Peinliche Debatte im Bundestag – „Wissenschafts“-Standort Deutschland?

Der Bundestag will mit großer Mehrheit keine Evaluation ideologiegeleiteter „Wissenschaft“, etwa der Postcolonial Studies, Critical Whiteness Studies, Queer Studies, Gender Studies. Ein entsprechender Antrag der AfD-Fraktion wurde niedergebügelt.

IMAGO / Future Image
Deutscher Bundestag, Plenarsitzung am 07.07.2023
Wissenschaftsstandort Deutschland: Das ist, wenn mehr und mehr auf Nuklearforschung verzichtet wird. Das ist, wenn sich nahezu alle Hochschulen zu einer „Zivilklausel“ verpflichten, derzufolge keinerlei Forschung mehr betrieben werden kann, die irgendetwas mit Rüstung/Militär/Verteidigung zu tun hat. Das ist,

  • wenn die Biologin Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität nach Absage durch die Uni-Leitung im Juli 2022 erst in einem zweiten Anlauf einen Vortrag über Zweigeschlechtlichkeit halten kann;
  • wenn der vormalige AfD-Gründer, Europa-Abgeordnete und VWL-Professor Bernd Lucke im Herbst 2019 an der Universität Hamburg in seinen Vorlesungen mit „Hau ab! Nazi raus!“-Geschrei niedergebrüllt wird (TE berichtete hier und hier);
  • wenn der renommierte Totalitarismus- und Stalinforscher Jörg Baberowski, Humboldtuniversität Berlin, 2019 die Einrichtung eines „Interdisziplinären Zentrums für Diktaturforschung“ beantragt und die Einrichtung am AStA bzw. an den dort dominierenden trotzkistischen Gruppen, AntiFas und JuSos scheitert, weil die Uni-Leitung kapitulierte;
  • wenn dem Politikprofessor Werner Patzelt, TU Dresden, eine „Seniorprofessur“ verweigert wird, weil er sich angeblich zu intensiv, gleichwohl wissenschaftlich neutral und seriös mit „Pegida“ befasst hatte;
  • wenn es permanent ein universitätsinternes Kesseltreiben gegen die Islamforscherin Susanne Schröter, Universität Frankfurt/Main, gibt und gewisse Studentengruppen deren Kongresse verhindern wollen;
  • wenn die Universität Siegen es verhindert, dass Gastredner wie Thilo Sarrazin und Marc Jongen (siehe unten) dort auftreten;
  • wenn im „Karlsruher Virtuellen Katalog“, auf dem alle neun Verbundkataloge Deutschlands zugänglich sind, sich knapp 15.000 Sucherergebnisse für Rechtsextremismus und knapp 640 für Linksextremismus finden.“ Faktor: 23! Wenn es an der FU Berlin in der Universitätsbibliothek 1.000 Treffer für Rechtsextremismus und 36 für Linksextremismus gibt.
  • wenn die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am 5. Juli 2022 ankündigt: „DFG startet neue Initiative für Gleichstellung und Diversität.“

Zahlreiche weitere Beispiele finden sich hier:

Dazu die Dokumentation von Wilhelm Hopf „Die Freiheit der Wissenschaft und ihre Feinde“ zu den Einschränkungen der Freiheit von Forschung und Lehre. Empfehlenswert auch:
Schulze-Eisentraut/Ulfig – Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit.

Bundestag will mit großer Mehrheit keine Evaluation ideologiegeleiteter „Wissenschaft“ – AfD-Antrag niedergebügelt

Und nun das: Am 7. Juli 2023 „debattiert“ der Bundestag von 18.17 bis 19.00 Uhr einen Antrag der AfD-Fraktion, der überschrieben ist mit: „Umgehend eine Evaluation sogenannter Agendawissenschaften durch den Wissenschaftsrat beantragen“. Als der die Sitzung leitende Vizepräsident Wolfgang Kubicki diesen Tagesordnungspunkt ankündigt, verlassen übrigens die allermeisten Abgeordneten erst einmal den Plenarsaal.

