Kanada: Pastor festgenommen, weil er sich nicht bei Bibliothekarin entschuldigen will

In Kanada gehen öffentlich aufgeführte Spiele um die Meinungsfreiheit weiter. Wer ist im Recht: eine öffentliche Bibliothek, die Lesestunden mit Dragqueens anbietet, oder ein Pastor, der das als perverse Grooming-Session empfindet? Darf der Pastor protestieren, darf er Fragen stellen? Darum geht es.

Screenprint via X

Im kanadischen Calgary wurde der evangelikale Pastor Derek Reimer zum wiederholten Male festgenommen. Es geht dabei immer noch um sein Engagement gegen Lesestunden mit Dragqueens an öffentlichen Bibliotheken in Calgary.

Der Fall begann relativ schlicht im Februar 2023: Derek Reimer, der als Pastor die Klein- und Straßenkirche Mission 7 leitet, war auf die Dragqueen-Lesestunde der Seton-Bibliothek in Calgary aufmerksam geworden, die es dort anscheinend schon seit einigen Jahren gab. Die Seton Library mit ihrer Leiterin Sarah Meilleur präsentiert sich dabei als zugänglicher Ort, der speziell Räume für Kinder und Teenager bieten will. Reimer beschloss, dass die Veranstaltung „Reading with Royalty“ einen Protest wert war. Wie er später in einem Interview in einem Youtube-Kanal erzählt, fand Reimer dort Kinder „von null bis acht Jahren“, stolperte wortwörtlich fast über Säuglinge, die die Eltern blitzschnell unter seinen Füßen wegzogen. Reimer war in die Kirche gekommen mit dem Plan, dort während der queeren Lesestunde so lange gegen die Sache anzupredigen, bis irgendetwas passierte.

Das geschah dann auch. Man versuchte ihn des Raums zu verweisen. Schließlich ergriffen ihn Bibliotheksmitarbeiter und herbeigerufene Sicherheitsleute an Armen und Beinen und beförderten ihn eher unsanft zur Tür hinaus. Reimer hatte sich vorgenommen, nicht mit Gegengewalt zu reagieren, also ließ er den körperlichen Platzverweis hingehen. Und doch war es damit noch nicht zu Ende.

Bürgermeisterin Jyoti Gondek postete auf X einen längeren Thread, in dem sich die Sätze fanden: „Künstler werden seit Wochen ins Visier genommen & nun Vitriol vor Kindern in der Bibliothek. Das sind keine friedlichen Proteste. Das ist Hass.“

Am Ende war es kein ‚Hassverbrechen‘

Vielleicht war Reimer ja auch einfach nur ein Störenfried. Gemäßigt hatte er sich Berichten zufolge nicht. Laut Gerichtstranskript klang seine „Predigt“ etwa so: „Das ist nicht in Ordnung, das ist falsch, das ist böse. Es ist falsch und böse, einen Perversen sich so verkleiden zu lassen. Kinder, glaubt das nicht. Eltern, lasst eure Kinder nicht in diese Verworfenheit verwickeln. Die homosexuelle Agenda erobert die Stadt und den Globus, und wir müssen uns dagegen wehren, wir müssen uns dagegen auflehnen … wir haben genug von dieser Dunkelheit in unseren Städten. Dass sie diese perverse Stunde haben … diese Absagen sind aufgrund unserer Proteste zustande gekommen. Lob sei Gott dafür, denn es ist ekelhaft, es ist pervers, es ist böse. Wir wehren uns gegen diese Perversion, gegen die Perversion von Dragqueens, die unsere Kinder verderben.“

Außerdem soll Reimer Dinge gerufen haben wie: „Das ist Kindesmissbrauch!“, oder: „Das ist Grooming! Schande über euch!“ Das trug ihm neben dem Vorwurf des Hausfriedensbruch auch jenen der Belästigung und des ‚Hassverbrechens‘ ein.

Im März 2023 ließ Reimer weitere Aktionen an Bibliotheken in Calgary folgen, filmte die Managerin der Saddletowne-Bibliothek und warf ihr vor, dass sie Kinder verderbe. Später protestierte er an der Country-Hills-Bibliothek mit einem Megaphon und verstieß damit gegen Abstands-Auflagen, die ihm zuvor von Gerichten gemacht worden waren.

2024 wurde Reimer wegen Belästigung und Verstoßes gegen Bewährungsauflagen schuldig gesprochen, doch interessanterweise nicht wegen ‚Hassverbrechens‘. Es wäre in der Tat interessant zu wissen, wie ausgerechnet diese ausgedachte Straftatskategorie hier nicht passend gemacht werden konnte. Passt sie vielleicht niemals im Ernst?

Reimer sieht Lesestunden als Grooming für Perverse

Inzwischen geht es noch immer um einen der Fälle aus dem März 2023, als Reimer die Bibliotheksleiterin Shannon Slater fragte, warum die Bibliothek eine Lesestunde veranstaltet, auf der oft Sexuelles mit Kindern diskutiert wird, etwa die Frage ihrer sexuellen Identität. Slater weigerte sich zu antworten und bat Reimer zu gehen. Dem leistete der Pastor Folge, nicht ohne seine Rückkehr anzukündigen und das Video in seinem Facebook-Profil zu veröffentlichen. Die Bibliothekarin fühlte sich angeblich bedroht, weil Reimer ihr gegenüber von „Grooming-Sessions für Perverslinge“ gesprochen habe.

