Parteien haben sich die EU-Staaten zur Beute gemacht. Karriere und Pfründe gibt es gegen Gehorsam. In Spanien führen Sozialisten vor, wie schamlos sie das betreiben. Dort zeigen allerdings Richter und Staatsanwälte Politikern, Parteifunktionären und ihren Komplizen Grenzen auf. Wo sonst noch gibt es so etwas in der EU?
picture alliance / Juan Carlos Rojas | Juan Carlos Rojas
In den Mitgliedsländern der EU wird Politik ausschließlich von Parteien bestimmt. Diese Parteien haben sich die Staaten längst zur Beute gemacht. Es gibt keinen Verband, keinen Verein, keinen Rundfunkrat, keinen Fernsehsender, nichts, so klein und unbedeutend es auch sein mag, in denen die Parteien nicht bestimmen würden, was passiert oder eben nicht passiert. Parteien brauchen Personal, das diese Arbeit des Beutemachens in ihrem Sinne zuverlässig erledigt und verwaltet.
Diese Arbeit übernehmen die Mitglieder der Partei, die durch Auswahl und Schulung das für sie richtige Personal aussiebt. Damit zumindest ein Teil der Mitglieder das jahrzehntelange, zermürbende und aufwendige Auswahlverfahren durchhält, müssen diese Parteimitglieder natürlich motiviert werden. Und die Motivation ist die Aussicht auf Vergütung: Pfründe, gesicherte leistungsfreie Einkommen und üppige Rentenansprüche.
Das Auswahlsystem der Parteien ist dabei mehrfach advers. Ausgewählt werden Personen nach Charaktereigenschaften – damit keine Missverständnisse aufkommen, charakterlich geeignet im Sinne der Parteien –, die in ihrer Karriere, innerhalb der Partei, oft nach einem Schmetterlingsstudium, dass oft nicht abgeschlossen wird, immer wieder den Beweis erbracht haben, dass sie sich unterordnen können und alles, was die Partei von ihnen will, widerspruchslos erfüllen und nie mit eigenen Ideen auffallen. Heute das Eine zu sagen und morgen schon das Gegenteil lauthals fordern, muss für solche Personen ein Leichtes sein.
In Spanien kann man zurzeit die Folgen dieser Entwicklung beobachten. In den letzten Wochen wurden immer wieder Mitglieder der regierenden sozialistischen Partei PSOE verhaftet, die politische Ämter oder aber hohe Positionen in staatlichen Firmen oder Behörden innehatten. Auf einem Foto, das kurz nach dem letzten Wahlsieg in der Parteizentrale von Pedro Sánchez – dem mittlerweile aus den eigenen Reihen vorgeworfen wird, dass mit seiner Wahl zum Kandidaten der PSOE nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei – und seinem engeren und engstem Zirkel aufgenommen worden war, hat die spanische Zeitung elmundo.es alle diejenigen mit einem roten x markiert, die der Korruption und/oder der Bildung einer kriminellen Vereinigung verdächtigt werden. Etliche davon saßen oder sitzen noch in Untersuchungshaft. Auf dem Foto sind aber nicht alle dabei, gegen die ermittelt wird.
Da ist beispielsweise der frühere Präsident der SEPI, der Gesellschaft der staatlichen Industrie-Beteiligungen, Vicente Fernández, engster Vertrauter der ersten spanischen Vizepräsidentin, Finanzministerin und zweiter Generalsekretärin der PSOE, María Jesús Montero. Nicht dabei ist auch der Generalbundesanwalt Álvaro Garcia Ortiz, der wegen Geheimnisverrats zu einer Geldstrafe und zwei Jahren Berufsverbot verurteilt worden war.
Nicht zu sehen, weil verdeckt, ist Koldo García Izaguirre, der ebenso wie sein Wohltäter, der frühere Minister José Luis Ábalos, zurzeit in Untersuchungshaft sitzt. Nicht dabei ist der vierte aus dem direkten Umfeld von Pedro Sánchez, der Unternehmer Víctor Cerdán. Auch er war einige Zeit in Untersuchungshaft.
Woher kommen nun diese mit hoher krimineller Energie, zum Teil bandenmäßig betriebene Korruption und die schamlose Bereicherung durch “Mitverdienen” an Aufträgen des Staates an private Firmen, die vermutlich nicht anderes als plumpe Erpressung sein wird und die Preise um mindestens den Prozentbetrag der geforderten “Provisionen” zum Schaden der Steuerzahler erhöht? Und warum hat es den Anschein, dass die sozialistische Partei an den Machenschaften ihres Führungspersonals offenbar keinen Anstoß nimmt, in der Berichterstattung darüber aber sofort einen Angriff auf die Demokratie?
