Der abstruse Hype der Bundesregierung um den „Klimachampion“ Kenia

Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock loben in jüngster Zeit immer wieder Kenia als Vorbild in Sachen Klimaschutz. Das ist abstrus, besonders wenn dann auch noch die Immigration dortiger Fachkräfte nach Deutschland ins Spiel kommt.

IMAGO / Jürgen Heinrich
Kenias Staatschef William Ruto bei seinem Besuch im Bundeskanzleramt am 28. März 2023
Kenia habe eine große Strahlkraft im Kampf gegen den Klimawandel, verkündet Kanzler Olaf Scholz nach seinem Besuch in Nairobi. Und deshalb wünscht er sich den Zuzug von Migranten aus dem afrikanischen Land. Eine Win-Win-Situation, da es dort ja „sehr gut ausgebildete Fachkräfte“ gebe.

Das Knüpfen freundschaftlicher Bande hat im Falle Nigerias ja bereits wunderbar geklappt – dann soll das wohl auch mit Kenia gelingen. Schließlich hat die Außenministerin das Land als vorbildlich gerühmt, was seine Klimasensibilität betrifft.

Die Kenianer sparen an Energie, wo sie nur können! Während in Deutschland 503,8 Milliarden Kilowattstunden an Strom in einem Jahr verbraten werden, bescheidet sich Kenia mit gut 8 Milliarden Kilowattstunden. Na bitte! Geht doch! Jedenfalls dann, wenn man ein bitterarmes Land ist. Die Kenianer sparen nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Wer keine Industrie hat, braucht auch weniger Strom. 

Vorbildlich? Genau! Wir ahnen bereits, worauf das in Deutschland hinauslaufen soll. Denn nun kommt der Bundeskanzler um die Ecke und verkündet, das Land habe eine große Strahlkraft im Kampf gegen den Klimawandel. „Kenia ist ein inspirierender Klimachampion.“ Und deshalb wünscht er sich den Zuzug von Fachkräften aus Kenia. „Wir sehen in Kenia ein großes Potenzial für die Fachkräftemigration in vielen Bereichen unserer Wirtschaft“, hat er nach einem Treffen mit Kenias Staatschef William Ruto in Nairobi gesagt. Eine Win-Win-Situation, da es dort ja „sehr gut ausgebildete Fachkräfte“ gebe – und Deutschland zu wenige davon hat.

Kenia hat also zu viele? Werden nun all die Ingenieure und Techniker und IT-Fachkräfte nach Deutschland migrieren, die in Kenia nicht zum Zuge kommen, weil die dazugehörige Industrie fehlt? Die ja, nach Annalena Baerbocks Logik, dort gar nicht erst entstehen soll, weil sie zu viel Energie benötigt? Rätsel über Rätsel. 

Wer die Massenmigration nach Deutschland spätestens seit 2015 beobachtet hat, wird die Sache mit den Fachkräften ausgerechnet aus einem afrikanischen Land womöglich kritisch sehen. Wandern nicht seit Jahren Hunderttausende solcher Fachkräfte bei uns ein, die in mehrheitlich kaum Kenntnisse und Fertigkeiten aufweisen, die sie für den Arbeitsmarkt interessant machen? Brauchen wir noch mehr von ihnen? 

Doch womöglich stimmt es ja, dass es in Kenias Hauptstadt Nairobi eine „innovative Start-up-Szene im IT-Bereich“ gibt. Dann fragt es sich erst recht, wieso wir Entwicklungshilfe an ein Land zahlen, dem wir die Fachkräfte entziehen wollen, die es zu seiner Entwicklung vielleicht selbst brauchen könnte.

Noch immer wird in Kenia übrigens überwiegend Viehwirtschaft betrieben (und werden Rosen für den Export angebaut) – aber auch Viehhirten brauchen wir nicht, wir blasen ja soeben der eigenen Landwirtschaft das Lichtlein aus.

