Beim offenkundigen Wahlbetrug geht es nicht um Berlin, sondern um Deutschland

Bei der Wahlwiederholung in Berlin geht es nicht um Lokalpolitik der Kaputtstadt Berlin – es geht um den Deutschen Bundestag. Wenn Wahlbetrug bei der Bundestagswahl nicht geahndet wird, ist das Vertrauen in die Politik erschüttert. Das Strafgesetzbuch fordert hohe Gefängnisstrafen – aber in der Hauptstadt bleiben alle locker.

IMAGO / blickwinkel
Berlin ist eine besondere Stadt. Am Leben gehalten wird sie von 3,5 Milliarden Euro aus dem Länderfinanzausgleich; finanziert von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Vom Geld anderer Leute lässt es sich gut leben; billige Tickets und hohe Sozialleistungen inklusive. Das hat den Charakter der Stadt verändert – von einer strahlenden Stadt der Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft zum verschlampten Subventionsempfänger.

"Tichys Einblick Talk" vom 17.11.
Berliner Wahlwiederholung und die Konsequenzen für Deutschland
Der zweite Wirtschaftsfaktor neben geliehenem Geld in Berlin ist der Hofstaat. Die Bundesbehörden wachsen, allein in der neuen Legislaturperiode wurden über 800 neue Spitzenbeamte eingestellt, die kein Mensch braucht. Staatssekretäre und Regierungsbeauftragte wie Claudia Roth (Kultur) und Sven Lehmann (Queer) vermehren sich jenseits jeder persönlichen Kompetenz, für Letzteren ist schon das Bedienen seiner Dating-App für das nächste Rendezvous „Arbeit“.

Das Bundeskanzleramt wird mit 600 Millionen zur größten Regierungszentrale der Welt ausgebaut; die gigantische Form und der mickrige Inhalt stehen in auffälligem Kontrast. Bezeichnend, dass Bundeskanzler Olaf Scholz den Riesenbau als antifaschistisches Symbol gewertet sehen will. Er orientiert sich an den Plänen von Hitlers Baumeister Speer und dem gewaltigen Germania. In ähnlichen Kategorien denkt Außenministerin Annalena Baerbock, die erst Deutschland klimagasfrei machen will und „dann die ganze Welt“. Dafür braucht man NGOs und Verbände, buckelnde Lobbys und das zweitgrößte Parlament der Welt, nur der chinesische Volkskongress ist größer. Berlin ist die Hauptstadt des Größenwahns und der Selbstbedienung einer schamlosen politischen Klasse und ihrer Medien.

Eine Millionenstadt zerfällt und zieht das Land nach unten

Der Rest der Stadt verfällt; Sozialämter werden geschlossen, weil das Personal es nicht mehr packt, das Anmelden eines Autos dauert Monate, für das Einwohnermeldeamt und die notwendigen Gänge braucht man als Neuberliner ungefähr 12 Monate. Die Polizei hat die Verfolgung von Clans aufgegeben und sich auf das sanfte Entkleben von Straßenblockierern spezialisiert. Darauf wird Sorgfalt verwandt, während die Autofahrer, Rettungsdienste und Feuerwehr warten müssen. Es werden eben Prioritäten gesetzt. Frauen meiden die meisten Stadtviertel in der Dunkelheit, die Schulen sind im Leistungsvergleich das Rücklicht eines sonst auch nicht besonders erfolgreichen Schulsystems und wer die glänzende Regierungsmeile verlässt, sieht Spuren wachsender Verarmung, ungeheuren Verfalls und sozialer Nöte. Die Schönheit der Stadt verfällt und wird von Tag zu Tag kleiner, reduzierter.

DER PODCAST AM MORGEN
Wiederholung der Berliner Wahlen - TE Wecker am 20. November 2022
Sollen die Berliner das unter sich ausmachen. Dass sie nicht einmal halbwegs vernünftig Wahlen organisieren können, könnte auch egal sein, solange es um die Landespolitik geht. In ihrer großen Selbstbezüglichkeit glaubt Berlin und glauben ein paar Abgeordnete, Berliner Neuwahlen für deren Abgeordnetenhaus seien wichtig. Das sind sie nicht.

Aber jetzt geht es um die Bundestagswahlen. Sie wurden in Berlin organisiert – und manipuliert. War es vorsätzlicher Wahlbetrug? Das wird nicht ermittelt. Rupert Scholz, früherer Senator der Stadt und Bundesverteidigungsminister nennt es im Gespräch mit unserer Talkshow „Mogelei“ (zum Videoausschnitt). Das stimmt. Bundestagswahlen wurden also streckenweise ermogelt.

