Auf der Suche nach Motivation: Bestimmt Putins Befindlichkeit den Überfall? – Teil 2

Im ersten Teil wurde dargelegt, dass der Vernichtungskampf Putins gegen die Ukraine keiner tatsächlichen Ratio folgen kann. Welche Erklärung es dennoch geben könnte, ist Inhalt der nachfolgenden Überlegungen.

IMAGO / ITAR-TASS

Im ersten Teil wurde dargelegt, dass der Vernichtungskampf Putins gegen die Ukraine keiner tatsächlichen Ratio folgen kann. Welche Erklärung es dennoch geben könnte, ist Inhalt der nachfolgenden Überlegungen.

Die Legende von den Faschisten

Aufschlussreicher als die von Putin bemühten Narrative von der Nato-Bedrohung und einem Genozid in der Ukraine ist die Erzählung von den Nazis und Faschisten, die die Ukraine angeblich quälten. Ivan Rodionov, als Chefredakteur des Berliner Ablegers des russischen Staatssenders RT Putins Mann für Kreml-Propaganda im deutschsprachigen Raum, erklärte mir in einem freundschaftlich geführten Gespräch im Anschluss an eine gemeinsame Talkshow recht detailliert, dass diese Nazi-Erzählungen beim russischen Volk tiefe Emotionen auslösten. Deswegen stehe Russland vorbehaltlos hinter Putins Vorgehen in der Ukraine.

Kurzum: Nichts verfängt bei dem einfachen Russen mehr, als jene vom KGB und der Sozialistischen Internationale kultivierte Hasserzählung gegen das, was dort als Faschist bezeichnet wird.

Ganz im Sinne der kommunistischen Lesart ist ein Faschist auch für einen Putin jeder, der zwei Grundbedingungen erfüllt: Der Faschist ist erstens gegen die Weltherrschaft des Kommunismus und gegen diesen überhaupt, sowie zweitens jemand, der den reaktionären, bürgerlichen Vorstellungen von souveränen Nationalstaaten anhängt.

Es liegt auf der Hand, dass diese Kopplung notwendig ist, denn die kommunistische Weltdiktatur des Proletariats verlangt zwangsläufig den sozialistischen Internationalismus in der Überwindung eben jener bourgeoisen Nationen, die zudem in dieser Erzählung die alleinige Verantwortung dafür tragen, dass es regelmäßig zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, welche erfahrungsgemäß nur zwischen Nationalstaaten stattfinden können.

Der ukrainische Nationalismus ist Faschismus

Naheliegend insofern, dass die Faschisten-Erzählung nicht nur der ungeteilten Zustimmung des Durchschnittsrussen zur „militärischen Spezialoperation“ im Nachbarland dienen sollte, sondern dass Putin auch selbst zutiefst davon überzeugt war und ist, es in der Ukraine tatsächlich mit Unmengen jener Faschisten zu tun zu haben. Schließlich verstößt allein schon die Vorstellung von einem ukrainischen Volk, das sich selbst in einem Nationalstaat organisiert, nicht nur gegen die großrussische Nationalphantasie, sondern per se gegen die sozialistische Internationalismus-Doktrin.

Wir dürfen hierbei unterstellen, dass Putins großrussische Vorstellungen nur unbewusst einer identischen bourgeoisen Gedankenwelt entspringen – in seiner sozialistischen Erziehung prägt ihn hingegen immer noch die Vorstellung, dass das einst sowjetische Russland gleichsam nur der erste Kristallisationspunkt des weltumspannenden Internationalismus ist auch dann, wenn der Sozialismus sich als Gesellschaftsform in Putins Vorstellungen ebenso überlebt hat wie die Demokratie. Die antifaschistische Ablehnung des Nationalstaats übrigens eint Putin beispielsweise mit Angela Merkel, die in ihrer DDR-Prägung mit einer Nation auch nichts anzufangen wusste – vor allem nicht mit ihrer eigenen, der deutschen, deren Wohl zu dienen sie dennoch offenbar in einer Anwandlung von politisch-pragmatischer Mogelei mehrfach geschworen hatte.

