Ein selbst gebautes Schlösschen für Laufenten, ein entlaufenes Wallaby und jede Menge Exzentrik: Jakob Augsteins skurrile Welt zwischen Gartenidyll, Menschenphobie und Känguru-Jagd in Berlin-Kladow.
Vor Jahren bekam ich in Berlin ein Schlösschen zum Kauf angeboten. Es hatte ein hübsches Kupferdach und war von seinem ersten Besitzer selbst gebaut worden. Letztlich sagte ich ab, weil ich es selbst abbauen und wieder neu an einer anderen Stelle hätte aufbauen müssen und dennoch 500 Euro bezahlen sollte.
Was hier rätselhaft klingt, war allenfalls exotisch: Es ging damals um das Laufentenhaus von Jakob Augstein in Schlossgestalt, von ihm selbst gebaut und mit Kupfer bedeckt. Dieses Schlösschen stand im Garten einer Villa, die Augstein damals bewohnte und wohl verkauft hatte.
Das Schlösschen bot mir die neue Besitzerin zum Kauf an. Ich erinnere mich vage, dass die Villa früher mal einer Nazi-Größe gehört haben soll, habe aber vergessen, um wen es sich handelt. Die Laufente ist ein Exot, wird aber immer beliebter bei Gartenfreunden, weil diese Enten Schnecken als Delikatesse empfinden. Der Spiegel-Erbe Augstein hat sich mal eine Weile als Gärtner definiert und schrieb sogar mal das Buch „Die Tage des Gärtners“. Es passt also zusammen.
Aber wo ist Jakob Augstein abgeblieben? Schon lange keine Kolumne mehr im „Spiegel“, kein Twitter/X mehr, kaum noch Fernsehauftritte und seine Zeitung „Freitag“ dümpelt seit Jahren vor sich hin – die letzten Schlagzeilen machte ein Kurzauftritt von Jürgen Todenhöfer als Herausgeber, dann war auch diese Männerfreundschaft Geschichte.
Jetzt überraschend wieder Schlagzeilen: Dem Erbmillionär war an seinem Wohnort in Berlin-Kladow ein Känguru entlaufen. Oder präziser: ein Bennet-Wallaby. Der Crocodile Dundee von der Havel züchtet sogar selbst, erfuhr man, das entlaufene Tier hat als Geburtsort Kladow in seinen Exotenpapieren stehen und lebt mit fünf weiteren Tieren auf dem Anwesen der Augsteins.
Die Augstein-Wallabys – ursprünglich aus Thüringen nach Berlin geholt – benötigen weit mehr Fläche, als die meisten Menschen zum Wohnen zur Verfügung haben. Ob sie sich mit Laufenten vertragen, ist unbekannt, noch dazu mit solchen, die von Schlossbesitzern zum Haveland-Adel degradiert wurden.
Jetzt die frohe Botschaft, Deutschland kann aufatmen: Das Känguru ist nach einer fünftägigen Odyssee nun wieder bei den Augsteins. Aber so ganz undramatisch lief die Rückkehr nicht ab, dem in der Nachbarschaft von Gärtnern entdeckten Tier wurde von herbeigerufenen Fachleuten des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ein Pfeil in den Rücken geblasen, sodass man es dann benommen vom fremden Rasen klauben und an seinen Geburtsort zurücktragen konnte.
Einen Namen hat das kleine Känguru nicht, Augstein gab, so berichtete der Tagesspiegel, zu Protokoll, dass seine Kängurus keine Namen haben: „Man kann sie ganz schlecht auseinanderhalten, weil sie alle gleich aussehen.“ Wenn man es sich leisten kann, kann man ja machen, was man will. Laufenten, Kängurus oder sogar Nilpferde, wie einst der Drogenbaron Pablo Escobar, die Nachfahren dieser Tiere werden dort mittlerweile zum echten Problem.
Was der Spiegel-Erbe an den namenlosen Beuteltieren findet, erzählte er der Zeitung selbst: „Diese Tiere sind ganz, ganz bezaubernd und sehr hübsch und sehr süß und sehr lustig, völlig ungefährlich, ganz reizend, sehr einfach zu halten.“
Auch berichtet Augstein, wie das Tier überhaupt entweichen konnte. Ein kleiner Kladow-Krimi: Jemand sei unbefugt eingedrungen, „ein unerwünschter Besucher hat sich Zutritt zu dem Gehege verschafft – das Gehege ist sicher und wallabywürdig – und hat die Tür eingetreten“.
Augstein antwortete mir vor Jahren mal auf eine E-Mail mit hochgezogener Augenbraue, er brauche keine neuen Freunde mehr, er habe schon genug. Ist das so, dass man ab einem gewissen Wohlstandsgrad eine grundsätzliche Menschenphobie entwickelt und sich lieber enttäuscht Laufenten und Kängurus zuwendet?
Gegenüber der Zeitung erklärt der 58-Jährige weiter, es sei ungleich schwieriger, das Gehege so zu gestalten, dass Menschen ferngehalten werden. Augstein: „Der Druck durch Vandalismus ist natürlich ein echtes Problem, ist eine Riesenkatastrophe.“ Aber eine Polizeimeldung findet sich dazu nicht, wurde keine Anzeige geschrieben?
