Diesseits und jenseits der “Brandmauer”

Allmählich wacht der Zentralrat der Juden auf, wenn es um den Antisemitismus in Reihen der Linken geht. Doch das ist ein Problem für die Funktionäre. Denn eigentlich sehen sie in eben diesen Linken Verbündete.

picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Zu “Josef Schuster + AfD” bietet die Suchmaschine Google jede Menge Ergebnisse an. Unter anderem warnt Schuster davor, dass es für Juden “ein Signal zur Auswanderung” sei, wenn die AfD in die Bundesregierung eintreten würde. Das ist eine Aussage von Gewicht. Denn Schuster ist Präsident der Zentralrat der Juden Deutschland – und damit der wichtigste Funktionär der Religion in einem Land, in dem für Juden die Frage der Auswanderung einst über Leben und Tod durch Völkermord entschied.

Dass sich die Vertreter von Religionen, NGOs, Gewerkschaften und anderen Interessengruppen gegen die AfD positionieren, ist nicht ungewöhnlich. Diesseits der “Brandmauer” sitzt die Bundesregierung samt den Reserve-Regierungsparteien Linke und Grüne. Die brauchen Lobbyisten, um etwas für die eigene Sachen zu bewegen. Vor allem Steuergeld, dass die Regierungsparteien großzügig über diesen Gruppen ausschütten. Soweit also nichts Außergewöhnliches.

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Wenn Schuster davon redet, dass es in Deutschland “Signale zur Auswanderung” gibt, dann ist da was dran. In Berlin warnt zum Beispiel die Polizeipräsidentin Barbara Slowik Juden davor, sich überall öffentlich als Juden zu erkennen zu geben. Etwa durch das Tragen einer Kippa. Damit meint sie Bezirke der Hauptstadt wie Neukölln. Dort hat die AfD bei der Bundestagswahl 13,0 Prozent erreicht, steht also nicht unmittelbar vor der Machtübernahme. Zwar gibt es in Neukölln eine bunte Vielfalt an Restaurants. Spätzle oder Sauerbraten in einem solchen Lokal zu finden, ist dennoch schwer. Auch wird der Stadtteil von einem mafiösen Clan beherrscht. Aber dessen Bosse heißen nicht Ganoven-Ede oder Luden-Sascha.

Um es abzukürzen: Neukölln ist arabisch dominiert. Und links. Die gleichnamige Partei erreichte dort bei besagter Bundestagswahl 30,0 Prozent der Erststimmen. Mehr als doppelt so viel wie die AfD. Wenn es im Verkehrsfunk heißt, der Hermannplatz oder die Sonnenallee seien wegen einer Demonstration gesperrt, dann geht es mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit gegen Israel. Arabische Nationalisten und Sozialisten aus Deutschland skandieren dann zusammen “From the river to the sea”, was nicht weniger als die Forderung nach der Auslöschung Israels bedeutet.

Die Linke hat sich jetzt selbst die Erlaubnis erteilt, anders über Juden zu reden als bisher. Mit der neuen Vollmacht dürfen Linke eigentlich alles über Juden sagen, solange sie es mit dem Halbsatz einleiten: “Ich bin ja wirklich kein Antisemit, aber Israel…” Nach 80 Jahren Unterbrechung gelten in Deutschland somit wieder Boykottanrufe gegen Juden als woke – die Linke als Pfleger der deutschen Tradition. Vor dem Verfassungsschutz müssen sie sich nicht fürchten – der ist gegenüber Linken gesichert untätig.

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Im Bundestag hat sich die Fraktion der Linken nun eine Rüge eingefangen. Präsidentin Julia Klöckner (CDU) bemängelte deren Zwischenruf, was in Gaza passiere, sei Genozid. Das sei eine Verharmlosung dessen, was unter anderem der jüngst verstorbenen Margot Friedländer in Deutschland widerfahren sei. Klöckner vermeidet zu sagen, dass die Linken an der Stelle den Holocaust verharmlost. Denn das ist in Deutschland ein Verbrechen. Dann müsste die Polizei aktiv werden, Staatsanwälte, der Verfassungsschutz oder das Staatsfernsehen.
Doch die schauen gesichert weg. Man sitzt schließlich zusammen auf der gleichen Seite der “Brandmauer” und da will man sich doch nicht untereinander wehtun – das würde nur der Partei jenseits der “Brandmauer” helfen.

