Wir schaffen uns …

Die Moralweltmacht Deutschland schmiert ab. Die Pioniere einer „klimafreundlichen“ Energiepolitik sind offenen Auges in die Falle gelaufen. Mit Windkraft und Solar unterhält man keinen Industriestandort.

imago/photothek

Was zwei Weltkriege nicht zuwege gebracht haben, könnte diesmal klappen, jedenfalls fast: Deutschland schafft sich ab. Um es mit Deniz Yücel zu sagen, der nicht mehr „Präsident dieser Bratwurstbude“ (er meint den deutschen PEN-Club) sein will: „Woran Sir Arthur Harris, Henry Morgenthau und Ilja Ehrenburg gescheitert sind, wovon George Grosz, Marlene Dietrich und Hans Krankl geträumt haben, übernehmen die Deutschen nun also selbst, weshalb man sich auch darauf verlassen kann, dass es wirklich passiert.“

Der allgemeine Applaus für die Selbstverzwergung eines einst durchaus ernstzunehmenden Landes ist nicht zu überhören. Gewiss, wahrscheinlich war der deutsche Beitrag zum Eurovision Song Contest einfach nur grottenschlecht (ich gebe zu, ich habe mir das Spektakel erspart) – doch null Punkte für Deutschland sprechen durchaus für eine kleine Strafaktion. Nicht nur der ukrainische Botschafter in Berlin spottet über das Land, diesen einstigen Riesen, der sich als tönern erwiesen hat und längst zusammengesackt ist. Wer kann da schon der Versuchung widerstehen, lustvoll in die Trümmer zu treten? Zumal, wenn sich unsere Regierung nur noch in gebückter Haltung präsentiert?

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Die Moralweltmacht schmiert ab. Die Pioniere einer „klimafreundlichen“ Energiepolitik sind offenen Auges in die Falle gelaufen. Mit Windkraft und Solar unterhält man keinen Industriestandort. Und wenn man dann noch gut funktionierende Kernkraftwerke abschaltet – eine Technologie, in der Deutschland einst führend war –, dann ist man eben vom Wohlwollen anderer abhängig. Die Nachbarn sind allerdings nicht immer lieb, sie verfolgen vor allem ihre eigenen Interessen – oder sehen aus wie Wladimir Putin. Und von dem nehmen wir nichts, nie mehr, so wahr Annalena Baerbock deutsche Außenministerin ist!

Nun, es hat sich herumgesprochen: Der schöne grüne Plan funktioniert nicht ohne andere Quellen als Wind und Sonne für die Grundlast. Vom solidarischen Frieren der Deutschen hat ein Aluminiumwerk nichts.

Deutschland sitzt in der Falle und hat sich erpressbar gemacht. Gebt Geld! Liefert Waffen! Schwere! Schwerere! Mindestens „Tierpanzer“, deren Namen unsere Außenministerin erst jüngst buchstabieren gelernt hat. Und Deutschland liefert – also wenigstens das, was es noch hat. Die Bundeswehr ist bereits hilflos gespart. Doch Geld ist offenkundig noch da – wir geben reichlich und fragen nicht groß, in welch dunklen Löchern der Schotter verschwindet.

Noch fühlen wir uns hierzulande grandios, wir sind die Guten, weshalb Entwicklungshilfe in Milliardenhöhe nicht nur an Indien, sondern auch an China geht. Helfen ist unser Schönstes, das macht die auf der empfangenden Seite so schön klein. Und harmlos.

China? Harmlos? Indien? Entwicklungshilfe? Hilfe! Deutschland leidet an Selbstüberschätzung. Unsere Regierungen pflegen spätestens seit der Ägide Merkel die Diplomatie der offenen Taschen, sobald sich irgendwo ein Problem meldet (oder jemand auf die deutschen Verbrechen in der Vergangenheit verweist). Doch wie lange noch? Seinen Wohlstand verdankt das Land Quellen, die längst versiegt sind.

Stephans Spitzen:
Lob der Nation
Nur Nostalgiker denken ans Kaiserreich, als das Land eine technisch und geistig aufstrebende Macht war. 1877, im Gründungsjahr des deutschen Patentamtes, wurden 3212 Patente angemeldet und 190 Patente erteilt. 1890 wurden 4680 Patente erteilt – bei 11.882 Patentanmeldungen. Selbst der Erste Weltkrieg, an dem, nein!, das Kaiserreich nicht „schuld“ war, vermochte die Hauptquelle des Wohlstands nicht zu zerstören – den deutschen Erfindungsreichtum. Heute führt übrigens China, was Patente betrifft.  

