Bäderstreit: Bauchklatscher vom Düsseldorfer OB Geisel

Wie wäre es denn, wenn Thomas Geisel jetzt weitere Ansprachen auf Arabisch vorbereitet, die dann bei Bedarf über Lautsprecher in allen Düsseldorfer Freibädern abgespielt werden könnten?

imago images / Bettina Strenske

Wie glaubwürdig ist das eigentlich, wenn der Düsseldorfer Oberbürgermeister Geisel nachgereicht einen auf Law & Order macht, wo er doch verantwortlich ist auch für das, was in seinen städtischen Schwimmbädern passiert, wenn sich dort arabische und andere Migranten zusammenrotten und die Badegäste des Düsseldorfer Rheinbads in Angst und Schrecken versetzen?

Man will es kaum glauben, aber der sozialdemokratische Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte noch 2014 im Wahlkampf um das Amt kleine Videos drehen lassen und sich unter anderem in holpriger arabischer Sprache an die Bewohner Düsseldorfs gewandt. Nein, sicher nicht aus karnevalistischen Motiven, aber warum dann und um welche Wählergruppe für sich zu gewinnen? Solche, die sich weigern, die Sprache des Landes, der Stadt zu erlernen, in der sie leben? Oder richtete sich Geisel damals schon an die berüchtigten arabischen Clans in seiner Stadt?

Wikipedia berichtet, Geisel „beherrscht auch die älteste Tradition Düsseldorfs, das Radschlagen.“ Ist das nur im übertragenen Sinne gemeint? Nein, denn irgendwann schrieb die Rheinische Post über den OB in Jogginghosen entnervt: „Die sportlichen Aktivitäten des Oberbürgermeisters in allen Ehren, aber irgendwann hat man als Betrachter genug vom Radschlagen.“

Doch Geisel musste deshalb nicht traurig sein, die Süddeutsche eines Heribert Prantl etwa flankierte 2014 die Wahlniederlage des amtierenden christdemokratischen Oberbürgermeisters gegen Geisel mit folgender schon recht abgeschmackter Überschrift: „Rülpser der Arroganz“ Weiter hieß es da im Nachtreten gegen den Unterlegenen im Wahlkampf:

„Dirk Elbers hatte ein unglaubliches Selbstbewusstsein, von dem nie ganz klar wurde, worauf es sich gründete. (…) Elbers verließ die Wahlparty im Rathaus über die Küche der Kantine (…) …seine Wortmeldungen waren meist Rülpser der Arroganz.“

Und die überregionale Zeitung aus dem Süden bemühte sogar die sozialen Netzwerke als Zeugen: „(J)etzt konnte man in den sozialen Netzwerken lesen, wie groß der Frust über Elbers wirklich war.“ Aber hört die SüZ sonst auch darauf, was man in diesen Netzwerken von der Politik beispielsweise einer Angela Merkel hält oder von der Wahlkampf-Ansprache Geisels in arabischer Sprache?

Wie wäre es denn, wenn Thomas Geisel jetzt weitere Ansprachen auf Arabisch vorbereitet, die dann bei Bedarf über Lautsprecher in allen Düsseldorfer Freibädern abgespielt werden könnten?

Gewaltkurve
Schlägerei im Schwimmbad: Polizei kann ohne Dolmetscher keine Befragung vornehmen
Ein Anruf bei der Stadt Düsseldorf kann dann beruhigen: Zwar sind die Warteschleifen auch dort genauso lang, wie anderswo, aber es erklingt immerhin die Rheinische Symphonie zur Unterhaltung und noch nicht der Soundtrack des Maghreb oder gar der Oberbürgermeister himself mit einem schlüpfrigen Arab-Rap zum Wohlgefallen seiner Neubürger.

Aber noch mal zurück ins nordrhein-westfälische Planschbecken. Da wird jetzt die Ausweispflicht für Besucher eingeführt. Also nicht via Gesichts-Check wie vor Diskotheken-Türstehern oder wie es die Düsseldorfer Polizei machte, als „Nafri“ als interne Arbeitsbezeichnung der Polizei Nordrhein-Westfalens für „Nordafrikaner“ oder „Nordafrikanischer Intensivtäter“ genutzt wurde; nein, die Ausweispflicht gilt gleich für alle Freibadfreunde.

„Von ihrer Sprache und ihrem Aussehen her seien viele von ihnen nordafrikanischer oder arabischer Herkunft gewesen, hatte ein Polizeisprecher damals gesagt.“ 

Nach den wiederholten Krawallen und Räumungen des Freibades sprach OB Geisel von einer Provokation, die „vollkommen inakzeptabel“ wäre. Geisel möchte, dass sich die Bürger jederzeit in den Bädern der Stadt sicher fühlen, u.a. mehr Kameras sollen es jetzt richten, wie er am heutigen Montag bekannt gab.

