Kein Ammoniak, kein AdBlue, kein Diesel – Kann jemand Habeck die Folgen seiner Politik erklären?

Mehr und mehr Unternehmen reduzieren ihre Produktion oder schließen gleich. So stehen jetzt bei den Stickstoffwerken SKW Piesteritz in Sachsen-Anhalt die Ammoniak-Anlagen still. Die Werke stellen etwa 40 Prozent des gesamten AdBlue-Bedarfs in Deutschland her. Ohne AdBlue fährt allerdings kein Diesel mehr.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Langsam werden die dramatischen Verwerfungen deutlich, die die rot-grüne Politik der Energieverknappung und Verteuerung hervorrufen und die immer weitere Bereiche in Krisen bringen. Mehr und mehr Unternehmen reduzieren ihre Produktion oder schließen gleich komplett.
So stehen jetzt bei den Stickstoffwerken SKW Piesteritz in Sachsen-Anhalt die Ammoniak-Anlagen still, wie bereits im TE Wecker gemeldet. Das ist deswegen dramatisch, weil aus diesen Anlagen neben Düngemittel auch der AdBlue-Zusatz für die Abgasnachbehandlung bei Dieselfahrzeugen kommen. SKW stellt etwa 40 Prozent des gesamten AdBlue-Bedarfs in Deutschland her, dabei handelt es sich immerhin nach Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung um bis zu fünf Millionen Liter – pro Tag.

Der Sprecher von SKW, Christopher Profitlich, gegenüber FOCUS online: »Grund für die Produktionseinstellung waren die Gaspreise, aber auch Entscheidungen der Politik wie etwa die Gasumlage, die eine deutsche Spezialität ist – in anderen Länder werden die Gaspreise stattdessen gedeckelt. Bisher schwankten die Gaspreise im Sommer zwischen 5 und 10 und im Winter zwischen 30 und 40 Euro pro Megawattstunde. Nun liegt der Preis zwischen 200 und 300 Euro und ist extremen Schwankungen unterworfen.«

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Ammoniak wird aus Erdgas hergestellt, dabei fällt auch AdBlue an. Erdgas ist sowohl Rohstoff als auch gleichzeitig Energiequelle, die die Wärme für die Produktion liefert. Die exorbitant hohen Erdgaspreise, auf die noch Umlagen, Abgaben, Steuern für einen räuberischen Staat kommen, richten Unternehmen zugrunde. Allein 30 Millionen Euro Gasumlage müsste SKW abdrücken – zu viel. Daher lieber Produktion und letztlich irgendwann das Werk schließen.

Die Folgen sind leicht ausgemalt: Es fährt kein Diesel-LKW mehr, der Güter transportiert, Pendler können nicht mehr in die Fabriken fahren und die Dieselbusse des Nahverkehrs bleiben stehen. Denn neue Euro 6-Diesel müssen nach EU-Vorgaben so ausgelegt sein, dass die Software den Wagen nicht mehr starten kann, wenn der AdBlue-Behälter leer ist. Der Fahrer sieht Warnhinweise verbunden mit Angaben, wie viele Kilometer er noch fahren darf. Technisch würde der Motor laufen, es kämen lediglich ein paar mehr Stickoxide aus dem Auspuff. Denn der Harnstoff reduziert im sogenannten SCR-Katalysator die Stickoxide; ein Sensor überwacht die Stickoxide und die Software regelt die Zufuhr von Harnstoff. Bei Dieselmotor im PKW ist das nicht viel; anders beim LKW-Motor, der erhebliche Mengen benötigt und übrigens schon wesentlich länger mit AdBlue-System läuft als der PKW.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr hat Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium über die Produktionsstopps informiert. Er fordert einen »Runden Tisch«: »Die flächendeckende Nichtverfügbarkeit von AdBlue hätte dramatische Folgen für ca. 90 % der Lkw-Verkehre, aber auch für Busse, die auf AdBlue angewiesen sind«, heißt es laut Focus Online in dem Schreiben. »Die Fahrzeuge müssten faktisch stehen bleiben, da sie ohne AdBlue nicht mehr betrieben werden können und dürfen. Die Lieferketten wären damit akut gefährdet, die Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen nicht mehr sicher.« Etwa zehn Tage würde es dauern, um die AdBlue-Produktion wieder zu starten. Andernfalls müsste SKW Kurzarbeit im Oktober anmelden.

Treppenwitz der Geschichte: wenn die Grünen beschließen müssten, dass alle Autos umprogrammiert werden, um ohne AdBlue fahren zu können. Denn auf ihr Betreiben geht zurück, dass die Diesel-Grenzwerte extrem verschärft wurden – garniert mit rigorosen Vorschriften, dass die Motoren sich nicht mehr starten lassen dürfen.

Alternative: Ohne Erdgas kein AdBlue, ohne AdBlue kein Diesel mehr, dann kann sich Deutschland schlafen legen. Oder Alternative: Sanktionen gegenüber Russland aufheben und darauf hoffen, dass wieder Gas geliefert wird. Kann das mal jemand Habeck erklären?