Als plötzlich Hass des Putins Gesicht verzerrte

In der konkreten Situation, in der Putin nun seinen Überfall auf das Nachbarland zu begründen suchte, bediente er sich insofern sehr rational auch jener kommunistischen Faschismuserzählung, um sein Volk hinter sich zu einen. Doch zudem geschah etwas, das jene westliche Vorstellung einer Putin gern zugeschriebenen, rationalen Intelligenz in ihren Grundfesten erschütterte.
Wirkte der Herr des Kreml bei seinen Auftritten ohnehin schon aufgeschwemmt und etwas unkonzentriert, so wandelte sich sein Gesicht an einer Stelle zu einer hassverzerrten Fratze, als er, ohne Namen zu nennen, gegen die demokratisch gewählte Führung der Ukraine als von einer „Bande von Rauschgiftsüchtigen und Neonazis“ geiferte.

Hier brach sich etwas Bahn, das ganz tief unter der sonst so stoischen Fassade des KGB-Mannes lauerte. Etwas, von dem Insider berichten, dass es immer dann geschieht, wenn Putin sich persönlich angefasst fühlt. Der sonst so scheinbar kühl abwägende Politiker wird unvermittelt zu einem verbalen Schläger, der im in Leningrad erlernten Gossen-Jargon rhetorisch um sich prügelt. Erfahrungen dieser Art mussten schon andere machen beispielsweise dann, wenn sie es gewagt hatten, auf Pressekonferenzen Fragen zu stellen, die Putin missfielen, weil sie seine Kompetenz zu hinterfragen schienen.

Was aber könnte es sein, das Putin mit Blick auf Kiew derart aus der Rolle fallen und zu einem hasserfüllten Berserker werden lässt?
Die Antwort auf diese Frage lässt sich möglicherweise in einem Vorgang finden, der für westliche Beobachter derart fern der Vorstellung liegt, dass statt dieser möglichen, überaus simplen Antwort ständig nach hintergründigen, machtpolitisch definierten Ursachen und Begründungen suchen lässt.
Um diese mögliche, simple Antwort dennoch geben zu können, müssen wir ein paar Jahre zurückspringen.

Die Antwort gibt eine Sitcom

Im Jahr 2015 – Putin hatte gerade die Krim annektiert und den Osten der Ukraine faktisch in Besitz genommen – produzierte eine ukrainische TV-Produktionsgesellschaft mit dem Namen „Kvartal95“ etwas, das als Sitcom bezeichnet wird. Eine Sitcom ist ein Projekt, bei dem die einzelnen Folgen keinem von Anfang bis Ende durchdachten Drehbuch folgen, sondern die Leitidee situativ von Folge zu Folge auch mit viel Improvisation weiterentwickelt wird. Das hat zur Konsequenz, dass manche Handlungsstränge plötzlich verschwinden können oder sich angerissene Dramaturgien unerklärt umkehren. Naheliegend, dass dieses auch bei dieser Sitcom festzustellen ist – das allerdings hat nichts mit Putin zu tun.

Die Sitcom, die sich der russischen und der ukrainischen Sprache bedient, wurde in diesen Ländern zu einem unerwarteten Erfolg, und ihr Hauptdarsteller, ein jüdischer Ukrainer, der sich einen Namen als Comedian gemacht hatte, erst zum Star und dann in der realen Welt zu jenem Präsidenten, den er in der Sitcom verkörperte. Es dürfte unnötig sein, den Titel der 23 Folgen von jeweils rund 20 Minuten Dauer an dieser Stelle zu erwähnen – der Vollständigkeit halber tun wir es dennoch: Sie heißt auf Ukrainisch „Sluha narodu“ und im verwandten Russisch „Sluga naroda“, was beides auf Deutsch „Diener des Volkes“ bedeutet.

Man kann es so sagen: „Diener des Volkes“ war es, was den Hauptdarsteller Wolodymyr Selenskyj erst zum Star und dann am 21. April 2019 mit einer Zustimmung von knapp 73 Prozent in der Stichwahl zum Präsidenten der Ukraine machte.

Der Schauspieler verkörperte durch seine unerwartete Wahl an sich schon etwas, das dem mächtigen Nachbarn im Kreml überhaupt nicht gefallen konnte. Denn die überzeugende Zustimmung, die Selenskyj zum Politiker machte, verknüpfte dieser unverhohlen mit der Feststellung, dass ähnliches in allen Ex-Sowjetrepubliken möglich sei, wenn das Volk es wolle. Das konnte und musste durchaus als Kampfansage gegen jenen Putin verstanden werden, der vor nichts mehr Angst hat als davor, dass auch sein russisches Volk es wagen könnte, sich von ihm zu emanzipieren.

