Katrin Lange tritt zurück: Und wieder geht ein Stück Demokratie in Deutschland

Mit Katrin Lange geht die Ministerin aus Woidkes Kabinett, für die Brandenburger Interessen im Mittelpunkt stehen, letztlich von der eigenen Landtagsfraktion der SPD über Gebühr bedrängt. Blamiert steht ein schwacher Ministerpräsident da.

picture alliance/dpa | Soeren Stache

Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange hatte Anfang Mai den Chef des Landesamtes für Verfassungsschutz, Jörg Müller, mit sofortiger Wirkung von der Führung der Dienstgeschäfte entbunden. Innenministerin Lange rechtfertigte den Rauswurf von Müller mit einer erheblichen Störung des Vertrauensverhältnisses, denn Müller hatte zwar die Hochstufung des AfD Landesverbandes von Brandenburg am 14. April vorgenommen, doch Lange den entsprechenden Einstufungsvermerk nach Langes Darstellung erst am 5. Mai 2025 vorgelegt – kurz vor der Sitzung der Parlamentarischen Kontrollkommission im Landtag.

Brisant und gesellschaftspolitisch wurde die personalpolitische Entscheidung Langes deshalb, weil der Grund in der Einstufung des Landesverbandes der AfD lag, die Müller am 14. April als „gesichert extremistisch“ hochstufte. Müllers politisch motivierte Aktion verwunderte deshalb schon nicht, weil unter Müllers Leitung der Brandenburger Verfassungsschutz sich auf die schiefe Ebene begab, zur politischen Polizei zu werden. Diese Befürchtung muss man leider so lange hegen, solange der Verfassungsschutz Einschätzungen wie Urteile veröffentlicht, die in den demokratischen Prozess eingreifen, ohne dafür Belege zu erbringen. Denn die angeblichen Gutachten, auf die man sich stützen will, werden praktischerweise als „geheim“ eingestuft und damit der Bewertung durch die Öffentlichkeit entzogen. Macht also der Verfassungsschutz, was er will – oder was er nach rotgrüner Meinung soll? TE berichtete über die Hintergründe

Was man von den „Gutachten“ des Verfassungsschutzes generell zu halten hat, kann man inzwischen ja auch auf 1100 Seiten eines anderen „Gutachtens“ nachlesen. Nicht Recht und Gesetz bilden die Grundlage des Gutachtens des Bundesamtes, sondern die Vorstellung eines grünen Gesinnungs-Reglements.

Dass Lange auf Recht und Gesetz und auf den Geist der Verfassung bestand, wurde ihr nun zum Verhängnis. Sozialdemokraten, die man nicht von ihren Grünen Freunden mehr unterscheiden kann – die Grünen natürlich, die Klassenkampf- und Systeminfragesteller-Partei der Linken und willige Journalisten vom Tagesspiegel und dessen Lokalmatador PNN in Potsdam – haben es nun geschafft, Lange aus dem Amt zu drängen. Endlos hat man versucht nachzuweisen, dass Lange nicht die Wahrheit darüber sagte, wann sie das Gutachten bekam. Die Geschichte, die SPD-Landtagsabgeordnete und Journalisten der PNN eifrig strickten, ist dünn, doch es geht um Macht, nicht um Evidenz.

Mit Katrin Lange geht die Ministerin aus Woidkes Kabinett, für die Brandenburger Interessen im Mittelpunkt stehen, letztlich von der eigenen Landtagsfraktion der SPD über Gebühr bedrängt. Blamiert steht ein schwacher Ministerpräsident da.

Katrin Lange begründete ihren Rücktritt mit der Diffamierung ihrer Person, die sie nicht länger bereit sei zu akzeptieren.

Katrin Lange geht und mit ihr ein Stück Demokratie. Es riecht nach einer Politintrige nach rotrotgrüner Dramaturgie. Vielleicht kehrt Jörg Müller an die Spitze des Verfassungsschutzes zurück. Auch das wäre nicht unbedingt ein Dienst an der Demokratie. TE wird den Brandenburger Verfassungsschutz nach seinem „Gutachten“ fragen.

