Ist Ostern schon vor Karfreitag?

Das Osterlachen der orthodoxen Kirche soll Befreiung und Freude bringen – bei CDU und CSU bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Denn was als politische Auferstehung inszeniert wird, entpuppt sich als billige Maskerade, die uns mithilfe naiver Claqueure einem endlosen Karfreitag entgegenführt.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber

Der politische Karfreitag ist bereits weggewischt, bevor Ostern überhaupt anbricht. Nein, nein, die AfD soll nicht weiter in Düsternis ans ideologische Kreuz genagelt werden. Die Auferstehung naht schneller, als man denkt. Oder besser: als das verschlafene Bürgertum, das mit Wenig leicht zu beeindrucken ist, es schnallt.

Die CDU macht es also möglich! Ist doch christlich, oder? Hach, wie schallt es doch österlich aus aller Munde: Man darf die AfD nicht mehr karfreitagsmäßig ausgrenzen. Schluss mit „Kreuzige sie!“ Nicht mehr in ein politisches Grab verfrachten und das mit Felsen versiegeln. Den Blauen sollte man alle Posten geben, die ihnen im Parlamentarismus zustehen. Die Herren Wadephul (von dem der Durchschnittsdeutsche noch nie etwas gehört hat), Spahn, Linnemann und Co überschlagen sich förmlich.

Tja, Nagelprobe ist gleich nach Karfreitag: Bekommt die AfD den Vorsitz im Haushaltsausschuss, der der stärksten Oppositionsfraktion traditionell zusteht? Und endlich einen Bundestagsvizepräsidenten? Sonst ist alles nur Papperlapapp.

Auch der Berufsjugendliche der Mecklenburger Splitterpartei namens Amthor reiht sich ein: Hosianna! Sogar ein bayerischer CSU-Führer (bisher zuständig für die Verhinderung parlamentarischer Rechte der AfD) will vergessen machen, dass laut Söder AfD-Leute doch eigentlich „Parasiten“ sind. Im Nazisprech: vernichtet gehören. Kreuzige sie! Das soll nach Ostern alles Makulatur sein. Wie heißt es so schön: wer’s glaubt, wird selig.

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Dabei gibt Merz Alice Weidel noch nichtmal die Hand. Und mit den (auch) Unions-gesteuerten NGOs wird hinterrücks fleißig Hass und Hetze gesät. Wie tönte Merz noch vor Tagen in Unions-christlichem Hochmut: Kritik „von rechts“ ginge ihm am Allerwertesten vorbei. Und seine Saskia hielt im österreichischen Fernsehen passende Goebbels-Zitate parat. O sancta simplicitas – so soll 1415 der Reformator Jan Hus einer Frau entgegengerufen haben, die Holz für seinen Scheiterhaufen anschleppte. Geschichte wiederholt sich.

Und war es nicht die fröhliche Weinkönigin Klöckner, die selbstverständlich die AfD-Fraktion vor ihrer Wahl zur Bundestagspräsidentin „besuchen“ wollte. Und was ist daraus geworden? Außer dem dankbaren Jauchzen des Bürgertums, das wie immer mit Brosamen hoch zufrieden ist: nichts! „Termingründe“ machten das leider nicht möglich. Aber man hatte die erwünschten Schlagzeilen gemacht und Hoffnung bei den Naiven geweckt.

Denn was macht jene schwurbelnde Frau Klöckner in Wahrheit, also faktisch: Sie verbannt als Zuständige (!) die riesige neue AfD-Fraktion in die Besenkammer des Reichtstages. Währenddessen behalten Saskias zerriebene Truppen, die Lieblinge von dem Friedrich und dem Markus, ihren Fußballfeld-großen Saal, in dem nebenbei noch die Limousinen parken könnten.

Bei der in der CDU-Gunst ach so österlich auferstehenden AfD-Fraktion gelten plötzlich weder Brandschutz noch andere übliche Auflagen. Ich sage nur: Hus. Diese Baurechts-Karte ziehen CDU- und CSU-Kommunen nur, wenn Hallen für Blau gemietet werden sollen. Die Tische der Abgeordneten werden wortwörtlich von den Technikern des CDU/CSU-geführten Bundestagspräsidiums in Stücke zersägt.

