Währungsdiversifizierung für Aufgeweckte

Es gibt ein Anlageleben außerhalb des Euros. Und Bürger von Weichwährungen haben viel Übung, ihr Erspartes in stabileren Ankerwährungen zu sichern. Nur in Deutschland scheinen viele nicht zu wissen, dass die D-Mark nicht mehr existiert.

Nun gut, da die „Mutmacher“ mit Staatsbeamten-Pension ja nun gross in Mode gekommen sind, könnte man ja auch zum Thema Geldanlage mal etwas Zuversicht verbreiten. Und da gleichzeitig die „Gerechtigkeitslücke“ wie ein alles verschlingendes, schwarzes Loch in diesem unserem Lande immer größer wird, der Euro immer noch „alternativlos“ als „Friedensprojekt“ ist und die Deutschen in Kürze zwischen Merkel und Schulz die „ganz große Wahl“ zwischen „grundlegenden, wegweisenden Politik-Entwürfen“ haben, fällt mir das mit dem Mutmachen auch sicher ganz leicht. 😉

Denn ganz egal, ob man das oben nun ernst nimmt, oder man zu den Aufgeweckten gehört und das oben als Sarkasmus erkennt, die Welt wird tatsächlich immer besser. Wenn wir uns nicht atomar selbst vernichten, muss uns ansonsten um die Menschheit langfristig gar nicht so bange sein. Die derzeit allseits beliebte, romantische Begrenztheits-Ideologie hat mit den naturwissenschaftlichen Realitäten dieses Universums sowieso eher wenig zu tun und fällt eher unter Folklore. Nein, dieser Ameisenhaufen mit Namen „Menschheit“ krabbelt einfach immer weiter und weiter.

Doch, die Welt wird besser

Und das ist ausdrücklich ohne jede Ironie oder Sarkasmus gemeint, die allgemein verhasste Globalisierung hat tatsächlich dazu geführt, dass viele Menschen nun eine Grundbildung haben, die extreme Armut stark abnimmt und sich eine medizinische Grundversorgung ausbreitet. Doch, doch, die Welt wird besser und das nicht nur bei den beschimpften „Eliten“, sondern gerade bei der breiten Masse der bisher armen Milliarden.

Das Problem ist halt wie bei allen Durchschnitten, wenn sich Extreme der Vergangenheit auf höherem, durchschnittlichen Niveau angleichen, gibt es auch relative Verlierer, die einen Rückschritt erleiden. Durchschnitt ist halt Durchschnitt und zu den relativen Verlierern dieser Entwicklung könnte das alte Europa werden, das über Jahrhunderte das Zentrum der zivilisierten Welt und des Fortschritts war – bis es sich seit dem 2. Weltkrieg aus dieser weltweit führenden Rolle zunehmend selbst verabschiedet.

Die Globalisierung ist ja auch gerade im Begriff, den temporären Rückwärtsgang einzulegen und das ist vielleicht auch im Sinne einer Pause notwendig, weil an vielen Stellen die Dinge einfach zu schnell gelaufen sind und die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaften überfordert wurde. Es ist nun Zeit für kulturelle Sammlung und die Konzentration darauf, was die Gesellschaften ausmacht und was sie wirklich wollen. Man sollte sich aber keiner Illusion hingeben, dieses Zusammenwachsen der Welt mit all seinen Vorteilen und Problemen, wird sich dauerhaft nicht aufhalten lassen. Es passiert einfach, weil der Druck derer, die auch am Kuchen teilhaben wollen, zu stark ist.

Die Welt als Schmelztigel

Und die weltweiten Medien, allen voran das Internet, haben diese Entwicklung massiv forciert. Nur deshalb, können Menschen, die kulturell noch dem Mittelalter verhaftet sind, sich heute die Baupläne moderner Waffen herunter laden, Merkel beim Selfie zuschauen und die Verheißungen des Wohlstands der westlichen Welt einfordern und auch in Form eines Smartphones in der Hand halten, ohne die dafür eigentlich nötigen kulturellen und naturwissenschaftlichen Schritte selber vornehmen zu müssen, die Europa hunderte Jahre gekostet haben. Man kann das bedauern, aber es ist halt eine Naturkonstante sozialer Systeme, dass die, die anderen zu weit voraus geeilt sind, von der Mehrheit wieder eingebremst werden. In Deutschland nennt man das dann eben die „Gerechtigkeitslücke“, im weltweiten Maßstab sind es dann Migrationsströme, die durch diese Unterschiede gefördert werden und letztlich angleichend und nivellierend wirken.

