Notbremser gesucht. Die CDU in Amoktrance.

Merkel hat, falls sie je etwas geschafft hat, Europa geschafft, Deutschland geschafft und zu guter Letzt auch die Organisation, die ihren beispiellosen Aufstieg erlaubt hat, und ihr bis zuletzt unterwürfig gefolgt ist, die CDU. Nun lässt die Hypnose nach.

Was die CDU gegen sich selbst unternimmt, kommt einem vor wie ein Amoklauf. Es ist natürlich keiner. Doch auch wenn niemand Gewalt anwendet, wird rasend und wahllos alles zerstört, was sich in dieser Partei noch geregt hat. Die Wortschöpfung Amoktrance trifft es besser. So hat es das noch nicht gegeben. Aber auch so etwas wie Merkel ist ja noch nie vorgekommen. Marx behauptete zwar, Geschichte wiederhole sich einmal als Tragödie und einmal als Farce – doch Merkel schafft es, sich selbst mehrfach zu wiederholen und dabei beides zu verbinden: Tragödie und Farce.

I.

Machen wir uns ruhig lustig! Die Inzidenzzahl der Inkompetenz in der CDU steigt exponentiell. Drosten würde sagen: Es wird brenzlig. Der neue Vorsitzende Laschet lockert seine Maßnahmen, noch ehe er sie versprochen hat. Das Virus, das die Unionsparteien seit mehr als zwanzig Jahren mit sich herum schleppen, kennt mittlerweile viele Mutanten: die bayerische, die sächsische, die baden-württembergische, die nordrhein-westfälische usw. Dagegen gibt es keinen Impfstoff. Und von Herdenimmunität kann keine Rede sein, nur von Herdentrieb. Also hilft nur AHA. Abstand, Hygiene, Atemschutz. Merkel darf nicht mehr berührt werden. Regelmäßiges Desinfizieren, auch nach ihren Videokonferenzen und Fernsehauftritten. Quarantäne für Präsidium und Vorstand.

II.

Das Virus schweigt, aber schläft nie. Auch Merkel schweigt zu allen Krisen, in die sie ihr Land regiert hat: Integrationselend, Atomausstiegswahn, Coronachaos. Sie hat, falls sie jemals etwas geschafft hat, Europa geschafft, Deutschland geschafft und zu guter Letzt auch die Organisation, die ihren beispiellosen Aufstieg erlaubt hat, und ihr bis zuletzt unterwürfig gefolgt ist, die CDU. Nun lässt die Hypnose nach. Der Prozess, der in Kürze beginnt, wird wider Erwarten alles sein, bloß nicht der Heiligsprechungsprozess, auf den man sich so sehr gefreut hat.

III.

Die Ursache für Merkels Ruhm lässt sich mit dem Slogan zusammenfassen, mit dem einmal eine große Bank geworben hat: Leben Sie, wir kümmern uns um den Rest. Das war ihr Image und ihre Methode. Entpolitisierung der Gesellschaft, asymmetrische Demobilisierung, Anästhesie der Debatten: Mutti sitzt am Steuer und fährt auf Sicht. Zwar gegen die Wand. Aber kaum jemand in der CDU wollte etwas gespürt haben. Nun ist das Erschrecken gleich doppelt: Die Chauffeuse war weder in der Lage, das Fahrzeug zu bedienen, noch wusste sie, wohin sie wollte. Man muss kein Mitleid mit der CDU haben, deren Funktionäre aus der verbeulten Schrottkarre klettern, und sich wundern, dass sie es überhaupt überlebt haben. Noch stehen sie unter Schock.

IV.

Der größte Fehler der C-Parteien (abgesehen davon, sich überhaupt auf Merkel eingelassen zu haben,) ist es gewesen, in den Bundestagswahlkampf zu ziehen, ohne sie rechtzeitig losgeworden zu sein. Manche sagen, Glück gehabt, wenigstens hat kein anderer in der Corona-Krise versagt. Aber es hat ja nicht einmal dazu gereicht, dieses Panoptikum des Grauens aus unfähigen Vasallen, das sich Kabinett schimpft, rechtzeitig aufzufrischen. Es wäre wenigstens ein Lebenszeichen gewesen. Man hat zu spät erkannt, dass Merkels Personalpolitik eine infame Methode nicht nur zur Sicherung der eigenen Macht ist, sondern auch ein probates Mittel zu dem Zweck, größtmöglichen Schaden in der CDU anzurichten. Unter Merkels Gewicht wuchs auch in den Ländern kein Gras.

V.

Früher war wenigstens die CSU eine unbequeme Begleiterin. Doch sie rollt nur brav hinterher. Seehofer am Abschleppseil. Söder als Parkwächter: „Merkel-Stimmen gibt es nur mit Merkel-Politik.“ An diesem Satz wird er noch ersticken. Und Laschet könnte profitieren, wenn, ja, wenn er die Notbremse fände.

VI.

Die CDU als Partei ist Täter und Opfer zugleich. Im gegenwärtigen Zustand bleibt ihr zu wünschen, dass sie das Kanzleramt verliert, um sich neu zu sammeln. So wie die Dinge liegen, wäre es kaum ein Unterschied, ob ein CDU-Mann mit Habock auf dem Beifahrersitz einen grünen Kurs fährt, oder Baerbeck die Ampel selbst stellt. Von der kleinen FDP in einer Ampel-Koalition ist wenigstens zu hoffen, dass die Ampel keine vier Jahre durchhält, wenn die Klimamaßnahmenkrise der Kollateralschadenkrise auf dem Fuß folgt. Es sind noch sechs Monate bis zur Wahl. Die CDU weiß noch immer nicht mit wem wohin. Nur mit Merkel ins Nirwana: das gilt offenbar noch immer.

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Kommentare ( 141 )

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Jan des Bisschop
3 Jahre her

Merkel hat es geschafft, dass sie ganz allein dasteht. Es gibt niemand, der ihr raten kann, weil alle Satrapen, hilflose Speichellecker sind, die um sie kreisen und nur auf Anweisungen warten. Sie können nicht selber denken, aber gehorchen und das wird der CDU nun zum Verhängnis. Die Speichellecker haben tatenlos zugesehen, wie Merkel sich zum Klimawandel Stundenlang mit einer 16jährigen Göre, aber nicht mit Wissenschaftlern unterhalten hat. Sie haben gestattet, dass Merkel sich immer nur einseitig informiert und dass nicht nach fachlichen sondern nach ideologischen Gründen entschieden wird. Als oberstes Ziel setzte Merkel immer die Zerstörung der Feinde und nicht… Mehr

Riffelblech
3 Jahre her

Merkel hat nicht nur das Land in unsäglicher Weise kaputt regiert . Sie hat es auch noch bankrott gemacht .Schaufelweise wurde jedem Geld hinterher geworfen ,ob den Migranten ,anderen Ländern ,NGO‘ s jeglichen Art . Den Deutschen hat siewollüstig die Steuern erhöht unter fleißiger Mithilfe der Roten und Grünen . Und der Steuererhöhungswahn ist ja immer noch nicht vorbei . Sie hat den Deutschen jegliches Selbstbewusstsein genommen . Wieder in Übereinstimmung mit den Grünen und Roten und nicht zu vergessen die Kirchen ,die immer fleißig Beifall klatschten . Es wird mehr als Zeit das sich etwas ändert in diesem Lande… Mehr

Dieter Rose
3 Jahre her
Antworten an  Riffelblech

und das Schlimme ist:
die guten Leute sagen,
das ist doch recht, wenn
sie all den Armen der Welt
hilft und Europa voranbringt
und überhaupt soviel für Natur
und Umwelt tut und uns vor
Atomkatastrophen geschützt hat.

AnSi
3 Jahre her

Hr. Pascht, Kommentare wie dieser zeigen, dass es genau diese Spaltung immer noch gibt. Bei Ihnen ist scheinbar auch noch kein Gefühl von Zusammengehörigkeit angekommen. Sehr schade, dass vermeintlich gebildete Menschen diesem Hang zur Arroganz unterliegen.
Zu dem Scherbenhaufen nur so viel: es waren auch „Wessis“ die diese DDR-Unfähigkeit gewählt haben. In der Mehrzahl übrigens!

H. Hoffmeister
3 Jahre her

hart, aber leider wahr

Eberhard
3 Jahre her

Vorbei ist es noch lange nicht. Das Dicke Ende kommt, wenn die Bundestagswahl vorbei. Merkel hat es geschafft, das links an der ehemaligen CDU/CSU vorbei und mit deren Unterstützung, sich eine Grün/Linke Mehrheit einstellen kann. Nach dem Motto: „Dem Sozialismus in seinem Lauf, hält auch das Grüne nicht mehr auf“. Im Gegenteil, Rot mit grüner Tünche, verschleiert nur etwas was, das immer nur unter großen Opfern ein schlimmes Ende nahm. Selbst wenn die FDP dazu nötig, wird sie zumindest am Anfang mit machen. Merkel hat damit doch ihre sozialistische Zielstellung durchgesetzt, wenn sich nicht noch gerade im Westen die Menschen… Mehr

Dieter Rose
3 Jahre her
Antworten an  Eberhard

es wird wie nach den LT-Wahlen in BW und RP sein: nach ddn Wahken wird alles anders gemacht wie angekündigt und z.B. die Inkompetenz bei der Massenimpfung zeigg dich überdeutlich. unabhängig davon, ob die Impferei richtig ist . . .

Cabanero
3 Jahre her

Ich warne davor, sich bei der anstehenden Retrospektive und Aufarbeitung der Frage, wie das Regime der Angela Merkel überhaupt möglich war, auf ihre Person zu kaprizieren. Das ist klassische Sündenbockstrategie. Die Option, Merkel abzuwählen, bestand für die Deutschen immer. Liebling der Linken wurde sie erst mit dem Atomausstieg 2011, und als das zu verrauchen drohte, mit der Öffnung des Landes für unbegrenzte Einwanderung. Ansonsten zeigt gerade die Wahl Kemmerichs und die Umstände seines Sturzes, wie dünn das Eis ist, auf dem Merkel und die Union immer lief. Einje Sekunde falsch geblinkt, werden die Linken sie fallen lasen wie eine heiße… Mehr

christin
3 Jahre her

„Auch Merkel schweigt zu allen Krisen, in die sie ihr Land regiert hat: Integrationselend, Atomausstiegswahn, Coronachaos. Sie hat, falls sie jemals etwas geschafft hat, Europa geschafft, „

Aber nein, Europa, oder meinen Sie die EU? haben schon kapiert, nichts ist mehr mit der starken Weltbürgerin und das wird noch schlimmer, denn wenn den angeblich reichen Deutschen das Geld ausgeht, ja dann ist Schluss mit der größten Kanzlerin, dann werden wohl auch die Dummdeutschen meutern.

StefanB
3 Jahre her

„Die Chauffeuse war weder in der Lage, das Fahrzeug zu bedienen, noch wusste sie, wohin sie wollte.“ In diesem Punkt bin ich bekanntlich anderer Meinung. Merkel weiß sehr wohl wohin sie will, auch wenn der Weg chaotisch wirkt oder auch ist. Das Chaos hilft auf jeden Fall bei der Umsetzung ihrer Agenda. Gestern laß ich in einem Internetforum einen Beitrag, der aus meiner Sicht symptomatisch für (nicht nur) die CDU ist: Es ging um eine Diskussion des Schreibers mit vier Bayern und einem in Bayern lebenden Ossi zur allgemeinen Politik und zu Corona. Der Schreiber meinte, der einzige der halbwegs… Mehr

Dieter Rose
3 Jahre her

XXU, wenn schon denn schon!

Dieter Rose
3 Jahre her

na ja, Hauptsache ihr werdet gut versorgt, wenn ihr ein Leben lang Decken gefaltet im Ferienlager.