Und wenn man dann weiter recherchiert, wundert man sich schon, in welcher Gegend der Millionär sein Anwesen hält. Die ersten drei Angebote von Google: „Banküberfall: Polizist schießt flüchtenden Bankräuber nieder“, „Kind von Auto überrollt in Kladow“ und „Kladow: Wallaby entwischt Polizei“. Die Blasrohr-Spezialisten haben das Tier nach fünf Tagen erwischt und Augstein zurückgegeben. In einer Pressemeldung ergänzt das Leibniz-Institut noch, dass Wallabys nicht an Straßenverkehr und potenzielle Feinde wie Hunde und Wölfe gewöhnt seien.
Um Gotteswillen, Wölfe in Kladow? Im Leben von Jakob Augstein kehrt keine Ruhe mehr ein. Wer sechs namenlose Wallaby-Kängurus hält, der muss jetzt nachts mit dem Blasrohr auf der Lauer liegen, falls Isegrim um die Ecke kommt und sich schon das Lätzchen für einen exotischen Snack umgebunden hat. „Waidmannsheil“ wollen wir an der Stelle aber ausschließlich Jakob Augstein wünschen.

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2015 / 2016 Silvesternacht in Köln und weiteren Städten kam es zu schweren sexuellen Übergriffen auf Frauen und Jakob Augstein kommentierte
„Ein paar grapschende Ausländer und schon reißt bei uns Firnis der Zivilisation.“
Ist das nicht der, der mit einem totalitarismusaffinen Hetzer im Auto durch die Gegend fährt?
Das war dann wohl die unwichtigste Meldung vom Tage. Das Wallaby ist mir allerdings immer noch sympathischer als dieser Möchtegern-Linksmillionär auf Erbe. Der im Übrigen doch schon ziemlich zerschlissen auftritt, rein äußerlich. Damit will ich den launigen Beitrag von Herrn Wallasch nicht abwerten, aber den Bürger drückt der eigene Schuh, jeden Tag etwas mehr. Was für Leser wirklich substanziell ist, berichtet wieder bei NIUS: „EU will Verbrenner-Fahrer bestrafen – deutsche Autofahrer sind wieder die Dummen. 06.10.2025 – 16:45 Uhr Louis Hagen: „Wenn wir etwas von der EU hören, ist es meistens nichts Gutes.“ So auch diesmal. Die EU plant neue… Mehr
Nein, nein, Sie müssen zwischen den Zeilen lesen:
Ich frage mich immer öfter, wieso hier fast nur ehemalige Berufslinke rumkritzeln, die dann angeblich ihren Kompass geändert haben?
Die ganzen Wallaschs, Matussek, Herles, Thurnes usw. gehen mir langsam auf den Keks!
Wenn ich zwischen den Zeilen lesen möchte, dann schaue ich mir die Tagesschau/Heute-Journal an.
Dafür ist mir mein Keks allerdings auch zu schade 😉
Und für alle Sparfüchse hier eine echte Meldung: Es gibt gerade Känguru-Schnitzel im Angebot 🦘
Hab‘ nur den Anbieter vergessen.
Das war dann wohl die unwichtigste Meldung vom Tage. Das Wallaby ist mir allerdings immer noch sympathischer als dieser Möchtegern-Linksmillionär auf Erbe. Der im Übrigen doch schon ziemlich zerschlissen auftritt, rein äußerlich. Damit will ich den launigen Beitrag von Herrn Wallasch nicht abwerten, aber den Bürger drückt der eigene Schuh, jeden Tag etwas mehr. Was für Leser wirklich substanziell ist, berichtet wieder bei NIUS: „EU will Verbrenner-Fahrer bestrafen – deutsche Autofahrer sind wieder die Dummen. 06.10.2025 – 16:45 Uhr Louis Hagen: „Wenn wir etwas von der EU hören, ist es meistens nichts Gutes.“ So auch diesmal. Die EU plant neue… Mehr
Von Beruf und Berufung ins goldene Nest gefallen. Das war sein Glück, hätte er doch auch daneben fallen können. Da kann man sich manche exzentrische Marotte gönnen, auch als Frührentner noch. Diese süßen Tierchen sind übrigens viel günstiger zu erstehen als die Alternative einer englischen Bulldogge.
> Und wenn man dann weiter recherchiert, wundert man sich schon, in welcher Gegend der Millionär sein Anwesen hält. Die ersten drei Angebote von Google: „Banküberfall: Polizist schießt flüchtenden Bankräuber nieder“
Alles übel. Im anderen Thread habe ich Trump City (vormals „Berlin“) zum Standort der Trump-Immobiliengeschäfte nördlich vom Mittelmeer vorgeschlagen. Man verkündet einfach in Großbuchstaben auf Truth Social, bisherige Bewohner hätten 24 Stunden zu verschwinden und alle Probleme der Gegend sind gelöst. Wäre ich Immobilienmakler, könnte ich bereits anfangen, die Villa an einen Scheich zu verkaufen.