Dass Migration eine Lösung deutscher Probleme sein könnte, ist nicht nur irreführend. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: die bisherige unkontrollierte und rein moralisch begründete Einwanderung zerstört offenbar die Förderung des vorhandenen und autochthonen deutschen Fachkräftepotenzials, und zwar bereits in den Schulen. Seit Inklusion das Zauberwort ist, richtet sich das Unterrichtsniveau nach den Schwächsten. Mittlerweile richtet es sich viel zu oft nach den Schülern aus, die kaum Deutsch sprechen und verstehen und die hier und da in den Klassen die Mehrheit stellen.

Von Integration kann keine Rede sein. 20 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule und am Ende der Sekundarstufe I können schlecht schreiben, lesen und rechnen, was meistens die Kinder mit Migrationshintergrund betrifft. Das Kinderquälen während der angeblichen Pandemie hat die Lage nicht verbessert, doch sinkende Leistungen werden bereits seit zehn Jahren festgestellt. Dank der Zuwanderung ist die Schülerschaft heterogener, die Kitas können nicht ausreichend Sprachförderung anbieten. Hinzu kommt ein eklatanter Lehrermangel.

Immer häufiger entlassen Schulen ihre Schüler ohne all die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die junge Menschen für eine Lehre brauchen. Hinzu kommt, dass die etwas Aufgeweckteren oft eine akademische Ausbildung vorziehen – in den Geisteswissenschaften ohne Aussicht auf beruflichen Erfolg.

Man nennt so etwas wie den deutschen Fachkräftemangel hausgemacht. Aber es klingt wahrscheinlich viel bunter, vielfältiger und weltoffener, wenn man als woker Politiker zur Behebung des selbstverursachten Mangels bis nach Afrika reist. Hauptsache, in den deutschen Ausgaben von Pippi Langstrumpf kommt kein „Negerkönig“ mehr vor.

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Kommentare ( 59 )

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Franjo
11 Monate her

Tja was solls denn?
Wer braucht schon Deutschland wenn die Deutschen sich selbst freiwillig abschaffen lassen ohne sich dagegen zu wehren?
Ein Land der Lemminge und schliesslich kommt es der Politik entgegen wenn die Einwohner verdummen!

Fossilmagd
11 Monate her

Dieser Bundeskanzler ist nur noch peinlich, um nicht zu sagen eine Schande für unser Land. Wie in einigen anderen afrikanischen Staaten gibt tatsächlich auch in Kenya eine Start-Up-Szene im IT-Bereich. Sie suchen DORT = IN Kenya händeringend ausländische INVESTOREN, die DORT mit ihren Investitionen dabei helfen, eine neue afrikanische Mittelschicht IN AFRIKA heranzuziehen. Im Klartext: Hiesige Geldgeber sollen Geld nach Afrika investieren, damit Afrikaner dort bessere Chancen haben, um sich dort etwas aufzubauen. Lesen kann manchmal sogar Bundeskanzlern (m, w, d) helfen: https://www.africa-business-guide.de/de/chancen/afrikas-lebendige-start-up-szene-840422 Obige Website wird übrigens gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen… Mehr

Deutscher
11 Monate her

Die armen Afrikaner werden wieder mal schamlos ausgenutzt. Man wedelt mit dem Scheckbuch und verspricht ihnen westliche Knete, wenn sie sich auf den grünen Unfug einlassen. Man weiß, dass sie nicht nein sagen werden, denn sie sind ja auf jeden Cent scharf und werden dafür alles mitmachen. Kein Kontinent ist käuflicher als Afrika. Die stellen ihre Völker auch für medizinische Großversuche am Menschen zur Verfügung, wenn die Dollars und Euros in die Taschen der Mächtigen rollen. Genau so exportieren sie „Fachkräfte“, wenn die monetäre Gegenleistung stimmt: Ähnlichkeiten zu Kolonialismus und Menschenhandel vergangener Jahrhunderte sind rein zufällig! Künftige woke Generationen werden… Mehr

