Feindbild „rechts“: Wie Brandenburgs Verfassungsschutz zum Kampfinstrument wurde

Nach der Entlassung der pragmatischen SPD-Innenministerin Lange übernimmt nun René Wilke, Ex-Linken-Politiker, das Sicherheitsressort in Brandenburg. Der Verfassungsschutz verweigert Transparenz, hofiert linke Narrative und gerät immer stärker in den Verdacht politischer Instrumentalisierung.

IMAGO
Der designierte Innenminister Rene Wilke parteilos und Ministerpräsident Dietmar Woidke SPD, v.l., während einer Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Innenministers, Staatskanzlei, Potsdam, 19. Mai 2025

Weil die Innenministerin des Landes Brandenburg, Katrin Lange, den Verfassungsschutzchef von Brandenburg, Jörg Müller, der einen fast manischen anmutenden Verfolgungseifer für alles, was er für rechts hält, entwickelte, entlassen hat, wurde sie auf Druck der eigenen Partei, der SPD, aus dem Amt gedrängt. Man hat es in Potsdam gern links und noch linker. Doch Woidke fand in der SPD keinen Nachfolger für die bodenständige und pragmatische Lange, und setzte dafür nun den Ex-Linken René Wilke ein.

Zumindest kolportierte Wilke im Interview mit dem RBB, dass Woidke zu Wilke gesagt hätte, dass er „mich mit meinem Profil im Innenministerium sieht und er mich für den geeignetsten Menschen hält.“ „Für den geeignetsten Menschen.“ Keiner geeigneter in der ganzen Brandenburger SPD als der parteilose René Wilke? Klingt ganz danach, dass Woidke möglicherweise seiner Forschungs- und Kulturministerin Mania Schüle den Weg zu seiner Nachfolge im Amt des Ministerpräsidenten erschweren wollte, der ihr nach Langes Demission offen zu stehen schien. Denn Woidke wollte Wilke als Innenminister haben – und der parteilose Wilke wird wohl in die SPD eintreten, ausschließen wollte er seinen Eintritt in Brandenburgs Staatspartei jedenfalls im Interview nicht.

Innenministerin SPD Brandenburg
Katrin Lange tritt zurück: Und wieder geht ein Stück Demokratie in Deutschland
Wilke hatte bei der sehr linken Rosa Luxemburg Stiftung gearbeitet und gehörte bis zum Jahr 2024 der Linkspartei (SED) an. Zum Thema Migration äußerte Wilke am 21.05. im Interview mit dem RBB: „Mir ist wichtig als Grundakzent, dass wir momentan in einer Situation sind, so empfinde ich es, dass sehr viele Menschen, die hier geboren wurden, aber anders aussehen durch ihre Geschichte oder die Geschichte ihrer Familie und Menschen, momentan ganz stark verunsichert sind…Ich möchte all diesen Menschen klar sagen: ihr seid hier gewollt und Teil dieser Gesellschaft und wir stehen an eurer Seite.“ Für einen ehemaligen Oberbürgermeister ist es schon erstaunlich, dass er die angebliche Verunsicherung und die Correctiv-Lüge über das „Geheimtreffen von Potsdam“ dazu benutzt, um nicht über das seriöse Problem, das die Kommunen und Gemeinden mit der Turbomigration in die zusammenbrechenden Sozialsysteme haben, zu sprechen.

Auch Wilke scheint wie Müller seine Hauptaufgabe darin zu sehen, gegen alles, was der Linke für „rechts“ hält, zu kämpfen. So sagte er im gleichen Atemzug: „Genauso klar will ich aber auch gegen jene sein, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen, die eine Gefahr für andere Menschen sind, die versuchen das System, in dem sie leben, auszunutzen und damit dafür sorgen, dass eine Destabilisierung entsteht.“ Spricht Wilke von den Attentätern vom Breitscheidplatz, von Mannheim, von Bad Oeynhausen, von Solingen, von Frankfurt, von Magdeburg und von Aschaffenburg, die „unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen, die eine Gefahr für andere Menschen sind, die versuchen das System, in dem sie leben, auszunutzen und damit dafür sorgen, dass eine Destabilisierung entsteht“? Wohl kaum.