Wahlbetrug ist ein Straftatbestand

Wahlbetrug ist aber kein Kavaliersdelikt. Wahlbetrug ist ein Straftatbestand. Paragraph 107a des Strafgesetzbuches besagt: „Wer unbefugt wählt oder sonst ein unrichtiges Ergebnis einer Wahl herbeiführt oder das Ergebnis verfälscht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Selbst die jetzt verwendete Formulierung „manipulierte Wahl“ sagt nicht eindeutig, was neben den Schlampereien auch war: Wahlbetrug! Nicht nur, wer Stimmen aktiv oder passiv (duldend) stiehlt oder zuschanzt, begeht Wahlbetrug, sondern auch diejenigen, die falsche Ergebnisse verkünden, die Schummelei decken und versuchen zu vertuschen. Aufgrund der Erkenntnisse aus vielen Wahlniederschriften, die TE veröffentlicht hat, hätte sofort Strafanzeige gegen viele Wahlvorstände erfolgen müssen. Das ist die einzige wirksame Methode, zukünftigen Wahlbetrug einzudämmen. Wer in Berlin so einfach davon kommt, macht Schule. Wahlbetrug wird zum Kavaliersdelikt berlinert. Das ist bundespolitisch bedeutsam. Das kann nicht hingenommen werden.

Was anders werden muss – und zwar nicht nur in Berlin:

  1. Die gleichen Personen, die die Wahl durchführen, dürfen sich bei der Wahlprüfung nicht selbst kontrollieren und systematisch Selbstkontrolle verhindern. 
  2. Die Briefwahl muss genauer unter die Lupe genommen werden. Wenn in über hundert Briefwahlbezirken bei der Bundestagswahl als Minimalzahl neu gewählt werden muss, dann kann es doch nicht an den immer wieder zitierten Schlampereien in den Wahllokalen gelegen haben. Sondern eher an Wahlbetrug bzw. hinterher verschleierten oder rechtswidrig korrigierten Wahlergebnissen.

Der Deutsche Bundestag spielt dabei ein schmutziges Spiel. Er will nur in rund einem Fünftel der Wahlbezirke Neuwahlen, während für das Berliner Dorfparlament wenigstens überall neu gewählt werden muss.

Da drängt sich doch die Frage auf: Sind Bundestagswahlen weniger wichtig als Lokalwahlen? Ist das Wahlrecht auf Bundesebene weniger wert? Warum kontrollieren Abgeordnete das Ergebnis einer Wahl, das sie erst zu Abgeordneten gemacht hat? 

Verlangt nicht zu viel von den Fröschen

Bekanntlich sollte man von den Fröschen nicht verlangen, dass sie den Tümpel trocken legen, in dem sie fröhlich laichen. Man kann von Abgeordneten nicht verlangen, ihre eigene Existenz in Frage zu stellen.

Und hier kommen wir zum Zentrum der Fragestellung:

  • Die FDP vermeidet eine echte Wiederholung der Bundestagswahl in Berlin, weil sie fürchten muss, für ihren Lindner-Kurs abgestraft zu werden; allmählich spricht sich herum, dass die FDP für den Abbau von Bürgerrechten steht, für das vorzeitige Ende der Energiesicherheit, für Sexualisierung aller Lebensbereiche im Sinne der Regenbogenideologie und für die flotte Zerrüttung der Staatsfinanzen. Eine Wahlwiederholung würde wenigstens im kleinen Berlin dieser egozentrischen Ich-Ich-Ich-Partei den Hut vom Kopf blasen.
  • Die Linke vermeidet die Wahl, weil eines ihrer Direktmandate in Berlin flöten gehen könnte. Das würde bedeuten, dass ihre 38 Abgeordneten den Bundestag verlassen müssten, denn die hängen an einem Berlin-Mandat wie die Bettwäsche auf der Leine.
  • Die SPD fürchtet um ihre wenigen Stimmen und will nur um alles in der Welt ihren Cum-ex-Kanzler schützen.
  • Und die Grünen könnten eigentlich beruhigt in die Wahl gehen. Ihr Stammpublikum trinkt auch saures Bier, wenn es nur grün ist. Aber die Grünen brauchen die Linken als Unterstützer im Kampf um die Deutungshoheit in der Ampel-Koalition. Ohne die Linke ist die erhoffte linke Mehrheit im Bundestag sofort passé.
  • Und die CDU? Die hat einen Friedrich Merz, der gerne böse schaut und hintenherum mit den Grünen scharwenzelt.

Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus
Berliner Wahldebakel: Giffey entschuldigt sich nicht und Geisel tritt nicht zurück
Bezeichnend ist, wie es um die Verantwortung für das Wahlschlamassel steht. Der damalige Innensenator Andreas Geisel ist dafür verantwortlich. Er hat eingreifen und Wahlzettel mit dem Rotstift korrigieren lassen. Er müsste gefeuert werden.

Und da kommen wir wieder zum Anfang zurück. Es ist mir egal, dass er als Bausenator in Berlin sein Zerstörungswerk beim Wohnungsbau fortsetzt – sollen die Berliner sich so kaputt regieren lassen, wie es ihnen gefällt. Aber dass dieser Mann die Aufarbeitung der mit großer Wahrscheinlichkeit kriminellen Machenschaften mit verhindern kann und zwar mit Auswirkung auf den Bund – das geht ganz Deutschland etwas an. Geisel ist keine Berliner Provinz-Figur. An ihm macht sich fest, wie wir mit Wahlbetrug umgehen.

Auch die Bundestagswahlen müssen wiederholt werden, und zwar schnellstens. Sonst ist das Ansehen der Demokratie gefährdet. Dass die Gewählten machen, was sie wollen, erfährt jeder frühere FDP-Wähler mit schreckgeweiteten Augen. Dass sie aber auch Manipulation zu ihren Gunsten an der Wahlurne durchführen: Das geht zu weit. Das entehrt den Deutschen Bundestag. Wenn der Deutsche Bundestag an seiner Wahlverweigerung festhält, zerstört er das System, auf dem unsere Demokratie beruht: dem Prinzip der freien, geheimen und gleichen Wahl. Es darf nicht sein, dass ein paar Berliner Provinzchargen mit ihrer Mogelei durchkommen.


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Kommentare ( 114 )

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114 Comments
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Der Ketzer
1 Jahr her

„… den Charakter der Stadt verändert – von einer strahlenden Stadt der Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft zum verschlampten Subventionsempfänger“ Berlin hat den Stand vom Ende der 1920er Jahre wieder erreicht, als Erich Kästner in seinem Roman „Fabian“ (Originaltitel: „Der Gang vor die Hunde“) schrieb: „Soweit diese riesige Stadt aus Stein besteht, ist sie fast noch wie einst. Hinsichtlich der Bewohner gleicht sie längst einem Irrenhaus. Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang.“ Dass Berlin eine strahlende Stadt der Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft war,… Mehr

Entenhuegel
1 Jahr her

Der Artikel fasst die Lage im Grunde so zusammen: Wenn die BT-Wahl in Berlin nicht wiederholt wird, sind Demokratie und Rechtsstaat gefährdet. Meines Erachtens wird die Wiederholung der BT-Wahl – politisch gewollt – nichts im BT ändern, denn alle Alt-Parteien befürchten des Verlust eines Direktmandates der LINKEn und damit deren Fraktionsstatus, der durch die „Lex Linke“ (drei Direktmandate) zementiert werden sollte, also eine Art Dammbruch. Denn die LINKE ist fester Bestandteil des Altparteien-Kartells, das die Verantwortung für die Zerstörung /aka Transformation) der BRD ebenso auf viele Schultern verteilen will, wie die Pfründe in Form von Pöstchen etc. Demokratie und Rechtsstaat… Mehr

MartinL.
1 Jahr her

Gute Analyse der gegenwärtigen Zustände und Dank für den Artikel Herr Tichy! Hier ein Hinweis, den ich bisher noch nicht wahrnahm. Die Gültigkeit der Ergebnisse der Bundestagswahl in einigen Wahllokalen wird angezweifelt, weil dort die Wahl auch nach 18 Uhr, als schon erste Hochrechnungen veröffentlicht worden waren, noch möglich war. Das Vergehen sehe ich in der damaligen Veröffentlichung der Hochrechnungen. Nun soll in den betreffenden Wahllokalen die Wahl wiederholt werden. Bitte? Da die Wahl demzufolge nicht unbeeinflußt war, soll eine partielle Wahlwiederholung stattfinden? Dann müßte bei den potentiellen Wählern die Erinnerung aus dem Gehirn gelöscht werden und sie müßten bis… Mehr