Slater sah sich damit selbst als „Schützerin von Pädophilen“ hingestellt. Ein Gericht verlangte schließlich eine schriftliche Entschuldigung von Reimer. Aber die wollte Reimer nicht abgeben. „Um etwas zu bereuen, muss man einen Fehler eingestehen, eingestehen, dass man im Unrecht ist“, erklärte Reimer dazu. „Ich werde mich nicht aufgrund einer erfundenen Geschichte entschuldigen, die die Richterin nach eigenem Ermessen erfunden hat, wonach ich die Bibliothekarin eingeschüchtert haben soll.“

Man kann sich vorstellen, wie delikat die Dinge liegen können, wenn ein Bürger (oder Pastor) kritische Fragen hat und eine Amtsperson diese nicht beantworten will. Es wäre ihr ein Leichtes, die Situation so eskalieren zu lassen, dass das Ganze wie eine Aggression des Fragenden aussähe. Und weil er sich weigerte, das künstlich erzwungene Reueschreiben zu verfassen, wurde Reimer nun festgenommen. Das ist in der Tat ein ziemliches Bild, auf dem der an einem Getränk nippende Reimer mehreren kräftigen Polizisten gegenübersteht, während der dabeistehende Reporter ihnen zuruft, dass sie hier ein Gedankenverbrechen mit Gefängnis bestrafen.

Neues Stadtgesetz verbannt Kritik an „unerwünschten sexuellen Annäherungsversuchen“

Man kann darüber streiten. Hätte Reimer sich zurückhaltender äußern können? Zweifellos. Aber wäre er damit seiner – von ihm selbst gesehenen – Aufgabe, seiner Berufung gerecht geworden? Vermutlich weniger. Und hatte er einen zwingenden Grund gehabt, sich gegenüber der Bibliothekarin Slater zu mäßigen? Eigentlich nicht. Denn für Aktivitäten, die sie in der Öffentlichkeit und dank öffentlichen Zuschüssen betreibt, müsste Slater zumindest auch geradestehen und sich möglicher Kritik – wie der von Reimer – stellen.

Aber wer weiß, vielleicht sind es irgendwie alteuropäische Maßstäbe, die man damit anlegen würde. In Calgary wurde erst 2022 ein Stadtgesetz (bylaw) abgeändert, und zwar mit Anlass des Falls Derek Reimer, welches es nun unter Strafe stellt, ein „beleidigendes oder erniedrigendes Verhalten“ zu zeigen oder „Personen aufgrund ihres Alters, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, einer Behinderung, ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks“ zu belästigen – und all das soll notabene auch für „unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche“ gelten.

Dieselben sind also vom Gesetz freigestellt, vermutlich vor allem, wo es sich um sexuelle Minderheiten handelt, zu denen Dragqueens gehören mögen. Die Stadt erklärt noch einmal in ihrer Stellungnahme zum Fall Derek Reimer: „Diese Änderungen wurden als klare Botschaft vorgenommen, dass Calgary ein Ort ist, an dem sich jeder willkommen und sicher fühlen sollte und frei von Belästigungen ist.“ Darf man aus all dem schließen, dass Calgary sich auf den Weg begeben hat, Pädophilie zu legalisieren? Zumindest sollen Dragqueens, die gerne Kindern etwas vorlesen wollen, und ein Kultur-Establishment, das darin einen wichtigen Fortschritt sieht, nicht an ihrem Treiben gehindert werden. Das haben die Stadtoberen von Calgary durch ihr Bylaw klargemacht.

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Kommentare ( 31 )

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Regina Lange
3 Stunden her

Die Kanadier sind genauso bekloppt wie die Deutschen! „UnsereDemokratie“ scheint ansteckend zu sein. Das ist geradezu eine Pandemie – vielleicht gibt’s ein Impfstoff dagegen. Drosten übernehmen sie!

Klaus Uhltzscht
4 Stunden her

An irgendetwas erinnern mich die kanadischen Polizisten und Politkommissare, die da auf dem Foto gerade den Pfarrer verhaften.
An irgendwas … Kann mir jemand helfen, was das sein könnte?

Kassandra
6 Stunden her

In der Schweiz!!! sollen sie einen eingesperrt haben, der behauptet, dass Frauen und Männer verschiedene Skelette hätten: https://x.com/BasilTheGreat/status/1997419217251877206
 

Manfred_Hbg
7 Stunden her

Na ja, zumindest bis vbr den damaligen Trucker-Protesten hatte ich Kanada und die Kanadier eigentlich für sehr modern, aufgeklärt und zivilisiert gehalten. Doch anscheinend hat das woke EU-Brüssel und EUropa dann doch auch auf Kanada zu sehr abgefärbt und das nun auch dort die Wohlwollenden & Woken (m/w/d) immer mehr das Ruder in der Hand halten und rund am drehen sind. Armes Kanada! Was nun aber den festgenommenen evangelikalen Pastor, Derek Reimer, angeht (öhm, hätte die kanad. Polizei für dessen Verhaftung nicht besser noch 2 oder 4 Beamte mehr schicken können/sollen?), so wäre hier doch auch mal interessant gewesen zu… Mehr

Andreas Stueve
7 Stunden her

Ich habe vor über dreißig Jahren eine Zeit in Calgary verbracht. Tolle, freie, blitzsaubere Stadt mit sehr freundlichen Bewohnern. Nun scheint der woke Nebel über Alberta zu wabern.

