Zehn Spitzenposten sind in Deutschland vakant

Die zerstrittene schwarz-rote Bundesregierung kann sich auch nicht bei der Auswahl von Führungspersonal für wichtige Bundesbehörden einigen. Eine TE vorliegende Anfrage deckt diesen Mangel jetzt auf.

picture alliance/dpa | Thomas Banneyer

Erst zur Jahresmitte legte die schwarz-rote Bundesregierung von CDU-Kanzler Friedrich Merz einen Haushaltsentwurf für 2025 vor. Den Bundestag passiert der Etat fürs laufende Jahr abschließend erst diese Woche. Die Regierenden einer der noch größten Wirtschaftsnationen haben es offensichtlich nicht eilig mit wichtigen Entscheidungen für ihr Land, zu sehr zerstritten sind sie untereinander. Einigkeit beweisen die Etablierten nur bei der Errichtung einer Brandmauer gegen die größte Oppositionspartei.

Nun hat auch noch der Bundestagsabgeordnete Peter Bohnhof von der Alternative für Deutschland mit einer Anfrage das Ausmaß der katastrophalen Personalpolitik der Merz-Regierung aufgedeckt. Danach sind 10 Spitzenposten in Bundesbehörden vakant. Die Antwort vom 11. September auf die schriftliche Anfrage liegt Tichys Einblick exklusiv vor.

Allein fünf Leitungspositionen sind derzeit gänzlich unbesetzt. Dazu zählen das Bundesamt für Verfassungsschutz (seit Januar 2025), die Bundeszentrale für politische Bildung (seit September 2025), die Bundesanstalt für Gewässerkunde (seit März 2025), das Bundessprachenamt (seit Mai 2024) und das Truppendienstgericht Süd (seit Juni 2022).

Hinzu kommen fünf weitere Vakanzen bis Ende 2026 durch Renteneintritt, zum Beispiel beim Bundesrechnungshof, Bundeskartellamt und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Dort ist über Nachfolgen noch nichts entschieden. Katastrophen sollten besser jetzt nicht eintreten. Allerdings könnten Kritiker schon die aktuelle Regierungsarbeit als solche sehen.

„Die Regierung versagt offensichtlich bei der Suche nach geeigneten Besetzungen für die Ämter – oder niemand möchte mehr für sie arbeiten“, kritisiert der Dortmunder Rechtsanwalt Peter Bohnhof die Uneinigkeit des Bundeskabinetts von Kanzler Merz. Das jetzt zutage getretene Ausmaß sei ein regelrechter Skandal, der unser Land lähmen könnte, betont der AfD-Rechtsexperte aus Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit Tichys Einblick.

Allerdings sehe er auch eine große Chance: „Es sollte genau geprüft werden, ob überhaupt und – wenn ja – welche Posten wirklich nachbesetzt werden müssen.“
Es biete sich daher eine gute Gelegenheit, Leitungsstellen und Bürokratie abzubauen, vielleicht sogar unnötige Behörden abzuschaffen und so massiv Steuergeld zu sparen. „Weniger Staat, mehr Freiheit und Eigenverantwortung sind absolut anstrebenswert!“, findet Bohnhof.

Doch im „Kampf“ gegen die unliebsame Konkurrenz hat sich hinter der Brandmauer offensichtlich wieder einmal die SPD mit ihrem Vizekanzler und früherem Antifa-Mitglied Lars Klingbeil durchgesetzt. Ausgerechnet der bisherige Stellvertreter des Bundesamtes für Verfassungsschutz Sinan Selen folgt nun, nach einem Bericht der Jungen Freiheit, auf den umstrittenen Merkel-Diener Thomas Haldenwang, der im November 2024 in Urlaub gehen musste, weil er für den Bundestag kandidieren wollte. Die Wähler haben sein Mandat am 23. Februar noch verhindert.

