Arm in Arm: Altersrassisten und Autofeinde

Künftig soll die Verkehrstauglichkeit von Autofahrern über Siebzig alle fünf Jahre überprüft werden. Die lebenslange Gültigkeit der Führerscheine wird abgeschafft. Statt es dem Verantwortungsgefühl des Einzelnen zu überlassen, wann er sich im Alter nicht mehr ans Steuer setzt, greift der Staat ein.

Die Freiheit stirbt zentimeterweise. Auf den Straßen allerdings geht es schneller. Wenn es gegen Autofahrer geht, gilt kein Tempolimit. Hier ist der neueste Vorstoß. Er ist besonders empörend, weil der Staat dabei Altersrassismus betreibt.

I.

Früher galten alte Leute als weise, heute kommen sie nicht mehr mit. Früher war Alter mit Würde verbunden, heute werden sie würdelos abgeschoben. Früher waren die Alten eine lebendige Verbindung zur Geschichte. Seit Geschichte am liebsten gecancelt wird, zählt so etwas nichts mehr. Früher war Erfahrung ein Schatz, heute ist es eine überflüssige Last. In meiner früheren Firma kommen nur noch Jüngere für gehobene Jobs in Frage. Vorausgesetzt, sie sind weiblich, haben Migrationshintergrund und sind stromlinienförmig. Aber jung müssen sie sein, das ist das Wichtigste. Dann stört auch nicht, wenn sie ungebildet sind und unbedarft.

II.

Falls sich die Alten noch nützlich machen wollen, dann bitte als Hilfspersonal. Der Staat zieht ihnen bei Erreichen der Altersgrenze den Stecker. Auf ihre individuelle Leistungsbereitschaft wird keine Rücksicht genommen, auf ihre Fähigkeiten gepfiffen. Jüngere warten nur darauf, dass die Älteren ihre Positionen räumen. Und wenn sie unbedingt noch weiter schaffen möchten, weil sie es können, bestraft sie Vater Staat und steuert ihnen den Verdienst gnadenlos wieder weg. Leistung lohnt sich vor allem im Alter nicht mehr.

III.

Wer ans Alter denkt, denkt an Pflegenotstand und daran, dass die Alten den Jüngeren auf der Tasche liegen. Können wir uns Alte überhaupt noch leisten bei bald zehn Milliarden Menschen? Folgt man der Last Generation, wäre es nicht verkehrt, sie würden rechtzeitig den Löffel abgeben. Natürlich ganz human, die Kasse zahlt. Neben dem gegen alte, weiße Männer gerichteten Rassismus wird eine andere Form des Rassismus gern ausgeblendet, der Frauen und Männer gleichermaßen trifft: Altersrassismus. Die Alten werden abserviert und ausrangiert. Und sind sie nicht willig, dann mit Gewalt. Der nächste altersrassistische Angriff kommt aus Brüssel.

IV.

Künftig soll die Verkehrstauglichkeit von Autofahrern über Siebzig alle fünf Jahre überprüft werden. Die lebenslange Gültigkeit der Führerscheine wird abgeschafft. Statt es dem Verantwortungsgefühl des Einzelnen zu überlassen, wann er sich im Alter nicht mehr ans Steuer setzt, greift der Staat gleichmacherisch und bürokratisch ein. Der Mensch, als freies Individuum ohnehin auf der Abschussliste, wird im Alter zusätzlich entmündigt und gedemütigt. Autofahren steht für Unabhängigkeit und Bewegungsfreiheit. Beides ist im Alter besonders wichtig. Umso empörender, wenn der Staat das Leben weiter einschränkt und die Älteren pauschal unter Verdacht stellt, sie könnten an Demenz erkrankt sein, es aber nicht zugeben wollen. Das Alter wird grundsätzlich als Behinderung verstanden – und das in einem Land, das so viel Wert auf Inklusion legt.

V.

Laut Brüsseler Gesetzentwurf könnte sich Deutschland damit begnügen, dass die Älteren bei der bald nötigen Verlängerung ihrer Fahrerlaubnis selbst ihre Fahrtauglichkeit bestätigen. Nur, wenn die Führerscheinbehörde Probleme zu erkennen glaubt, könnte eine medizinische Untersuchung angeordnet werden. Auch dies wäre bürokratischer Zwang, ein sinnloser Aufwand, verbunden mit Kosten. Aber bei dieser milderen Form staatlicher Anmaßung wird es nicht bleiben. In der Diskussion sind ärztliche Zwangsuntersuchungen für alle, Zwangsschulungen und Zwangsfahrprüfungen für Ältere. Kein denkbares Folterwerkzeug fehlt. Der Staat bekundet sein Misstrauen gegenüber längst nicht mehr freien Bürgern und raubt ihnen die Eigenverantwortung.