Legehennen, für die sich Klöckner einst vehement einsetzte, haben mehr Platz. Aufschrei? Ich höre nichts … Im Gegenteil: Die Unions-„Christen“ feixen hinter vorgehaltener Hand. Und johlen beim Bier, dass das dumme Bürgertum schweigt.

Dies nur ein Beispiel, wie abgrundtief verlogen die Union ist. Klar, die können das Schmierentheater nur aufführen, weil sie mit der Dummheit des konservativen Publikums 180-prozentig rechnen können. Das merkt nichts.

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Aber das alles ist nichts, gemessen am Bauerntheater rund um die Personalie Linnemann. Wie überschlagen sich doch die Kommentare. Wie übertreffen sich die Ritterschläge. So viel Demut, Klarheit und Courage sei beispielhaft: Er verzichtet doch tatsächlich auf ein Ministeramt. Das sei ein Schlag für Merz, ein Karriereverzicht für Linnemann.

Meine Güte! Wie naiv muss man denn sein, um die Inszenierung der Komödie nicht zu durchschauen? „Menschgewordenes Rückgrat“ im Blick auf den General erinnert ein bisschen an Weihnachten, als mit Jesus alles begann.

Denn als Generalsekretär muss er doch erst recht den ganzen Zerstörungswahn von Merz und Söder vergolden, loben und preisen. Ähnlich dem Lobgesang der Jesus-Jünger nach der Begegnung mit dem Auferstandenen: weg mit den Zweifeln! Was er tut, das ist wohlgetan. Karriereverzicht? Wer das glaubt, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

Und wer steht sogleich auf der Matte: Corona-Versager und Masken-Profiteur Spahn. Auferstanden aus Ruinen. Welch ein Zufall. Wo er bei Trump/Kennedy jetzt wäre, das möchte ich hier gar nicht ausmalen. Nein, CDU und CSU wissen, wie man die politische Tragödie eines Wahldesasters in eine Schmierenkomödie wandelt und Tote geschickt auferweckt. Hollywood könnte das nicht besser inszenieren.

Apropos Trump: Der zeigt in Vollendung, wie man das Spielchen „Bad Boy Good Boy“ inszeniert. Er kabbelt sich mit Musk, alle Welt feiert schon das nahe Ende. Und kaum jemand merkt, was da wirklich gespielt wird. Höhepunkt könnte übrigens die von Musk gewünschte Öffnung der US-Grenzen für deutsche Fachleute und Ärzte sein. Dann sind Merz, Linnemann und Söder bald allein zu Haus.

"Nicht mehr mein Staat"
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Und die Schrumpf-Partei des Turban-Kochs treibt es noch bunter. Die präsentiert uns eine Namenlose für das Landwirtschaftsressort, weil der Idealkandidat samt Familie von „Linksradikalen“, wie es heißt, zermürbt und massiv angegriffen wurde. Da war die CSU-Empörung aber riesengroß. Bis auch der Letzte merkte, dass jene PETA-„Aktivisten“ aus genau dieser Hass-Saat wuchsen, die Söder selbst gesät hat: Bäume umarmen, Bienen retten, AfD zu „Parasiten“ machen, Öko idealisieren und mangels „C“ nun der Klimareligion frönen … Von nichts kommt eben nichts.

In der orthodoxen Kirche gibt es ja das Oster-Lachen. Das könnte man anstimmen über all dem Betrug und der Inszenierungen des Unions-Bauerntheaters. Wenn es nicht so ernst wäre. Wenn uns nicht mithilfe der naiven CDU/CSU-Wähler und -Claqueure ein ewiger Karfreitag bevorstünde.

Wer wissentlich diese Truppe gewählt und willentlich beworben hat, sollte in Mithaftung genommen werden. Und wer seine Hand zum „Staatsstreich“ (Ex-Verfassungsrichter Peter M. Huber) und zum Schulden-Desaster gehoben hat, sollte für alle Zeiten von politischer Verantwortung ausgeschlossen werden. Nur so könnte Ostern 2025 froh werden.

Jedenfalls politisch. Gemessen an den historischen Fakten des christlichen Glaubens ist es das sowieso. Denn ER ist wahrhaftig auferstanden.


