte sie mir die Frauenpolitik für den Rest der Welt von Amnesty Deutschland. In ihrem Eifer bezog sie sich auf das Grundgesetz, war aber nicht in der Lage ihre Position zu belegen und wußte augenscheinlich nicht wie es aufgebaut ist und was genau darin steht oder gemeint ist. Diese junge Frau war auch nicht ein einziges Mal in einem Frauenhaus in Deutschland noch wußte sie wieviele Mädchen in Deutschland beschnitten werden oder davon bedroht sind oder im Kleinkindalter… Mehr

Last edited 11 Monate her by Waehler 21
woderm
11 Monate her

Sie retten erst mal Deutschland und morgen die ganze Welt.

Rob Roy
11 Monate her

12 Grad den ganzen April bis Anfang Mai. Wenn das Klimaerwärmung ist, was war dann vor 20 Jahren, als wir mal 30 Grad am 1. Mai hatten?

fatherted
11 Monate her

Wie einst Merkels Flüchtlingspolitik….wird Baerbock von der Presse gelobt, von den Staatschefs ebenfalls…..hinter ihrem Rücken (wie einst bei Merkel und ihrer Migrationspolitik) lacht man sich kaputt und freut sich, dass der wirtschaftliche Konkurrent Deutschland sich gerade selbst zerstört. Also…..alles gut!

Elisabeth D.
11 Monate her

Nun, Herr Habeck, man KANN Ihnen und Ihresgleichen Deutschland wohl anvertrauen, wer es aber tatsächlich auch TUT, dem ist nicht mehr zu helfen. Und Deutschland kann man, solange die Ampel „regiert“, wirklich nicht mehr helfen.

Phil
11 Monate her

Die angefügte Grafik sagt über die sogenannte „Energiewende“ und den Klimaschutz Deutschlands alles aus, was es zu wissen gilt. Deutschland heute um 9.45 Uhr, 436g CO2 für eine kWh produzierten Strom, einzig Polen und Tschechien (ehemalige Sowjetländer mit entsprechender altsozialistischer Infrastruktur) erzeugen dreckigeren Strom. Dabei importiert Deutschland noch teuren Strom im Umfang von 4 Kernkraftwerken aus dem Ausland. Das soll nur niemand der Göhring-Eckhard sagen, ansonsten könnte sie am Ende noch annehmen, dass ausländischer Atomstrom in Deutschland die Netze für Wind und PV verstopfen…….

Electricity Maps | CO₂-Emissionen des Stromverbrauchs in Echtzeit

Proffi
11 Monate her
Antworten an  Phil

CO2 ist lebensnotwendig und kein Dreck. Außerdem ist es farblos und geruchlos. Es ist furchtbar, daß die Medien diesen Irrglauben in die Köpfe eingepflanzt haben. Wer von dreckigen Strom spricht, sollte ostentativ ein grünes Parteiabzeichen vor sich hertragen.

Juergen P. Schneider
11 Monate her

Wenn man weltweit für irgendein Anliegen etwas erreichen will, dann müsste man zunächst einmal von den Gesprächspartnern ernst genommen werden. Dies ist bei unserer denk- und sprachgestörten Trampolinspringerin aus dem Völkerrecht aber nicht der Fall. Es wäre auch schwer zu vermitteln, dass man den CO2-Ausstoß vermindern will, indem man Atomkraftwerke abschaltet und an deren Stelle Kohlekraftwerke verstärkt zum Einsatz bringt. Wenn man so etwas international vertritt, dann wird man als nur beschränkt zurechnungsfähig wahrgenommen. Wer will sich schon von Menschen beraten lassen, bei denen man unterstellen muss, dass sie ein gestörtes Verhältnis zum logischen Denken haben.

Rational
11 Monate her

Das ist einfach nur eine Mischung aus Inkompetenz, Arroganz, Größenwahn und Selbstgerechtigkeit. Das ganze gepaart mit einem Auftritt aus einer Mischung zwischen unangemessener bissiger Aggressivität mit einer Prise Weinerlichkeit. 

Magdalena Hofmeister
11 Monate her

Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber dieses sich pentrant und omnipräsent ausbreitende Gendersprachgequirle macht mich inzwischen so meschugge, dass ich schon bei jedem Wort mit „innen“ eine erneute Genderattacke antizipiere, unterlegt mit der Stimme einer stotternd-lispelnd sich verhaspelden Bär*:/Innenziege, so jetzt beim Wort „Weltinnenpolitik“.

lube
11 Monate her

Wahrscheinlich wird Deutschland die Kosten der weltweiten Umstellung übernehmen. Übrigens ist die Durchschnittstemperatur in den letzten 50 Jahren um 0,5 Grad gestiegen. Hilfe ich verbrenne.

Phil
11 Monate her
Antworten an  lube

Kalmieren sie sich, machen sie es wie die Römer bei welchen nachweislich die Temperatur bereits 2° höher war und man in den Alpen kaum Gletscher vorfinden konnte. Tragen sie Sandalen und wickeln sie sich in eine Toga, dann haben sie auch ein wenig kühlenden Wind ums Gemächt und schwitzen nicht die Schuhe voll.

Rob Roy
11 Monate her
Antworten an  lube

Vor allem diese Panik immer, weil in den Alpen Gletscher schmelzen. Ja, sie schwinden, das ist richtig. Und was findet man unter dem Eis? Reste von Wäldern, die dort vor zigtausend Jahren sich oberhalb der heutigen Vegetationsgrenze befanden.
Die Natur ändert sich, auch ganz ohne den Menschen. Das heißt aber nicht, dass dies schlechter oder besser, sondern eben nur anders. Und wir Menschen haben uns darauf einzustellen, und nicht die Erde auf den Menschen, indem wir versuchen, das globale Klima zu beinflussen.