Offenbar konnte CSU-Innenminister Alexander Dobrindt der Regierungskoalition keinen akzeptablen Kandidaten präsentieren. Zwar favorisierte die Union den früheren Bevollmächtigten des Parlamentarischen Kontrollgremiums im Bundestag Arne Schlatmann. Aber die Merz-Truppen konnten sich erneut nicht gegen ihren kleinen widerspenstigen Koalitionspartner von der SPD durchsetzen. Sie mussten zugunsten der Sozis wieder mal umfallen.

Zumindest scheint demnächst einer der zehn vakanten Spitzenposten von Bundesbehörden wieder besetzt zu werden. Allerdings verheißt die Personalie bei der Staatssicherheit für Regierungskritiker nichts Gutes, und schon gar nicht für die größte Oppositionspartei im Bundestag.

Denn die Brandmauerbauer können jetzt jubeln. Der 53-jährige Istanbuler Selen verantwortete das Gutachten über die AfD, das die damalige SPD-Innenministerin Nancy Faeser an ihrem letzten Arbeitstag vorstellte. Selen ließ im Ampelauftrag die Partei als „gesichert rechtsextrem“ einstufen. Er wird wohl jetzt der erste Chef des Inlandsgeheimdienstes, der nicht in Deutschland geboren ist. Als Vierjähriger kam Selen als Sohn türkischer Einwanderer nach Deutschland und wuchs in Köln auf. Seit 2019 amtierte er als Verfassungsschutz-Vizepräsident und Nancys Faesers linke Hand.

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Kommentare ( 24 )

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Gotthelm Fugge
2 Monate her

 ““Union und SPD haben sich auf einen neuen Präsidenten für das Bundesamt für VS geeinigt. Berichten zufolge soll Vizechef Sinan Selen den Posten bekommen. Er wird der erste Inhaber des Amtes sein, der nicht in DE geboren wurde.““   Im Klartext heißt das richtig – Der Mann hat einen muslimischen Migrationshintergrund. Damit haben die KleinKo wieder einmal ihre ausgesprochene provokante Obrigkeits-Sensibilität gegenüber der autochthonen DE-Bevölkerung bewiesen und das mit ihrer arteigenen bunten Plumpheits-Wucht in die Polit-Verdruß-Waagschale geworfen.   Wie tönte ein verwirrter Klingbeil die Tage? ““Parteichef Klingbeil will einen Grund für den Erfolg der AfD ausgemacht haben: Die AfD profitiere… Mehr

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Gotthelm Fugge

Wir gehen wohl fehl in der Annahme, dass der grüne Lux Hiesige gemeint haben könnte, als er solche Aussage traf: »Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht. Bei (…) der Polizei (…) und auch beim Verfassungsschutz. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukunft bemerkbar macht.« Lux/Grüne. https://x.com/benedikt_kaiser/status/1304050301838807041 Und sehr wahrscheinlich nicht nur in Berlin. . Sinan Selen fällt nun auf wie der von Habeck/Müller in grün eingesetzte „trusted flagger“ Ahmed Gaafar, einem islamischen Schriftgelehrten aus Kairo: Der mauschelt da auch bei der nicht mehr gelittenen freien Meinungsäußerung mit: https://www.nius.de/nachrichten/news/digitalministerium-distanziert-sich-nach-nius-enthuellungen-von-neuer-zensur-stelle-sympathie-fuer-hamas-nicht-mit-der-ausuebung-als-trusted-flagger-vereinbar/4e0ddc7c-6ad1-4b13-8ba0-5d04cb79d4f9 Über… Mehr

Egozentrik
2 Monate her

Immer wieder aktuell: Reinhard Mey – „Das Narrenschiff“ und „Sei wachsam…“

November Man
2 Monate her

Selen ist ein weiterer heißer politische Draht von Erdogan in unserer Land. Auch Erdogan lässt gerade jegliche Opposition beseitigen. So was macht Schule. 