Andreas Stueve
7 Stunden her

Die Post- Trudeau – Ära, etwa vergleichbar mit der Post- Merkel – Ära. Starmer – GB war wohl Vorbild.

Kassandra
5 Stunden her
Antworten an  Andreas Stueve

Es war einstmals der jetzt abgesetzte Klaus Schwab, der vom „Penetrieren der Kabinette“ sprach – aber gut, auch da können ganz andere dahinter stehen: https://www.youtube.com/watch?v=uOuLQDRCexs

karmaesk
8 Stunden her

Trump! – Retten Sie Kanada !

P.Schoeffel
6 Stunden her
Antworten an  karmaesk

Wen denn noch alles?

CanTrucker
5 Stunden her
Antworten an  karmaesk

[„NO NO NO blooooosssss nicht, schlimmer geht’ss dann nimmer. BigSuggestion: ThePeople in Canada do NOT WANT to become a “GB51stState of the UNITED STATES INCORPORATION of America” and this “COPR. Gov.du CANADA” does NOT belongs to the Canadians...this NGO, operating under false flag, belongs to the WEF/WHO and so all PARTIES are as well private commercial COMPANIES without any kind of Mandate and Procure and as well, as in ALL OTHER COUNTRIES/NATIONS all NGOs INC.CORP. ltd. GmbHs a never ever elected by a Sovereign man o maid. Just happen: „Canadian citizen receives a standing ovation after laying out Klaus Schwab’s… Mehr

Karl Schmidt
8 Stunden her

Willkürliche Herrschaft zeichnet sich dadurch aus, dass es an Orientierungsmaßstäben fehlt und (auf dieser Basis) das Recht ungleich ausgelegt und vollstreckt wird. Die Bürger in westlichen Staaten werden derzeit mit Gesetzen umstellt, die Befindlichkeiten einzelner zum Maßstab für andere erheben. Toleranz – also die Pflicht, auch (als solche empfundene) Zumutungen zu ertragen – wird nicht allen abverlangt, sondern nur ausgesuchten politischen oder religiösen Strömungen und Personengruppen. Schon darin liegt ein Bruch mit den Grundlagen friedlicher Gesellschaften, die keine Premiumbürger kennen, die ihre Grundrechte auf Kosten anderer ausweiten – und das auch noch nach Belieben. Es geht mithin im Kern auch… Mehr

alter weisser Mann
8 Stunden her

„Reimer war in die Kirche gekommen mit dem Plan …“
Hat das nicht in einer Bibliothek stattgefunden?

Klaus Uhltzscht
9 Stunden her

Die saubere Lösung wäre, daß die kanadische Wohlstandsgesellschaft von selbst zerfällt und verarmt. Für Bibliotheken mit Büchern von Klima, Dragqueens oder Michelle Obama wäre dann automatisch kein Geld mehr da. Die Woken, handwerklich unbegabt, kinderlos, drogen- und Aids-geschwächt und ohne Fördergeld würden im rauhen kanadischen Winter nicht überleben.
Indianer und Eskimos sind die natürlichen, rechtmäßigen Bewohner Kanadas. In göttlicher (nicht internationalsozialistischer) Vielfalt mit Erde, Tieren und Pflanzen.

Kassandra
5 Stunden her
Antworten an  Klaus Uhltzscht

Wir hier und vielleicht auch die Kanadier haben nicht wirklich Ahnung, wer sich da inzwischen alles als „Bevölkerung“ fühlt. Und wer mächtig im Hintergrund steht, das auch nicht.
Manchmal hat hier schon einer aus Eigenanschauung geschrieben, wie sich das Land auf verschiedenste Ethnien aus aller Welt und deren kulturelle Sitten und Bräuche inzwischen aufteilte.
Während EUropäer wohl weiter den legalen Weg zu gehen haben, wollen sie einreisen. Dort, in die USA, Australien wie Neuseeland auch.

ChrK
2 Stunden her
Antworten an  Kassandra

Während EUropäer wohl weiter den legalen Weg zu gehen haben, wollen sie einreisen. Dort, in die USA, Australien wie Neuseeland auch.

Bei einem nochmaligen Versuch 2018 wurde in der Tat mein Antrag auf Erteilung eines Arbeitsvisum abgelehnt. Ich denke nicht, daß sich an diesen mehrfachen Maßstäben in der Zwischenzeit etwas geändert hat.

cernunnos
1 Stunde her
Antworten an  Klaus Uhltzscht

Wird dann eher Neu-Indien. Die Kanadier werden schneller aufgefüllt als Deutschland.