Eine Sitcom, die mehr als Komödie ist

Das allerdings allein ist es nicht, was das Verhältnis Putins zu Selenskyj prägt. Die eigentliche Ursache ist in jener Sitcom zu suchen und zu finden, in der das Kvartal95-Team nicht nur eine umfassende Beschreibung der ukrainischen Realität mit ihrer Korruption, dem allgegenwärtigen Nepotismus und den strippenziehenden Oligarchen im Hintergrund liefert, sondern auch wiederholt an die Ukrainer appelliert, dieses „System des Proletariers“, wie es explizit bezeichnet wird, endlich zu überwinden.

Unverhohlen auch propagiert Selenskyj alias Wassyl Petrowitsch Holoborodko die nationale Identität der Ukrainer und ihr natürliches Recht, selbst über ihr Geschick zu entscheiden. Dazu gehört aus Sicht des Dank Crowdfunding unerwartet gewählten Sitcom-Präsidenten unausweichlich die Westbindung der Ukraine und das Ziel, Mitglied der Europäischen Union zu werden – wenngleich die zwar humoristisch vorgetragene, aber dennoch offensichtliche Darstellung der ukrainischen Binnenverhältnisse verstehen lässt, warum ein solcher Weg noch vor mancher Hürde stehen muss.

Ein Auftritt Merkels

Gleichwohl ist es einer von vielen unterhaltsamen Höhepunkten, als Holoborodko auf dem Fußweg zu seinem Amtssitz plötzlich einen Anruf auf Smartphone erhält. Am anderen Ende der Leitung meldet sich das Bundeskanzleramt, das nach der bejahten Frage, ob sie mit „dem Präsidenten“ verbunden seien, sofort die Verbindung zu Angela Merkel herstellt. Die damals wichtigste Frau Europas hält sich nicht lang mit Vorrede auf, sondern platzt sofort heraus: Es sei ihr eine besondere Freude, dem Präsidenten zur Aufnahme in die EU zu gratulieren.

Die floskelreiche, gegenseitige Freude springt ein wenig hin und her, bis Holoborodko sagt, dass das ukrainische Volk Merkel zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet sei. Darauf eine kurze Schrecksekunde – und Merkels Nachfrage: Wieso Ukraine? Sie spreche doch mit dem Präsidenten von Montenegro!
Holoborodko klärt, nun schon sichtlich entgeistert, auf – die Telefon-Merkel macht es kurz, vermeldet ein „falsch verbunden“ und bricht das Gespräch ab. Holoborodko ist am Boden zerstört.

Wer sich das Vergnügen machen möchte, diese und andere gut platzierte Spitzen im Original anzuschauen: Bei arte läuft gegenwärtig das Original mit deutschen Untertiteln, abrufbar auch über die dortige Mediathek.

Drei kräftige Spitzen gegen Putin

Es sind solche Szenen, die die gut besetzte Sitcom nicht nur lebensnah, sondern auch unterhaltsam machen. Und dazu gehört neben Merkel, die als Finanzquelle des maroden ukrainischen Staatshaushalts gleichsam ständig über allem schwebt, auch Wladimir Putin als ständige Bedrohung für den jungen ukrainischen Staat. Dreimal wagte es die Kvartal95-Crew dennoch und gerade deshalb, den Präsidenten des Nachbarlandes zwar indirekt, dennoch aber unmittelbar in den Mittelpunkt ihrer Satire zustellen.

In der ersten Szene betritt der frisch inthronisierte Präsident das ukrainische Parlament, dessen Abgeordnete, alle eher am eigenen als am Wohl des Volkes interessiert, sich wie üblich lärmend fast schon prügeln über irgendwelche belanglosen Anträge. Holoborodko möchte zu ihnen sprechen, ist aber angesichts des Tumults chancenlos – bis er laut in den Saal ruft: „Putin wurde gestürzt!“. Sofort herrscht Stille, Selenskyj/Holoborodko kann seine Ansprache halten.

