Klimawandel? Wir schaffen das – aber ganz anders

Erst das nicht mehr zu leugnende Scheitern der Strategie von Zwang und Vermeidung öffnet endgültig den Weg für einen neuen Ansatz: Klimaveränderungen zu nutzen. Denn weder ist das derzeitige Klima ideal noch sind seine Veränderungen verheerend.

Kohlendioxid ist das Grundnahrungsmittel aller Pflanzen. Seine Anreicherung in der Erdatmosphäre regt die Photosynthese an und gestattet der Flora eine effizientere Nutzung des Wassers. Überwachte Freilandversuche zeigen bei vielen Nutzpflanzen eine Zunahme der Biomasse-Produktion um 20-25% bei einer gegenüber dem vorindustriellen Wert verdoppelten Kohlendioxid-Konzentration.

Ein zynischer Argument?

Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das steht im aktuellen IPCC-Bericht (WG1 2013, Seite 502). In Treibhäusern nutzt man diesen Effekt schon lange. Durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas steht diese kostenlose Zusatzdüngung jetzt auch im Freien zur Verfügung und steigert die Erträge dann, wenn der Mensch die Versorgung mit Wasser, Licht und sonstigen Nährstoffen sicherstellt. Außerdem profitiert die Landwirtschaft von der Verlängerung der Wachstumsperioden in den mittleren und hohen Breiten. Schon die aktuell noch mäßige Erwärmung hat zu einem früheren Frühlingsbeginn und späteren Wintereinbrüchen geführt (IPCC WG2 2014, Seite 291f).

Der „Klimakiller“ hilft direkt und indirekt im Kampf gegen den Hunger. Da freut man sich doch über die bisher ernüchternden Ergebnisse der internationalen Klimadiplomatie.

Klimadiplomatie

Der erste große Bericht des IPCC erschien im Jahr 1990 und seither ist der Ausstoß an Kohlendioxid schneller gestiegen, als in den 25 Jahren davor. Auch die jährlichen UN-Klimakonferenzen, deren 21. Auflage gerade in Paris dem Ende entgegengeht, haben daran nichts geändert. Mit der etablierten Strategie, die auf eine Vermeidung von Emissionen fokussiert, konnten keine Erfolge erzielt werden. Es wird Zeit, den Ansatz zu überdenken.

Das Klima war noch nie „bestmöglich“

Der Fiktion von der bevorstehenden Klimakatastrophe liegen zwei nur selten thematisierte Axiome zugrunde. Da wäre der Glaube, die aktuellen klimatischen Zustände auf diesem Planeten seien die bestmöglichen. Weil die Menschheit sich über Jahrtausende hinweg an diese angepasst hätte. Eine fast schon beleidigende Geringschätzung steckt zudem in der Angst, daher würden uns allzu rasche Veränderungen überfordern.

Die Schreckensszenarien sind mittlerweile nach dem folgenden Muster standardisiert: In manchen Regionen könnte in Zukunft weniger Regen fallen. Wenn die dort lebenden Menschen nicht gleich verdursten, verhungern sie wegen einer Verringerung der landwirtschaftlichen Erträge. In anderen Gegenden nimmt der Niederschlag zu. Woraufhin alle ertrinken. Dann gibt es wieder Landschaften, in denen sich im Mittel gar nichts ändert. Nur die Verteilung der Niederschläge verschiebt sich hin zu längeren Trockenzeiten, gefolgt von kurzen Phasen sehr starker Regenfälle. Weswegen man sowohl verdurstet, als auch ertrinkt. Wenn einen nicht vorher der steigende Meeresspiegel hinwegspült.

Als ob eine betroffene Gemeinschaft diesem Wandel tatenlos zusieht, ohne ihre Anlagen zur Wasserversorgung, die Brunnen, Leitungen, Aufbereitungssysteme und Speicher entsprechend zu adaptieren. Küstenschutz durch Deiche mit intelligent geregelten Fluttoren und eine aktive Landgewinnung sind für Klimaalarmisten scheinbar ebenfalls Fremdwörter.

