Die Umfragen-Propagandaschlacht zur EU-Wahl beginnt

Bei INSA zeigt das Demoskometer für CDU 28,5 Prozent, bei Forsa 34. Bei INSA 20 Prozent AfD, bei Forsa 15. Differenzen wie 5,5 Prozentpunkte und 5 sind völlig unglaubwürdig, ebenso wie bei FDP 6 Prozent und BSW 5,5 Prozent - bei INSA 3 Prozent FDP und 4 Prozent BSW bei Forsa.

IMAGO / Herrmann Agenturfotografie

Nach geschlagenen Wahlschlachten kommt eine Zeit, in der die Umfragen der unterschiedlichsten Institute nie sehr weit auseinander liegen. Jetzt ist die EU-Wahl zeitlich nahe genug gerückt und deshalb der Zeitpunkt gekommen, wo Umfragen wieder ganz offensichtlich und unverblümt zur Meinungsmache eingesetzt werden, statt mit Meinungsforschung über der Bürger Meinungen, ihre Änderungen und Motive zu informieren. Anders lässt sich der Unterschied zwischen zwei praktisch zeitgleichen Umfragen nicht deuten. Forsa befragte am 12. und 13. März 1.008 Wahlberechtigte, INSA vom 8. bis 11. März 2.000.

Bei INSA zeigt das Demoskometer für die CDU 28,5 Prozent, bei Forsa 34 Prozent: 5,5 Prozentpunkte Unterschied, das ist völlig unglaubwürdig. Bei INSA 20 Prozent AfD, bei Forsa 15 Prozent, also 5 Prozentpunkte weniger. Bei INSA 11 Prozent Grüne, bei Forsa 14 Prozent, also 3 Prozentpunkte mehr. Bei INSA 6 Prozent FDP, bei Forsa 3 Prozent, Differenz 3 Prozentpunkte. Bei INSA 5,5 Prozent BSW, bei Forsa 4 Prozent, Differenz 1,5 Prozentpunkte. Bei INSA 4,5 Prozent Linke, bei Forsa 2 Prozent, Differenz 2,5 Prozentpunkte. Solche enormen Unterschiede sind nicht plausibel erklärbar, sondern nur mit den politischen Absichten der Auftraggeber: in diesem Fall INSA für t-online, Forsa für RTL/n-tv.

In früheren Zeiten gab ich selbst Umfragen in Auftrag und sorgte für die gewünschte Zuspitzung der veröffentlichten Ergebnisse. Daher und als Langzeit-Beobachter seitdem weiß ich natürlich, dass die veröffentlichten Ergebnisse im Extremfall vom Auftraggeber ins Gegenteil der erhaltenen Antworten gedreht werden können oder wie hier bei t-online und RTL/n-tv im weniger extremen Fall in die gewünschte Richtung.

Wie zu erklären ist, warum t-online und RTL/n-tv nur bei der SPD den exakt gleichen Demoskometer-Stand von 16 Prozent verkünden, biete ich unseren Lesern als Denksportaufgabe an. Weil t-online UND RTL/n-tv Scholz und Genossen gar nicht mehr auf ihrer Rechnung künftiger Machtverteilung haben?

Richtig fragen bringt Erkenntnisse wie 16 Prozent für „Eine andere Partei“

Eine bestimmte Umfragegrafik fand nicht nur allgemein, sondern auch unter TE-Lesern und -Autoren so gut wie keine Beachtung. Meine Erklärung dürfte mehr als eine Vermutung sein. Praktisch alle sagen (ohne Gender-Risiko) nur noch „Menschen“, wo früher je nach Zusammenhang von Frauen, Männern, Leuten, Bürgern, Einheimischen, Fremden, Nachbarn, Kollegen und so weiter die Rede war. Von Umfrageergebnissen erwarten alle nur Meldungen über AfD und BSW, Grün, Rot, Gelb, Schwarz ein oder zwei Prozentpunkte rauf oder runter – semantisch verzerrt in Absturz oder Sprung nach oben. Umfragen werden praktisch nur noch von Massenmedien bezahlt und das offensichtlich einzig und allein für Schlagzeilen.

Als seriöse Meinungsforschung noch stattfand, wurden Ergebnisse veröffentlicht, die über Meinungsänderungen und ihre Gründe berichteten. Das war möglich, weil nach solchen gefragt wurde, statt immer nur den Demoskopiepegel des eingeschränkten Sichtfeldes Parteienstaat zu füttern. Aber selbst ein bloßes Demoskometer gibt mehr her, wenn seine Skala ein bisschen erweitert wird – beispielsweise um die Antwortkategorie „Eine andere Partei“ wie hier einmal in Sachsen.

16 Prozent wollen etwas anderes wählen als Rot-Grün-Rot zusammen. Das ist eine Umfrage-Erkenntnis, die sehr viel über den Parteienstaat sagt, während die üblichen Darstellungen darüber hinwegtäuschen, dass es nicht um die eine oder andere der existierenden Parteien geht, sondern darum, dass das System Parteienstaat durch ein anderes Wahlrecht, durch einen dezentralen Föderalismus und durch direkte Demokratie in Volksabstimmungen ersetzt werden muss. Dass dazu die Streichung aller versteckten Formen von Räteherrschaft in der bewussten Grauzone von Staat, NGOs und anderen Elementen der „Zivilgesellschaft“ gehört, versteht sich.

Bitte mehr Umfragen wie diese Eintagsfliege in Sachsen. Vielleicht finden sich ja Auftraggeber.

