J’accuse! Ich klage mich selbst als Antifeministin an

Die neu eingerichtete „Meldestelle Antifeminismus“ bekommt es mit mir zu tun. Ich lehne den Feminismus ab, weil er ausgrenzt und entzweit und Frauen, die er zu vertreten behauptet, schadet.

Liebe Meldestelle Antifeminismus,

j’accuse. Ich klage an: mich selbst. 

Melde hiermit: Ich bin zutiefst antifeministisch eingestellt, seit Jahrzehnten, aus Erfahrung. Nehmen Sie die Verfolgung auf. Es lohnt sich. Man kann immer dazulernen.

"Meldestelle Antifeminismus"
Familienministerin Lisa Paus richtet Denunziationsportal bei Stiftung ein
Nicht, wie Sie behaupten, wer gegen Feminismus ist, entlarvt sich als menschen- oder frauenfeindlich, ganz im Gegenteil. Der Feminismus ist ein zutiefst menschenfeindlicher Irrweg, der ausgrenzt und entzweit und Frauen, die er zu vertreten behauptet, schadet.

Es sind Feministinnen, die ihr Lebensmodell – ab in den Aufsichtsrat! – als das einzig wahre behaupten und andere Lebensentwürfe als „reaktionär“ diskriminieren. Es sind Feministinnen, die „Männer sind Abfall“ tönen oder den „toxischen alten weißen Mann“ zum Abschuss freigeben wollen. 

Wer sich Feministin nennt, vertritt nicht „die Frauen“, sondern höchstens die eigenen Interessen. Feminismus will Macht.

Stephans Spitzen:
Wie der Feminismus versagt
Die meisten Frauen haben eine andere Agenda als die erklärten Feministinnen. Die meisten haben nicht das geringste Interesse daran, in irgendeinem Aufsichtsrat vor sich hin zu dämmern und überlassen das gern karrierebedürftigen Sozialdemokratinnen. Viele haben nichts gegen die Arbeitsteilung mit einem Mann einzuwenden, sofern er ihnen erlaubt, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Und gewiss leiden nur seltene Exemplare darunter, dass sie bei der Müllabfuhr und beim Hochseefischfang unterrepräsentiert sind. Seit Frauen sich frei entscheiden können, begeben sie sich lieber in Berufe, die als „traditionell weiblich“ gelten – weil sie offenbar lieber „mit Menschen“ zu tun haben als mit Starkstrom oder Klärschlamm. 

Zum feministischen Argument greifen die Gewieften höchstens, wenn es ihnen einen Machtvorteil verspricht, ob in Familie oder Beruf. Wenn sie sich als Opfer gibt, ist frau unschlagbar.

Übrigens: Die Forderung nach „Gleichstellung“, die sie als anstrebenswert betrachten, beweist allein schon ihre ideologisch bedingte Wahrnehmungsverzerrung. Frauen und Männer sind nicht gleich, nicht in ihren Interessen, nicht in ihren Fähigkeiten, nicht in ihrer Biologie. Und wenn die Trans-Lobby noch so sehr darum bemüht ist, nachzuweisen, dass ein Penis kein per se männliches Geschlechtsorgan ist.

Meine Generation hat sich für Gleichberechtigung eingesetzt, nicht für „Gleichstellung“ – die wird niemals zu haben sein. Oder ist das als geschickter Schachzug zu verstehen: Durch diese Umdefinition kann der feministische Kampf auf ewig gestellt werden?

Der Kampf um die Emanzipation ist hierzulande längst ausgekämpft. Es reicht, Frauen nicht an dem zu hindern, was sie wollen – ob das Karriere heißt oder der Verzicht darauf. Was also soll das noch, dieser feministische Furor, diese freche Behauptung, frau müsse privilegiert werden, weil sie noch immer so viel nachzuholen habe nach vieltausend Jahren Patriarchat? Das Ergebnis sehen wir derzeit mit unserer paritätisch zusammengesetzten Regierung. Wer sonst nichts kann, wird Quotenfrau – ein cleveres Geschäftsmodell für die eine oder andere, dazu braucht es nicht viel: weder Wissen noch Erfahrung.

Politischer Etikettenschwindel
„Feministische Außenpolitik“ gibt es schlicht nicht
Das Ergebnis von Feministinnen an der Macht ist so blamabel, dass man es unter Frauenfeindlichkeit verbuchen sollte. Unsere sich als Boudicca in schimmernder Rüstung aufführende Außenministerin behauptet, „feministische Außenpolitik“ zu betreiben und erklärt ganz nebenbei Russland den Krieg. Galten Frauen nicht gerade unter Feministinnen als das friedliche Geschlecht? Da bekommt man beinahe Sehnsucht nach der kurzzeitigen Verteidigungsministerin Lambrecht, die wenigstens nicht allzu viel Schaden angerichtet hat.

Oder ist Baerbocks Aufforderung an Putin, eine 360-Grad-Wende zu vollziehen, in Wirklichkeit ein Friedensangebot, da er sich dafür ja gar nicht vom Platz rühren müsste? Der ehemalige russische Präsident Medwedew spottete über die „Frau Geometrie-Expertin“: „Es ist doch komisch, dass Europa von solch unwissenden Menschen regiert wird.“ 

Langsam ist es nicht mehr komisch. Solche Feministinnen an der Macht sind eine Beleidigung für alle vernünftigen Frauen in diesem Land. Der Feminismus hat sich ganz aus eigener Kraft erledigt. 

Liebe Meldestelle: Dort, und nur dort ist der wahre Antifeminismus zu finden. 


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Kommentare ( 56 )

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alirieger
1 Jahr her

Liebe Frau Stephan, ich habe selten einen derart intelligenten und auf den Punkt gebrachten Artikel gelesen wie den von ihnen. Sie sprechen mir und meiner Frau !! absolut aus der Seele. Dieser Zwang sich durch die Abkehr vom „Frau sein“ in eine durch schlecht – bis überhaupt nicht – ausgebildete Politiker erschaffene Genderinfizierte Welt pressen zu lassen ist wirklich unsäglich. Jede Frsu soll alles dürfen aber niemals auf gesellschaftlichen Druck müssen – was übrigens auch für Männer gilt 😉

Ernst-Fr. Siebert
1 Jahr her

Ich finde Feminismus klasse: Die Frauenparkplätze sind meist leer und sehr bequem zu erreichen. 🙂

Dudette
1 Jahr her

Jedes Wort ist mir aus der Seele gesprochen. Ich muss mir, ungelogen, seit fast 20 Jahren anhören, dass ich mysogyn und sexistisch sei, weil ich als Frau sage, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und immer sein werden…

Und weil ich sage, dass das traditionelle Familienleben das normalste der Welt ist.

Index
1 Jahr her

Werte Cora Stephan, Ihnen gebührt ein extra Literaturpreis für diesen Artikel! …Und gewiss leiden nur seltene Exemplare darunter, dass sie bei der Müllabfuhr und beim Hochseefischfang unterrepräsentiert sind.…Zum feministischen Argument greifen die Gewieften höchstens, wenn esihnen einen Machtvorteil verspricht, ob in Familie oder Beruf. Wenn siesich als Opfer gibt, ist frau unschlagbar.…Wer sonst nichts kann, wird Quotenfrau – ein cleveres Geschäftsmodellfür die eine oder andere, dazu braucht es nicht viel: weder Wissen nochErfahrung.…Das Ergebnis von Feministinnen an der Macht ist so blamabel, dass man es unter Frauenfeindlichkeit verbuchen sollte. Was soll man noch Trefflicheres als das sagen? Ich sag Ihnen… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Index
Jens Frisch
1 Jahr her

Der Feminismus ist heute durch und durch frauenfeindlich und dazu genügt ein Blick in GG Art 3 (3):
„Behinderte dürfen bevorzugt werden.“
Wer eine Frauenquote fordert, erklärt damit das Frausein zu einer Behinderung.

Boudicca
1 Jahr her

Sich selbst anzeigen ist völlig überflüssig. Kommt Zeit, kommt eine Petze, die das erledigt. Die schlimmsten Feinde der Frauen waren die bereits etwas älteren Quoten-Frauen, welche die jüngeren Frauen in ihre unreifen, intoleranten moralischen Konventionen, ob rechts, links, antiautoritär, autoritär, kommunistisch, marxistisch, katholisch, evangelisch pressen wollten. Was Paus und Genossinnen nicht schafften, schafft demnächst die Scharia, wenn die Gäste von Merkel, Faeser, Baerbock, Göring-Eckardt und Co. übernehmen. Dann sitzen alle….lassen wir das. Die beste Zeit für freie, gleichberechtigte Frauen, die gut und gerne in Deutschland leben, arbeiten und sich zu jeder Zeit frei und überall sicher bewegen konnten, ist vorüber.… Mehr

Karl Heinz Nusser
1 Jahr her

Wo bleibt der Schrei nach Quote bei den in den letzten Monaten aufgedeckten Skandalen unserer Elite*in? Wenn mich meine Beobachtungsgabe nicht täuscht, führen die sogenannten Benachteiligten mit deutlicher Mehrheit die Skandalolympiade an. Ich fordere mehr Skandalmannsbilder? Oder muss man der „Gerechtigkeit“ nach feststellen, es ist einfach ungerecht, dass aktuell mehr weibliche Skandale in die Öffentlichkeit kommen als männliche? Der aktuelle Irrsinn heute wird vom Irrsinn morgen abgelöst. Ich denke aber, da geht noch was.

elly
1 Jahr her

Ich, Ü65, gestehe, dass ich einst dafür kämpfte, dass vergewaltigte Frauen auf Polizeidienststellen und vor Gericht würdig und fair behandelt wurden. Das war die Forderung: würdig und fair. Vergewaltigung wurde einst wie ein „Kavaliersdelikt“ behandelt, den Frauen wegen ihre Kleidung eine Mitschuld gegeben etc. Zusammen mit anderen Frauen engagierte ich mich für die Einrichtung eines Frauenhauses in meinem Landkreis und arbeitete lange Jahre ehrenamtlich im Frauennotruf und Frauenhaus. Wir waren allesamt berufstätige Frauen, keine trug das Schild „Feminismus“ vor sich her. Es ging um die Abstellung von Missständen und die Schaffung eines Schutzraumes für geprügelte Frauen und deren Kinder. Heute… Mehr

Vladimir
1 Jahr her

Es wird antifeministisch überall falsch gegendert und die Frauen als Anhängsel mit dem Stern * hintendran gehängt.
Das ist frauenfeindlich!
Höflich ist, wenn man sagt:
Sehr geehrte Damen und Herren und dann braucht niemand so rassistisch die Frauen zu diskriminieren. Das kennen wir schon seit meiner Kindheit.
 

Last edited 1 Jahr her by Vladimir
Leserin
1 Jahr her

Feminismus will Macht. Das ist eine wichtige Feststellung. Bei all den woken Entgleisungen geht es in erster Linie auch um Macht. Das wird gern hinter der Betroffenheitslyrik versteckt.