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Kommentare ( 38 )

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89-erlebt
1 Monat her

Stimmt, für die Lieblinge des Westens zahlt das Amt monatlich und noch Wohnung und KK mit dabei 👍

teanopos
1 Monat her

Komödie? Schmierentheater? Diese „demokratischen“ Vollkasper wollen als Partei eine andere Partei verbieten die mittlerweile von einem 1/4 der Wähler gewählt wird. Wobei auch die Quantität der Wähler völlig irrelevant ist. Und selbst wenn es nur 1/200 der Wähler wären. Parteien sind Demokratie. Und selbst wenn eine Partei die Sprengung des Mondes fordert ist das legitim und darf demokratisch von wem auch immer gewählt werden. Wie lächerlich, schmal, klein und jämmerlich muss die eigene offenbar absolutistische (SPD, CDU, Grüne, Linke,.. ) Position sein um zu solchen antidemokratischen Methoden der Parteien-/Wählerausgrenzung zu greifen? Aber sie sind die Demokraten, ja nee is klar… Mehr

Last edited 1 Monat her by teanopos
jwe
1 Monat her

Im Kampf gegen den politischen Gegner sind moralische und faktische Bedenken nicht erlaubt. Bedingungslose Gehorsamkeit ist gefragt. Das hat Lange nicht so ganz verstanden und musste nun gehen. Der Nachfolger wird um so besser spuren.

RandolfderZweite
1 Monat her

Mittlerweile sind neben der Bundesregierung auch alle Länderregierungen zu „Beobachtungsfällen“ geworden! Was sich ganz „Oben“ zeigt, zieht sich bereits in die kleinsten staatlichen Organe durch, da sind bereits „Gesinnungsprüfungen“ bei Einstellungsgesprächen in subtiler Art zu beobachten – Neutralität, Ehrgeiz, Fleiß, Wissen und Leistung sind die Kriterien von Gestern!
Es fehlt nur noch eine offizielle und öffentliche Ausschreibung:
„Mitläufer gesucht!“

BKF
1 Monat her

Man sollteauch die Rolle des rbb dabei genauer untersuchen, der sich wieder politisch dort hat einspannen lassen wie schon bei Gelbhaar. Der rbb entwickelt sich immer mehr zum reinen Parteifunk einer rot-grünen Blase, unter der neuen Führung noch schneller als vorher – war das vielleicht auch der Grund, warum die Führung beim rbb ausgetauscht werden mußte?

Wilhelm Roepke
1 Monat her

Lange ist selbst schuld. Erstens werfe ich jemanden wie Herrn Müller sofort raus, zweitens ist die SPD inzwischen linksradikal von Antifanten wie Esken und Klingbeil regiert, drittens lasse ich mich rauswerfen und trete nicht selbst zurück, wenn ich aufrecht gehe.

89-erlebt
1 Monat her
Antworten an  Wilhelm Roepke

… um noch ein paar Steuer €€ mitzunehmen muss Frau sich der neuen Stasi so genehm verhalten .. aber gern noch einmal:
ALLES im Sinne des mehrheitlichen Wählerwillens. Was will Mann (😎) noch mehr ?!

Marcel Seiler
1 Monat her

Mittelmaß (oder weniger) und Ideologie dominieren das deutsche Parteiensystem. Da fliegen gerade die Leute raus, die fähig sind und sich an Anstand, Recht und Gesetz halten.

Die deutsche Parteiendemokratie, insbesondere die katastrophale Personenauswahl in den traditionellen Parteien, bedroht die Demokratie. Nicht die AfD.

Danton
1 Monat her

Verstehen tue ich das immer noch nicht. Ist Lange nun geschasst worden weil sie sich beschwert hat über den VS, oder weil sie den Präsident entlassen hat? Warum hat die den Bericht, der das Papier nicht wert ist auf dem er geschrieben ist, erst 3 Wochen nach Herausgabe bekommen? Ich versteh die Pointe nicht.

Sonny
1 Monat her

Und noch ein spd-Mitglied, das endlich mitbekommen hat, dass die spd nichts, aber auch gar nichts mehr mit ihrer früheren Ausrichtung gemein hat.

Markus Gerle
1 Monat her
Antworten an  Sonny

Für mich ist es dennoch überraschend, dass es bei der SPD noch Leute mit Anstand und einem gesunden Demokratie -Verständnis gibt. Oder muss ich jetzt nach dem Rücktritt von Lange „gab“ sagen?

Klaus Uhltzscht
1 Monat her

SPD-Ministerpräsident Woidtke ist weder schwach noch blamiert. Er ist juristisch abgesicherter Ministerpräsident und besitzt vollen Zugriff auf das staatliche Gewaltmonopol.
Es sind keine Kräfte in Sicht, die diesen Zustand infrage stellen könnten.

89-erlebt
1 Monat her
Antworten an  Klaus Uhltzscht

.. doch!
Die Realität und die Physik – siehe PCK.