Das Klima nutzen, nicht bejammern

Physiologisch betrachtet sind wir Kinder der Tropen. Der Homo Sapiens ist nicht aus Afrika aufgebrochen, weil er es musste. Sondern weil er es wollte und konnte. Nicht sein biologisches Erbe, sondern seine technischen Fertigkeiten haben ihn dazu befähigt. Ohne Kleidung und Feuer wäre es ihm in Eurasien und Nordamerika schlecht ergangen. Heute findet man die Zivilisation in Helsinki bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von etwa fünf Grad Celsius ebenso wie in Singapur bei 28 Grad. Wer natürlich in Finnland unbedingt Bananen anbauen möchte, hätte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ob in Singapur Weizen gedeihen würde, darf man ebenfalls bezweifeln. Anpassung bedeutet eben nicht nur, sich gegen destruktive Einflüsse der Natur zu schützen. Sie beinhaltet auch, von den spezifischen Eigenschaften seiner Umgebung zu profitieren. Der Mensch hat sich dem Klima nicht unterworfen, er hat es sich zunutze gemacht. Deswegen verließ der Homo Sapiens Afrika und kehrte nicht gleich wieder um. Spätestens seit der neolithischen Revolution gestalten wir unsere Lebensgrundlagen selbst. Noch nie waren wir besser darin als heute. In dem Maße, in dem unsere Innovationstätigkeit fortschreitet, werden die Chancen eines Klimawandels seine potentiellen Risiken übersteigen.

Anpassung heißt Freiheit und Überfluss

Natürlich erfordert die Anpassung in allen ihren Facetten eine völlig andere politische Strategie als die Vermeidung. Diese beiden Konzepte sind nicht etwa Zwillinge und gemeinsam zu denken, wie häufig kolportiert wird.  Sie widersprechen einander völlig. Wo Vermeidung ein global einheitliches Regime benötigt, besteht Anpassung aus einer breiten Vielfalt lokal organisierter Lösungen.

Wo Vermeidung Handlungsoptionen ausschließt, basiert eine erfolgreiche Anpassung auf der Nutzung aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft vernichtet durch den Verzicht auf fossile Ressourcen nicht nur existierende Werte, sie schließt auch die mit diesen verbundene Wertschöpfung für die Zukunft aus. Anpassung hingegen bedarf nicht nur der mit Kohle, Öl und Gas verbundenen Gewinne, sondern auch der nur mit diesen machbaren Anwendungen. Die Geschwister der Vermeidung heißen Zwang und Einschränkung. In der Familie der Anpassung hingegen findet man Freiheit und Überfluss.

Der Klimawandel könnte für viele Regionen günstig sein und in anderen, die heute noch als „Verlierer“ angesehen werden, Raum für neue Lösungen schaffen. Geht das Eis im Nordpolarmeer weiter zurück, werden neue Routen für die Schiffahrt frei und Zugänge zu bislang kaum erreichbaren Ressourcen geöffnet. Auch das Nahrungsangebot für die Eisbären könnte steigen Die Landwirtschaft profitiert nicht nur von der eingangs erwähnten Kohlendioxid-Düngung, sie könnte sich auch neue Räume erschließen. Die Zahl der Kältetoten mag stärker sinken, als die der Hitzetoten steigt. Und wenn die „Klimakatastrophe“ sich weiterhin standhaft ihrem Eintreten verweigert?

Anpassung im Sinne einer Erhöhung der Resilienz und gleichzeitig der optimierten Nutzung der Gegebenheiten hat in jeder denkbaren Zukunft einen positiven Effekt. Man stelle sich nur mal vor, die mit großem Aufwand und erheblichen ökonomischen Verlusten verbundene Vermeidung würde sich im Nachhinein als völlig sinnlos erweisen. Oder aber gar als kontraproduktiv, weil der Klimawandel eben doch mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt.

Verschärfte Klimapolitik beschleunigt ihr Scheitern

Vor diesem Hintergrund sollte man eine Verschärfung der Anstrengungen der gegenwärtigen Klimapolitik sogar begrüßen. Denn je ehrgeiziger die Vermeidungsziele, desto früher werden sie gerissen. Erst das nicht mehr zu leugnende Scheitern der aktuellen Strategie öffnet endgültig den Weg für einen neuen Ansatz.

Dann endet das Gerede von Obergrenzen (für Kohlendioxid) und von der Schließung der Grenzen (zur Atmosphäre). Die Realitäten können nicht mehr ignoriert werden, nicht die Globalisierung (der Emissionen) und auch nicht der Wunsch der Menschen überall auf der Welt nach einem besseren Leben (durch Kohle, Öl und Gas). Angesichts dessen, liebe Frau Bundeskanzlerin, wäre Kleinmut verfehlt. Beim Klimawandel dürfen wir uns sicher sein: Wir schaffen das!

 

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