VI.

Die Deutschen sind immer gegen Freiheit, wenn es um Sicherheit geht. Natürlich wird die skandalöse Übergriffigkeit mit Verkehrssicherheit begründet. Obwohl die Unfallstatistiken das nicht hergeben. Ältere Menschen sind erfahrener und fahren vorsichtiger. Sie verursachen nachweislich weniger Unfälle als Jüngere. Wenn also die Begründung für die vorgesehene Erniedrigung älterer Bürger eine Lüge ist, dann stellt sich die Frage, weshalb sie unbedingt sein soll. Die Grünen und die SPD applaudieren uneingeschränkt den Brüsseler Zwangsmaßnahmen. Klar! Geht es doch auch darum, einem größer werdenden Teil der Bürger das Autofahren zu vermiesen. Leuten, die wahrscheinlich auch noch in ihren alten Verbrennerscheesen herumeiern. Die Altersrassisten schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.


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Kommentare ( 145 )

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mega2xbass
10 Monate her

die Politik gerät in den Prüfungswahn für kleine Leute. Im Norden sagt man: der Fisch stinkt vom Kopf her, im Süden: eine Treppe kehrt man von oben nach unten. Das bedeutet: Wenn jemand eine verantwortungsvolle Tätigkeit ausübt, dann sollte geprüft werden, ob er sich dafür eignet. Bei den verantwortungsvollen Tätigkeiten fangen wir dann oben an: Beim Bundespräsidenten, Kanzler, seine Minister und hohe Beamten, die Richter, Ärzte. Wenn wir dann diese Prüfungen festgelegt haben, können wir weiter unten weitermachen. Irgendwann kommen wir dann zu den Waffenschein-Inhabern, den Leuten die gerne Eltern werden möchten, die Busfahrer, Staplerfahrer, PKW-Fahrer. Die, die auf jeden… Mehr

humerd
1 Jahr her

organisierte Altersrassisten, „Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen“ mit prominenten Mitgleidern wie z.B. Ernst Ulrich von Weizsäcker vom Club of Rome, Hans-Joachim Schellnhuber von der NGO PIK (Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung), Meinhard Miegel von der NGO Denkwerk Zukunft greifen wieder einmal die Rentner und Rentnerinnen an. Sie fordern „Die Rentner müssen auf Geld verzichten“ und lassen sich vom Verischerunsglobbyisten Raffelhüschen unterstützen. Odeer auch, die Kaste der Privilegieten aus der saturierten Wohlstandsecke missgönnt den Alten das Leben.
https://generationengerechtigkeit.info/grundlagen/

Karl Napp
1 Jahr her

Ich bin 71 Jahre alt, habe den Führerschein bereits mit 16 Jahren erworben, also seit 55 Jahren unterwegs und war in keinen einzigen Unfall während dieser Zeit verwickelt. Ich habe mir im vergangenen Jahr ein neues Wohnmobil gekauft in der Hoffnung, dieses selbst noch 10 Jahre nutzen zu können. Nun scheint das für mich zumindest fraglich zu werden. Zudem, und das ist weit wichtiger, brauchen wir unseren PKW für Einkäufe von Lebensmitteln und Gütern .des täglichen Bedarfs (wir wohnen auf dem Land), für Arztbesuche, Konzertbesuche, für soziale Aktivitäten und, und, und… Wir müssten unser unabhängiges Leben aufgeben und wären, trotz… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Karl Napp

Bekannte von mir wurden schon vor Jahren abgehalten in die Stadt zu fahren, weil ihr Auto nicht der geforderten Abgasnorm entsprach. Harscher Eingriff in die Lebensgestaltung – auch das.

humerd
1 Jahr her
Antworten an  Karl Napp

ganz ehrlich: ich fahre dann halt schwarz. Man muss nicht jeden Sch …. mitmachen. Einfach den Slogan de Klimakids übernehmen: „ziviler Ungehorsam“ oder auch: ich mach nicht mit.

Demokratius
1 Jahr her

Man kokettiert aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland mit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis zum 70. Lebensjahr, traut aber andererseits den Älteren nicht mehr zu, ein Fahrzeug zu führen?

humerd
1 Jahr her
Antworten an  Demokratius

ist mir schon in der Pandemie sauer aufgestoßen. Das Narrativ „Risikogruppen schützen“ entmündigte die Ü60er. In der Arbeit musste ich täglich Entscheidungen, auch von größerer Tragweite und über hohe Summen, treffen und gleichzeitig wurde mir unetrstellt, ich wäre zu blöde auf mich selbst aufzupassen.