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Kommentare ( 69 )

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69 Comments
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verblichene Rose
25 Tage her

Hat denn wirklich noch jemand gedacht, daß die genannten Abgeordneten/Politiker nur ihrem Gewissen gehorchen? Vom Einhalten des Grundgesetzes ganz zu schweigen…

Pragmatiker
25 Tage her

Pünktlich zum Osterfest: Mit feinstem Wortwitz und famosem Wissen nagelt Peter Hahne die sogenannten Christdemokraten an die Wand.
Merz & Co. haben es nach der Heuchelei im Wahlkampf nicht anders verdient. Erst die AfD plagieren, dann zur SPD ins politische Grab gestiegen.
Auferstehung der C-Parteien? Den Brandmauerstein zur Seite rollen und alles Woke platt machen.

Der Winzer
25 Tage her

So ist es, Herr Hahne !

Berlindiesel
25 Tage her

Man kann die Union verhöhnen, oder verachten, soviel man will, an der Realität kann man nichts ändern. Diese Realität besagt, dass die Union weiterhin rund ein Viertel der Wähler als harte Stammwähler hat. Und auch wenn es nur 22 Prozent wären – sie sind da. Da die Linken weiterhin stabil bei rund 38 bis 40 Prozent notieren – und deren Wähler ganz sicher nicht nach rechts driften werden – kann auch die AfD bei günstigsten Umständen keine absolute Mehrheit erreichen. Tja, und dann? Ich mag die Union auch nicht, aber sie ist da. Ihre Wähler sind da. Sie gehen nicht… Mehr

Last edited 25 Tage her by Berlindiesel
Kassandra
25 Tage her
Antworten an  Berlindiesel

Immerhin stehen die Wähler der union inzwischen ganz offen als „beschissen“ da. Allerdings ist ihnen nicht mehr gegeben, zu bemerken. Unauslöschbar die Indoktrination – und der örr setzt Tag für Tag neue Impulse, die die Tageszeitung dann am nächsten Morgen bestätigt. Gut. Es betrifft welche wie diesen Würth, die sich aus eigener Kraft ein kleineres oder auch größeres Imperium schufen, das nun, jedenfalls inländisch, anheim gegeben scheint. https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100683084/schraubenkoenig-wuerth-wird-90-das-sagt-er-ueber-trump-die-afd-und-merz.html Wie könnte es sonst eigentlich sein, dass solcher Würth sich nicht bitter darüber beklagt, derart von Merz über den Tisch gezogen worden zu sein? Gut – sein Steuersparmodell mit Kunst und entsprechenden… Mehr

Ho.mann
25 Tage her

Die rot-schwarzen „Demokratiebewahrer“ folgen derweil (noch) ihrer verlogenen Galionsfigur, die sattgrün geprägt einem Großteil der Bevölkerung drohend, natürlich unter Wahrung demokratischer Prinzipien, den Boden unter den Füßen wegziehen will. Deren Abzocker-Narrative dürfen und müssen dennoch alle bezahlen, auch die, die den Weg hinter die Fichte noch nicht verlassen haben.

Logiker
25 Tage her

Peter Michael Diestel (letzter DDR-Innenminister) in einem aktuellen Interview: „In der deutschen Politik haben sich Figuren breitgemacht, die in keiner Weise den Anforderungen der heutigen Zeit genügen. Politiker ohne Bildung und ohne Ausbildung, Politiker, die noch nie in ihrem Leben wertschöpfend gearbeitet haben, Politiker, die ihre Lebensläufe eigenhändig gestalten und dabei der Fantasie freien Lauf lassen, Politiker, die ihre Doktorarbeiten schreiben lassen müssen, weil sie es selber nicht können, zu faul sind, diese zu lesen und dumm genug, bei simplen Plagiatsprüfungen durchzufallen……… …… „Ich habe Angst vor der uns umgebenden politischen Dummheit!“ Und was machen die Wähler / Bürger ?… Mehr

Last edited 25 Tage her by Logiker
Michael Palusch
25 Tage her
Antworten an  Logiker

Das ein ehemaliger Politiker darüber klagt, dass heutige Politiker noch nie wertschöpfend gearbeitet hätten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Na gut, vor seinem Jurastudium war Diestel immerhin 2 Jahre als Bademeister und Rinderzüchter unterwegs. Das war’s dann aber auch schon mit der wertschöpfenden Tätigkeit.