Für den Zentralrat wird das zum Problem. Auch Schuster fühlte sich bisher diesseits der “Brandmauer” wohl. Jetzt merkt er, dass er sich damit auf der gleichen Seite befindet wie eine Partei, die den Boykott gegen Juden gerade als legitim erklärt hat. Also distanziert sich der Präsident des Zentralrats, fordert in der Bild eine klare Abgrenzung zur Linkspartei. Eine einsame Position auf seiner Seite der “Brandmauer”. Gerade hat die CDU mit Hilfe der Linken die Schuldenbremse aufgeweicht und ihren Chef Friedrich Merz zum Kanzler wählen lassen. Vor dem Hintergrund diskutieren die Christdemokraten, ob sie sich nicht gleich ehrlich machen sollen und die Zusammenarbeit mit der Linken auch öffentlich einzugestehen.

Schuster ist auf seiner Seite der “Brandmauer” willkommen, wenn er den Bewohnern dieser Seite hilft, ihren Feind einzumauern. Doch da sitzen halt auch Bewohner, die seiner Sache feindlich gegenüberstehen. Deswegen will er weiter mit der Linken die AfD einmauern und gleichzeitig die Linke einmauern. Ein Unterfangen, das vermuten lässt, dass Schuster bald die meisten Wege verbaut sein werden.

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Das zeigt sich jetzt am Beispiel der Rüge im Bundestag – wegen der linken Verharmlosung des Holocausts. TE stellt zuerst eine Anfrage, um Aufnahme in den Presseverteiler. Gar keine Reaktion. Dann eine Frage gezielt zu der Rüge. Immerhin lässt sich Pressesprecher Nils Lange zu einer Antwort herab: “Wir äußern uns dazu nicht.” TE wähnen Lange und Schuster jenseits der “Brandmauer”.

Mit einer Partei gegen die reale Bedrohung von Juden in Deutschland kämpfen, die Juden boykottieren dürfen will? Mit einer Partei gegen die reale Bedrohung von Juden in Deutschland kämpfen, die in den Stadtteilen mit Abstand die stärkste Partei ist, in denen diese Gefahr akut ist. Das hört sich nach einem aussichtlosen Unterfangen an. Doch Schuster muss sich fügen, wenn er auf seiner Seite der “Brandmauer” willkommen bleiben will. Sonst ist der schöne Einfluss futsch, das Steuergeld und die Einladung zu Empfängen. Die will Schuster nicht aufgeben. Zumindest solange die Linke noch nicht stark genug ist, zum Boykott seiner Person aufzurufen.

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Kommentare ( 12 )

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Mausi
27 Tage her

„Neukölln ist arabisch dominiert. Und links.“ Passt doch super zusammen: Judenhass-Sozialismus. Genau diese Verbindung, gab es die nicht schon einmal? https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2010_2_5_herf.pdf
„Doch Schuster muss sich fügen, wenn er auf seiner Seite der “Brandmauer” willkommen bleiben will.“ Sozialer Opportunismus, vgl. Herr Sarrazin? Er gehört einfach zur Natur von Rudelwesen.

Last edited 27 Tage her by Mausi
Moses
28 Tage her

Zentralrats der Juden verhält sich genauso wie unsere Regierung, was sonst. Hier liegt die schwierigste Frage für die deutsche Führung. Warum die konservative Mitte-Rechts-Partei eine Gefahr für die Demokratie darstellt, während die reuelosen umbenannten Kommunisten in ihren Augen durchaus ehrenwerte Demokraten sind.
So ein beschämendes Paradoxon ist es.

Montgelas
28 Tage her

Wenn ein Herr Schuster es schafft, in einer Organisation bis an die Spitze zu kommen, so sagt das eine Menge über diese Organisation aus!

Manfred_Hbg
28 Tage her

Mal abgesehen davon, dass mir auch von jenen Präsidenten des ZdJ, Herr Schuster, dessen sehr einseitige Vorgehen gegen die Rechten und gegen die AfD schon seit längerem aufgefallen ist und das auch hier bei TE schon mehrmals erwähnt hatte weil ich es sehr bemerkenswert finde das er seinen Mund bei den Linken und der antisemitischen „Bereicherung“ nicht aufbekommen tut, so gilt für mich dieses einseitige Vorgehen zum Beispiel auch für die „Jüdische Allgemeine“ und bei jener Expräsidentin Frau Knobloch. Wenn ich von denen etwas am hören war/bin worüber sie sich am sorgen und am beklagen sind, dann immer nur über… Mehr

Marcel Seiler
28 Tage her

Die Wahrnehmung des Zentralrats der Juden ist schon lange verzerrt. Mögliche Gründe:
(a) Finanzierung. Der Zentralrat bekommt viel Geld von der Bundesregierung.
(a) Alter: Vertreter des Zentralrats gehören nicht zu den Jungen. Sie wurden in der alten Bundesrepublik sozialisiert. Hauptthemen waren Nazi-Schuld und Vergangenheitsbewältigung; Antisemiten galten als rechts/Nazi. (Das stimmte schon damals nicht ganz). Da sind sie stehen geblieben. Sie leben nicht dort, wo es heute für Juden gefährlich ist; sie werden nicht an der Uni von Hamas-Freunden bedroht. Ihr Weltbild ist von gestern.