Dem Parlament scheint sich Wilkes Verfassungsschutz jedenfalls nicht allzu verpflichtet zu fühlen und die Rechte freigewählter Abgeordneter als Vertreter des Volkes scheint er auch nicht allzu hoch zu schätzen. Die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag fragte jedenfalls das Innenministerium u.a., wie viele Fake-Accounts der Verfassungsschutz in sozialen Netzwerken betreibe.
Für den Verfassungsschutz sind dieses Fake-Counts von unschätzbarem Wert, wenn man beispielsweise den Landesverband der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ einstufen will und es dafür noch an Material mangelt, kann ein als rechts getarnter Account in den sozialen Netzwerken entweder selbst Material produzieren oder dementsprechendes Material provozieren. Die Anfrage der AfD ist logisch nachzuvollziehen.

Doch statt zu antworten, verschanzte sich Müllers Verfassungsschutz hinter den so billigen, wie arroganten Vorwand, dass die Fragen aus Gründen des „Staatswohls“ nicht beantwortet werden können, denn mit der Antwort auf die Frage, welche Netzwerke und Chatgruppen und wie viele Accounts der Verfassungsschutz betreibe, würden spezifische Informationen zur Tätigkeit, zum Erkenntnisstand und zu Aufklärungsschwerpunkten aufgedeckt. Als ob man nicht seit Jahren beobachten kann, welchen Aufklärungsschwerpunkt der Brandenburger Verfassungsschutz hast. Die Linkspartei (SED) jedenfalls nicht.

DER PODCAST AM MORGEN
Ulrich Vosgerau über den politischen Missbrauch des Verfassungsschutzes - TE-Wecker am 29. Mai 2025
Doch in Potsdam hatte man noch nicht vernommen, was in Erfurt schon gerichtlich geklärt war, denn dort hatte das Thüringer Verfassungsgericht im vorigen Jahr geurteilt, dass die Mitteilung der Zahl der Accounts, die vom Verfassungsschutz und ihre Aufschlüsselung nach Phänomenbereichen nicht vom Auskunftsverweigerungsrecht geschützt ist. Also fragte die AfD-Fraktion erneut mit Hinweis auf dieses Urteil und erhielt die Antwort, dass der Brandenburger Verfassungsschutz 287 Accounts auf Social Media betreibe. Die Auskunft, auf welchen Plattformen und in welchen Bereichen, ob Islamismus, Linksextremismus oder Rechtsextremismus – diese Accounts tätig sind, verweigerte der Verfassungsschutz. Warum wohl? Weil diese 287 Accounts einzig dem Phänomenbereich Rechtsextremismus zugeordnet sind?
Die AfD Fraktion will nun ein Organstreitverfahren beim Verfassungsgericht einbringen.

Übrigens muss der Verfassungsschutz die Hochstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ aussetzen, weil die AfD dagegen eine Klage und einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht hat.
Müllers Gutachten scheint nicht allzu hieb- und stichfest zu sein und in Frage steht auch, inwieweit die Fake Accounts des Verfassungsschutzes dem Verfassungsschutz Material für das sogenannte Gutachten geliefert haben, ob die Fake Accounts Fakes für das „Gutachten“ beisteuerten.

Um die Stichhaltigkeit des Gutachtens des Brandenburger Verfassungsschutzes zu überprüfen, schrieb TE am 20. Mai an Woidkes Innenministerium:
„wir bitten Sie, uns das Gutachten, auf dessen Grundlage die Hochstufung des Landesverbandes Brandenburg der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ erfolgte, zur Verfügung zu stellen.

Die Ministerin des Inneren des Landes Brandenburg befürwortet die Veröffentlichung des Gutachtens: „Eine solche Geheimniskrämerei möchte ich nicht verantworten, denn nur eine informierte Öffentlichkeit kann das Handeln der Regierung kritisch hinterfragen.“

Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte sein Gutachten über die Höherstufung der Bundespartei AfD geheimhalten. Mit der Veröffentlichung durch die Presse wurden die Vermutungen bestätigt, dass das Gutachten nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Der Verdacht entsteht, dass der Grund der Geheimhaltung in den handwerklichen Mängeln des Gutachtens bestand.