Jener Thomas Geisel übrigens, der beim Neujahrsempfang schon mal eine Ansprache auf Chinesisch hält und der, wenn er in China unterwegs ist, von dort aus sein Bedauern ausdrückt, dass Rabbis mit Kippa in Düsseldorf antisemitisch beschimpft werden. In Düsseldorf käme der Antisemitismus fast ausschließlich von Arabern, kommentiert der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde gegenüber der Westdeutschen Zeitung.

Die Eliten merken das nicht
Vom Verlust öffentlicher Orte
Am 21. Juni sprach Geisel auch auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Ausnahmsweise auf Deutsch, möchte man hier belustigt anmerken, als Geisel im Zusammenhang mit vermeintlichen Seenotrettungen vor der libyschen Küste erklärte: „Menschlichkeit ist nicht verhandelbar!“

Der Düsseldorfer Bürger darf hingegen in gespannter Erwartung bleiben, was zukünftig zu seinem Wohl nicht mehr verhandelbar ist, wenn er schwimmen gehen will oder seine Tochter abends aus dem Tanzclub nach Hause kommt und dafür neuerdings einen Sicherheitskorridor braucht.

Auf facebook unterschreibt die Stadt Düsseldorf den Kirchentagsauftritt ihres Oberbürgermeisters so:

„Für die bescheidene Tonqualität möchten wir uns entschuldigen und hoffen, ihr könnt trotzdem genug verstehen.“ Ist das eigentlich Realsatire?

Noch ein Thema: In Sachen Umwelt war Geisel jedenfalls bis vor kurzem noch nicht auf dem neusten Stand, wenn er weiter seinen Dienstdiesel aus Stuttgart fährt, wo doch Düsseldorf schon vorbildlich einen Umweltstreifen für Elektroautos, Fahrräder und Busse eingeführt hat. Steht der OB mit seinem Knatterdiesel nun daneben im Stau? Aber nein, regt sich die örtliche CDU auf, für Ritter Geisels Diesel wurde eine Ausnahmegenehmigung erlassen.

Ritter Geisel? Ja, auch das noch: Oberbürgermeister Thomas Geisel wurde gerade vom französischen Präsidenten zum Ritter im Nationalen Verdienstorden ernannt. Aber wo genau war er ritterlich? Als er arabisch sprechende potentielle Badegäste 2014 aufforderte, bitte doch ihn zu wählen und nicht den „Rülpser der Arroganz“, wie die Süddeutsche nach Geisels Wahlsieg den Unterlegenen nannte?

Die Zeitung „Hurriyet“ berichtet
Freibäder: Neue Kampfzone, auch Türken betroffen
Wenn man nun aber das alles weiß um den Oberbürgermeister Düsseldorfs, wie ernst nehmen darf man es dann eigentlich noch, wenn Geisel jetzt vollmundig (Achtung, Rülpsergefahr!) zu den Schwimmbadräumungen und also gegenüber seinen arabischen Gästen im fast sicheren Hafen Düsseldorf „radikale Maßnahmen“ ankündigt? Aber welche sollen das sein? Rädelsführer sollen Schwimmbadverbot bekommen, soll der Oberbürgermeister gefordert haben. Wirklich brutal radikal. Und wahrscheinlich der Beginn einer echt harten Zeit für Migranten in Düsseldorf, die sich nicht an Hausordnungen halten können.

Aber noch einmal zurück auf den Kirchentag in Dortmund, als Thomas Geisel gemeinsam mit Kirchentagspräsident Hans Leyendecker auf dem Podium stand. Jener Leyendecker, der darüber nachdenken wollte, AfD-Politikern auch wieder ein Podium auf dem Kirchentag zu geben, also selbstverständlich nur dann, wenn sie aus der Partei ausgetreten seien.

Geisel also auf dem Podium des Kirchentages u.a. neben Carola Rackete und EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm. Wer will es ihm da verdenken, dass er in dieser beseelten Runde auch eine Schippe drauflegen wollte, als er auf arabisch – Quatsch! – als er auf deutsch davon sprach, dass Kritik an der so genannten Seenotrettung „Barbarei und unterlassene Hilfeleistung“ wäre.

Für Geisel kann es nur eine Lösung geben: Den Aufbau eines europäisch – er meint sicher nur EU – organisierten und finanzierten zivilen Seenotrettungssystems im Mittelmeer. Er forderte die Bundesregierung weiter auf, endlich über die Bundesbefugnisse hinaus Städten und Kommunen das Recht zuzubilligen, eigeninitiativ „Flüchtlinge“ aufzunehmen.

Seine Düsseldorfer werden es ihm sicher danken. Denn so kommt mächtig Stimmung ins langweilige Freibad und nicht nur dorthin. Oder wie es der Spiegel-Kolumnist und ehemalige taz-Autor Stefan Kuzmany gerade zum Thema Spaß im Freibad zum Ausdruck brachte: „Klar kann man so ein Freibad schrecklich finden. Aber mit derselben Berechtigung kann man es auch mögen. Das sollten wir uns gegenseitig zugestehen, finde ich.“

Wie sagte noch ein arabisches Sprichwort? „Kull dik ala mazbalatu sayyah.“ (Auf seinem Misthaufen ist jeder Hahn ein Stadtschreier.) Oder auch: „Al jahil adu nasfu.“ (Ein Dummer ist sein eigener Feind.)