Man müsste diese Globalisierung aber nicht einfach über sich ergehen lassen, man könnte sie intelligent gestalten und sich dabei auf die kulturelle Identität besinnen und von dieser innerlich grundiert, positiv und bedacht in die Zukunft schreiten, die Chancen ergreifend und die Risiken minimierend. Aber am Ende bleibt es dabei,  die Welt wächst weiter zusammen und wird immer mehr zum Schmelztiegel und der Treiber sind die Kommunikationssysteme und die durch Technologie sinkenden Reisezeiten.

Womit wir bei dem sind, was wir persönlich als Bürger tun können. Denn wir sollten unsere Energie nicht dabei verbrauchen, uns über Dinge zu grämen, die wir sowieso nicht ändern können. Wir sollten unsere Energie im produktiven Sinne auf die Dinge richten, die in unserem mittelbaren Einflussbereich sind. Und dabei fällt etwas Faszinierendes auf.

Geldanlage wie ein Weltbürger

So viele Menschen haben Sorge, dass es eine Währungskrise gibt, die Inflation wieder kommt und trauen dem „dauergeretteten“ Euro zu Recht nicht uneingeschränkt. Und so viele Menschen verstehen instinktiv das oben Gesagte, dass am Ende das Zusammenwachsen der Welt sowieso unumkehrbar sein wird. Und trotzdem, viel zu viele machen sich keine Gedanken darüber, sich bei der Geldanlage dann auch wie ein Weltbürger zu verhalten und nicht wie „Karl Biedermeier aus Unterposemuckelsdorf“.

Warum eigentlich? Warum reisen die Deutschen wie wahnsinnig um die Welt, waren schon auf allen Kontinenten im Urlaub, halten sich nicht ganz zu Unrecht für gebildet und weltoffen, aber bei der Geldanlage begrenzen sie sich auf das Sparbuch bei der Sparkasse in Euro, Lebensversicherung in Euro, Sparplan in Euro, Rentenversicherung in Euro, Betriebsrente in Euro und Häuschen im Euroland. Wer das Problem hier gleich erkennt, darf sich nun „aufgeweckt“ nennen, dann sollte man es aber nicht nur erkennen, sondern auch lösen!

Euro vor schweren Zeiten

Einer der Antworten ist mit Sicherheit, dass dieses obige Anlage-Verhalten in einer „postfaktischen“, von Emotionen geprägten Art und Weise, für „sicherer“ gehalten wird, als das Geld in die Welt hinein in Bewegung zu setzen. Das ist absurd, denn es gibt gar keinen Zweifel, dass unsere Währung – der Euro – eklatante Konstruktionsmängel hat und vor eher unruhigen Zeiten steht. Man muss dabei nicht zur Fraktion gehören, die ein totales Scheitern des Euros zwingend vorhersagt – alle vermeintlich sicheren Prognosen sind in einer sich permanent wandelnden Welt voller Überraschungen sowieso Unfug. Es gibt eben auch eine Reihe von Szenarien, in denen sich der Euro zum Beispiel gesundschrumpfen könnte. Und wenn endlich Griechenland den Euro verlassen würde, wäre das eher ein positiver Schritt und ein (politisches) Risiko nur für die, die den Bürgern jahrelang gegen jeden ökonomischen Sachverstand, von der „Rettung“ Griechenlands die Ohren voll gefaselt haben.

Aber auch wenn man die Zerstörung des Euros nicht prognostizieren will und man diese nicht für sicher hält, eines erscheint doch fast sicher, so sicher, wie etwas im Angesicht einer unbestimmten Zukunft nur sein kann:

Der Euro wird – wenn er dann noch existiert – in 10 Jahren von anderem Charakter, mit anderen Mitgliedsstaaten als heute sein.

So wie er heute konstruiert ist, wird der Euro ohne strukturelle Änderung, also keinen dauerhaften Bestand haben können. Damit kann man sich schon aus dem Fenster lehnen und das ist dann keine mutige Aussage, sondern eher purer Realismus.

Nun werden viele Leser an dieser Stelle nicken und da stellt sich doch die Frage: Warum haben diese dann fast Ihr ganzes Vermögen noch im Euro deponiert? Warum?

Währungsdiversifizierung für Weltbürger

Und jetzt wird es interessant, denn wenn man sich klar macht, dass Deutschlands Bürger sowieso im Euro ein Klumpen-Risiko haben, weil sie eben hier leben und arbeiten, dann sollte sich die Anlageenergie doch eigentlich darauf richten, dieses Klumpen-Risiko zu verringern, oder?

Klar die naheliegende Geldanlage zur Währungsdiversifizierung, ist die in Form von Aktien der großen Weltkonzerne. Denn wenn man Aktionär einer Unilever, einer Novartis oder einer General Electric ist, dann werden die Dividenden, die man am Ende erhält, eben aus allen Währungen der Welt generiert. Wenn da eine Währung ausfällt oder ein Inflationsproblem bekommt, geht das an diesen Konzernen zwar nicht vorbei, bringt diese aber auch nicht um. Kurz, Geldanlage in weltweit agierenden Konzernen, ist eben auch Währungsdiversifizierung für aufgeweckte Weltbürger.

