Was im Ukraine-Krieg in Berlin erreicht wurde, wissen „die Europäer“ nicht

Viele Regierungsvordere reisten nach Berlin und kehrten mit dem zurück, was sie daheim auch erfahren hätten. Ob Witkoff und Kushner von Selenskyj ohne die anderen etwas für ein Ende des Krieges erreichten, bleibt ihr Geheimnis.

picture alliance/dpa/dpa-Pool | Kay Nietfeld

Das tatsächliche Gespräch in Berlin fand zwischen Witkoff, Kushner und Selenskyj statt und dauerte etwa fünfeinhalb Stunden. Ein Ergebnis wurde nicht mitgeteilt. Das ist sehr leicht zu verstehen. Die zwei Amerikaner nehmen dieses nach Moskau mit und tragen es deshalb weder den Regierungsvorderen aus Europa noch den Medien vor.

Die politmedialen Verzierungen 

Berlin als „Hauptstadt europäischer Diplomatie“ gefeiert, als „diplomatischer Kraftakt“ (ARD) von Merz, der selbst größte „reale Chance für einen echten Friedensprozess“ seit 2022 sagt. Der Spiegel will Merz adeln: „Wie der Kanzler Europa zurück ins Spiel bringt“. Merz: „Wir haben jetzt die Chance auf einen echten Friedensprozess für die Ukraine.“ Merz: „Diese Pflanze ist noch klein, aber die Chance ist real.“ Die Pflanze ist das Narrativ vom möglichen Durchbruch. Merz: Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn werde „in diesen Tagen die Möglichkeit eines Waffenstillstands vorstellbar“.

Vereinbart wurde von Witkoff, Kushner und Selenskyj nichts, die europäischen Regierungspersonen hatten kein Gegenüber zum vereinbaren und über allem schwebt das ungeschriebene Gesetz: „nothing is agreed until everything is agreed“. Solange nicht alles vereinbart ist, ist nichts vereinbart.

Merz forderte Putin zu einer Waffenruhe über Weihnachten auf: „Man könnte doch auch die Zivilbevölkerung in der Ukraine zumindest in den Weihnachtstagen verschonen.“ Er hoffe auf „Reste an Anstand“ in Russland, wozu Selenskyj sagte, solche gebe es nicht. Welche Verhandlungsatmosphäre das gäbe, kämen da welche, wäre damit auch klar.

Trump in der Fernleitung: „Ich denke, wir sind jetzt näher dran als je zuvor.“ („I think we’re closer than ever.“) Er habe „sehr lange und sehr gute Gespräche“ („very long and very good talks“) mit Selenskyj, Merz und anderen europäischen Politikern geführt, „zahlreiche Gespräche“ mit Putin.

Alles ist also wie nach dem Treffen Trump und Putin in Alaska.

Merz‘ Diplomatie

Unter den Regierungsvorderen Merz, Dänemarks Frederiksen, Finnlands Stubb, Frankreichs Macron, Italiens Meloni, der Niederlande Schoof, Norwegens Störe, Polens Tusk, Schwedens Kristersson, des UK Starmer (nebst EU-Costa und EUvdL) ging es dann kontrovers über den Einsatz der festgehaltenen russischen Milliarden in der Ukraine. Die sieben, die das ablehnen, waren außer Meloni nicht dabei in Berlin.

Meloni mit den besten Drähten ins Weiße Haus, so BILD, ließ verbreiten, Europa bestünde nicht nur aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland, die sie letzte Woche nicht nach London gebeten haben – ein Affront für Italien, das nach Wirtschaftskraft und Zahl der Einwohner auf Platz drei in der EU steht. Dabei sollte Merz wissen: Spätestens beim EU-Gipfel Ende dieser Woche ist er auf Melonis Unterstützung dringend angewiesen.

Außer Spesen nichts gewesen, gilt jedenfalls für „Die Europäer“ und anderen nach Berlin gereisten. Witkoff, Kushner und Selenskyj waren eine getrennte Veranstaltung.

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Kommentare ( 44 )

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mediainfo
19 Minuten her

Er hoffe auf „Reste an Anstand“ in Russland, wozu Selenskyj sagte, solche gebe es nicht.

Mit solchen und anderen Botschaften werden die Medienkonsumenten in Deutschland verhetzt. Als ginge es in diesem Konflikt um Moral, gut gegen böse, Anstand gegen keinen Anstand. Und nicht nur um Interessen, Machtbereiche, und Rohstoffe. Der Ukraine-Krieg ist für mich ein Beispiel für die ungebrochene Wirkung von Kriegspropaganda. Gar nichts haben viele gelernt.