Nötig ist eine jüdische Interessenvertretung, die die Gegenwart sieht, nicht nur die Vergangenheit.

Last edited 28 Tage her by Marcel Seiler
Der Person
28 Tage her

Der Zentralrat der Juden und Josef Schuster persönlich haben sich während der Coronazeit für eine allgemeine Impffplicht ausgesprochen:

„Im Falle von Epidemien ist eine Impfung Pflicht. Grundlage ist das biblische Gebot, das Leben zu schützen und körperliche Schäden abzuwenden. Ein Impfzwang kann daraus allerdings nicht abgeleitet werden…[]…Impfgegner und Corona-Leugner radikalisieren sich in einem erschreckenden Ausmaß. Bei Einführung einer allgemeinen Impfpflicht sind noch stärkere Proteste und Gewalt nicht auszuschließen. Dennoch wiegt der Gesundheitsschutz der Gesamtbevölkerung schwerer. Daher halten wir eine allgemeine Impfpflicht für unumgänglich.“, Presseerklärung, 17.03.2022

Dazu kommt, dass der Mann Arzt ist. Der hat also zweimal nichts begriffen…

Mausi
27 Tage her
Antworten an  Der Person

Für mein Gefühl ist das jemand, der zu Gelegenheiten redet, zu denen die Aussage Schweigen ist Gold passt. AM war ein Genie hinsichtlich der Anwendung dieses Mottos. Und vielleicht ist das Gegenstück zum Schweigen nicht das Reden, sondern das Tun. Wenn Schweigen ist Gold nicht passte, war es für AM die Gelegenheit nicht nur zu reden, sondern zu tun. Z. B. Abschaltung der Kernkraft. Sie hat es perfektioniert, um ihre Ziele des GrünSozialismus zu verwirklichen. Wäre er unter Hitler zum Widerstand gegangen? Aber gut, vielleicht organisiert ein Herr Schuster in der letzten Zeit die sichere Ausreise von Menschen jüdischen Glaubens.… Mehr

prague
28 Tage her

Danke für diesen Artikel. Der ZR derJuden, wird von Gnade der Herrschenden allimentiert, genau wie die Jüdische Algemeine und die beissen nicht die Hand, die sie füttert. leider geht es ihnen nicht um jüdische Mitbürger, aber nur um Geld. Es ist nicht erst jetzt sichtbar, was die Linksgrünen über die Juden denken und wie sie den Islam beschützen.Wie sie einverstanden sind, wenn man die Hamas mit Steuergeld unterstützt, damit sie mehr Israelis und Juden massakrieren können, da hört man von diesen Oberjuden kein Wort der Kritik. Sie kritisieren und diffamieren die AFD, die dagegen ist. Diese Menschen von ZRJ interesieren… Mehr

Teiresias
28 Tage her

Schuster macht nicht nur Liebkind bei den Branntmauerparteien (was finanziell noch verständlich wäre), sondern auch mit den Teils den Muslimbrüdern nahestehenden Islamverbänden, die Erdogans verlängerter Arm in Europa sind. Der Zentralrat verzichtet nicht nur auf jede Kritik an den Islamverbänden, die letztlich den muslimischen Antisemitismus organisieren und finanzieren, sie treten auch bei gemeinsamen anti-AfD-Veranstaltungen auf. Sie beklagen sich jetzt neuerdings über den Antisemitismus von links. Daß dieser aber längst mit dem muslimischen Antisemitismuzs gemeinsame Sache macht und den religiös koranbasierten Antisemitismus zum Antikolonialismus umdeutet (obwohl der islamische Antisemitismus seit den Anfangstagen dws Islam lange vor der Kolonialzeit existierte), das wird… Mehr

H.H.
27 Tage her
Antworten an  Teiresias

Wer Judentum und Kolonialismus im Einklang sieht, der muss ja wohl geistesgestört sein.

Elmar
28 Tage her

Die CDU/CSU, die SPD und die Grünen importieren täglich Judenhasser was das Zeug hält. Sie sind also nicht besser als die Linken. Ich denke, dass es dem Herrn Schuster darum geht, wie die linken NGO’s ebenfalls Staatknete abzugreifen. Deshalb muss er auf derselben Seite der Brandmauer bleiben, wie die Linken.

MfS-HN-182366
28 Tage her

Ob die Präsidenten des Zentralrats IN Deutschland Galinski oder Schuster heißen, spielt keine Rolle. Diese Männer nehme ich als »Berufsjuden« wahr. Meine Sympathie hat immer Israel gegolten, jedoch diese »Eiferer«, »Indiewundestocherer« und »Dauerschuldmacher« sind mir ein Übel. Sie dienen nicht der Völkerverständigung!