Babylon Berlin – Teil 1

Für die einen ist es der größte zusammenhängende rechtsfreie Raum nördlich der Alpen, für die anderen ein Sehnsuchtsort zur Selbstverwirklichung. Geld ist in Berlin relativ und dazu da, umverteilt zu werden. Nach einer bewegten Geschichte sind die alten einheimischen Berliner deren Verlierer.

IMAGO / Bernd Elmenthaler
10.1.2021 Berlin, Kommunistischer Demonstrationszug mit roten Flaggen mit Hammer und Sichel

Berlin ist alles in einem: Kulturhochburg und Moloch, reich und arm, weltoffen sympathisch, arrogant und solide kriminell. In den meisten anderen Ländern wie Polen oder Frankreich sind die Hauptstädte nicht nur Regierungs- und Verwaltungszentren, sondern auch Hochburgen von Wirtschaft und erfolgreichen Unternehmen. In Kopenhagen wie in Wien ist die Wertschöpfung landesweit am höchsten. Nicht so in Berlin. Industrie wird störend hier empfunden, aus der Metropole mit Weltmarken wie Borsig, AEG und Siemens ist inzwischen eine Hartz-4-Hauptstadt geworden. Eine bräsige Verwaltung und eine ausgeprägte Laissez-faire-Mentalität halten den Ehrgeiz wie auch wirtschaftliche Aufstiegschancen niedrig.

Vorkaufs-Pleite
Gegen Baustadtrat Florian Schmidt wird wegen Untreue ermittelt
Jedes Land fördert und unterstützt seine Hauptstadt, in Deutschland geht man darüber hinaus. Die Stadt wird üppig über den neu geordneten Länderfinanzausgleich alimentiert, sie wäre sonst in ganzer Breite pleite. Um das zu verstehen, muss man auf die Geschichte blicken.

Der Aufstieg Berlins als Hauptstadt begann 1701 durch die Krönung Friedrichs I. zum König in Preußen. Der Glanz des militaristischen, aber auch progressiven Preußen fiel auf Berlin, wo das Königsschloss, das heutige Humboldtforum, zur Zentrale weit reichender wirtschaftlicher wie kultureller und politischer Entwicklungen wurde. Mit der Reichsgründung 1871 wuchs die Stadt rasend weiter, mit all den damit verbundenen Problemen, aber auch den dazu gehörigen Fortschritten in Infrastruktur, Wirtschaft, Medizin und Wissenschaft. Aus einem ehemaligen Zusammenschluss von Dörfern, ausgehend von Berlin und Kölln, erwuchs ein Stadt- und Gemeindeverband, der immer mehr Menschen anzog. Mit der Bildung Groß-Berlins 1920 schlossen sich 8 Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 28 Gutsbezirke zusammen, es entstand die größte Stadt Kontinentaleuropas und nach London und New York die drittgrößte Stadt der Welt.

Der Versuch eines Wahnsinnigen (und seiner vielen Millionen gleichgeschalteten Helfer), aus der Stadt die Welthauptstadt Germania zu machen, endete im Desaster. Die Trümmergenerationen, vor allem die Frauen darunter, griffen beherzt zu. Es waren im wahrsten Sinne des Wortes alternativlose Bedingungen, unter denen das Überleben und das Weiterleben gesichert werden mussten. Heutigen Geschichtsschwurblern sei mitgeteilt, dass beim Wiederaufbau weder Gastarbeiter noch andere internationale Helfer zugegen waren. In Westberlin halfen später der Marshall-Plan und die Währungsunion 1948, die allerdings den Keim der deutschen Teilung in sich trug. Im sowjetischen Einflussbereich wurde bis in die fünfziger Jahre hinein demontiert, die Reparationslast blieb der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone) vorbehalten.

Alles muss raus!
Berlins große Straßen-Umbenennungs-Offensive
Am 13. August 1961 überrumpelte die SED mit Rückendeckung aus Moskau in einem solide geplanten Handstreich die Westalliierten, die an diesem Sommer-Sonntag in ihren operativen Fähigkeiten eingeschränkt und ohnehin zum Eingreifen nicht bereit waren. Die Kommunisten sicherten ihre Existenz, zu viele Ostdeutsche hatten mit den Füßen ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verliehen. Ohne den Mauerbau hätte die DDR nicht weiterexistieren können.