Nach dem noch verheerenderen Zweiten Weltkrieg waren es die geflüchteten und vertriebenen Deutschen, die das sogenannte Wirtschaftswunder zustandebrachten. Ersatz ist nicht zu sehen. Demografisch ist der Zug längst abgefahren. Die Babyboomer gehen demnächst in Rente – und dahinter kommt nicht mehr viel nach. Dass Migranten die fehlende Arbeitskraft ausgleichen könnten, hat sich längst als Illusion herausgestellt. Insbesondere die seit 2015 ins Land strömenden strapazieren vielmehr mehrheitlich das soziale Netz. 

Die Folgen der das Wirtschaftsleben lähmenden zweijährigen Pandemiepanik sind auch durch staatliche Beihilfen nicht abzufedern, ebenso wenig die Folgen einer rundum irrwitzigen Energiepolitik. Das macht der Einfluss grüner Ideologie, der weit größer ist als die tatsächliche Bedeutung der Partei – trotz des verblüffenden Zuwachses an Wählerstimmen jüngst in Nordrhein-Westfalen ist sie immer noch der Kellner, der so tut, als ob er der Koch wäre.

Der Krieg in der Ukraine erhellt wie ein Schlaglicht, was das Land mittlerweile ist: nicht mehr verteidigungsfähig nach außen und nicht mehr verteidigungswillig nach innen. Der Kampf gegen rechts wird von oben vor allem gegen die eigene, trotz gegenteiliger Werbung noch immer mehrheitlich „biodeutsche“ Bevölkerung geführt. 

Was wir uns selbst übelnehmen, sehen wir bei anderen mit Nachsicht oder gar mit Zustimmung. Etwa die betont „völkische“ Politik des türkischen Imperators Erdogan. Den Patriotismus der Ukrainer. Fremde Kulturen, die wert auf ihre Eigenheit legen. Regierungen, die sich zuerst den Interessen der eigenen Bevölkerung verpflichtet fühlen. 

Die aber kommt bei uns erst ganz am Schluss. Vielleicht. Verlassen sollte man sich selbst darauf nicht. 


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Kommentare ( 56 )

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Homer J. Simpson
1 Jahr her

Es ist so gekommen, wie es Churchill immer haben wollte: Deutschland muss Geschichte werden! Und das hat jetzt, rund 80 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieg, offensichtlich geklappt und unsere grünen Totenglocken läuten. Aber: Der Deutsche will das Mehrheitlich so, denn nur Nazis, Rechte, Queerdenker und Reichsbürger halten an der „guten alten Zeit“ fest und wollen deren Spirit weiter hochhalten. Und das darf, Gott bewahre, auf keinen Fall passieren! Ich oute mich jetzt offen: Ich bin so ein Relikt! Und immer noch stolz darauf! Und deshalb ist dieses „beste Deutschland, dass es jemals gab“ nicht mehr mein Land!

bfwied
1 Jahr her
Antworten an  Homer J. Simpson

Merkel hat hervorragende Arbeit geleistet, sie hat es fertiggebracht, die Albernheit bzw. Dummheit nach oben zu bringen. Wenn D. etwas macht, dann 250%ig, also auch die Selbstmarginalisierung. Man hat die Jungen so erzogen, und so wählt ein viel zu großer Teil die Grünen, die Mehrheit aller glaubt an die Vorreiterrolle D.s bez. des Umbaus und v. a. dass Physik, Mathematik, Wirtschaft keine Rolle spielen, denn mit dem bloßen Willen würden die Fantasie-Narrative zur Wirklichkeit.
Offenbar muss jede Generation hierzulande durch einen Misthaufen waten, und das Abscheuliche ist, dass das Denunziantentum, die Feindbildung innerhalb der Gesellschaft fröhliche Wiederauferstehung feiert.

Herbert
1 Jahr her

Es ist schon höchst interessant, wie sich über 80 Millionen Menschen von vergleichsweise wenigen rot-grünen Spinnern und Dummbarteln, quasi am Nasenring, als Blödhanseln durch die Weltgeschichte führen lassen.
Ich glaube, Vergleichbares hat es in der Welt wohl noch nicht gegeben.
Bald wird „Deutsche Dummheit“ sprichwörtlich werden.

Boris G
1 Jahr her
Antworten an  Herbert

Doch, leider sind die meisten Völker von aktivistischen Minderheiten immer wieder am Nasenring in den Untergang geführt worden: Die Chinesen von Mao und seiner verbrecherischen Truppe, die Japaner von einer kleinen Clique größenwahnsinniger Imperialisten, die Amerikaner vom militärisch-industriellen Komplex in deren Abenteuer im Irak und Afghanistan, usw. usw.

ShaundasSchaf
1 Jahr her

Schlimme Zeiten schaffen starke Menschen. Starke Menschen schaffen gute Zeiten. Gute Zeiten schaffen schwache Menschen. Schwache Menschen schaffen schlimme Zeiten.

Jan des Bisschop
1 Jahr her

Ich kann der Autorin nicht zustimmen, denn sehe ich auf das Handwerk, so ist nur noch ein Bruchteil der Handwerker biodeutsch. Junge Deutsche wollen sich ihre Hände nicht dreckig machen. Wird ein Biodeutscher Handwerker, so macht er dies, weil er es will und ist deshalb meist spitze, aber diese jungen Männer und Frauen können überall auf der Welt arbeiten, warum sollen sie es gerade in Deutschland tun, wo sie die Regierung hasst und Einjeder 4 Migranten ernähren, kleiden und behausen muss , weil es dem linken Gesindel so gefällt. Btw letzteres gilt auch für ITler

F.Peter
1 Jahr her

Wir haben es bald geschafft!! Allerorten wird daran gearbeitet, uns auch noch den letzten Cent abzupressen…….

Joerg.F
1 Jahr her

Nochmal, hier läuft nichts schief, hier läuft alles nach Plan!

Konservativer2
1 Jahr her

„Was wir uns selbst übelnehmen, sehen wir bei anderen mit Nachsicht oder gar mit Zustimmung. Etwa die betont „völkische“ Politik des türkischen Imperators Erdogan. Den Patriotismus der Ukrainer. Fremde Kulturen, die wert auf ihre Eigenheit legen. Regierungen, die sich zuerst den Interessen der eigenen Bevölkerung verpflichtet fühlen.“

Wir wissen doch: deutsch ist schlecht, nicht-deutsch schon deswegen gut, weil es nicht deutsch ist. Und schließlich müssen diese armen Länder so reagieren, schließlich haben wir sie gewaltsam vor 80 Jahren dorthin getrieben. Und wenn das mal nicht zutreffen sollte, tritt automatisch Paragraph 1 in Kraft…

Mocha
1 Jahr her

Sehr guter Artikel und auf den Punkt beschrieben. Ich selbst und auch viele im Bekanntenkreis habe(n) mit diesem Land abgeschlossen. Es ist einfach nicht mehr mein Land. Ich ertappe mich sogar dabei eine gewisse Schadenfreude zu empfinden, wenn wieder mal etwas in die Hose geht. Macht es gut ihr linksgrünen Weltverbesserer und Fantasten. Die Welt die ihr erträumt wird es nicht geben. Im Gegenteil, wenn der Geldsegen abreißt werdet ihr euch die alten weißen Männer und deren Werte nochmal zurück wünschen.

Boris G
1 Jahr her

Ja, mit Deutschland geht es bergab. Die Sozialbiologie liefert dazu die empirischen Daten: Auf 1000 Babyboomer um die 60, die in Rente wollen, kommen nur noch 666 Junge, die ins Berufsleben einsteigen und von denen sind weniger als 500 biodeutsch. Dazu das Absacken der „kognitiven Leistungsfähigkeit“ der jüngeren Generation (Umkehr des Flynn-Effekts, Massenzuwanderung von Ethnien mit durchschnittlich niedrigem Bildungsgrad), was sich in allen Schülerleistungsvergleichstest niederschlägt. Wir werden wohl sehr bald mit sozialistischer Mangelverwaltung eine Art DDR-light gleichkommen.

fatherted
1 Jahr her

Industriestandort? Dem Autor ist wohl noch nicht klar geworden, dass ein Industriestandort Deutschland nicht mehr gewünscht wird. Die Alternative…gestern im bayerischen TV von einer Grünen kolportiert…der real existierende Öko-Sozialismus. Ihr müsst den Leuten doch einfach nur mal zuhören…sogar Herr Lesch im ZDF schwurbelt dauernd vom „System-Change“….warum produzieren? Warum etwas schaffen? Es gibt doch alles im Supermarkt zu kaufen und der Strom kommt aus der Steckdose? Einfalt? Nein… sondern Lebenseinstellung.