Die 2019 aufgegebene Pipeline Midcat soll womöglich doch fertiggestellt werden, um Gas aus Nordafrika bis nach Deutschland fließen zu lassen. Spanien, das sich in der Energiekrise geschickt positioniert hat, wäre der große Gewinner.
Pedro Sánchez liebt diesen Moment, wenn er mit seinem perfekt sitzenden Anzug und seiner athletischen Figur vor die ausländische Presse treten kann. Besonders wenn deutsche Parteifreunde ihn einladen, kann er seinen Kritikern zuhause zeigen: „Schaut her, ich kann auch mit den schwierigen Deutschen.“
Sánchez, der fließend Englisch und Französisch spricht, hat bereits mehrfach bewiesen, dass er ein perfekter internationaler Gastgeber ist, genauso wie sein Vorgänger und interner Parteikritiker Felipe González, der Spanien in den 1970er und 80er Jahren in die EU geführt hat, aber am Ende in verschiedene Korruptionsskandale verwickelt war. Der inzwischen sehr behäbige González macht keinen Hehl daraus, dass er kein Fan von Sánchez ist. Beide Sozialdemokraten haben jedoch eines gemeinsam, glaubt der Spezialist für internationale Beziehungen an der spanischen Universidad Europea, Frederic Mertens de Wilmars: „Sie wissen, wie sie das meiste aus der EU für sich rausholen. Spanien hat dem deutschen Steuerzahler viel zu verdanken, unter anderem sechs LNG-Terminale, die das Land nun in die Lage versetzen, in Brüssel Vorschläge einzubringen, die auch für sie von enormem wirtschaftlichem Nutzen sind.“
Midcat soll von der EU finanziert werden
Als Midcat wird die fehlende Gas-Verbindung zwischen Frankreich und Spanien bezeichnet. Vom katalanischen Hostalric bis ins französische Barbaira müssen noch 226 Kilometer an Rohren verlegt werden, um einen Transport vom Maghreb bzw. den spanischen Häfen nach Deutschland oder Frankreich zu ermöglichen. Auf jeder Seite sind das ungefähr 100 Kilometer. Eine Gas-Verbindung Frankreichs und Deutschlands nach Italien, das mit Algerien eine Erhöhung der Gaslieferungen aushandeln konnte, gibt es bereits. Sánchez will, dass das Projekt bis zur EU-Präsidentschaft Spaniens im Juli 2023 steht. „Die Kosten betragen jedoch sicherlich mehrere Milliarden Euro,“ sagt Mertens. Und die Deutschen hätten mit Nord Stream 2 schon ein solches mit öffentlichen Mitteln finanziertes Projekt in den Sand gesetzt. Der Maghreb sei ein ähnlich instabiler Partner wie Russland, warnt er.
Spanien hat nicht ideologisch, sondern pragmatisch gehandelt
Sánchez hat derzeit gegenüber Frankreich und Deutschland einige Asse in der Hand. Die Strom- und Spritpreise dort sind vergleichsweise moderat dank einer durchgeboxten preislichen Trennung des iberischen Strom- und Gasmarktes, was Brüssel nur genehmigt hatte, weil Portugal und Spanien bisher wenig Energie exportieren. Am spanischen Großhandelsmarkt wurde die Megawattstunde im August 2022 für durchschnittlich 154,89 Euro gehandelt, 67 Prozent unter dem Niveau des deutschen Marktes und 69 Prozent niedriger als in Frankreich. Auch einschließlich der Kosten der „iberischen Lösung“, steht Spanien derzeit wesentlich besser da als Deutschland, das immer mehr industrielle Investitionen verliert wegen der hohen Energiepreise. Zudem ist Spaniens Energiemix seit 20 Jahren nachhaltiger als der deutsche: Kohle spielt de facto keine Rolle mehr, Nuklearenergie wurde zurückgefahren. Erneuerbare Energien, hier vor allem Hydraulik, machen dagegen fast bereits 50 Prozent des Stromverbrauchs aus, weswegen Spanien auch einer der EU-Hauptproduzenten von grünem Wasserstoff ist.