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Kommentare ( 173 )

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egal1966
1 Jahr her

Eine billige Ausrede und nicht einmal gut von Habeck. Es ist doch einerlei, welche Partei bzw Parteien in det Regierung sitzen, wenn quasi alle die gleiche Ideologie (außer die AfD) verfolgen. Ob nun der Bundeskanzler Scholz, Merkel oder Habeck heißt, ändert in der Politik rein gar nichts, weil alle in Grunde genommen das gleiche Ziel haben. War es nicht z.B Merkel, die man in trauten Beisammensein vielfach in ihrer Amtszeit mit grünen Spitzenpolitikern sehen konnte? Haben die sich dort über die neuesten Rezepte für Kohlsuppe unterhalten oder war es nicht eher so, daß die Grünen damals schon quasi in der… Mehr

egal1966
1 Jahr her

Nun ja Herr Douglas, die Frage ist doch eher, wieso sollte Russland überhaupt noch Gas in die EU liefern? Würden sie ihren Erzfeind, der sie vorher bis aufs Blut gereizt hat, danach noch irgendetwas geben, geschweige mit ihn noch Geschäfte betreiben? Dazu ist man in Russland schon länger dabei, die Jamal-Gasfelder, aus dem die EU ihr Gas bezog, mit den sibirischen Gasfeldern, die Richtung Indien und China Gas liefern, per Pipeline zu verbinden und so das für die EU bestimmte Gas nach Asien zu verkaufen. Denken sie die Russen sind „blöd“ und warten darauf, daß nun die EU angekrochen kommt,… Mehr

elly
1 Jahr her

Die Grünen lösen den angeblichen Arbeitskräftemangel: sie schaffen Arbeitsplätze ab und schon gibts keinen Mangel mehr.

Ein Mensch
1 Jahr her

Das verstehe ich jetzt nicht. Die Lebensmittel kommen doch aus dem Supermarkt, das ist doch gängige Meinung bei den ganzen Gutmenschen, Klimarettern und Russlandbesiegern. Wer braucht da denn noch LKW’s oder auch noch Nahverkehr. Man kann ja auch laufen und für längere Strecken gibt es das Lastenrad. Der Robi, das Annalenchen, die Küchenhilfe und der Pommespanzer machen doch keine Fehler. Also mal schön die Moschee in der Stadt lassen und den Genannten vertrauen.

doncorleone46
1 Jahr her

Die antidemokratische EU und das Zulassen, dass NGO‘s sowohl Brüssel als auch in Deutschland informell die Regierungsgeschäfte bestimmen, ist der Tod der freien Gesellschaft. Das gibt Kommunismus vom Feinsten auf dem Wohlstandsniveau der 50er Jahre.

doncorleone46
1 Jahr her
  1. Warum trägt die FDP das mit? Weil es wichtiger ist in einer ideologisch versifften Regierung zu sitzen, als das Land zu retten.
  2. Warum gibt es keine konzertierte Aktion der Oppositionsparteien (mit der AFD) um mit allen Mitteln, dies Feinde der Demokratie, des Landes, der Marktwirtschaft und nicht zuletzt auch Feinde des Volkes abzulösen?
daniela kirnes
1 Jahr her

Die Folgen seiner Politik ? Hab einen Kumpel der In Harz 4 lebt werde jetzt bei ihm zum duschen gehen und mein Handy aufladen und mich wenn es draussen kalt wird auch aufwärmen. Er braucht auch keine Angst vor mir haben da ich ja noch arbeiten gehe und dafür sorge, das es uns beiden gut geht.

Gruger1
1 Jahr her

Ich warte auf den Tag an dem sich das Volk erhebt alles andere hilft nichts mehr. Es muss komplett aussortiert werden bei den Oberen Herrschaften.

Wolfgang Richter
1 Jahr her

„Mehr und mehr Unternehmen reduzieren ihre Produktion oder schließen gleich“ Die folgen demnach Habecks Wirtschaftsdenken, um die Insolvenz auszuschließen. Tolles Konzept.

Julius Schulze-Heggenbrecht
1 Jahr her

Das SKW Pietseritz begründete die Einstellung der Produktion von AdBlue mit drastisch gestiegenen Energiepreisen und der Gasumlage, die ab Oktober gezahlt werden soll.
„Für uns lohnt es sich derzeit nicht, zu produzieren“, sagte SKW-Sprecher Christopher Profitlich gegenüber der Sächsischen Zeitung.
Ab Oktober müsse man 35 Millionen Euro im Monat an Gasumlage zahlen. Das sei mehr, als das SKW im Jahr an Gewinn erwirtschafte.
Tja …
Speditionen, Müllabfuhr, Krankenwagen Lebensmitteltransporte, Traktoren usw. können ja sicher ganz einfach auf Lastenfahrräder umstellen …