Vallis Blog
36 Minuten her

Politiker lügen. Dafür werden sie bezahlt. Schlimm wird es, wenn sie wie Merz den Mist auch noch selber glauben. Zeit für die Anstalt! Wie heißt diese Form des Hirnrisses eigentlich?

PaulKehl
42 Minuten her

Was haben Selenski und die Amis das Bundeskanzleramt zu blockieren? Das ist keine Wärmestube. Verhandelt in einer Shishabar. – In Holland ließen sie ihn sogar im Parlament seine Lügen erzählen. Anschließend standing ovation.

jensberndt
58 Minuten her

Eigentlich kann man nur hoffen, dass sich Trump und Putin möglichst schnell auf ein Ende des Krieges verständigen, dabei die kleinen europäischen Störenfriede nicht mehr daran teilnehmen lassen, Selensky durch sein kriegsmüdes Volk abwählen zu lassen, wir keinen Grund mehr haben, diesem korrupten System Geschenke machen zu müssen und unsere ukrainischen Bürgergeldempfänger zurück nach Hause schicken können. Oder bin ich zu naiv?

Nibelung
59 Minuten her

Viel Geschrei um nichts, denn die entscheidenden Protagonisten waren nicht dabei und werden sich auch nicht von ihren Vorstellungen und Gemeinsamkeiten abbringen lassen und dieser Budenzauber hat den deutschen Steuerzahler Millionen gekostet, denn es gab nichts neues an Erkenntnissen, außer der Tatsache, daß die Gefahr nachwievor besteht schwerst beschädigt zu werden, sollten wir die skizzierten roten Linien überschreiten. Wenn die Merz-Regierung nichts anderes zu tun hat, als den Retter der Welt zu spielen, dann ist das an Selbstüberschätzung nicht mehr zu übertreffen und nichteinmal in der Hochzeit unseres Bestehens, wäre ein vernünftiger Kanzler jemals auf die Idee gekommen, sich in… Mehr

Haba Orwell
4 Stunden her

Orban verweigert der EUdSSR die Gefolgschaft: „Ungarn hat den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit mit der EU bei russischen Vermögenswerte aufgegeben – Anti-Spiegel“ > „… „Ungarn hat den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit in Bezug auf die eingefrorenen russischen Vermögenswerte eingehalten. Daraufhin hat die EU Ungarn seiner Rechte beraubt. Ich bin der Ansicht, dass Ungarn von nun an nicht mehr verpflichtet ist, den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit einzuhalten, wenn die andere Seite sich davon ihn abgewandt hat, wie es hier eindeutig geschehen ist“, sagte Orban an Bord eines Flugzeugs auf dem Weg in die belgische Hauptstadt gegenüber Journalisten. … Orban meint, dass… Mehr

Haba Orwell
4 Stunden her

John Mearsheimer sieht die Kriegstreibenden:innen Westeuropas in der Sackgasse: „John Mearsheimer sagt, dass die Probleme Europas gerade erst beginnen – uncut-news.ch“ > „… Mit steigenden Steuern, begrenzten Kreditmöglichkeiten und blockierten russischen Vermögenswerten in belgischen Banken sind die Optionen begrenzt. Mearsheimer vermutete, dass die Europäer Selenskyj aufforderten, die Front zu halten, während sie versuchen, an die eingefrorenen Gelder – potenziell über 100 Milliarden Dollar – heranzukommen, um den Krieg fortzusetzen. … Die Europäer bleiben entschlossen und hoffen weiterhin auf einen russischen Zusammenbruch, obwohl Mearsheimer dies als illusorisch ansieht. …“ Alles für globalistische Korruption – die meisten Michels wollen nicht mal wissen,… Mehr

Laurenz
7 Stunden her

Ja, Herr Goergen, was würde es denn bringen, wenn die Europäer Bescheid wüßten? Bitte schreiben Sie uns da. Wie viele Divisionen Waffen-SS stehen dem Dulli aus dem Sauerland zur Verfügung, die er in die Ukraine schicken könnte? 5-10 Divisionen & schon säße Muttis ungeliebter Stiefsohn am Verhandlungstisch.

Ralph Martin
9 Stunden her

Das war recht clever von den Amerikanern.
Jetzt sollte dem Letzen klar sein wer Frieden und wer eskalieren will.
Die Amis haben in politischen Spielen eben doch die besten Strategen.

Gerd55
9 Stunden her

Woooooo sind die Experten(echte, also keine Parteisoldaten) hinter den deutschen Regierungspolitikern???????????????????????