Außen grün, innen rot: Das grüne Personalaufgebot spricht für eine linke Bundesregierung

Ex-Verdi-Chef Frank Bsirske drängt es für die Grünen in den Bundestag. Auch sonst wimmelt es nur so von links gestrickten Bewerbern. Schwarz-Grün: passé?

imago images / Metodi Popow

Parteimitglied der Grünen war Frank Bsirske, der streitbare linke Gewerkschafter, schon, als er 2001 an die Spitze der mitgliederstärksten deutschen Gewerkschaft Ver.di gewählt wurde. Bis zum September 2019 führte er Ver.di 18 Jahre lang. Jetzt will der 68-Jährige für die Grünen in Niedersachsen in den nächsten Bundestag einziehen, muss dafür aber erst in dem von ihm ausgesuchten Wahlkreis Wolfsburg von der Parteibasis nominiert und dann von einem Landesparteitag auf einem aussichtsreichen Listenplatz positioniert werden. Dass ihm das nicht gelingt, gilt als eher unwahrscheinlich.

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Denn die Personalie Bsirske steht für eine Personalentwicklung bei den Grünen, die so gar nicht zur gesellschaftlichen Wahrnehmung einer künftigen schwarz-grünen Bundesregierung passt. Zwar scheint demoskopisch noch immer eine Zweier-Koalition aus Union und Grünen über eine ausreichende Mehrheit zu verfügen. Doch womöglich hievt der Scholz-Effekt die SPD im linken politischen Lager doch wieder in die Pole Position. Dann wird es zwar nichts mit Robert Habecks Blütenträumen vom Kampf um Platz 1 mit der Union. Dafür aber gerät eine Ablösung der Union aus der Bundesregierung und das Wunschprojekt einer selbsterklärten linken Reformkoalition in den grünen Fokus.

Schon in der aktuellen Bundestagsfraktion der Grünen sind die Realos deutlich in der Minderheit. Linke Positionen haben sich in der Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik längst festgesetzt. Mehr Staatsgläubigkeit und Etatismus als heute war bei den Grünen nie. Wirtschaftsliberale Positionen sind nur noch mit der Lupe zu finden. Aufrechte Kämpfer für eine nachhaltige Finanzpolitik, die unseren Kindern und Enkeln keine Schuldenberge hinterlassen wollen, werden gerade bei einer Partei schmerzlich vermisst, die so gern von Generationengerechtigkeit fabuliert. Als ehemaliger Insider behaupte ich, dass die grüne Bundestagsfraktion aus den Zeiten der ersten rot-grünen Koalition (1998 – 2002) mit ihrem Personal und ihren Inhalten deutlich überzeugender für eine Koalition mit der Union gestanden hätte als die heutige und erst recht die künftige Fraktion.

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Aus vielen Landesverbänden der Grünen hört man, dass links gestrickte Frauen und Männer sich gute Chancen auf aussichtsreiche Listenplätze machen können. Auch die sich im Bundestagswahlprogramm der Partei niederschlagende Programmatik wird – bei aller taktischen Weichgespültheit – vor allem aus neuen sozialpolitischen Verheißungen bestehen, unter dem Label Klimaschutz einem umfassenden staatlichen Interventionismus frönen und die Kosten des grünen Wolkenkuckucksheims tunlichst vernebeln.

Weil die Grünen mit Aushängeschildern wie Winfried Kretschmann auch konservativ-liberale Wähler an sich binden können, und nur so ihre demoskopischen Prozentzahlen erklärbar sind, werden sie allerdings nicht zu offensiv für eine Koalition mit der SPD und der Linken werben. Sie werden sich auch die schwarz-grüne Option taktisch offenhalten, um möglichst viele Stimmen ihres sehr heterogenen Wählerpotentials an sich zu binden. Doch im Zweifel und bei der nötigen Mandatsmehrheit für eine linke rot-grün-rote Bundesregierung werden sie nur zu gern einsteigen.