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Kommentare ( 32 )

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Carrera73
1 Monat her

„Sie wissen, sie lügen. Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, daß wir wissen, sie lügen. Wir wissen sie wissen, daß wir wissen, sie lügen. Trotzdem lügen sie weiter.“
(Alexander Solschenizyn)

Siggi
1 Monat her

Bei Forsa könnte es gut sein, dass die die anzurufenden Telefonnummern aus dem Innenministerium bekommen und Rückmeldungen geben, wer es gewagt hat AfD anzugeben. Nur eine Vermutung, würde aber Faeser gut zu Gesicht stehen.

hk-meyer
1 Monat her
Antworten an  Siggi

Vor Jahren wurde ich immer mal wieder angerufen, vorgeblich von Umfrageinstituten. Ausnahmslos immer habe ich entweder direkt aufgelegt oder mir weitere Anrufe auf meine Privatnummer verbeten. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Nie würde ich, als gelernter DDR- Bürger, Unbekannten meine Meinungen oder Ansichten mitreilen.

StefanB
1 Monat her

Wer weiß, was er will (Interessen!), lässt die Umfrageindustrie einfach links liegen und macht sein Kreuzchen da, wo es aus seiner Sicht hingehört. Leider lassen sich viele „Menschen“ leicht fernsteuern, sprich beeinflussen – ein großes Persönlichkeitsmanko.

BK
1 Monat her

Was mich mehr irritiert, ist, dass man in diesem Land Punkt 18:00 Uhr ein Wahlergebnis präsentiert, das mit minimalen Abweichungen fast so genau wie das Endergebnis der Volkskammerwahl ist.

Sonny
1 Monat her

Als ich vor längerer Zeit mal auf die manipultive Wirkkraft der deutschen Umfrageinstitute hinwies, wurde ich hier vom Journalisten selbst „zurecht gewiesen“. Auch das 1.000 oder 2.000 Befragte für mich kein wirklicher Trendhinweis sein können, wurde als falsch konstatiert. Für mich entscheidend ist aber doch wohl, WEN ich befrage und WO, wenn die Zahlen denn überhaupt richtig ausgewertet werden. Darüber erhalte ich nie eine verifizierbare Auskunft – ich soll es einfach so glauben. Außerdem ist auch die Art der Fragestellung und welche Antworten vorgegeben werden. Schon mit diesem Trick kann ich das Ergebnis erheblich beeinflussen. Wenn ich in der z.B.… Mehr

Last edited 1 Monat her by Sonny
RauerMan
1 Monat her
Antworten an  Sonny

Wer die größte Manipulationsmacht besitzt, der beeinflußt auch Wahlen.
Wer das momentar ist, das wissen wir doch.
Ohne diese Meinungsmacher wären die Regierenden nochmal ganz anders angesehen.

G.Koch
1 Monat her

Als ich einmal Wki nach der Medienbeteiligung besagter sozialistischen Partei fragte, war ich baff und verstand warum Umfragen und die ÖRR links „orientiert“ sind. Beteiligungen in dieser Menge verstehe ich schon als politisches Monopol, oder darf man von mafiösen Strukturen sprechen?

Sandrarichter
1 Monat her

Da ich mich im Studium viel mit Meinungsforschung beschäftigen musste, beobachte ich bereits seit über 10 Jahren auch sehr interessiert die Umfragen, insbesondere zu den „Sonntagsfragen“ wie hier zur Europawahl. Ich sehe es ähnlich wie Herr Goergen, es ist verblüffend wie sich immer vor den Wahlen der Spread zwischen den Umfrageinstituten vergrössert. Ganz besonders auffällig bei Forsa hinsichtlich der AfD, dessen Führung sich ja ganz offen zum „Kampf gegen rechts“ bekennt und entsprechend unglaubwürdig ist. Zur Bundestagswahl 2017 hatte ich mir deshalb sogar die Mühe gemacht, den Spread in den Umfragen von Insa und Forsa hinsichtlich der AfD in einem… Mehr

Last edited 1 Monat her by Sandrarichter
Irdifu
1 Monat her

Solange die Chefs der Umfrageinstitute Parteibücher verschiedener Parteien besitzen , glaube ich keinem einzigen Institut irgendwelche Zahlen . Wie die Hochrechnungen um Punkt 18 Uhr in den Propagandasendern ARD und ZDF zustande kommen ist mir auch ein Rätsel . Wer gibt denn vor den Wahllokalen den Instituten bekannt wo er sein Kreuz gemacht hat , ist doch i rre , oder ? Und trotzdem stimmen die Prognosen bis auf ein paar Zehntel . Ich jedenfalls mache mir da so meine Gedanken , auch die Briefwahl , die so nie gedacht war öffnet Tür und Tor dafür , dass die Macht… Mehr

Ali Mente
1 Monat her
Antworten an  Irdifu

Gerade die CDU ruft ja aktiv dazu auf, Briefwahl statt der Abstimmung in der Wahlkabine zu nutzen. Das machen die sicher nicht ohne Hintergedanken!

flo
1 Monat her

Umfrageergebnisse verschiedener Institute weichen ja meist voneinander ab, die Differenzen zwischen FORSA und INSA sind hier aber schon heftig und lassen einen gespannt sein, wie sich weitere Befragungen und natürlich die „richtige Wahl“ darstellen. Psychologisch interessant (und nicht zu beantworten) ist ja dabei immer die Frage, welche Auswirkungen auf den Wähler derartige Prognosen haben. Ob man bei (vergleichsweise) hohen Werten einer Partei meint, die bräuchte die eigene Stimme nicht so dringend/sei mächtig und erfolgreich genug, ob man sich bei (vergleichsweise) mickrigeren Werten bemüßigt fühlt, die schwache Partei zu stärken (Mitleidseffekt), zumindest dann, wenn diese sonst die Prozenthürde nicht schafft. Bei der… Mehr

Brauer
1 Monat her

Schaut einfach wer hinter den Instituten steckt. Propaganda der linksgrünen Sekten bezahlt von der Ampel und NGOs.