In der zweiten, deutlich später platzierten Szene herrscht wiederum Tumult. Dieses Mal sind es aufgebrachte Bürger, die dem Sitcom-Präsidenten angesichts von Reformen, die Holoborodko auf Druck der Weltbank durchsetzen musste, ein ständiges „Schäm Dich, schäm Dich“ entgegenschleudern. Wieder versucht der Präsident, sich Gehör zu verschaffen. Wieder chancenlos. Bis ihm die Situation im Parlament einfällt und er erneut „Putin wurde gestürzt!“ ruft. Sofort Ruhe – und Selenskyj leise zu seinem Begleiter: „Das funktioniert immer!“

Werden bereits diese Szenen einem Putin im Kreml mehr als despektierlich erschienen sein – und wir dürfen unterstellen, dass er die Sitcom spätestens gesehen hat, als Selenskyj realer Präsident geworden war -, so setzt das Team dem in der Abschlussfolge als tatsächlich letzte Sequenz das Sahnehäubchen auf.
Als das unbestechliche Holoborodko-Team in der biederen Wohnung der Eltern einen ersten, wichtigen Sieg über die Korruption feiert, indem es den mit Stanislaw Boklan perfekt besetzten Ministerpräsidenten und zynisch-eloquenten Strippenzieher in einer Liveshow entlarvt hatte, klingelt wieder einmal das Smartphone des Präsidenten. Der, in Feierlaune, gibt das Ding einem Kumpel, der annimmt, um abzuwimmeln. Doch es kommt anders. Der Mittelsmann wendet sich etwas irritiert an Selenskyj/Holoborodko: „Für Dich. Der Präsident der Russischen Föderation.“ Darauf die ungläubige Rückfrage des total Überraschten: „Putin???“. – „Nein, der Neue!“.
Damit endet die Sitcom.

Putin wird zutiefst beleidigt sein

Es ist offensichtlich, dass der uneingeschränkt humorlose Putin im Kreml neben der Despektierlichkeit spätestens diesen Abschluss als persönliche Attacke auf seine Präsidentschaft aufgefasst haben wird. Und wir können davon ausgehen, dass das Team um den späteren Präsidenten der Ukraine es auch genauso gemeint hat. Allerdings dürften die Akteure 2015 noch nicht davon ausgegangen sein, dass ihre gut gemachte Satire durch die Wahl Selenskyjs tatsächlich Realität werden würde. Für Putin allerdings müssen diese hintergründigen Angriffe auf sein zunehmend entrücktes Selbstverständnis eine tiefe Kränkung dargestellt haben – der sich zudem das ukrainische Volk in Gänze schuldig gemacht hat, als es den Chef einer „Bande von Rauschgiftsüchtigen und Neonazis“ 2019 zu seinem Präsidenten machte.

Und so sollten wir bei allen Analysen und der Suche nach den globalpolitischen Zielen des Wladimir Putin auch bedenken, dass der eigentliche Auslöser seines terroristischen Überfalls ein überaus unmenschlich-menschlicher sein könnte: Die Rache eines zutiefst beleidigten Psychopathen dafür, dass es ein unbedeutender Gaukler und dahergelaufener Schauspieler sowie dessen ukrainische Faschistenbande gewagt haben, ihn, den unantastbaren Präsidenten der Supermacht Russland, auf solch erniedrigende Weise der Lächerlichkeit preiszugeben.

Vielleicht finden wir hier zudem sogar die Erklärung für jenes ominöse „Z“, welches auf allen Fahrzeugen der Terrorarmee prangt, die in die Ukraine eingefallen ist. Denn das lateinische „Z“ ist die Transkription des kyrillischen „З“. Und dieses wiederum ist in der russischen Schriftsprache der erste Buchstabe des Nachnamens des ukrainischen Präsidenten, welcher wiederum im Englischen mit einem „Z“ beginnt. Kann es also sein, dass es sich bei dem gesamten Überfall auf das Nachbarland als „Operation Zelensky“ ursprünglich nur und ausschließlich darum drehte, dass Putin seine persönlichen Rachegelüste an einem Schauspieler ausleben wollte, der zum Präsidenten wurde? Dafür spräche zumindest der schnelle Vorstoß auf Kiew über Weißrussland und die umgehende Aufforderung Putins an das ukrainische Militär, die „faschistische Bande“ in Kiew abzusetzen und zu inhaftieren. Der nun erfolgende Umweg über den Süden und Osten des Landes wäre dann nichts anderes als der verzweifelte Versuch der Moskowiter, doch noch irgendwie das Gesicht zu wahren und am 9. Mai irgendetwas als Sieg des Fehlschlags verkünden zu können. Die möglichen Rachegelüste eines Leningrader Straßenschlägers auf dem Sessel des Präsidenten des flächenmäßig größten Landes der Erde wären damit allerdings nicht befriedigt.