Im Ostteil musste man spätestens ab jetzt vorsichtiger formulieren, denn die Mauer durfte so nicht genannt werden, sondern „antifaschistischer Schutzwall“. Ebenso wurde Berlin-Ost als „Hauptstadt der DDR“ bezeichnet, was zwar dem alliierten Status widersprach, aber im Ringen um internationale Anerkennung nötig war. Wer „Ostberlin“ oder „Mauer“ sagte, machte sich der Verwendung von Westvokabular und der Staatsfeindlichkeit verdächtig. Die Westberliner wiederum erkannten dem Ostteil propagandistisch sogar den Titel „Berlin“ ab und sprachen von „Pankow“, dem Stadtteil, der zunächst die DDR-Regierung beheimatet hatte. Westberlin verstand sich als freie Stadt, als Insel im kommunistischen Meer, der Rias sendete als „freie Stimme der freien Welt“. Die DDR-Regierung hingegen lehnte jede politische Zusammengehörigkeit Westberlins zu den westlichen Besatzungszonen und der späteren Bundesrepublik ab. Da es jedoch eine völkerrechtlich korrekte Unabhängigkeit des Westteils nicht gab, erfand man die Bezeichnung der „selbständigen politischen Einheit Westberlin“.

Normalität im Unnormalen

Die strikte Teilung der Stadt durch den Mauerbau machte beide Teile zu Schaufenstern der jeweiligen Weltmacht. Gegenüber der globalen Öffentlichkeit sollte gezeigt werden, wie erfolgreich das jeweilige Wirtschaftsystem ist. Dies hatte auf der einen Seite die „Berlin-Zulage“ zur Folge, im Osten die bevorzugte Belieferung mit Lebensmitteln und Konsumgütern. Die Baukombinate der DDR-Bezirke mussten jahrzehntelang erhebliche Kapazitäten abstellen, um Ostberlin auf- und auszubauen. Als Axel Springer sein Hochhaus unmittelbar an die Mauer setzte, waren die Hochhäuser an der Leipziger Straße auf der anderen Seite die Folge. Es durfte nicht sein, dass ein prägnantes hohes Gebäude im Westen die Silhouette im Osten dominierte.

Die im Vergleich zur Republik besseren Lebensverhältnisse in Ostberlin erzeugten über Jahrzehnte eine höhere Anspruchshaltung der Bevölkerung. In Westberlin gab es im Vergleich zum Bundesgebiet eher niedrige Mieten und größere persönliche Freiheiten, erkennbar an der nicht vorhandenen Wehrpflicht. So zogen vor allem Künstler, Lebenskünstler, Wehrdienstverweigerer und Inhaber alternativer Lebensentwürfe nach Westberlin. Nach dem Mauerbau wurden die fehlenden Arbeitspendler aus dem Ostteil der Stadt durch Gastarbeiter ersetzt. Vor allem in den billigen Wohnlagen im Schatten der Mauer, so in Kreuzberg und Neukölln, bildeten sich erste türkische Kommunen.

Über die Jahrzehnte gewöhnte man sich an die weltweit einmalige geteilte Millionenstadt. Auf beiden Seiten der Todesstreifen hatte man seine Nische gefunden, der Ruf nach Wiedervereinigung hallte nur noch schwach nach. Als US-Präsident Reagan 1987 am Brandenburger Tor rief „Mister Gorbachov, tear down this wall“, blieb es selbst in Westberlin bei einem gedämpften Echo. Die SPD arbeitete in einer gemeinsamen Grundwertekommission mit der SED an der Zementierung des Status Quo, in der Hoffnung, auch hier würde „Wandel durch Annäherung“ wirken. Die Westlinken und Grünen hofften auf eine prosperierende DDR, in deren Schatten sie ihre Sozialismustheorien würden ausbauen können.