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Marc Jongen (AfD) begründet sodann einleitend in fünf Minuten den Antrag, der in der schriftlichen Fassung 8 Seiten umfasst. Jongen erinnert daran, was Prinzipen wissenschaftlichen Arbeitens sind: Objektivität, Ehrlichkeit, Überprüfbarkeit, Reliabilität [Verlässlichkeit], Validität, Verständlichkeit, Relevanz, logische Argumentation, Originalität, Nachvollziehbarkeit, Fairness und Verantwortung. Mit Blick auf „Agendawissenschaften“ zweifelt Jongen an der Verwirklichung dieser Standards.

Mit „Agendawissenschaften“ meinte er „Wissenschaften“, in denen es nicht um Erkenntnisfortschritt, sondern um die Umsetzung ideologiegeleiteter gesellschaftspolitischer Programme gehe. Als Beispiele nennt der AfD-Mann die Postcolonial Studies, die Disability Studies, die Critical Whiteness Studies, die Queer Studies und – als Leitwissenschaft der „Agendawissenschaften“ – die Gender Studies. Jongens Einführung bzw. der dem Antrag zugrundeliegende Text mündet ein in die Aufforderung an die Bundesregierung, über den Wissenschaftsrat eine ergebnisoffene Evaluation dieser Zweige anzustoßen.

Denkste! Es folgen 9 Redner (3-mal SPD, 3-mal CDU/CSU, je 1-mal FDP, Grüne, Linke) einer Art 90-Prozent-Allparteienkoalition, die den Antrag auf Evaluation (nicht mehr und nicht weniger!) in Grund und Boden verdammen. Fast alle zitieren das Grundgesetz mit Artikel 5, wo die Freiheit von Forschung und Wissenschaft festgehalten ist. Von der Diskrepanz zwischen Verfassungstext und Verfassungswirklichkeit scheint man noch nie etwas gehört zu haben.

Veranstaltung an Goethe-Universität Frankfurt
SPD-Politiker pöbeln gegen Wissenschaftsfreiheit
Dafür hagelt es für den Antrag Etiketten wie „Verschwörungstheorie“, „Unsinn“, „Schmarrn“, „Antrag tut weh“, „Schüren von Angst“, „rechte Kampagne“, „Queer-Feindlichkeit“, „Hass und Hetze“, „antidemokratisch“, „pures Framing“, „Weltbild wie vor 300 Jahren“, „Wissenschaft wie im NS-System“, „wie Orbán und Aiwanger“, „mehr Humboldt, weniger Höcke“, „antisemitisch“, „Bigotterie“, „emanzipationsfeindlich“ – und bei der Mehrzahl der Redner eingestreut der reale Kotau vor dem „Glottisschlag“, also dem mit Spontanschnappatmung ausgesprochenen (logopädiebedürftigen?) Gender-Stern: „Forscher*innen“ usw. Eine Sprecherin der CDU/CSU hatte sich übrigens Argumente gegen den AfD-Antrag aus „ChatCPT“ geholt und so auch zitiert.

Nach einer so berauschenden Debatte verfestigt sich der Eindruck: Teile der Geistes- und Sozialwissenschaften sollen noch mehr zu „Treibhäusern der Weltfremdheit“ werden (Norbert Bolz). Wird „Forschung“ zum Wasserträger, gar zum Büttel von Politik, Wirtschaft und Lobbygruppen? Wir nennen die „Agendawissenschaften“ deshalb auch gerne „Apportierwissenschaften“, die – um im Bild zu bleiben – jedes Stöckchen, das ihnen der Mainstream hinwirft, artig hechelnd apportieren. Sie praktizieren eifrigst die Unkultur des „cancel culture“ und des „no platforming“ gegen jedermann, der auch nur einen Millimeter rechts neben einer offenbar irreversibel linksgestrickten CDU/CSU steht.