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Kommentare ( 130 )

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Micha
4 Jahre her

Als Düsseldorfer kann ich Ihnen versicher, der ** sitzt wirklich nur auf dem Stuhl, weil der letzte Prahlhans ganz dringend weg musste. Elbers war größenwahnsinnig und total abgehoben. Empfahl er seinen Bürgern, die sich über immer höhere Mieten beschwerten, doch glatt einfach woanders hinzuziehen, wenn Düsseldorf ihnen zu teuer sei. Geisel war nur das kleiner Übel bei einer Wahl zwischen Pest und Cholera. Das der Gute auch nicht alle Latten am Zaun hat, bewies er schon, als er die Tour de France nach Düsseldorf geholt hat, die dann mal eben 2.9 Millionen mehr gekostet hat, als veranschlagt, aber das Ganze… Mehr

Fred Katz
4 Jahre her
Antworten an  Micha

Geisel regiert ohne Mehrheit.
Die Holt er sich gerne beim Ratsherren der Republikaner.

Rheinperle
4 Jahre her

Das Schlimme daran ist nicht, dass der OB Geisel relativiert auf Teufel komm raus. Der lange grün linke Arm aus Berlin reicht weit, sehr weit und die Charaktereigenschaften der meisten Politiker*innen sind sowieso mehr als fragwürdig.
Das Wirklich Schlimme daran ist, dass es anscheinend genügend Düsseldorfer Bürger gibt, die dieser Person ihr Vertrauen schenken und so einem ihre Stimme geben.

fatherted
4 Jahre her

Der OB scheint die Framing Fiebel der ARD bekommen zu haben….nur hat er sie nicht genau durchgelesen….sonst haette er Worte wie NORDAFRIKANISCH….nicht in den Mund genommen….noch nicht mal JUNGE MAENNER……nein eine Gruppe Kohlenstoffeinheiten m/w/d….haben sich ein klein wenig daneben benommen…..kein Grund zur Aufregung.

Senni
4 Jahre her

Vollpfosten werden von Vollpfosten gewählt – anders kann es gar nicht sein ! Auch die SPD Bürgermeister werden bald Geschichte sein, hoffe ich, wie die ganze Partei !

Gruenauerin
4 Jahre her

Ich denke da eher an einen Dschihad. Bei einem Bürgerkrieg müssten beide Seiten bewaffnet sein.

Dill Schweiger
4 Jahre her

Thomas Geisel, der 1. „SOZIALDEMOKRAT“, der gegen Hass und Hitze ist.

Riffelblech
4 Jahre her

OB von Düsseldorf = SPD
Mehr braucht es nicht ,um zu verstehen ,wessen Gedankens Kind der Mann ist .
Wir in NRW waren wirklich lange genug geplagt von SPD schranzen in wichtigsten Ämtern ,die nix bis nur Blödsinn veranstalteten . Z.B . Frau Kraft ,schwere Genossin ,jetzt bei Ruhrkohle im Vorstand abgetaucht . Steinbrück ,das Finanzgenie. .
Und jetzt glauben wir auch ,das dieser OB die Probleme mit den „**“ nicht la
löst .

country boy
4 Jahre her
Antworten an  Riffelblech

NRW = home of WDR and DLF

Baumann
4 Jahre her

Wer wo Geisel wählt, ist Chorwasser drinne. Das macht Muslime verrückt. Sie springen ohne zu schwimmen. Ein bisschen wie Bomben und doch überleben wollen. Dann kommt doch Polizei. Und dann noch mehr. Dann kommt der Badbesuch mit Reise-Visa? Was macht man, wenn man sich festlegte, dass alles Dagegen nur Rassismus ist. Straftäter das Händchen streicheln: Dududu… ! Da Geisel nie schuld ist, kann es nur der Meuthen sein.

daldner
4 Jahre her

Den Turmbesetzern vom Rheinbad wird gar nichts passieren. Selbst ein Hausverbot umgehen die, indem sie über den Zaun klettern oder ein Loch hineinschneiden … oder sie kommen mit dem Ausweis der Mutter rein, nachdem sie sich einen Bart haben stehen lassen.

daldner
4 Jahre her

Der polyglotte OB hat sich zwischenzeitlich wohl einen Rüffel aus der Parteizentrale eingefangen und hat zum parteiinternen Duktus zurückgefunden. Man kann der Stadt Düsseldorf nur wünschen, dass sie sich aus der Geisel-Haft dieses Apparatschiks befreit. Immerhin gibt es Dank ihm nun Grenzkontrollen – wenn auch nur vor dem Rheinbad.