Die Übergewinnsteuer macht Sinn
Fraglich ist aber noch, wie das Gas aus der Mitte Spaniens dann nach Deutschland kommt, per Midcat oder per Schiff? Nachfragen beim spanischen Gasnetzbetreiber Enagás oder bei Iberdrola können keine Klarheit bringen. Auch geopolitisch könnte der Midcat-Plan nach hinten los gehen. Derzeit gibt es von Algerien zwei Pipelines nach Spanien, eine direkt und eine, die über Marokko führt, derzeit aber kein Gas nach Europa exportiert, weil Algerien nicht will, dass der wegen Gebietsstreitigkeiten in der Westsahara verhasste Nachbar wirtschaftlich davon profitiert. Hier ist noch einige Überzeugungsarbeit notwendig, damit diese dauerhaft Frieden miteinander schlieβen und die EU nicht mehr mit wilden Drohungen unter Druck setzen. Nur wenn diese Länder sich demokratisieren, dürfte gesichert sein, dass weniger Menschen über den Strom von Gibraltar nach Europa kommen und die radikale Islamisierung Afrikas gestoppt werden kann. „Am Midcat hängt viel mehr als nur Gas und das wissen alle, die mit der Idee spielen,“ sagt Mertens.
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Na, ein paar Infos lässt der Autor aber auch weg. So investieren deutsche Konzerne – z.B. die Stadtwerke München – gewaltig in spanische Solarparks. Darunter z.B. Photovoltaikparks, als auch Anlagen, bei denen Spiegel das Sonnenlicht bündeln und über thermische Verfahren dann Strom gewonnen wird. Dafür kann der Konzern dann in Deutschland Greenwashing betreiben und behauptet, daß der deutsche Strom ökologisch verträglich gewonnen werde. In Wirklichkeit hat sich dadurch der deutsche Strommix natürlich überhaupt nicht geändert. Kurz: Der dumme deutsche Kunde finanziert den Spaniern mit seinen Zusatzabgaben tolle umweltfreundliche Solarparks. Leider ist diese Art des Greeenwashings erlaubt. Dabei ist es nichts… Mehr
Von welchen Ländern werden wir denn eigentlich für den Weiterbetrieb von AKWs abhängig? Woher kommt z. B. der „Brennstoff“? Ist Personal ein Problem? Oder Ersatzteile? Mich würde mal eine Landkarte der Gaspipelines interessieren. Mitsamt der Fliessrichtung des Gases. Kann die so einfach geändert werden? Es muss ja wohl Pipelines von F nach D geben. Denn was sollte D sonst ein Midcap bis nach F nützen. Und bisher ist die Fliessrichtung wohl von Russland über D nach F. Oder sind diese Vermutungen falsch? Ich stelle nur fest, kein normal arbeitender Mensch mit Freizeitwünschen hat Zeit und Lust, sich in diese Dinge… Mehr
Das hat Spanien aber süß ausgeklügelt, erst stellen wir deren Pipelines mit unserem Geld fertig und dann zahlen wir dafür satte Durchleitungsgebühren an Spanien.
Das Beste daran ist, unsere Politiker sind derart dumm, dass die sich glatt darauf einlassen.
Nach dem Motto: „Ich liefere dir gern ein Auto aber zuerst hast du meine Blechpressen, Drehmaschinen, Fräsen, Schweißgeräte, Büroausstattungen etc. zu finanzieren, das Auto wird dadurch für dich auch nicht günstiger.“
Na ja der Russe hat selbst gebaut und schauen wir was damit passiert ist: das Geld ist weg, die Anlage verfault am Meeresboden und Gas lassen die Deutschen dadurch nicht fließen auch wenn da andere Parteien dabei Gas haben wollten.
Wer den gesunden menschen Verstand hat lässt den Deutschen bluten nicht weil sie reich sind, sondern weil sie dermaßen verblödet sind, die Grundlage des westlichen Zivilisation: die Rechtssicherheit zu zerstören und auch sehr laut zu verkünden, wie stolz sie sind, das getan zu haben.
Nein, die lassen sich nicht darauf bzw. werden sie den tatsächlichen Anschluss (also den „letzten Meter“) soweit wie möglich herauszögern. Man wird es nicht zulassen, dass die Zerstörungsagenda von so einer Pipeline ausgehebelt wird.
Kohle spielt de facto keine Rolle mehr, Nuklearenergie wurde zurückgefahren. Erneuerbare Energien, hier vor allem Hydraulik, machen dagegen fast bereits 50 Prozent des Stromverbrauchs aus, Da mußte ich erstmal google bemühen was unter Hydraulik bei der Energiegewinnung zu verstehen ist und siehe da, Wasserkraft! Warum schreibt Frau Müller das nicht einfach? Ähnliches ist mir mal bei einem Artikel über die Energieproduktion Schwedens aufgefallen, da war von 90% regenerative Energien gesprochen dabei einfach Atomstrom mit Wasserstrom zusammen adddiert. Da uns das Wasser bald bis Oberkante Unterlippe stehen wird sind wir auf jeden Kubikmeter Gas angewiesen und wir zahlen jeden Preis. In… Mehr
Spanien verbraucht aus den unterschiedlichsten Gründen weniger als die Hälte von dem was in Deutschland verbraucht wird.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/348345/umfrage/primaerenergieverbrauch-in-europa-nach-laendern/
Hinzu kommt, dass Spanien die Sonnenenergie wesentlich verlässlicher nutzen kann. Der Satz aus dem Artikel ist insofern ein klassisches Beispiel dafür, wie man Äpfel mit Birnen vergleicht.