Man will sich nicht, auch die CDU/CSU nicht, damit befassen, was der Nährboden der Apportier- und Agendawissenschaften ist. Nämlich die kulturmarxistische Bewegung in den USA, vor allem in den dortigen Universitäten. Der Marxismus des 21. Jahrhunderts kommt damit nicht mehr aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks, sondern aus den USA. Der linkslastige Campus dort wiederum korrespondiert mit einer Presselandschaft, die ebenso tickt: New York Times, Washington Post, Los Angeles Times usw.

Mal schau’n, wann wir in Deutschland ebenfalls Professuren wie die folgende in den USA etabliert bekommen: Dort gibt es eine Professorin namens Rochelle Gutierrez an der Universität Illinois, für die sogar die Mathematik rassistisch ist, weil Mathematik von toten weißen Griechen abstamme. Dies sei der Grund, warum Menschen mit Migrationshintergrund hier schwach seien.


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Kommentare ( 67 )

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67 Comments
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deltacenter
9 Monate her

Ich habe mich oft gefragt ob die Menschen 1933 dumm waren …es waren einfach Deutsche ….obrigkeitshörig ,beflissen evtl Anordnungen schon im voraus und viel mehr als gefordert zu erfüllen …das ganze natürlich ohne auch nur ein Quent davon in Frage zu stellen,geschweige denn eine eigenen Meinung dazu zu haben !!!! Das, was hier in diesem Land abgeht, ist genau das was ein Italiener mal schrieb ….der Faschismus s wird kommen und behaupten er wäre nicht der Faschismus ,sondern genau das Gegenteil ….(frei rezitiert) Und alle guten Deutschen werden wieder mit dabei sein…um dann 5 nach 12 zu sagen …das konnte… Mehr

Del. Delos
9 Monate her

„…Der linkslastige Campus dort wiederum korrespondiert mit einer Presselandschaft, die ebenso tickt: New York Times, Washington Post, Los Angeles Times usw…“ Hier fehlt der Hinweis, dass sich die US-Medien – ebenso wie die in Deutschland und vermutlich auch in weiteren EU-Ländern fest in der Hand einiger Weniger befinden, die kein sonderlich großes Interesse an einem weiteren sozialistischen Experiment haben – dieses wird nur als „Verkaufsargument“ benutzt. Es handelt sich in Wahrheit um die Aganda des WEF bzw. der UN, die ein totalitäres 1-Welt-1-Regierung-System anstreben, nur dass man dies natürlich nicht offen sagt. „Sozialismus“ verkauft sich besser, weil es die Linken… Mehr

Haeretiker
9 Monate her

Wenn Mathematik rassistisch ist, dann haben wir die Idiokratie erreicht. Die Voraussetzungen dafür haben wir, mit Blick auf die tonangebenden Parlamentarier, erreicht.

deltacenter
9 Monate her
Antworten an  Haeretiker

Sie sollten sich den Film Idiocracy anschauen !früher habe ich echt darüber gelacht …heut bleibt mir das Lachen im Halse stecken …

Sonny
9 Monate her

Das ganze deutsche System ist durch diese verachtenswerten Altparteien-Politiker zu einer Karrikatur eines Rechtsstaates verkommen. Intelligenz und Fortschritt, Realitätssinn, Toleranz und Wohl für die deutsche Bevölkerung sind vollkommen aus den Programmen gestrichen worden. Kein Wunder, dass solch intelligente und gute Vorschläge und Anmahnungen eines AfD-Vertreters durch Politiker der Altparteien angegriffen wird, die ihre Pfründe ob der letzten Umfragen dahinschwinden sehen. Wir, die wir nicht im Staatswesen untergekommen sind, sind die Frösche, die im Wasser hocken und das bei mittlerweile schon 85 Grad. Es fehlt nicht mehr viel, bis der gesamte Staat nebst seiner Helfershelfer in Medien und Sekten vollends in… Mehr

Last edited 9 Monate her by Sonny
Del. Delos
9 Monate her
Antworten an  Sonny

„Die Preise sind viel zu hoch für die vielen kleinen und mittleren Einkommen. Von freiwilligem Verzicht kann da überhaupt gar nicht die Rede sein.“
Erstens das und zweitens dürfte man beim Ermitteln der Verbrauchszahlen sicher den Pro-Kopf-Verbrauch zählen… Es wandern aber immer mehr Menschen ein, für die der Verzehr von Schweinefleisch aus Gründen des Koran nicht in Frage kommt. Pro Kopf wird der Verbrauch also an jedem einzelnen Tag geringer, weil an jedem neuen Tag wieder neue illegale Migranten, zu fast 100% Muslime, einwandern.

Krauti
9 Monate her

Mit Marc Jongens ist ein gebildeter Abgeordneter ans Pult getreten. Mit so viel Bildung wissen all die dort sitzenden Postensicherer nichts anzufangen. Er ist gefährlich für ihre Posten, weil er so gebildet ist. Das wissen die Postensicherer, mehr nicht.
Mich würde interessieren, was passiert, wenn wieder so gebildete Menschen wie Marc Jongen das Sagen in diesem Land hätten. Wo würden all diese rotlinksgrünen Ungebildeten unterkommen, was würden die machen?

Sozia
9 Monate her

Wissenschaft besteht aus Evaluation, das ist ihr Kern, das eigentliche Wesen. Was die Altparteienvertreter hier meinen: Sie wollen tatsächlich gar keine Wissenschaft, das ist des Pudels Kern. Sie wollen Ideologie zur Wissenschaft erklären und jeglichen Widerspruch verbieten. Als wären sie direkt aus dem Mittelalter und hätten die Neuzeit gar nicht erlebt. Zeitreisende.

Ulric Viebahn
9 Monate her

‚Apportierwissenschaften‘. Die Realität hat Begriffe von früher mit neuen, meist gegenteiligen Bedeutungen gefüllt: Experte, Forscher, Professor, renommiert, umstritten. Der Zustand der Kataloge von Universitäten (ich kenne 4) ist vermutlich nicht nur dort eine Katastrophe, z.B. weil sie nicht vollständig sind; z.B. nicht vollständig digitalisierte Karteikarten-Kataloge! Ausgedünnte Altbestände! Außerdem: Digitale Kataloge sind sehr schwer zu verstehen und zu bedienen – Resultate feuchter Träume von ‚Menschen, die was mit Medien machen‘. (Aber wenn die Kataloge wenig benutzt werden, merkt es auch keiner.) A propos ‚… faul an deutschen Hochschulen‘. Je stabiler die Tabus über bestimmte Aspekte der Hochschulbildung sind (hier im Artikel… Mehr

Moses
9 Monate her

Die an Ende erwähnte Dame ist schwierig als Intellektuelle zu bezeichnen. Lassen wir es ihren ähnlichen Ignoranten so denken.
Im Gründe sehe ich keinen intellektuellen Unterschied zwischen dieser Dame und unseren Elite-Abgeordneten.

Grumpler
9 Monate her

Die Evaluierung könnte auch von privaten Forschungsinstituten durchgeführt werden. Das Problem dabei läge in der Finanzierungsfrage.
Alternativ oder ergänzend könnte man die Forderung mit einer Bürgerpetition erneuern.

Last edited 9 Monate her by Grumpler
Wilhelm Rommel
9 Monate her

Ach, verehrter Herr Kraus, nach der Lektüre Ihres hervorragenden Beitrags komme ich mehr und mehr zu der Erkenntnis: Es ist absolut sinnlos! Sir Karl Popper, dessen Kernaussagen uns Studierenden seinerzeit – entgegen den damals schon einsetzenden linksideologischen Spinnereien – als wissenschaftliche Verpflichtung vor Augen geführt wurden, dürfte sich im Grabe umdrehen! Ich möchte ihn gleichwohl hier ‚lang‘ zitieren, weil er den sektiererischen Pseudo-Wissenschaftlern der Gegenwart (m/w/d) die Maske herunterreißt: „Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der… Mehr