Last edited 25 Tage her by Michael Palusch
Logiker
25 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

Rinderzüchter war in der DDR ein ehrenwerter und anerkannter Lehrberuf. Und als Bademeister brauchte man immerhin die Ausbildung zum Rettungsschwimmer.

Allemal besser als Klugsch…r und Besserwisser. Die gab’s und gibt’s überwiegend auf der anderen Seite der ehemaligen Grenze.

Das Ergebnis können wir gerdae bewundern.
Sie nicht?

Last edited 25 Tage her by Logiker
Michael Palusch
25 Tage her
Antworten an  Logiker

Nichts gegen Rinderzüchter und auch nichts gegen Bademeister. Aber zwei Jahre in diesen Tätigkeiten genügte nicht einmal in der DDR zum „Held der Arbeit“.

Epouvantail du Neckar
25 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

War dieser Distel im Nebenamt nicht auch noch IM?

Michael Palusch
25 Tage her

Da gab’s wohl mal Geraune, aber bewiesen wurde nie etwas.
Das er als Jurist und Leiter der Rechtsabteilung eines volkseigenen Betriebes zwangsläufig Kontakte zur Stasi hatte, kann man Diestel nicht vorwerfen.

Kassandra
25 Tage her

Tucker Carlson im Gespräch mit „longtime Canadian government official Maxime Bernier“ über kanadische Zustände nach Trudeau: https://x.com/TuckerCarlson/status/1912551772859851125
Wollen wir das alles für uns auch – so es nicht eh schon eingetreten ist?

Kontra
25 Tage her

Auf dem CDU Ticket reisen viele Figuren, die eher dem linken Bodensatz zuzuordnen sind. Ihr Vorteil, um den sie sehr genau wissen: Die konservative Stammwählerschaft, dieser erbärmlichen Partei, glaubt fest an den Osterhasen! Sie meinen immer noch, die Union wirds schon, zum Wohle aller, richten. Nein, aus die Maus! Es wird steil Bergab gehen mit diesem Land. Als Beleg dafür gabs heute wieder eine Flugzeugankunft in Leipzig, mit Kostgängern vom Hindukusch. Darauf ein Eierlikörchen……

Kassandra
25 Tage her

Hier der amerikanische joke, der gerne auch zu Ostern weiter erzählt werden kann. Sie haben einen Judge gefunden, der die Trump Order alle rückgängig macht: https://x.com/TheBabylonBee/status/1910460753435312218
Was die Frage aufwirft – was an durchgewunkenen Gesetzen ab den Merkelregierungen in einer Demokratie auch nicht standhalten können wird?

Last edited 25 Tage her by Kassandra
Lizzard04
25 Tage her

Heer Hahne, Sie haben das vermutlich Schlimmste dieser Falschspieler noch gar nicht erwähnt, dass sie uns in Ergänzung zu dem bereits beschriebenen Desaster auch noch so nebenbei in einen heißen Krieg mit Russland treiben! Und wieder steht die journalistische Zunft der selbsternannten Medien willig Spalier und klatscht Beifall! „I hope the Germans Love their Children too!“ In leichter Abwandlung eines Sting Songs aus den Achtzigern! Wo sind denn die Omas gegen Krieg? Offensichtlich zu dumm zu erkennen, wer die wirklichen Feinde des Souveräns sind!

Peter Gramm
25 Tage her

Politiker erzählen viel den ganzen Tag lang. Es hat seinen Grund, warum sie sich selbst so mit Geld und sonstigen Vorteilen förmlich zuschütten. Es sind die mit ihrer Kaufkraft immer schneller wertlos werdenden Währungen. Der US Dollar hat seit 1971 pro Jahr ca. 8,14% an Kaufkraft verloren. Der Euro steht ihm in nichts nach. Seit Einführung des Euros im Jahre 2002 hat diese Währung pro Jahr ca 9,2% an Kaufkraft eingebüst. Dem wollen sich unsere Politiker durch Überalimentierung und Überversorgung entziehen. Sie haben nämlich erkannt dass man mit normaler Händearbeit nur zu den Verlierern zählt. Als Basis für diese Erkenntnis… Mehr