P.S.: Weil auch die Grünen das Zitat von Franz Müntefering: „Opposition ist Mist!“ nur zu gut kennen, werden sie allerdings im Bedarfsfall, wenn die linke Regierungsmehrheit doch nicht zustande kommt, auch mit der Union ins gut gemachte Koalitionsbett steigen. Denn nach 16 Jahren Opposition werden auch linke Grüne diese schwarze Kröte schlucken.

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Kommentare ( 36 )

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Silverager
3 Jahre her

Warum erzählt der Herr Metzger von der CDU uns das hier? Wir wissen das alles schon. Er sollte das seiner dicken hamsterbäckigen Raute erzählen, deren Politik er durch seine CDU-Mitgliedschaft mitträgt. Ich verstehe sowieso seit langem nicht, dass hier nur Mitglieder von CDU und FDP unentwegt ihre Senf abliefern dürfen, während die größte Oppositionspartei im Bundestag – wie in den System-Medien – totgeschwiegen wird. Gebt einem der klugen Köpfe der AfD eine regelmäßige Kolumne !!! Ich unterstütze TE nicht, um ausschließlich die Meinung der wenigen Feigenblätter der Systemparteien zu lesen, die in ihren Parteien nicht, aber auch gar nichts, zu… Mehr

Silverager
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Ja sicher nicht, lieber Herr Goergen, WEIL er Mitglied einer Partei ist. Das glaube ich ja auch nicht.
Aber ich wiederhole, worauf Sie nicht antworteten: es mutet schon sehr eigenartig an, dass ich ausschließlich Mitglieder der CDU und FDP (mit leicht abweichenden Parteilinie) hier als ständige Gastautoren sehe und niemand von der größten Oppositionspartei im Bundestag, obwohl da sehr kluge Köpfe vertreten sind.

Silverager
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Ja, natürlich, das sehe ich auch, Herr Goergen. Aber sie sind eben Parteimitglieder.
Dann könnte ja auch mal einer von der AfD hier schreiben, oder?

Johann Thiel
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Jetzt fangen Sie aber an zu flunkern lieber Herr Goergen, welche Artikel sollen das denn bitteschön gewesen sein??

Silverager
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Na, dann!
Bei den Herrn Wilsch und Schäffler spielte das dann ja wohl keine Rolle?

Johann Thiel
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Hahaha, Herr Goergen, Sie sind einfach der Beste!? Wir wissen natürlich, dass Autorenbeiträge gemeint sind, bei denen die AfD-Mitgliedschaft auch offengelegt wird bzw. allgemein bekannt ist. Sonst sind deren Meinungen ja nicht mit denen der hier publizierenden Mitglieder anderer Parteien abzugleichen. Na gut, wenigstens bleibt der Spaß an etwas Schlickefängerei ? LG

Piet L.
3 Jahre her

Wer wie ich in der DDR gelebt hat möchte keine einzige Minute RRG im Bund.
Das bißchen Demokratie und Meinungsfreiheit was wir noch in Deutschland haben wäre sofort dahin.

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Piet L.

Ich, der ich in der BRD aufgewachsen bin, möchte das auch nicht.

Deutscher
3 Jahre her

Bsirske, der Vorsitzende der ersten Gewerkschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Arbeitnehmer wegzumobben oder gleich vom Arbeitgeber feuern zu lassen – nämlich wenn sie die AfD unterstützen.

Vielen Dank, Verdi! Somit war mir klar, dass ich als Angehöriger der Arbeiterklasse keinesfalls eine Gewerkschaft unterstützen kann.

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Deutscher

Was von „ver.di“ zu halten ist, erkennt man schon am Clubnamen, Sprachverhunzung.

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Richtig. Pseudointellektuell und inflationär angewandt.