Als 1989 der sieche Ostblock dem Kollaps entgegen ging, wurden die DDR-Bürger aktiv und die Ereignisse führten sehr schnell mit Dominoeffekten zum Zusammenbruch der Staatsmacht. Weder BND, CIA oder andere hatten davor gewarnt und natürlich hatte niemand einen Plan in der Schublade. Es hatte auch niemand die Dreistigkeit eines späteren Jens Spahn, zu behaupten, man sei gut vorbereitet. Kanzler Kohl und die damals noch über Grundwerte verfügende CDU handelten zielgerichtet und am Ende erfolgreich auf die Wiedervereinigung hin, die dann allerdings ein Beitritt wurde. Die Wendeverlierer im Osten und in Westberlin sollten nicht unerwähnt bleiben, auch wenn sie in der Minderheit waren. Der Kardinalfehler Kohls bestand darin, den Altbundesbürgern zu suggerieren, dass sich für sie nichts ändern würde. Das war fatal, denn der von Finnland bis zum Schwarzen Meer gefallene eiserne Vorhang veränderte komplett die europa- und weltpolitische Lage und setzte auch die alte Bundesrepublik einem anderen wirtschaftlichen Druck aus, die Kosten der Einheit kamen dazu.

Konkrete Ursache des Untergangs der DDR war das Scheitern des staatsplanerischen Systems, desgleichen passierte in allen ehemaligen RGW-Staaten von Polen bis Bulgarien. Auch das Kernland Sowjetunion brach kurz danach zusammen. Davon ist in Äußerungen heutiger Politiker nichts mehr zu hören, man hofiert zu Jubiläumsterminen die DDR-Bürgerrechtler, als hätten die nur aus Menschenrechtsgründen, neuerdings aus Umweltgründen, das Regime hinweggefegt. In heutigen Zeiten, in denen der Staat immer mehr Einfluss auf die Wirtschaft nimmt und zentralistische Vorgaben von Regierung und EU immer mehr den Markt kaputtregulieren, sehen sich Linke und Grüne legitimiert, einen neuen Anlauf zu einem (natürlich besseren) Realsozialismus zu unternehmen.

Nach den gewaltigen wirtschaftlichen wie politischen Erschütterungen der Wendejahre sortierten sich die Strukturen neu. Die Deindustrialisierung setzte in beiden Teilen der Stadt ein, schlagartig entfiel die Berlin-Zulage für den Westteil und die Bauarbeiter aus den DDR-Bezirken zogen ab. Die Hauptstadtfrage wurde sehr knapp zu Gunsten Berlins entschieden, auch dies ein Beleg dafür, dass viele westliche Bundesbürger gern ihre alte Bundesrepublik lediglich unter Vergrößerung des Territoriums behalten hätten.

Der Schoß ist fruchtbar noch

Das Gute und Schöne ist nicht grün
Kreuzberg, ein Modell für Deutschland
Über die Jahre zunehmend linker und grüner Stadtpolitik sind die SED-Nachfolger wieder etabliert und gewinnen regelmäßig Wahlen in den ehemaligen Stasi-Hochburgen Lichtenberg und Hohenschönhausen. Ein Kultursenator der Ex-SED zog den unbequemen, weil ständig mahnenden Gedenkstättenleiter des Stasi-Knast-Komplexes in Hohenschönhausen unter fadenscheinigem Vorwand aus dem Verkehr, unter tätiger Mithilfe einer CDU-Kulturstaatsministerin.

Der DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß warnte bereits Anfang der neunziger Jahre:
„ . . . Es geht darum, . . . dass wir wirklich aufarbeiten müssen, was gewesen ist. Das ist ja mein Reden, . . . das ist uns nach dem Krieg nicht gelungen, wir haben zwar gesagt, das ist ein antifaschistischer Staat und es hat Ansätze gegeben, aber es ist nicht in die Tiefe gegangen, wenn uns das jetzt auch wieder nicht gelingt, dann, sage ich Ihnen, dann in 30 oder 40 Jahren, dann kommt dieselbe Scheiße wieder hoch.“ ¹

Nun sind 30 Jahre vergangen und Konrad Weiß scheint ein Prophet gewesen zu sein. Die Wahlen zum Abgeordnetenhaus 2016 endeten mit einem Sieg der linksgrünen Neusozialisten. Der Titel des rot-rot-grünen Koalitionsvertrages von 2016 lautete: „Berlin gemeinsam gestalten. Solidarisch. Nachhaltig. Weltoffen.“ Die Entwicklung seither verdient eine kurze Betrachtung.