Die Erklärung ist einfach. Die Partei muss Anreize schaffen. Eine Parteikarriere muss nicht nur attraktiv erscheinen, sie muss es auch sein. Der jahrzehntelange Weg durch Hinterzimmer bei Parteiveranstaltungen auf unterstem Niveau, Erniedrigung, Demütigungen – und bei Frauen, wie jetzt auch bei der PSOE öffentlich wurde, systematische sexuelle Erniedrigung – durch ranghöhere Parteifunktionäre wird nur erduldet, wenn am Ende, nach Jahrzehnten, eine üppige Belohnung zu erwarten ist.
Diese Belohnung fällt natürlich unterschiedlich aus. Unten gibt es kleine Ämter mit kleinen Pfründen, dann kommen Posten bei NGOs oder subalterne Positionen in staatlichen Firmen, die schon mehr einbringen. Ganz nach oben schaffen es aber nur wenige, denn auch im Sozialismus gelten die Gesetze des Marktes von Angebot und Nachfrage. Diejenigen, die oben angekommen sind, greifen dann aber, wie die aktuelle Korruptionsaffäre zeigt, richtig ab.
Wenn man nun denkt, Spanien wäre ganz besonders korrupt, irrt man gewaltig. Spanien ist eines der wenigen Länder in der EU – wenn nicht das Einzige –, in dem die konservativen Parteien nicht mit den Linken und extrem Linken kollaborieren. Das bedeutet, dass es eben auch noch nicht linke Richter und Staatsanwälte gibt und die Gewaltenteilung besser funktioniert.
Nur zur Verdeutlichung: Die spanische Staatsanwaltschaft für Korruptionsbekämpfung fordert 24 Jahre Haft und eine Geldstrafe von mehr als 3,9 Millionen Euro für den ehemaligen Verkehrsminister José Luis Ábalos wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten beim Kauf von Masken während der Pandemie sowie weitere 19,5 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 3,9 Millionen Euro für seinen ehemaligen Berater Koldo García.
In Deutschland ist so etwas undenkbar.

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„Und warum hat es den Anschein, dass die sozialistische Partei an den Machenschaften ihres Führungspersonals offenbar keinen Anstoß nimmt, in der Berichterstattung darüber aber sofort einen Angriff auf die Demokratie?“ Ist das nicht in Deutschland genau gleich? Korrupt zu sein ist für alle Altparteien kein Problem, im Gegenteil, das ist ein Zeichen für Systemtreue. Wenn aber einer auf die Probleme hinweist oder gar korrupte Machenschaften aufdeckt (wie die AfD), ist er ein Feind der UnsereDemokratie™, ein pöööhser Rräächter oder gar ein Staatsfeind. Wie ich schon lange schreibe: das Problem ist es genau dieses „System“, dieses Parteiensystem, die repräsentative Demokratie, die… Mehr
Im Sinne der Demokratie und der Vertretung des Volkes (in Deutschland inzwischen ein anrüchiger Begriff) wird durch dieses System eine Negativauslese getroffen. Selbst das Begehen übelster Verbrechen wird so eher zu einer Empfehlung für höchste Ämter, weil es anderen Macht über die Person gibt.
Verschlimmert wird all das noch durch Systemmedien die eifrig bei diesem Spiel mitmachen, teils aus Überzeugung, teils aufgrund von Abhängigkeiten, und durch Aushebelung der Gewaltenteilung indem Parteigünstlinge in Schlüsselpositionen manövriert werden.
„In Deutschland ist so etwas undenkbar.“…..Deutschland ist ja auch ein lupenreiner Rechtstaat….in „Unserer Demokratie®“ kann sowas wie in Spanien überhautgarnicht-nieundnimmer vorkommen.
Zu Spanien fällt mir noch ein alter DDR Witz ein: „Was passiert, wenn die Wüste Sahara sozialistisch wird? Zehn Jahre nichts und danach wird der Sand knapp!“
Ich wüsste gar nicht, wo ich mit der roten Kreuzmarkierung bei Politikern in Deutschland anfangen sollte?
Was für ein Glück für manch ein Klientel das Deutschland scheinbar keine unabhängige Justiz hat.
Es gibt keine unabhängige Justiz und es gab noch nie eine unabhängige Justiz.
„…die der Korruption und/oder der Bildung einer kriminellen Vereinigung verdächtigt werden.“
Ein Glück: Das kann in Deutschland nicht passieren:
Strafgesetzbuch (StGB)§ 129 Bildung krimineller Vereinigungen
(3) Absatz 1 ist nicht anzuwenden,
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__129.html
Das ist mal ein super Kommentar! Eine echte Bildungslücke bei mir geschlossen und ein vertieftes Verständnis für „Unsere Demokratie“ geschaffen. Danke!