Nicht nur aus diesem Grund muss der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg sein Gutachten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Da der Verfassungsschutz mit der Höherstufung einer demokratisch legitimierten Partei in den Prozess der Meinungsbildung eingreift, sind der Öffentlichkeit die Gründe für die Höherstufung offenzulegen. Daran besteht ein erhebliches öffentliches Interesse.

Geboten ist die Offenlegung presserechtlich und laut Paragraph 5 des Gesetzes über den Verfassungsschutz im Land Brandenburg (Brandenburgisches Verfassungsschutzgesetz – BbgVerfSchG). Grundsätzlich steht in Frage und muss im Gutachten dargelegt sein, ob die Voraussetzungen im Sinne des § 3 Absatz 1 erfüllt sind.

In diesem Zusammenhang darf auch darauf hingewiesen werden, dass eine andere Partei, die sogar öffentlich erklärt, dass sie den Systemwechsel zum Sozialismus vollziehen will, offensichtlich nicht im Blick des Verfassungsschutzes ist.

Wir sehen der Übersendung des Gutachtens per Mail bis Dienstag, 20. Mai 2025, um 16 Uhr entgegen.“

Bis heute hat Wilkes Innenministerium nicht auf die Anfrage geantwortet und damit Öffentlichkeit und Medien eklatant missachtet. Wozu unterhält man im Ministerium eine Pressestelle, wenn die Pressestelle nicht mit der Presse spricht? Was fürchtet man in Wilkes Ministerium? Was will man verbergen?

Minister Wilke sagte den Kräften den Kampf an, die „versuchen das System, in dem sie leben, auszunutzen und damit dafür sorgen, dass eine Destabilisierung entsteht.“ Ist nicht eine Partei, die selbst von einem Systemwechsel spricht, die selbst davon spricht, den Sozialismus zu errichten, eine Partei, die destabilisiert? Und was ist von einem Innenminister zu halten, der auch zuständig für den Verfassungsschutz ist, der noch vor kurzem in dieser Partei war?

Der Verfassungsschutz in Brandenburg erweckt den Eindruck, dass er unter Jörg Müller zu einer Behörde geworden ist, die in den demokratischen Prozess eingreifen und sich womöglich zum Schwert und Schild einer Partei machen will, die immer stärker von der Angst vor dem Machtverlust angetrieben wird.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 11 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

11 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
HRR
1 Monat her

„Also fragte die AfD-Fraktion erneut mit Hinweis auf dieses Urteil und erhielt die Antwort, dass der Brandenburger Verfassungsschutz 287 Accounts auf Social Media betreibe.“

Angesichts dieser Anzahl von „Accounts auf Social Media“ entsteht der Eindruck, dass der Verfassungsschutz die politischen Gegner – insbesondere rechts der Mitte – durch entsprechende Manipulationen auch selbst kreieren könnte. In beruflicher Hinsicht in vorauseilendem Gehorsam und ggf. auch als Nachweis der eigenen Notwendigkeit.

Nibelung
1 Monat her

Aus kommunistischer Sicht können Konservative nur Nazis sein, weil man die Grenze zwischen dem sozialistischen Nazitum und dem Konservatismus ganz bewußt verwischen will um darunter sein übles Spiel zu betreiben, was in deren Natur liegt und schon immer Gegenstand von Interessenskonfliktern war seit gut 100 Jahren. Das ganze hat sich noch verstärkt als ein durchgeknallter brauner Sozialist die Welt in Wallung brachte und mit dieser Steilvorlage gehen heute immer noch alle linken Kräfte hausieren und vergessen darüber ihre eigenen Schandtaten im langen Zeitraum, der uns paralell dazu begleitet und bei diesen Typen normal erscheint, während die gemäßigte Seite zu Unrecht… Mehr