StefanB
3 Jahre her

Die Grünen sind also auch nur noch ein politisches Chamäleon, dass seine Optionen an den Chancen zur Teilhabe an der Regierungsmacht ausrichtet. Allerdings müssen sie dazu nur ein „unechtes“ Chamäleon sein, weil die von ihnen gewünschte Politik ohnehin in jeder denkbaren Konstellation gemacht wird, nur in der einen (tiefrot-rot-grün) eben viel radikaler.

fatherted
3 Jahre her

Es wird wohl auf Schwarz/Grün rauslaufen….wenn das so wie in Hessen läuft….naja….da haben die Grünen ihre Druckpöstchen bekommen und sind weitgehend still und lassen sich von der CDU an der Leine nachführen. Wobei die Hessen CDU auch ziemlich links steht und man somit kein Konfliktpotential hat. Wenn Laschet Kanzler wird….kommst schwarz grün….bei Söder bin ich mir nicht sicher….aber der wird es auch nicht.

Ego Mio
3 Jahre her

Ich habe schon mal geschrieben, dass nach meiner Erwartung nur eine Dreier-Koalition mit der CDU eine neue Regierung bilden könnte(schlimm genug). GR2 dürften mindestens 15 Punkte fehlen. Aktuell fehlen 8 -10. Ich glaube auch nicht daran, dass Kretschmann nächstes Jahr noch zur Wählertäuschung antritt. Der gugd domm drei, wenn BWs Wirtschaft, Bildung und Forschung endgültig im Koma liegen. Die Frage ist ja auch: Versuchen die drei ganz-linken Parteien, sich ein gemäßigtes Bild zu geben oder treten sie in einen Wettstreit um den aggressivsten Sozialismus ein? Ich glaube, dass wir viel mehr vom letzteren sehen werden. Alle Parteien mussten in den… Mehr

Onan der Barbar
3 Jahre her

„Kommt es so weit, dass RAF-Veteranen Regierungsposten angeboten bekommen?“
Wie lange dauerte es von Catilinas Verschwörung zu Caesars Machtergreifung?

Resultant
3 Jahre her

Aber ist der Wechsel nicht das Wesen der Demokratie und sollte die CDU/CSU nicht nach sechzehn Jahren in die Opposition verbannt werden? SPD, Grüne und Linken würden schließlich nicht für die Ewigkeit gewählt, sondern nur für vier Jahre. Wenn CDU/CSU sich bessern, werden sie innerhalb der vier Jahre einige Länder zurückerobern und im Bundesrat ein Gegengewicht zu SPD, Grüne und Linken bilden. Dann bestehen wieder „normale“ Verhältnisse – und nicht die alles lähmende Große Koalition (die nicht nur im Bund, sondern auch in vielen Ländern regiert).

feinbein
3 Jahre her
Antworten an  Resultant

Vier Jahre Spd,Grüne,Linke…..dann gibt es nichts mehr ,was zu retten ist.

Petrus55
3 Jahre her
Antworten an  Resultant

Das wäre vielleicht gar nicht so verkehrt. Es muss erst richtig weh tun, bevor sich etwas ändert. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Sollte die Union weitere vier Jahre regieren, dann bedeutet das vier Jahre weiter so wie bisher, also in Richtung DDR 2.0, eventuell sogar mit Merkel als Kanzlerin. Mit einer GRR Regierung (wahrscheinlich sogar mit Beteiligung der FDP, die Fronten sind dann eindeutig) wird dieser Prozess beschleunigt, und die Wähler schnallen vielleicht noch rechtzeitig, was da abgeht. Ändern wird sich erst dann etwas, wenn die Union zu einer Zusammenarbeit mit der AFD bereit ist.… Mehr

Andreas aus E.
3 Jahre her

Die „Grünen“ dürften in erster Linie einsatzfreudige Bundeswehrsoldat_Innen in Wahlgunst haben. Nur dank der „Grünen“ konnten deutsche Soldaten mal wieder richtig mitballern.

mucko
3 Jahre her

Herr Metzger, Realpolitik und Ihre ehemalige Partei, die „Grünen“, sind zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen.