Die EU will die Natur retten und dafür am liebsten alles Menschliche zurückbauen. Zurück zur Wildnis! Klingt nach grünem Paradies, ist aber blanker Irrsinn. Ein Kommentar über städtisch sozialisierte Romantiker, die Natur mit dem abgedroschenen, sinnentleerten Begriff "bio" verwechseln und deren gefährliche Sehnsucht nach der Steinzeit.
picture alliance / imageBROKER | Raimund Linke
Träume werden wahr! Wenn man den weisen Ratschlüssen der EU folgt. Denn dann müssen Städte zurückgebaut und die Betonfundamente der Windmühlen schlagartig entfernt werden. Und damit auch die Winddinger.
Freude! Natur statt Beton!
Wir Landbewohner finden das ganz wunderbar. Wir plädieren schon lange für kleine inhärent sichere modulare Atomreaktoren auf dem Parkplatz hinter der Kläranlage, das ist weit genug weg, und wir haben stattdessen endlich wieder freien Blick auf die bewaldeten Höhen des Vogelsbergs. Allerdings sähen wir es ungern, wenn renaturierte Städter massenhaft bei uns auftauchten, um auf den Wiesen und Äckern zu zelten.
Denn bei der EU ist man ehrgeizig: Es geht um nichts geringeres als „bessere Lebensräume“ in der EU. „Kernanliegen der Wiederherstellungsverordnung sind die kontinuierliche Erholung der Natur, insbesondere der Artenvielfalt und der Widerstandsfähigkeit aller Ökosysteme der Gesamtlandschaft sowie die Leistung eines Beitrags zur Erreichung der Klimaschutzziele und die Erfüllung eingegangener internationalen Vereinbarungen.“
Die Natur ist also krank. Nicht bei uns auf dem Land, aber in den Städten: Also weg mit denen! Oder wird auch hier wieder die sonderbare Vorstellung gepflegt, man könne das Klima schützen? Vielleicht durch das Verbot furzender Rinder?
Über 80 % der europäischen Lebensräume, konstatiert man bei der EU, seien „in schlechtem Zustand“, die biologische Vielfalt nehme kontinuierlich ab. Angestrebt wird eine „grünere Zukunft“ durch „Beseitigung nicht heimischer Pflanzen auf Wiesen, in Feuchtgebieten und Wäldern; die Wiederbefeuchtung trockengelegter Moorgebiete; Verringerung und/oder Einstellung des Einsatzes von chemischen Pestiziden und Düngemitteln; Förderung der Erhaltung der Wildnis.“ Wildnis, dein guter Freund und das geliebte Habitat des Wolfs. Da freut sich der Schäfer.
Doch leider wird der weise Beschluss des europäischen Parlaments noch nicht umgesetzt. Es wehren sich die üblichen Egoisten wie Bauern, Forstleute und Jäger. Und erst die Weinbauern!
Kurzum: Zu früh gefreut. Das wird nix.
Schon mosern die üblichen Korinthenkacker: Was soll das heißen: „Auf 20 Prozent aller Land- und Wasserflächen“ sei „Natur wieder herzustellen“? Also das, was vor Urzeiten womöglich da war: undurchdringlicher Dornenverhau oder Sumpfmarsch? Insbesondere die Bauern finden die Idee nicht sonderlich erhebend, ihre seit Jahrhunderten gepflegten Ackerflächen wieder „der Natur“ zu überlassen, trockengelegte Moore zu bewässern und keinen Dünger mehr ausbringen. Kurz: den Laden dichtzumachen.
Weil man ja Obst und Gemüse und Fleisch auch aus anderen Ländern und auch noch viel günstiger beziehen kann, da die Bauern dort nicht permanent von einer Institution wie der EU gegängelt werden? Ja, so denkt man offenbar bei der EU. Die Spezialisten dort wissen offenbar nicht, dass der Gegensatz von Kultur und Natur nicht existiert, Natur ist die gesamte belebte Umwelt. Oder dass „Wildnis“ nichts Romantisches ist, wo der Hirsch die Hirschin küsst und der Schmetterling glückstrunken über dem seerosenbestückten Weiher taumelt.
Und, wie gesagt: warum müssen hier wieder die Bauern herhalten – und warum wird nicht die Versiegelung der Landschaft durch Städte, Autobahnen, Windkraftanlagen und Solarpaneele auf Ackerland beklagt?
Doch vielleicht fühlen sich die Spezialisten bei der EU jetzt unverstanden. Sie sind eben Romantiker! Sie wollen es schön haben! Sie träumen von den Moorgeistern… Vom weißen Nebel… Sie wollen sich einmal wieder so richtig gruseln.
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt! –
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
In unkultivierter Natur herrscht Krieg Aller gegen Alle, das ist der, genau: Naturzustand.



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Ab der „linken“ GH Kassel haben wir in den 1980ern so hart wie sonst nirgends gegen diese beschriebene fanatische Selbsthass- Naturschutzideologie gekämpft: diese kam senerzeit wirklich nicht von links, sondern aus der biederen (teils rechtsradikalen) Romamtik- Biologismus-.Kleinbürgerideologie der 1920/1930er Jahre, die in 1972 bis 1984 wieder aufgewärmt wurde: und wo war sie federführend? Im konservativen Weihenstephan und im seinerzeit konservativen Hannover, im CSU und CDU – Land. Daran sehen wir: die Basis der Grünen kommt von rechtsaußen (Spätromantik 1820ff ) und von linksaußen (radikaler Feminismus aus den USA) zugleich! So irre waren die 1980er! Die Professoren Hülbüsch (Pflanzensoziologe), Mayer(Bodenkundler) ,… Mehr
Sie haben leider Recht: In der Akademiker- Eu sitzen viel weltfremde Naturträumer (Biologen, Pädagogen, Polit- WS…) und dazu unbedarfte Techniker, die dieser Rhetorik nicht entgegenstzen wissen: dann das ist sehr schwer! Also stimmt man als Hilfloser der Romantik der Halbirren einfach zu und man hat den Klatteradatsch!
Zitat: „Über 80 % der europäischen Lebensräume, konstatiert man bei der EU, seien „in schlechtem Zustand“, die biologische Vielfalt nehme kontinuierlich ab.“ > Ach nö, droht nun etwa schon wieder ein „Weltuntergang“? Standen wir -wenn ich mich recht erinnere- nicht grad erst in den ~1970ern vor einen „Weltuntergang“ als es dort hieß: „Deutschland wäre durch den sterbenden Wald bald waldfrei“ und „die Ostsee wäre in kurzer Zeit durch irgendwelche Grundablagerungen völlig tot“? Na ja, nachdem seit den 70ern etwa 50 Jahre um sind, kann man nach einen halben Jahrhundert ja mal wieder einen „Weltuntergang“ ausrufen. (Iro/Zynism off) Ich habe ja… Mehr
Natur ist schon wichtig, Naturschutz auch (da schließe ich ausdrücklich Klimaschutz aus, den gibt es nicht). Fakt ist, wir leben in einer Kulurlandschaft und die bedarf einer Nutzung/Pflege. Zum Ökosystem gehört natürlich auch der Mensch, aber auch alles andere, da darf man nicht verkennen. Ein sorgloser Umgang mit der natur ist falsch. Allerdings finde ich es auch falsch, irgendwelchen sinnfreien Illusionen hinterher zu laufen, die nur Bürokratiemonster sind und nicht funktionieren. Der Naturschutz der letzten Jahre hat gut funktioniert, viele Arten sind zurückgekommen, manche so stark, dass man wieder regulieren muss (Wolf, Biber). 1993 haben die EU-Länder die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie beschlossen.… Mehr
Nix das, das Motto der Grünen: Wir zerstören die Umwelt, um das Klima zu retten! ist immer noch gültig. Die Städter versauen sich ihre Umwelt selber siehe den „neue“ Gendarmenmarkt in Bürlün. Eine trostlose tote Fläche, selbst das Toilettenhäuschen wurde entfernt. Früher ganz groß, jedes Haus soll auf dem Dach begrünt werden, auf alle Fälle alle Neubauten. Und? Nix! Man schaue sich mal in China um, dort werden die Städte gezielt begrünt vom Baumhaus in Shangai ganz zu Schweigen. Aber die Städter geben sich damit nicht zufrieden, sie wollen überall die Umwelt vorfinden die sie gewohnt sind und versauen auch… Mehr
Es gibt in Deutschland bereits den „Wildnisfonds“ des Bundesumweltministeriums. Dort werden, von der Öffentlichkeit unbemerkt, NGOs mit Millionen ausgestattet, um hochwertige Wälder zu Höchstpreisen zu kaufen und anschließend das Holz nicht zu nutzen, sondern alles sich selbst zu überlassen. Und das, obwohl die Kassen leer sind und Bund und Länder bereits die größten Waldbesitzer Deutschlands sind! Die Regierung könnte sich erstmal um die eigenen Wälder kümmern, bevor weitere auf Steuerzahlerkosten gekauft werden. Teilweise werden Wälder, die vor 10-15 Jahren privatisiert wurden, für den 5fachen Preis wieder zurückgekauft. Das ist ökonomischer Irrsinn ohne ökologischen Nutzen.
> Oder dass „Wildnis“ nichts Romantisches ist, wo der Hirsch die Hirschin küsst und der Schmetterling glückstrunken über dem seerosenbestückten Weiher taumelt.
Das klingt fast so, als ob man nur zwei Geschlechter der Hirschenden:innen annehmen würde. Im Text fallen Diverse Hirschende unter.
Ebenfalls müsste es wohl Schmetterling:in heißen?
> Angestrebt wird eine „grünere Zukunft“ durch „Beseitigung nicht heimischer Pflanzen auf Wiesen, in Feuchtgebieten und Wäldern
Das ist aber Fremdenfeindlichkeit, strikt gegen die Willkommenskultur. Soll irgend ein Waldführer angekommene Pflanzen remigrieren? Wo ist Correctiv, wenn man die Genossen braucht? Wo bleibt die Antifa?
> Ein Kommentar über städtisch sozialisierte Romantiker, die Natur mit dem abgedroschenen, sinnentleerten Begriff „bio“ verwechseln und deren gefährliche Sehnsucht nach der Steinzeit.
Manche hysterisieren so gerne ob der drohenden Kalifate, doch mit diesen wäre man zumindest im Mittelalter angekommen. Das wäre auf jeden Fall fortschrittlicher als die Steinzeit, in die der Glorreiche Westen aus eigenem Antrieb will.
„In unkultivierter Natur herrscht Krieg Aller gegen Alle.“ Ganz genau! Das wird dann geschehen, wenn die durch Blackouts und Hunger verzweifelten Staedter ueber’s Land ziehen, um sich mit dem zu versorgen, was ihnen fehlt, dem Prinzip „Whatever it takes“ folgend. Wehret den Anfaengen!