gnomen est omen
1 Monat her

Ein guter Bekannter hat mir dies heute per Whatsapp geschickt. Ich zitiere: Zitat: „In einer funktionierenden Demokratie kümmert sich der Staat unter Verwendung der Steuergelder seiner braven Bürger um folgende Bereiche: – Landesverteidigung – Innere Sicherheit – Infrastruktur – Bildung – Gesundheitswesen Schulnoten für alle diese Bereiche seit mindestens 15 Jahren: Setzen.6.Verweis. Tunlichst herauszuhalten hat er sich hingegen aus allem, was die persönliche Lebensführung seiner Untertanen, besser bekannt auch als „wertloses und lästiges Wahlvieh“ betrifft. Hier hingegen sehen wir ein Phänomen. In den Bereichen: – Sinnfreie Regulierung – Steuerliche Abzocke – Eingriffe in die intimsten Lebensbereiche ( Indoktrination angefangen von… Mehr

BKF
1 Monat her

Tja, was hat denn der ehemalige OB von Ffo als OB überhaupt bewegt? Die Kindheit in Moskau zu verbringen ist keine hinreichende Qualifikation, Abschlüsse außer dem Schulabschluß gibt es ja auch keine. Ich betrachte das eher als eine gut genutzte Gelegenheit zur Flucht nach Potsdam vor den Problemen in Ffo als OB.

Budgie
1 Monat her

Was wir jetzt erleben, dass ist das Ergebnis der klassisch “westdeutschen” linken Ideologie welche von Habermas in den 80er Jahren des vorherigen Jh. begründet wurde als er behauptete, dass sämtliche Millionen und Abermillionen Toten in den Arbeitslagern bzw. Gulags von Stalin, Mao oder Pol Pot nur als vernachlässigbare Kollateralschäden im Kampf gegen Kapitalismus und Faschismus zu betrachten seien. Im Lehnsessel seines warmen Studierzimmers lässt es sich ganz offensichtlich wohlfeil über Myriaden von Leid und den Tod „Andersdenkender“ philosophieren. Der Verfassungsschutz incl. seiner Ermittlungsorgien ist die logische Fortführung der sozialistischer Kampfmethoden, basierend auf den Methoden der Stasi und Tscheka. Sie sind… Mehr

Otis.P. Driftwood
1 Monat her

Kleine Randnotiz: ist es nicht äußerst belustigend, daß bei den Fake Accounts die VS-Ämter sich jetzt womöglich gegenseitig belauern und verfolgen, da die einen von den anderen nichts wissen?

BKF
1 Monat her
Antworten an  Otis.P. Driftwood

Gab es nicht schon ein ähnliches Problem beim NSU?

HarryDax
1 Monat her

Irgendwann sitzen wir alle vor Richterin mit Kopftuch und müssen uns nicht nur wegen links willkürlicher Gewalt verteidigen, sondern …

Der blaue Klaus
1 Monat her
Antworten an  HarryDax

Sie scheinen mir nicht gut über den Islam informiert zu sein, bzw. veranlasst Ihr Kommentar mich zu dieser Meinung.
Wenn es soweit kommt, dass eine Richterin ein Kopftuch tragen muss, dann gibt es keine Gerichte mehr so, wie wir sie bislang gekannt haben, dann gilt das Recht der Scharia. Und wenn es soweit kommt, dann sind mit Sicherheit keine Frauen mehr auf solche Posten.

Johann Conrad
1 Monat her
Antworten an  Der blaue Klaus

Da kennen Sie den Islam wohl doch nicht so gut. „Es muss demokratisch aussehen“ könnte nämlich genauso für die Taquia-Taktik gelten, dass man erst so tut als ob es auch islam. Richterinen geben könnte, ob mit oder ohne Kopftuch ist doch sowieso für den Anfang egal.

HarryDax
1 Monat her
Antworten an  Der blaue Klaus

Da gebe ich ihnen durchaus recht. Ich kenne mich leider mit dem Islam besser aus, als sie vermuten. Das mit der Richterin mit Kopftuch war überspitzt. Nein, gibt es ja schon fast überall, aber auch nur weil wir noch kein islamistischer Staat sind! Aber wer weiß, vielleicht müssen sie ja mal zum Arbeitsamt oder Jobcenter und lernen dann die freundliche Art der islamischen Gesichtsausdrücke kennen!