Den Weg Berlins hin zum rechtsfreien Raum verantwortet maßgeblich Justizsenator Behrendt von den Grünen. Er ist die menschgewordene Selbstgewissheit, die perfekte Kombination aus ideologischer Festigkeit und Durchsetzungsstärke. Für manche Linke ist er zu grün, für manche Grüne zu links, eine Spitzenkraft vom linksgrünen Rand also, die das Zeug hat, nach ganz oben zu kommen. Neben der Justiz ist er, wenn auch inoffiziell, für den groben Unfug zuständig. Seine erste Vorlage an das Landesparlament passte zum Lutherjahr 2017: Und wenn morgen die marode Schule in sich zusammenfällt, baue ich heute noch ein Unisexklo ein. So betrieb er die Ausrüstung der öffentlichen Gebäude mit gendergerechten Örtchen.
Desweiteren bewirkte er für Strafgefangene den erleichterten Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln. Diverse erfolgreiche Ausbrüche aus Haftanstalten wie in Moabit (unter Benutzung von Flexgeräten und Hydraulikpressen) konnten ihn nicht gefährden. Dass Gefangene im offenen Vollzug des Öfteren die Orientierung verlieren und nicht zurückfinden, muss nicht extra erwähnt werden. Mehr als 33.000 Haftbefehle können oder wollen derzeit in Berlin nicht vollstreckt werden. Das ist gut für die Gerichte, die ohnehin überlastet sind.

Besetztes Haus "Rigaer 94"
Berlin: Grüne Bezirksregierung deckt Linksautonome und riskiert Menschenleben
„Städtebauliche Maßnahmen gegen Angsträume“ waren im Koalitionsvertrag 2016 angekündigt worden, sie haben sich inzwischen von selbst ergeben. Die Rigaer 94 ist für die Bewohner kein Angstraum, im Gegenteil, Angst haben nur die Nachbarn. Die Rechten in CDU und SPD sprechen ungeschönt von einer linksradikalen No-Go-Area in Friedrichshain. Ein anderer angstfreier Raum, die Liebigstraße 34 mit einem „anarcha-queer-feministischen Hausprojekt“, wurde von der Polizei rüde geräumt. Weil Widerstand bei der Räumung zu vermuten war, bot man dazu 1.400 Polizisten auf, die Kosten der Aktion wurden auf eine Million Euro geschätzt. Rechnungsanschrift: Steuerzahler. Nach „Auszug“ der Menschinnen wurde allerdings publik, dass es sich weniger um ein Hausprojekt als um eine bewohnte Müllhalde gehandelt hatte. Die grüne Stadtbezirksadministration ließ dann die Halde beräumen, aber in typisch berlinischer Bräsigkeit verweilte der Sperrmüll tagelang auf der Straße, weshalb die mit den Besetzerinnen sympathisierenden Interessengruppen per Kohleanzünder ein Zeichen ihrer abweichenden Meinung setzen konnten.

Der Baustadtrat des urgrünen Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg heißt Florian Schmidt und wollte die Räumung bis zuletzt verhindern. Obwohl gravierende Brandschutzmängel im Haus bestanden, etliche Verhandlungen kein Ergebnis brachten und letztlich ein Gericht entschieden hatte. Er selbst wird sogar von der koalierenden SPD der Untreue verdächtigt, nachdem er ein Vorkaufsrecht für eine Wohnungsgenossenschaft zog, die über den Immobilienkauf dann fast pleiteging und mit 270.000 Euro vom Stadtbezirk gerettet werden musste. Dass diese Genossenschaft seit Jahren keinen Jahresabschluss im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht (letztmalig den von 2015, veröffentlicht 2019), dürfte da nicht so schwer ins Gewicht fallen.