Zugegeben auch: Die Suche nach politischen und sonstigen, tiefsinnigen Beweggründen dafür, dass der Präsident Russlands sein eigenes Volk durch den Überfall auf ein Nachbarland zutiefst beschädigt und zudem zum Massenmörder an Unschuldigen wird, ist ohne Zweifel spannend und bleibt unverzichtbar. Vielleicht aber auch ist die ganze Angelegenheit tatsächlich derart einfach und simpel mit einer tiefen, persönlichen Kränkung zu erklären, die zu verschleiern sich Putin komplexe Russlandsbedrohungs- und Genozidszenarien ausgedacht hat.

Es wäre zumindest nicht das erste Mal in der Geschichte, dass eine menschliche Befindlichkeit in eine große menschliche Katastrophe geführt hat.

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Kommentare ( 53 )

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53 Comments
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Johann Thiel
2 Jahre her

Entgegen Herrn Spahns farbenprächtigen Konstruktionen und Zuschreibungen bezüglich der Person Putins, scheint mir ausgerechnet dieser, der Einzige der in diesem Konflikt rational handelt. Verdeckt wird dieses lediglich durch seine Fehleinschätzung hinsichtlich der Umsetzbarkeit seines Vorhabens.

Jede andere Großmacht hätte in vergleichbarer Situation ebenso gehandelt. Da gibt’s gar nichts herumzupsychologisieren. Aber gönnen wir ruhig Herrn Spahn die Freude endlich ungezügelt und bar jeglicher Einwände auf seinen „Liebling“ eindreschen zu können. Leider fehlt dem Ganzen bei allem Unterhaltungswert und trotz eindrucksvoller Belebung des Kommentarbereichs weiterhin eine rationale und objektive Komponente.

Dirk Bender
2 Jahre her

Professor Max Otte hat auf Twitter eine Aufsehen erregende Quellensammlung von Rnaud Bertrand übersetzt. Es ist eine bemerkenswerte und in der Treffsicherheit der einzelnen Zitate eine deprimierende Sammlung eindringlicher Warnungen von Historikern, Geostrategen, Militärs, Top-Diplomaten, ehemaligen Ministern, CIA-Experten und Ex-Botschaftern. Dazu gehört auch der ehemalige Top-Analyst der CIA in Russland, der zugibt, dass der Krieg ein Fehler der USA ist. Sie alle hatten – teils schon seit den frühen 90er-Jahren – davor gewarnt, die NATO bis an die Grenze zu Russland zu erweitern. Was wir jetzt sehen, lag als klare und präzise Einschätzung quasi auf dem Tisch. Die Warnungen wurden… Mehr

cosinus
2 Jahre her

Die so genannten Putin-Trolle sind halb so schlimm – die gibt’s nur in den sozialen Medien. Die NATO-Trolle dagegen treiben ihr Unwesen auch in den „Qualitätsmedien“ und in der Politik, was viel schlimmer ist. Denn die sozialen Medien muss ja niemand lesen, wenn sie ihn ärgern. Den Folgen der idiotischen Politik dagegen entrinnt keiner. Und die tägliche Indoktrination durch ZDF & Co muss jeder zumindest bezahlen, auch wenn er diese Institutionen für Volksaufklärung und Propaganda nicht konsumiert.

Querdenker73
2 Jahre her
Antworten an  cosinus

Müssen wir wirklich?? Was wäre, wenn (nur) jeder Fünfte im Land den A… in der Hose hätte, seine Zwangsabbuchung zu widerrufen? So viele Strafverfahren wären gar nicht zu bewältigen! Damit wäre auch der ständigen Versuchung im Lande, das Grundgesetz nach Belieben den eigenen politischen Machenschaften anzupassen, gegengewirkt! Was wäre, wenn Verfassungsrichter, die einer Einladung zum Kaffeekränzchen bei der Kanzlerin folgen, mit sofortiger Wirkung ihres Amtes enthoben würden? Was wäre wenn Regierungsmitglieder, die den obersten Verfassungsschützer des Landes entlassen, weil dessen Erkenntnisse nicht dem gewünschten politischen Inhalt entsprechen, mit sofortiger Wirkung zum Rücktritt gezwungen werden? Ja, was wäre dann? Die Demokratie… Mehr