In Spanien funktioniert die Justiz wenigstens noch zu Teilen. In Deutschland dagegen gibt es keine verlässliche Justiz mehr. Man denke nur an die kürzliche „Wahl“ bzgl. des vakanten Bundesverfassungsrichter-Postens in Deutschland. Da werden die Weichen gestellt, wer auch künftig das Land regiert. Das die Bürger eine Wahl hätten, ist schlicht naiv. Die Bürger haben zu gehorchen, den Mund zu halten und das Geld ranzuschaffen. Damit es den Altparteien an nichts mangelt. Und wehe es kommt eine bürgerliche Partei auf den Gedanken, diesem ganzen Korruptionshaufen entgegenzutreten. Da werden alle Geschütze aufgefahren – ob nun rechtskonform oder nicht. Laufen die Aktionen dem… Mehr
Haben wir nun eine Wahl oder nicht? Reicht es alle 4 Jahre ein Kreuzchen zu setzten, um dann auch noch am Wahlabend zu erfahren, dass alle Versprechen Lügen waren, und sogar dass die gerade abgewählte Regierung doch nochmal eine unfassbare Entscheidung gegen die Wähler und Steuerzahler fällen darf? Wenn die Tinte in der Wahlkabine noch nicht trocken ist, geht das Gemaggel im Hinterzimmer los, und der Wähler ist nur noch Melkkuh. Hintern hochkriegen ist wohl die einzige Wahl, und die müsste auf der Straße und in den Medien stattfinden. Wobei die staatsfinanzierten Medien ja genauso ausfallen wie die Justiz. (Ja,… Mehr
Überall die identische Methode (nicht lediglich in Spanien): Kommunisten gelangen in ein Land, in dem sie sodann ihre Erfindung, die sogenannte „Demokratie“, etablieren (https://www.youtube.com/watch?v=_6g7k-18dJI), die den Zweck verfolgt, dem Volk zu suggerieren, dass die aktuelle (geordnete) Gesellschaftsordnung deren Unterjochung diene, womit es gegen selbige aufgewiegelt wird; ist diese erfolgreich beseitigt, findet sich das Volk in einer Identitätskrise wieder, die Kommunisten zum Anlass nehmen, es zu spalten, indem sie partikulare Interessen formulieren, die vermeintlich innerhalb des Volkes bestünden, wenngleich das Gemeinwohl unparteiisch ist, das wiederum dazu führt, dass das Volk sich alltäglich gegenseitig bekämpft, während Kommunisten das gezielt verursachte Chaos verwenden,… Mehr
Kleine Korrektur: sie erfinden „ihre Demokratie“. Die ist einzigartig und dient nur ihnen. Der Rest muss sich fügen.
Das entscheidende ist hier wohl, dass in Spanien Sozialisten und Konservative tatsächlich nie koalieren. Die Fronten sind dort klar. Korruption können allerdings in Spanien auch die Rechten. Ich würde sagen, dass Spanien notorisch korrupt ist. Es ist eine andere Form der Politik, wie wir sie kennen.
Nachdem ich hier schon an anderer Stelle mehr als einmal erwähnt hatte das ich schon in jungen Jahren zu der Einsicht gekommen war das „Politiker sein“ für mich nichts wäre und wer dann nun die genauen dafür Gründe wissen möchte, der braucht sich dann nur mal diese Artikel durchlesen und darauf achten welche -wie ich meine, schlechten- Voraussetzungen und Eigenschaften man laut den Autor habensollte um -vor allem erfolgreicher- Politiker werden und sein zu können. Es ist nicht so, dass ich nicht lügen könntae – im Gegenteil, ich denke ich kann sogar ziemlich gut, dennoch wäre es für mich kein… Mehr
Dem stimme ich zu. Und stellen Sie sich mal vor, Sie hätten eine Natur- oder Ingenieurwissenschaft studiert. Oder gar Mathematik. Vielleicht haben Sie das ja auch. Da müsste man als Politiker der aktuell in Deutschland agierenden Parteien (mit einer Ausnahme natürlich) ja geradezu schizophren werden. Das beste Beispiel ist für mich aktuell Frau Reiche, die durchaus kompetent ist. Man sieht ihr die innerlichen Schmerzen aber fast schon an, wenn sie etwas sagen muss, hinter dem sie gar nicht steht. Noch ein paar Anmerkungen zu Spanien, wo ich mich gerade aufhalte. Zumindest die Spanier in meinem Umfeld haben vom Sozialismus die… Mehr
Zu ihrem Beispiel und Frau Reiche gesagt: Hier fragt man sich dann doch, wie sich da dann noch eine kluge Frau, wie jene Frau Reiche, selber im Spiegel anschauen können will wenn sie dann wohlwissend die Unwahrheit und falsche Politik am verbreiten ist?!
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UND was in Spanien die Gängelei und Einschränkung bei Bank- und Zahlungsverkehr betrifft, solche Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen sollten die (Wahl-)Bürger eigentlich wach werden und aufschrecken lassen.
Wobei laut einen TE-Artikel wohl damit gerechnet werden muß, dass auch hier in Deutschland und gesamt EUropa solche Einschränkungen wie nun in Spanien kommen werden.