Riffelblech
1 Jahr her

Vielleichtsollte man den Spieß einfach umdrehen . Die hier auktionierenden Politiker der Grünen und Roten sollten dem Bürger ganz allgemein ,besonders aber den Älteren einen Nachweis ihrer politischen Qualifikation bringen . Zu denken wäre an Berufsabschluss oder Studienabschluss ,zu denken wäre an Berufserfahrung in einen Bruttosozialprodukt erzeugendem Beruf . Dann könnte man sich auf gleicher Augenhöhe unterhalten . Wir Alten lassen uns beim Führerschein prüfen und die Politiker genauso . Bin aufs Ergebnis gespannt.

NochNicht2022
1 Jahr her

Das nennt man Willkür, wenn es keine stichhaltigen Belege dafür z.B. von der Bundesanstalt für Straßenwesen, gibt. Allenfalls kann man sich eine freiwillige Untersuchung ab 80 Jahren vorstellen. Zudem gibt es noch zahlreiche Berufstätige und Selbständige im Alter von über 70 Jahren. Dazu geören z.B. auch die praktizierenden Ärzte, bei denen bereits heute die über 70Jährigen einen Anteil von etwa 12-13 Prozent ausmachen. Der Älteste ist übrigens 93. – Das Ganze käme einem Berufsverbot gleich. – Allerdings auch hier, man es nicht oft genug wiederholen: Gerade die über 60 Jährigen wählen bis heute mit Masse CDU/CSU und SPD. Also eben… Mehr

Philokteta
1 Jahr her

„Statt es dem Verantwortungsgefühl des Einzelnen zu überlassen, wann er sich im Alter nicht mehr ans Steuer setzt, greift der Staat gleichmacherisch und bürokratisch ein.“
In dieser Angelegenheit bin ich nicht so ganz Ihrer Meinung, Herr Herles. Zu oft habe ich erlebt, daß das „Verantwortungsgefühl des Einzelnen“ eben nicht greift. Zu oft habe ich erlebt, daß alte Menschen immer noch der Meinung sind, fahrtüchtig zu sein.
Soweit ich weiß, müssen in der Schweiz alle ab 75 Jahren alle zwei Jahre zur Untersuchung, wenn sie weiterhin fahren wollen.

Positivsteuerung
1 Jahr her
Antworten an  Philokteta

Wir haben es bei meiner Tante, die wir in der Familie als „nicht mehr fahrtüchtig“ eingestuft haben, einen Termin mit einem Fahrlehrer vereinbart, um eine objektive Einschätzung zu bekommen. Dann sah sie das in einem Folgegespräch auch ein. Als wir das gemacht haben, war der erste Unfall – glücklicherweise nur Blechschaden – bereits passiert. Sie gab dann den Führerschein ab, und in der Familie wurde ein Einkaufsdienst für sie organisiert.

AnSi
1 Jahr her

Heute bin ich mal wieder froh, dem Ganzen _vorerst_ entkommen zu sein. Hier in USA fahren die Menschen Auto so lange sie wollen und noch irgendwie zu diesem kommen. Niemand würde sich ernsthaft vorschreiben lassen, was er zu tun hat. Auch werden die Alten hier anders behandelt. Hier gibt es noch so etwas wie Respekt. Ja, auch hier gibt es strenge Regeln, aber weniger Gängelei. Freiheit des Einzelnen ist hier noch sehr wichtig. Bals gibt es in Gagaland nichts mehr, was es lebenswert macht. Ich kann wirklich jedem nur empfehlen, sich einen anderen Ort zu suchen. Egal ob jung oder… Mehr

unbelievable
1 Jahr her

Im Job bis 67 + x arbeiten und dabei teilweis erhebliche Verantwortung tragen, aber knapp 3 Jahre später bzgl. Verantwortung beim Autofahren entmündigt werden – total irre!

Last edited 1 Jahr her by unbelievable
Monostatos
1 Jahr her

Auch das wird sich der deutsche Michel zumuten lassen und sagen: „Was soll man dagegen schon machen?“. Wenn sich dann die Italiener oder die Franzosen erfolgreich dagegen zur Wehr gesetzt haben, sagt der Michel: „Gut, dass die sich dagegen gewehrt haben. Das hat mich auch gestört.“