kosmoparat
2 Jahre her

Ein hervorragender Artikel, der den Wahninn des russischen Bürgerkrieges auf diese küchenpsychologische Ebene herunterbricht. Ich halte die Vermutungen des Autors für plausibel. Eben weil es nicht das erste mal wäre, das der Wahnsinn des Krieges durch gekränkte Befindlichkeiten von Herschern ausgelöst wurde. Das letzte Beispiel, an das ich mich erinnern kann, war der fatale und genauso irre Irak Krieg, den die USA 2003 begonnen haben. Wochen vor dem Einmarsch verhöhnte Saddam Hussein auf üble Weise die USA im irakischen Fernsehen, und auch persönlich den damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Dieser, darauf angesprochen, entgegnetedamals dann auf einer Pressekonferenz eisig und an… Mehr

DietzeW
2 Jahre her

Zwei Minuten Recherche bei Wikipedia: 1. Das „Z“ wurde schon in Syrien 2011 vereinzelt angetroffen, 2. -es bezeichnet westliche Armeeeinheiten. Westen heißt auf russisch „Zapad“, jedenfalls, wenn man so „transkribiert“, wie Sie „Zelenskij“….

Meyer
2 Jahre her
Antworten an  DietzeW

Wenn Sie meinen… Aber es sollte Ihnen nicht entgangen sein, dass es kein „Z“ im russischen Alphabet gibt!?
Meine Theorie für die Verwendung dieses Zeichens ist etwas pragmatischer: Da beide Konfliktparteien vielfach noch die gleichen Militärfahrzeuge und sonstigen Ausrüstungsgegenstände aus alten Soviet-Zeiten verwenden, hatten die Russen vielleicht die Befürchtung, viele unnötige Verluste durch „friendly fire“ zu erleiden, weil nicht hinreichend zwischen Freund und Feind unterschieden werden kann. Um die eigenen Kobattanten optisch besser zu kennzeichnen, hat man sich ev. dazu entschieden, diese mit einem „Z“-ähnlichen Zeichen zu markieren, auch wenn dies die Tarnfähigkeit etwas verschlechtert.

Last edited 2 Jahre her by Meyer
DietzeW
2 Jahre her
Antworten an  Meyer

Ockhams Rasiermesser würde sagen: „Z“ steht für Westen, so interpretiert ja auch die ukrainische Armee dieses Zeichen. Latinisiert wurde es, weil es aus drei geraden Strichen besteht und somit als Zeichen sowohl leichter anzubringen, als auch deutlicher erkennbar ist, als ein verschnörkeltes griechisches „з“, wie запад.

DietzeW
2 Jahre her
Antworten an  Meyer

Und ja, friendly fire mag der Grund sein, überhaupt eine Kennzeichnung vorzunehmen, sicher aber nicht: „Zelenskij“.

DELO
2 Jahre her
Antworten an  DietzeW

Das „Z“ bezeichnet überhaupt nichts und schon gar nicht „westliche Armeeinheiten“. Es ist ein Zeichen, daß selbst der blödeste Russe aus der hinterletzten Ecke Sibiriens sich gerade noch merken kann, um nicht auf die eigenen Leute zu schießen. Die Klamottenfahrzeuge Russlands und der Ukraine kommen eh aus der selben Produktionshalle.

Dreiklang
2 Jahre her

Dass Putin seiner Abneigung Selenskyjs alle strategischen Positionen hintanstellt, ist vielleicht vorstellbar, aber doch weit hergeholt. Denn strategisch gesehen kann Russland, wie sich die Dinge jetzt darstellen, in der Ukraine nur verlieren. Was als nächstes kommt, ist kaum vorauszusagen – evtl. doch etwas gegen „NATO-Territorium“ , aber die große Entscheidungsschlacht wird in der Ukraine nicht mehr gesucht werden.