Interessante Zahlen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/182175/umfrage/struktur-der-bruttostromerzeugung-in-spanien/
Mich würde mal interessieren, wo die 13% Wasserkraft herkommen im „trockenen“ Spanien bei „nur“ 10% solar. Kernenergie: 22%!
Zum Vergleich in Deutschland 2021 (aus destatis)
Windkraft 19,3%, Wasserkraft 3,2% ! Biomasse 7,6%, Photovoltaik 8,5%
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Energie/Erzeugung/Tabellen/bruttostromerzeugung.html
In den 7,6% aus Biomasse ist wohl auch Biogas mit etwa 6% vertreten, das größtenteils direkt aus Nahrung (Mais) gewonnen wird und uns noch auf die Füße fallen wird wie Biosprit, sobald die Konkurrenzsituation eskaliert ist.
„Pipeline Midcat soll womöglich doch fertiggestellt werden“ Ja, womöglich. Meine persönliche Prognose wäre allerdings, dass wir Deutschen in spätestens 3 Jahren die Northstream 2 in Betrieb haben und russisches Gas zu akzeptablen Preisen kaufen. Nach jedem Krieg gibt es wieder geschäft zwischen den vorigen Gegnern. Auch zwischen dem kommunsitsichen Vietnam und den Amis kamen nach wenigen Jahren die Geshäfte in Gang. (Zu NS2: Es kann natürlich auch sein, dass diese 10-Mrd-€-Investition dmonstrativ in die Luft gejagt wird, „with little help from our friends“ aus Übersee. Grün-Roten wird das gefallen, sie freuen sich ja auch über jedes emissionsrme AKW, das unwiederbringlich… Mehr
„Und die Deutschen hätten mit Nord Stream 2 schon ein solches mit öffentlichen Mitteln finanziertes Projekt in den Sand gesetzt.“ Tja. Wobei das, liest man wiki, so nicht stimmt. Dort findet man: „Wintershall Dea (Deutschland), Engie (Frankreich), OMV (Österreich), Shell plc (Grossbritannien/Niederlande) und Uniper (Finnland) hatten sich als Darlehensgeber an der Finanzierung des Pipeline-Projekts beteiligt. Nach dem Ende von Nord Stream 2 mussten die fünf Konzerne mehrere Milliarden Euro abschreiben.“ Und: „Bundeskanzler Olaf Scholz hat aufgrund eines zu diesem Zeitpunkt zu erwartenden russischen Überfalls auf die Ukraine entschieden, das Zertifizierungsverfahren zur Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu stoppen. Dies kündigte Scholz… Mehr
Schön immer mal wieder was von anderen Ländern zu hören. Die Spanier sollten höllisch aufpassen was sie sich da antun! Die Kohle haben sie schon fast komplett abgeschafft Atomstrom gibt es auch nicht mehr und wenn in Deutschland die Lichter ausgehen dann kann Spanien auch einpacken, denn dann finanziert keiner mehr diese Grünen Luftschlösser und Spanien steht wieder mal dumm da!
An den EU-Fördermitteln, auch für Spanien, ist Deutschland erheblich beteiligt. Ich glaube nicht, dass man deshalb sagen kann, dass Spanien die LNG-Terminals dem deutschen Steuerzahler verdankt. Es kann wohl auch nicht stimmen, dass NS-2 aus öffentlichen Mitteln bezahlt worden sein soll, auch wenn die beteiligten europäischen Unternehmen ihre Beteiligung wegen Nichtinbetriebnahme steuermindernd abschreiben mußten. Den größten Schaden hat aber wohl Gazprom. Wie der Hinweis auf die Politisierung des Gastransit von Algerien über Marokko zeigt, kann auch Algerien ein unsicherer Kantonist sein. Auf eine Demokratisierung von Algerien und Marokko würde ich nicht warten wollen. Wir brauchen trotzdem Gas aus Niedersachsen, auch… Mehr