Jahrzehntelang haben sie uns hinter die Fichte geführt, die blonden Frauen mit ihren vollen Lippen und großen Augen. Wer kennt sie nicht, all die Blondinenwitze? „Was macht eine Blondine mit heißem Wasser? Einfrieren. Heißes Wasser kann man immer mal gebrauchen …“

Blonde sind halt so ein bisserl – naja: mental eingeschränkt. Unter diesem Vorurteil haben sie sich all die Jahre über versteckt und heimlich den Aufstand geplant. Das ZDF hat die Sache jetzt enthüllt: Allüberall sehen wir blonde Frauen, die „weiblich, national und radikal sind“. Nix nette Blondchen, sondern Georgia Meloni, Alice Weidel und Madame Le Pen. Hinzu kommen all jene, die Trump zuliebe ihre Haare haben wachsen und färben lassen.

Jahrelang haben sie sich getarnt, aber jetzt zeigen sie Zähne. Dagegen sind Klimakleberinnen und Hammerschwingerinnen Pazifisten. „Sie schüren die Angst“, raunt es beim ZDF über die AfD, Alice Weidel „polemisiert und polarisiert“, aber sie will Kanzler werden. Starkes Stück! Rothaarige Sozialdemokratinnen begnügen sich mit irgendeinem Aufsichtsratsposten.

In Italien hat es bereits geklappt. Giorgia Meloni ist die erste Regierungschefin einer „extrem rechten Partei“. Und einstige Postfaschistin! Das ZDF lässt Mussolinis Horden aufmarschieren und allerlei Zeugen der Anklage. Das Schlimmste, was man Meloni hier nachsagt: „Italien zuerst!“

Die „extreme Rechte“ habe begriffen, dass sich Weiblichkeit nutzen lässt, erklärt eine gepiercte Fachkraft. Dort hat sich offenbar herumgesprochen, was man beim anderen Extrem noch nicht weiß: Viele Frauen sind den Brachialfeminismus von links schlicht leid.

Und wie sieht es in Frankreich aus? Marine Le Pen postuliert das Gleiche für Frankreich. Gegen sie spricht vor allem: ihr Vater, der in seiner Partei ehemalige Kollaborateure mit Deutschland duldete. Bis heute ist der Anschlag auf sein Wohnhaus und seine Familie nicht aufgeklärt. Aber dass Le Pen danach in ein mondänes Viertel zieht? Pfui Teufel.

Von ihrem Vater hat Marine Le Pen sich längst distanziert. Aber was soll’s: Das alles bleibt kleben. Dass sie des Vaters wegen gemobbt wurde: So wächst Widerstand. Und da sie blond und sanft auftrat … „Eine Frau an der Spitze einer rechten Partei: das ist neu“, ordnet das ZDF ein. Sie will den männerdominierten Front National massenwirksamer machen. Ihr Feind: der Islam. Sie fordert Nulltoleranz gegen straffällige Ausländer. Fremdenfeindlich? So will es das Narrativ.

Und dann die AfD. „Radikale will man hier nicht haben“, raunt es über die 2013 gegründete Partei. „Noch nicht.“ Und so wird lustig weiter eingeordnet. 2015: „Wir schaffen das“, begrüßte Angela Merkel all die illegal Eingewanderten. Das sei die Chance der AfD gewesen. Die frisch gewählte Frauke Petry unterstützte die „migrationsfeindlichen Stimmen“, Islamkritik und Nationalismus wurden dominanter. Und: Die hochschwangere Petry „präsentiert sich als Frau und Mutter“. Eine Zumutung! Denn was sie damit zeige? Dass man keine Quoten brauche, ordnet eine männliche Fachkraft ein. Womit der Mann auch aus anderen Gründen recht hat.

Doch es geht noch schlimmer. Eine andere Blondine übernimmt die Partei. Die nachts ungefährdet durch die Stadt gehen will! Und Erdogan-Anhänger zurück in die Türkei schicken möchte! Alice Weidel, einst Musterstudentin mit „Elitebewusstsein“. Also alles, was Frau heutzutage sein soll. Doch wie passend, dass man aus der Abiturzeitung von 1998 zitieren kann, dass Alice Weidel „viel zu gut“ lügt.

Unsere Blondinen verkörpern mittlerweile die Rolle der „Mutter der Nation“, heißt es im Film. „Ich bin Giorgia“, intonierte Meloni. „Ich bin Mutter. Ich bin eine Frau. Ich bin Italienerin. Und ich bin eine Christin.“ Uff! Unsere sozialdemokratische Aufsichtsrätin würde eine solche Zuschreibung vermeiden. Mutter sein ist nicht gut für die Karriere. Und Christin? Ist das nicht irgendwie – ausgrenzend? Und wieso bezeichnet sie sich nie als Feministin, sondern vertritt ein traditionelles Frauenbild, fragt ein besorgter älterer Herr? Wieso meint sie gar, man solle nicht anstelle eigenen Nachwuchses auf Zuwanderung setzen? Und das kommt auch noch an?

Nun – mag sein, dass sie damit die Mehrheit der Frauen hinter sich hat. Eine Frau von rechts will nach oben – tut also das, was der feministische Plan für Frauen vorsieht. So auch Marine Le Pen, dreifache Mutter. Aaaber: Entgegen dem traditionellen Familienbild zieht sie ihre Kinder ohne Mann auf! Modern! Auch das noch. Blondinen können es eben niemandem recht machen.

Vor allem aber: Le Pen plädiert für original französische Kinder. Also „rassisch reine Kinder“. Woran erinnert das? Na klar: Die Wurzeln dieses Denkens sind faschistisch. Mutterkreuz und so, deutsch bebildert. Nun: Auch bei der AfD soll die Familie den Fortbestand der Nation sichern – und wir wissen doch, wohin das geführt hat. Da hilft es nicht, dass Alice Weidel ihre Familie mit einer noch nicht einmal biodeutschen Frau gegründet hat. Fortschrittlicher geht es doch kaum, oder? Doch pardauz: Sie stellt den Geschlechterdualismus nicht in Frage, moniert die gepiercte Fachkraft.

Liebe Leser: Ich habe mir diesen Film bis zum bitteren Ende angetan, der ein weiterer Grund ist, ein baldiges Ende der zwangsfinanzierten Öffis zu fordern. Das Urteil stand fest, Belege fanden sich. Seine Autoren (und ihre Zeug*innen) zeigen nicht das geringste Interesse an den drei Frauen – oder gar an den Gründen, warum sie erfolgreich sind. Sie werden vorgeführt und raunend denunziert. Blond und rechts. Alles klar.

Kleiner Einwand: Vielleicht sind Meloni, Weidel und Le Pen die späte Rache für all die blöden Blondinenwitze?