Transformation
1 Jahr her

Die Corona Situation hat weltweit dazu geführt, dass man mit der Ausrede „Ansteckungsgefahr“ Briefwahlen im großen Stil einführen konnte. Man versandte oft doppelte Wahlzettel und gab auch welche an Bürger aus, die gar nicht wahlberechtigt waren. Woanders gab es auch „manipulierte“ Wahlautomaten oder öffentliche Wahlboxen (USA), in die man Wahlzettel schmeißen konnte. Bei Auszählungen wurden Beobachter teils ausgeschlossen, vor allem Auszählungen oft tagelang betrieben, damit man nachkorrigieren konnte. Bei all diesen Methoden kann man perfekt pfuschen. Es kommt eben darauf an, wer auszählt und wer dann die Ergebnisse übermittelt. Man hat eindeutig die Coronakrise genutzt um hinter den Kulissen „seine“… Mehr

Belinea
1 Jahr her

Ich fürchte es wird bald gar keine Wahl mehr geben, die Machtgeilen werden sich festkleben. Das haben Diktaturen so an sich. Vielleicht wird Herr Krenz dann wieder Wahlleiter und verkündet das :
„Die nationale Klimafront hat 99,8 % der Stimmen erkämpft“. Damit ist das volle Vertrauen in alle Maßnahmen der Regierung bestätigt

Wahrheit
1 Jahr her

Ich habe jegliches Vertrauen in die Politikerkaste wie auch in die Justiz verloren. Schamlose Ausbeutung des Steuerzahlers mit kaum verholenden Abneigung gegen „die fleißigen“ Deutschen. Am liebsten nur noch gängelbare Untertanen, die man mit Sozialleistungen im Sklavenzustand hält. Das Üble ist, diese alimentierten Sklaven nicht merken , das Sie jeder Eigenständigkeit und auch Ihrer persönlicher Entwicklung zu einem verantwortungsvollen Leben beraubt sind. Ein Land voller Landstreicher und Nichtsnutze, anschaulich besonders in Berlin.

Martin Buhr
1 Jahr her

Zunaechst einmal Dank an Tichys Einblick ! Ohne deren Recherchen geschaehe jetzt mal gar nichts . Es pulsiert noch was in Deutschland und ein winzig kleines Sternchen am Himmel der Schottischen Highlands pulsiert mit fuer Deutschland , in Liebe zu Deutschland , mein Herz . Es vermag das Land seiner Vaeter nicht aufzugeben . Dieses Land und seine Menschen liegen verzerrt vor Euren Fuessen . Zum alleinigen Unmenschen verzerrt von jenen , die es entgueltig vernichten , sich einverleiben wollen . Ihr , ihr Deutschen , seid nicht das , was Euch seit 1945 vorgegaukelt wird ! Lest George Martial… Mehr

ketzerlehrling
1 Jahr her

Natürlich, nur würde bei einer Wiederholung der Bundestagswahl nicht viel anderes herauskommen. Erstens wählen die Deutschen aus Prinzip die Altparteien, und zweitens würde wieder genauso kreativ ausgezählt werden, damit das Ergebnis stimmt.

WernerT
1 Jahr her

Die deutsche Politikerkaste blamiert sich weltweit. Die sind aber so machtgeil, daß sie das gar nicht kapieren. Die dt. Regierung bezweifelt den Rechtsstaat in Polen und Ungarn. Flintenuschi droht Italien vor der Wahl „mit entsprechenden Mitteln“ wenn etwas „falsches“ bei der Wahl herauskommt. … und dann sowas wie in Berlin. Unfassbar ! Ich persönlich ziehe in Zweifel, daß Berlin ein Einzelfall ist … es hat vielleicht nur noch niemand gemerkt. Und die EU-Bonzen schweigen. Man stelle sich vor, sowas wäre in Polen, Ungarn oder im „Mafiastaat“ Italien herausgekommen. Da würden gleich alle Register gezogen und ein Rechtsstaatsverfahren eingeleitet sowie Geld… Mehr

November Man
1 Jahr her

Wenn ein Teil einer Wahl nachweislich Betrug war, muss in einem Rechtsstaat die gesamte Wahl wiederholt und die bekannten Betrüger bestraft werden.
Denn niemand kann sicher ausschließen, dass nicht auch wo anders betrogen wurde.