Last edited 11 Monate her by Deutscher
Nachrufer
11 Monate her

Zum im Forum nur kurz erwähnten Bevölkerungswachstum in Kenia: 1960 hatte das Land gut 8 Millionen Einwohner, 2021 waren es bereits 53 Millionen, das Durchschnittsalter lag 2021 bei 20 Jahren, vgl. https://www.laenderdaten.info/Afrika/Kenia/bevoelkerungswachstum.php. Für 2050 kann man von etwa 85 Millionen ausgehen, vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/349173/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-kenia/. In vielen anderen afrikanischen Ländern gibt es ähnliche Steigerungen. West- und Osteuropa sowie China können ihren Bevölkerungsschwund also problemlos ausgleichen.

hansmuc
11 Monate her

Das jemand wie Scholz, der sich ja eigentlich immer, zumindest bis zur „Ampel“, als Pragmatiker gab, dieses verlogene, an Schwachsinn grenzende Spiel der Grünen, mitspielt, zeigt das wahre Ausmaß der Katastrophe, die quasi unaufhaltbar auf uns zuzurollen scheint.

Hans Wocken
11 Monate her

„Seit Inklusion das Zauberwort ist, richtet sich das Unterrichtsniveau nach den Schwächsten.“ – Dieses Urteil zeugt von wenig Sachkenntnis und empfinde ich als primitive Polemik.

MichaelR
11 Monate her

Das was sie beschreiben ist mit dem neuen Präsidenten vorbei. Sie können auch nicht Kenia mit dem gesamten Afrika vergleichen, denn die Unterschiede sind gewaltig. Afrika ist ja nicht ein großes Land, sondern nur ein Kontinent. Europa ist doch auch nicht ein Land…

MichaelR
11 Monate her

Ein armes Entwicklungsland wie Kenia so hoch zu loben ist schon etwas unverständlich. Vielleicht ist Kenia ja ein Vorbild, weil in ganz Kenia Plastiktüten verboten sind; wenn das ein Grund ist Kenia als »Klimachampion« zu bezeichnen ist aber einiges nicht so ganz richtig bei Scholz und Baerbock. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt gerade einmal bei 1.759 EUR, wobei berücksichtigt werden muss, dass etwas mehr als 1/3 der Bevölkerung (insbesondere auf dem Land) in bitterer Armut leben. Gut entwickelt ist in Kenia die Korruption, denn dabei ist man so ziemlich auf dem besten Weg einen der oberen Platze einzunehmen. Kenia erreicht 32 von… Mehr

fatherted
11 Monate her

Eigentlich müssten die Grünen dann ja nach Kenia auswandern….geht aber nicht…..ihre Sprecherin der Grünen Jugend würde ja gerne alle Weißen aus Afrika „raus kehren“…..also wieder nix. Immerhin könnte Frau Baerbock den Kenianern auch ein paar Tipps geben, wo sie Ihre Plumpsklos im Kral aufstellen….darin scheint sie Expertin zu sein…wenigstens etwas.

Ulrich
11 Monate her

Die nigerianischen Fachkräfte im IT-Bereich sind wohl schon in Deutschland angekommen? Gibt es jetzt keine E-Mails aus diesem Land, in denen reiche Erbschaften angekündigt werden? Spässle muss sein.
Es soll auch in diesen Ländern Menschen geben, die die dort heruntergekommene Infrastruktur vor dem völligen Zusammenbruch bewahren. Ich denke da z.B. an medizinisches Personal. Will Scholz die allen Ernstes abwerben? Der kenianische Staatschef scheint, wenn er dem zustimmt, in der Tradition seiner Häuptlingsvorfahren zu stehen, die den Geburtenüberschuss ihrer Region als Sklaven an Araber und Portugiesen verkauft hatten.