November Man
2 Monate her

Die liberal-demokratische AfD ist nicht nur größte Oppositionspartei, sie ist, trotz massivem Widerstand, Hass und Hetze der Linksextremisten, auch die stärkste Einzelpartei in Deutschland. Da wollte mal einer die AfD halbieren. Jetzt hat sie sich bei den Kommunalwahlen in NRW, im Heimatland der Linksextremisten, sogar verdreifacht. So kann es zum Schutze unserer Demokratie gerne weitergehen. 

Flaneur
2 Monate her

Positionen sind unbesetzt – und der Karren steuert dennoch unbeirrt auf den Abgrund zu.
Der Vorteil ist: so wird Geld für diese Posten eingespart.
Denn es ist offensichtlich vollkommen egal, wer diesen Behörden vorsteht. Da der Vorsitzende eh nur Grüßaugust ist und seine Befehle von anderen erhält, kann man diese Position ganz offensichtlich auch unbesetzt lassen.
Na, es werden sich aber schon genügend Karrieristen finden, die ihren Judaslohn schon verdient haben oder noch verdienen werden, um diese Stellen zu bestzen. Da habe ich KEINERLEI Zweifel.

Kassandra
2 Monate her

Ein Mann aus der Türkei soll den Präsidentenposten beim Verfassungsschutz nun inne haben: https://www.welt.de/politik/article68c72c26f313976149c6fa72/Sinan-Selen-wird-neuer-Praesident-des-Verfassungsschutzes.html
Bislang war er dort Vize, der Sinan Selen.
Wie vordem eine gewisse Felor Badenberg geborene Haghighi-Niataus dem Iran auch.

Mausi
2 Monate her

Wie gut, dass es für das BVerfGE eine so schöne Regelung gibt. Sie widerspricht zwar eklatant den schrumpfenden SPD-Parteianteilen im BT, aber dafür garantiert sie der schwarz-roten Regierung zwei rote Richter*Innen. Ganz ohne Streit muss Schwarz nur noch nicken.

Last edited 2 Monate her by Mausi
Juergen Waldmann
2 Monate her

Da es nicht um Qualifikation geht , zählt für den Klüngel , der Links der Brandmauer steht , es soll ein Kandidat sein , der für das Verbot der AfD steht . Wenn der gefunden ist , dann können sich Rot-Schwarz schnell auf den neuen Leiter des Verfassungsschutzes einigen . Es zeigt sich zunehmend , dass diese Regierung nicht zusammen passt . Wer Vorschläge Bullshitt nennt , die vom Kanzler kommen , zeigt uns auf seine flegelhafte Art , ich will nicht mehr !

Jens Frisch
2 Monate her

„Die Regierung versagt offensichtlich bei der Suche nach geeigneten Besetzungen für die Ämter – oder niemand möchte mehr für sie arbeiten“

Jeder der sieht, wie mit einem Herrn Maaßen oder einem Herrn Schönbohm umgegangen wurde, meidet diese hinterhältige Bagage so gut es geht.

Last edited 2 Monate her by Jens Frisch
joly
2 Monate her
Antworten an  Jens Frisch

Ach wissen sie, mit einer dicken Haut kann sich bei diesem Einkommen jeder locker finanziell sanieren. Wie das so geht kann man sicherlich von Herrn Spahn bei einem Masken-Deal-Gespräch so nebenbei erfahren.

hansgunther
2 Monate her

Die SPD immer stramm vorneweg beim Ausradieren Deutschlands, alles im Plan; das Verfassungsgericht knacken sie auch noch. Fritze haben sie schon geknackt, war aber nicht so schwer, kaum Schale, kaum Kern. Der wollte mal mit der Richtlinienkompetenz eines Kanzlers regieren, weder das eine noch das andere ist vorhanden, nichts, nada, rien, niente, null, nil, nix und wieder nichts. Die Ministratentruppe der CDU/CSU hat sich auch schon länger ergeben, denn sie läßt ihn gewähren. Erika fängt an zu zittern, wenn sie sieht wie ihre Puppen tanzen.

joly
2 Monate her
Antworten an  hansgunther

Fett zittert nicht sondern schwabbelt.