Stiller Ruf
2 Jahre her

„Die Dämonisierung Putins ist keine Politik! Sie ist lediglich das Alibi für die Abwesenheit von Politik.“
Henry Kissinger

Last edited 2 Jahre her by Stiller Ruf
0816
2 Jahre her
Antworten an  Stiller Ruf

Lobbyismus für einen fremdländischen und feindlichen Diktator und Kriegsverbrecher ist Verrat am eigenen Land. Ein Verhalten, welches dem einer zum Islam konvertierte IS-Braut extrem ähnelt.

Michael Theren
2 Jahre her
Antworten an  0816

und was ist dann die Kollaboration mit der uns beherrschenden „Elite“ ? Putin zumindest wird unsere Lebensart nicht zerstören, der will nur billiges Gas verkaufen…

bkkopp
2 Jahre her
Antworten an  Stiller Ruf

Kissinger hat dies aber lange vor dem Überfall auf die Ukraine gesagt.

Stiller Ruf
2 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Und? Kosmopolitismus ist zeitlos! Sie können aber auch mit der konkreten Position Kissingers, die er 2014 ZUM sich anbahnenden Ukraine-Komplex nochmal sehr deutlich gemacht hat, Vorlieb nehmen:
„Die Ukraine aus russischer Sicht darf niemals bloß ‚Ausland‘ sein“ Der Westen solle daher eine Linie wählen, die auf „Aussöhnung“ abzielt. Zudem sollte die „Ukraine nicht der #NATO beitreten“. https://washingtonpost.com/opinions/henry.  

Westmann
2 Jahre her

Möglich das sie recht haben. Ich habe gestern die These gehört das Putin den Amerikanern auf den Leim gegangen ist die ihn so lange gereizt haben bis er sich zu seiner Wahnsinnstat hat hinreißen lassen. Sollte es so sein wäre es genial, sie entledigen sich nicht nur des russischen Problems ohne selbst einen eigenen Schuss abzufeuern, durch die dumme Brutalität der Russen gibt es nun die reale Chance, das das russische Öl im Boden bleibt und dafür im Gegenzug die Amis mit gutem Gewissen ihre Ölförderung hochfahren und für teuer Geld auf dem Weltmarkt verkaufen können.

Dat Dingens
2 Jahre her

Werter Herr Spahn (und auch die anderen Redakteure): Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es ist, tagein tagaus die zahllosen teils unter die Gürtellinie zielenden kritischen Kommentare der Putintreuen (teils echte TE-Leser, teils Trolle) unter den Artikeln lesen zu müssen, noch dazu jeweils mit Dutzenden Daumen hoch von Gleichgesinnten oder Trollkollegen bzw. Bots. Das sollte Sie aber nicht dazu verleiten, in einer Trotzreaktion den ukrainischen Präsidenten, seine Hinterleute (ukrainische und US-amerikanische) und das Handeln seiner Regierung ausschließlich durch die rosarote Brille zu betrachten. Selbstverständlich kann ein Quereinsteiger als Spitzenpolitiker gute Arbeit leisten, sogar ein ehemaliger Schauspieler ist dazu in… Mehr

0816
2 Jahre her
Antworten an  Dat Dingens

Ein Putin-Troll spielt die Rolle des Nachdenklichen – einfach lächerlich.

Montesquieu
2 Jahre her
Antworten an  Dat Dingens

Können Sie sich vorstellen, dass nicht hinter jeder anderen Einschätzung etwas anderes steckt als ein Bot, ein Troll oder ein „Putintreuer“?
So kann man sich natürlich von Zweifeln auch isolieren.

Nachdenklicher
2 Jahre her

Mich stört bei solch komplexen Zusammenhängen immer wieder die schnelle Polarisierung nach Gut/Böse bzw. Schwarz/Weiß. Wenn ich das Schwarze erkannt habe, dann ist das andere das Weiße ist grundsätzlich total falsch. Das Valentinsmassaker 1929 war schrecklich und die ausführende Gang wurde von allen anderen als besonders böse angesehen. Daraus zu folgern, dass die Opfer die Guten waren, die Mitleid und Unterstützung bräuchten war bekanntermaßen falsch. Beide Seiten zu bekämpfen konnte jedoch das Problem dahinter auch nicht lösen, denn das war die Prohibition und ihre Auswirkungen. Als primäre Ursache könnte man u.a. die Bierfasszerhackenden Suffrogetten werten. Ursache zu sein heißt aber… Mehr