Übrigens, da es da immer Missverständnisse gibt: Welche Währung man sich mit einer Aktie ins Depot holt, wird nicht durch die Währung des eigenen Depots definiert, nicht durch das Land des Brokers und auch nicht durch die Währung, in der das Unternehmen seine Bilanzen erstellt. Das Risiko oder die Chance wird primär durch die Währung definiert, in der die Firma die Mehrheit ihre Geschäfte macht. In *diese* Währung, „diversifiziert“ man mit dem Kauf der konkreten Aktie. Ein 50% US-Dollar-Aktien-Depot ist also eines, in dem Pi-mal-Daumen die Hälfte der Umsätze und Gewinne der beteiligten Unternehmen im USD-Raum gemacht werden oder davon abhängen! Und wenn dann der Euro stark abwerten sollte, werden diese Umsätze und Gewinne in Euro dargestellt mehr wert sein und damit die Aktie und das ist ja genau der Sinn der Diversifizierung!

Aber auch wenn man Sichteinlagen oder Rentenversicherungen, Anleihen oder anderen Schuldverschreibungen treu bleiben will und sich an die Beteiligung an Produktivkapital nicht heran traut, kann man diese doch auch im Schweizer Franken oder in Dollar abschließen. Konten kann man selbst bei deutschen Banken in jeder Währung der Wahl führen und man braucht keine zehn Währungen um für einen normalen Bürger sinnvoll zu diversifizieren, drei oder vier reichen und sind überschaubar. Auch Versuche im chinesischen Renminbi und japanischen Yen sind nicht nötig, das ist für den normalen Anleger zu fremd und wenig überschaubar, das macht erst bei Millionenvermögen Sinn, die eine professionelle Betreuung haben.

Aber der Dollar als Leitwährung ist unverzichtbar, dann noch das Britische Pfund, der Schweizer Franken und vielleicht noch eine „Rohstoffwährung“ wie die Norwegische Krone oder der Australische oder Kanadische Dollar und schon ist man fertig. Übrigens, auch Gold ist letztlich eine Alternativwährung in die man diversifizieren kann, warum wurde in Das Wort für Gold ist Geld dargestellt.

Anlageleben ausserhalb des Euros

Man sieht an obigen Beispielen etwas „Unerhörtes“: Es gibt auch ein Anlageleben außerhalb des Euros. 😉 Und weltweit ist das nichts Ungewöhnliches, Bürger von Weichwährungen haben viel Übung darin, ihr Erspartes in stabileren Ankerwährungen wie dem Dollar in Sicherheit zu bringen. Nur in Deutschland ist es weiten Kreisen scheinbar immer noch nicht bewusst, dass die Währung nicht mehr die D-Mark ist und man nun wohl anders denken muss, wenn man seine Geldanlagen durch die Ströme der Geschichte steuern will.

Wenn man so von der Diversifizierung in andere Währungen spricht, hört man auch schnell das Geraune von den „Risiken“. Jeder hat bestimmt schon von jemandem gehört, der sein Haus in einer anderen Währung finanziert und damit Schiffbruch erlitten hat.

Und das stimmt und ist trotzdem am Thema vorbei. Denn Klumpen-Risiken in einer Währung sind immer schlecht und sein ganzes Haus, das man auf Kredit finanziert hat, in einer anderen Währung als der, in der man sein Gehalt erhält, zu finanzieren, ist eher russisches Roulett denn rationales Handeln. Chance und Risiko sind auch hier gleich gross und Währungskurse können eben in beide Richtung ausschlagen und nicht nur in eine.

Aber ein Klumpen-Risiko haben ja schon alle, die im Euro leben und arbeiten und es geht ja auch nicht darum, ganz aus dem Euro heraus zu gehen, sondern nur darum, neben all den Anlagen und Einnahmen, die man weiter im Euro haben wird, einen Ausgleich, eine Diversifizierung zu schaffen.

Eine Diversifizierung, die dazu führt, dass das Vermögen in Summe wie das eines Weltbürgers aufgestellt ist und von den Möglichkeiten profitiert, die die Globalisierung auch bietet, statt sich eben wie „Karl Biedermeier aus Unterposemuckelsdorf“ anlagetechnisch unter dem Kopfkissen zu verkriechen, sich zu 100% mit dem Euro zu verheiraten und zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird.

Wer so weltweit aufgestellt ist, kann dann viel entspannter betrachten, was der gute Mario Draghi so treibt, und selbst wenn die Inflation in Deutschland nun anziehen sollte, wird das den anlagetechnischer Weltbürger weit weniger treffen, als den reinen Besitzer von in Euro lautenden Schuldversprechen.

Denken Sie mal darüber nach.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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