Die Steigerung von Berlin ist der grün-dunkelrote Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Überregionale Bekanntheit erlangte der ideologisch gefestigte Grüne durch so genannte Begegnungszonen in der Bergmannstraße, die zum Experimentierfeld für den öffentlichen Verkehr wurde. Parkletts, Poller und auf die Fahrbahn geschobene Sitzgruppen schafften mehr Begegnungen in Form von Stau und nächtlicher Randale. Schlappe 1,6 Millionen Euro kostete der Spaß, der notwendige teilweise Rückbau nicht eingerechnet. Wenn Grüne vermeintlich Gutes tun, überziehen sie auch mal.

Seine Chefin, Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann, gab die Schutzpatronin der Drogenhändler im Görlitzer Park. Sie wandte sich gegen deren Verfolgung, mahnte die Polizei zur Zurückhaltung und wollte die Dealer integrieren. Abhilfe der skandalösen Zustände sollte durch Imbisswagen an den Eingängen, Zurückschneiden von Sträuchern und den Bau von Zäunen geschaffen werden. Offensichtlich waren diese rigiden Maßnahmen nicht von Erfolg gekrönt, denn seit 2019 traut sich Frau Herrmann abends nicht mehr durch den Park – es sei zu gefährlich. Durch die Corona-Pandemie sortierte die Polizei ohnehin die Prioritäten neu. Sie vertrieb Rentner von Bänken und Kinder von Spielplätzen, der Drogenhandel im Görlitzer Park ging ungestört weiter. Das ist aus Sicht der handelnden Beamten nachvollziehbar, weil weit weniger riskant.

Die Qualität der Clans

Für die höher organisierte Form der Kriminalität der Clans ist eine polizeiliche Verfolgung ohnehin nur eingeschränkt möglich – und nötig. Zum einen soll es den Begriff „Clan-Kriminalität“ nicht mehr geben – die SPD empfindet den Begriff als Bestandteil des „Racial Profiling“ und möchte das Problem offensichtlich durch Umbenennung klären. Der Versuch, Probleme durch Ignorieren zu lösen, schlägt in Berlin allerdings schon seit Jahrzehnten fehl. Die Professionalität der Clans hingegen ist durchaus einer Hauptstadt würdig. Der Klau der fast drei Zentner schweren Goldmünze aus dem Bodemuseum war ein Coup auf hohem Niveau, genauso wie die teilweise Beräumung des Grünen Gewölbes in Dresden. Die Olsenbande würde gelb vor Neid (diese Bemerkung für die Ostleser). Inzwischen konnte man Spezialisten des Remmo-Clans als mutmaßliche Täter einfangen, aber die Beute wird wohl, wie die Goldmünze, verloren sein.

Links blind sein wollen
Berliner Senat stoppte klammheimlich Stasi-Überprüfung
Meinungsverschiedenheiten zwischen verschiedenen Gruppierungen können auch eskalieren. Mit Latten, Flaschen und Stühlen tauschten eine arabische Großfamilie und eine tschetschenische Gruppierung ihre unterschiedlichen Meinungen aus. Den offiziellen Sicherheits- und Rettungskräften überließ man die Tatortbesichtigung und das Aufsammeln der Verletzten. Der Konflikt wurde dann doch durch Kommunikation gelöst, ein berühmter libanesischer Boxer tschetschenischen Ursprungs wurde als Vermittler anerkannt, seitdem ist die öffentliche Sicherheit diesbezüglich wieder hergestellt. Berliner Polizei und Behörden sind bei solchen Vorgängen eher unerwünscht, um nicht zu sagen, im Weg. Vielleicht sollte man die Clans gezielt zur Sicherung der öffentlichen Ordnung einsetzen. Es wäre vom Ergebnis wie von den Kosten her effektiver.

Generell kann man sich in Berlin nicht sicher fühlen, das ist kein Vorurteil, sondern Fazit eines Interviews mit Oberstaatsanwalt Knispel in der Berliner Zeitung. „Kaum einer kann davon ausgehen, in Berlin nicht Opfer einer Straftat zu werden“, so seine betrübliche Einschätzung. Berlin liege ganz hinten bei der Beamtenbesoldung und der technischen Ausstattung der Polizei, die Justiz sei in vielen Bereichen nicht mehr handlungsfähig. Zwischen Tat und Strafe liegen oft Jahre, dann folgen Strafrabatt und nicht nachvollziehbare Urteile. Inzwischen liegen Knispels Erfahrungen in Buchform vor („Rechtsstaat am Ende“), es dürfte sehr schwere Kost sein.

Die Fahnen hoch

Berlin ist auch Demo-Hauptstadt. Mehrere tausendmal im Jahr wird für oder gegen etwas demonstriert. Aus Sicht von Innensenator Geisel (SPD, früher SED) gibt es gute und schlechte Demos. Er wolle Berlin nicht als „Bühne für Corona-Leugner, Reichsbürger und Rechtsextremisten“ sehen und verbot zunächst eine für den 29. August 2020 angemeldete Demo der Querdenker. Das Oberverwaltungsgericht kippte das Verbot aus verfassungsrechtlichen Gründen, das heißt als politisch motiviert. Aufmärsche von Black Lives Matter, Extinction Rebellion (XR) und anderer erfreuen sich hingegen seiner Fürsorge. Dann dürfen sogar Spontanblockaden durchgeführt und Barrikaden gebaut werden:

„Es ist ja so, dass wir Blockaden durchaus als spontane Demonstrationen werten können, die ja nach Demonstrationsrecht zulässig sind. . .
Es wird dann solche Versammlungen geben, die wir durchaus eine Weile gewähren lassen.“

Und so kam es, dass XR am Kanzleramt campen und tagelang den Berufsverkehr blockieren konnte. Am Großen Stern, einem sehr großen Kreisverkehr, schüttete Greenpeace unbedrängt gelbe Farbe aus, um die Sonne zu symbolisieren, als Gegenstück zur bösen Kohle. Dass nach dem Sicherheitsdatenblatt des Produkts die Farbe nicht in Böden und Gewässer gelangen darf, interessierte die „Umweltschützer“ nicht. Einige Verkehrsteilnehmende verunfallten und die Stadtreinigung BSR musste stundenlang bei hohem Diesel- und Wasserverbrauch eine Kehrmaschinenflotte im Kreis fahren lassen.

City-Maut, Verbote und Bußgelder
Berliner Grüne: Das Auto muss weg
Auch der jährliche Al-Quds-Marsch am letzten Freitag des Ramadan ist fester Bestandteil des politischen Veranstaltungskalenders. Am Brandenburger Tor ruft man in aller Offenheit zur Vernichtung Israels und damit seiner Bürger auf. „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ lauten die Sprechchöre und zur Deko brennen ein paar israelische Fahnen. Das Echo in den sozialen Medien ist heftig, die Qualitätspresse sieht in ihrer von Halbwahrheiten nur so strotzenden Berichterstattung dergleichen „regionale Ereignisse“ als nur am Rande berichtenswert.

Was auf dem Land die Kirmes und in München das Oktoberfest ist, nennt sich in Berlin „Revolutionärer 1. Mai“. Linksgrüne Chaoten, von entsprechenden Parteien ideologisch gerüstet, leben jährlich an diesem Tag ihren Hass gegen den Kapitalismus aus. Emotionslos wie der Wetterbericht gehen später die Zahlen verletzter Polizisten durch die Medien, 93 in diesem Jahr, nicht nur Leichtverletzte. Statistisch gesehen lebt ein großer Teil der schwarzvermummten Zwanzig- bis Dreißigjährigen Steinewerfer und Brandstifter noch bei Mutti und verdient kein eigenes Geld, sieht man von Bafög, prekärer Beschäftigung oder Projektgeldern staatlich geförderter Organisationen ab. Regelmäßig beklagt die begleitende Linkspresse von Tagesspiegel bis taz eine angeblich nicht ausreichende Deeskalation durch die Polizei, bei den Querdenker-Demos wird indes die ganze Härte des Staates gefordert. Da gehen sie konform mit Bundesjustizministerin Hambrecht (SPD), die sich zu den linken Krawallen nicht äußert, beim Vorgehen gegen Querdenker aber mehr Härte fordert.

Ein unglaublich lustiges Interview
Sechs Jahre Realsatire im Berliner »Kreuzhain«: Grüne Bürgermeisterin Monika Herrmann
Weitere 93 Polizisten wurden bei den außer Kontrolle geratenen antisemitischen Demos am 15. Mai durch überwiegend arabische Jungmänner verletzt. Spontane Gegendemonstrationen oder Lichterketten der Ostermarschierer oder queerer oder linker Vereine zugunsten der jüdischen Mitbürger gab es nicht. Die Polizei ließ sich von Dolmetschern die Sprechchöre und Plakattexte übersetzen und leitete einige der Hassformulierungen an die Justiz weiter. Was die überlasteten Staatsanwälte daraus machen werden, ist noch unklar. Sicher ist nur, es wird sehr, sehr lange dauern.

Teile der gehobenen städtischen linksgrünen Progressivgesellschaft greifen auch gern zu Fahne und Transparent, auch wenn deren Themen zuweilen nicht ganz schlüssig sind. Auf der Demo „Gegen Wohnungsmangel und Mietwucher“ tragen sie ein ebenso beschriftetes Transparent, auf dem Weg zur nächsten Demo wird es umgedreht, dann heißt es: „Wir haben Platz“.

Der besser verdienende, meist beim Staat angestellte Teil der Mittelalten nimmt seltener an den Demos teil und macht lieber große Politik. Von Loggien und Penthousewohnungen herab sagen sie Landwirten, wie die Felder zu bestellen seien, wo der Strom herzukommen habe und dass zu viele Menschen zu viele Autos fahren. Manchmal bevölkern dann doch gesellig die Straßen. Nach der „Wir haben Euch satt“-Demo gehen sie dann zum Biomarkt und sind mit sich und der Welt im Reinen.


Dieser Beitrag entstand unter freundlicher Mitwirkung von Christian Rückert.
http://www.rueckert-enerwa.de/

1 – ZDF, 2.10.2019, „DDR – die entsorgte Republik“, ab Minute 43:00,
Originalzitat etwa 1990


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Kommentare ( 21 )

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lube
2 Jahre her

Bin früher sehr gerne und häufig nach B gefahren. Habe ich mir seit 2015 abgewöhnt.
War letztlich in Neu Deli und es scheint mir das ist das Modell für Berlin.Permanente Demonstrationen, Chaos im Verkehr und ansonsten Improvisation.
Allerdings passt das Chaos in Berlin zur Bundes und Berlinpolitik.
Ich glaube das ist ein roter Magnet für alle Tagediebe.

W aus der Diaspora
2 Jahre her

Ich bin dafür rund um Berlin eine hohe Mauer zu ziehen. Und dann sollen die zusehen wie sie allein zurecht kommen. Keiner rein und keiner raus!

GeWe
2 Jahre her

In Berlin hat sich eine Nomenklatura von Immis eingenistet, die ohne die Sorgen einer sozialistischen Regierung, die Wirtschaft am Laufen zu halten und die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, ein fröhliches Wohlleben auf Kosten der in kapitalistischen Betrieben außerhalb Berlins arbeitenden Steuerzahler genehmigt.
Zwei Lösungen bieten sich an:

  1. Der Geldhahn aus dem Länderfinanzausgleich wird zugedreht
  2. Berlin wird wie Paris der Zentralregierung unterstellt.
Deutscher
2 Jahre her

All diese „Kommunisten“ würden sich wundern, wie schnell es mit ihrem Lebensstil vorbei wäre, wenn echte Kommunisten das Sagen hätten.

Alle die, die hier marschieren, sind keine Leute, die als Werktätige für den Sozialismus schuften gehen wollen. Die hier marschieren sind diejenigen, die als Funktionäre über andere bestimmen wollen.

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
StefanB
2 Jahre her

Berlin ist in nahezu jeder Hinsicht ein abgefucktes Shithole. Vergessen wurde im Artikel die linksgrünextreme Kulturszene, die in Einrichtungen, wie z.B. dem Maxim Gorki-Theater ihr linksidentitäres Unwesen treibt – auf Kosten des Steuerzahlers versteht sich.

Deutscher
2 Jahre her
Antworten an  StefanB

Der größte moderne Ausbeuter ist der Sozialismus / Kommunismus. Darum haben die Länder des Ostens ihn sich nach Jahrzehnten der roten Sklaverei vom Pelz geschafft.

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
Felicitas21
2 Jahre her

Das kann ich gut verstehen. Doch warum gefällt es den Berlinern so gut, wie es ist?

Relativator
2 Jahre her
Antworten an  Felicitas21

Es sind nicht DIE Berliner! Es sind in der Mehrheit Zujezogene, denen die Verwendung des Begriffs Heimat, außer an Weihnachten, wenn Sie ’nach Hause‘ ins Kleinkleckersdorf zu Mami und Papi fahren und von der großen weiten Welt fabulieren, Pickel verursacht.

Was meinen Sie, warum zum Jahreswechsel die Stadt fast wie ausgestorben erscheint? Skitouristen nach Ösiland oder sonstewohin sind nicht der Hauptgrund!

Last edited 2 Jahre her by Relativator
Relativator
2 Jahre her

Sollte man Bedenken: Es jibt kaum noch echte Berliner! Fast alles sind provinzjeborene Emporkömmlinge oder die, die es werden wollen zzgl. Neubürger. Statistische Zahlen Zu- und Wegzug in Berlin (2014): 1989 – 2013: Wegzüge: 2,7 Millionen Zuzüge: 2,9 Millionen (Quelle Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Potsdam, 2014), aus: https://www.morgenpost.de/berlin/25-jahre-mauerfall/interaktiv/article133254520/Gebuertige-Berliner-und-Zugezogene-Wer-kam-wer-ging-wer-heute-hier-wohnt.html Bei 3,5 Millionen Einwohnern kann man also noch von maximal 800.000 Vor-Wende-Berlinern ausgehen, unter Nichtberücksichtigung der Bundeswehrdrücker und Studenten (in West-Berlin) sowie der Hauptstadt-der-DDR-Beschäftigten aus dem sozialistischen Bauernstaat (in Ost-Berlin). Ergo: Jebürtige Berliner werden es in 2021 noch weniger sein. Bitte ick als West-Berliner zu berücksichtijen, wenn es um die Tatsache jeht,… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Relativator
Iso
2 Jahre her

In meinen Augen ist Berlin eine verlorene Stadt. Sehr viel multi aber wenig kulti. Da zieht es mich nicht mal mehr als Tagestourist hin. Aber tröstet euch lieber Berliner, es ist in diesem Land kein Alleinstellungsmerkmal, und es gibt eine Menge Städte, die dieses Los teilen. Das Wort Städtetourismus gewinnt damit auch eine völlig neue Bedeutung.

Felicitas21
2 Jahre her
Antworten an  Iso

Berlin, Wien, Paris, um nur einige Landeshauptstädte zu nennen, haben sich verändert. Und das leider nicht zum Guten.

Berlindiesel
2 Jahre her

Liebe Mitforisten, die Ihr hier nun wieder fleißig das übliche und üblich immergleiche Berlin-Bashing von hohem westdeutschen Ross posten werdet, bitte vergesst nicht: Es sind keine Alt-Berliner, die Berlin so haben verkommen lassen, sondern jene aus Westdeutschland zugewanderten verwöhnten Bürgerkinder, die sich hier für die Dauer eines Studium und manchmal lebenslang selbst verwirklichen und Berlin kaputt gemacht haben – auch, damit München, Frankfurt oder Düsseldorf von der 1945 von der Reichshauptstadt übernommenen Wirtschaft leben können. Und vom Ruhrgebiet fange ich besser gar nicht erst an…. Oder Nordhessen. Oder Pforzheim. oder, oder…. Da ist das übliche Gerede wohlfeil. Außerdem, Bremen oder… Mehr

Tacitus
2 Jahre her

Berlin ist immer ein Sündenpfuhl gewesen. Ich würde die Geldströme sofort abschalten. Das wäre für Deutschland besser.