Entlarvende Ehrlichkeit: Bundesnetzagentur erfreut über Frankreichs Atomstrom

Klaus Müller, grüner Chef der Bundesnetzagentur, entlarvt mit wenigen ehrlichen Sätzen die Verlogenheit der deutschen Energiepolitik: Atomstrom – im grün dominierten Deutschland als verwerflich gebrandmarkt – ist unverzichtbar und willkommen, wenn er importiert wird.

IMAGO / wolterfoto
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur

„Wir freuen uns über jedes AKW, das am Netz ist.“ Das sagt kein FDP- oder CDU-Politiker, sondern der grüne Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller laut einem Bericht der Bild, die sich auf eine interne Sitzung des Netzagenturbeirats am Montag beruft. Ganz offenkundig ist einem Teilnehmer dieser Sitzung die Brisanz dieser Aussage so aufgestoßen, dass er die große Boulevard-Zeitung darüber informierte. Allerdings geht es nicht um die letzten deutschen Kernkraftwerke, sondern die nach längerer Pause wieder Strom produzierenden und ins europäische Netz einspeisenden 44 von insgesamt 56 französischen Kernkraftwerke. Wie die Bild berichtet, hat Müller bei der Gelegenheit erklärt, die Entspannung der Energieversorgung in Deutschland hänge auch mit dem Wiederhochfahren der Kernkraftwerke zusammen.

Müller offenbart – wohlweislich waren seine ehrlichen Worte nicht für die Öffentlichkeit gedacht – die Bigotterie der grün dominierten Energiepolitik. Man ist stolz auf die eigene Anti-Atomkraft-Rechtschaffenheit, blickt auf die Sündhaftigkeit der anderen herab und behauptet, sie auf den Pfad der Tugend zu führen – und kann doch nicht ohne deren Sünden existieren.

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Die Kritik aus der Union kam prompt: Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfaktion, Jens Spahn: „In Deutschland aussteigen, aber auf französische Kernenergie setzen: Das zeigt die ganze Doppelmoral der Ampel. Es ist einfach ein Trauerspiel. Jedes deutsche Kernkraftwerk am Netz wäre in dieser Lage ein echter Grund zur Freude, denn es macht Strom bezahlbarer, sicherer und klimaneutraler.“ Als „Heuchelei“ bezeichnete auch die Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT), Gitta Connemann, den Umstand, dass die Bundesregierung im April die verbliebenen drei Kernkraftwerke in Deutschland vom Netz nimmt und gleichzeitig auf den stabilen und sogar zunehmenden AKW-Betrieb Frankreichs vertraut und diesen in internen Sitzungen ausdrücklich lobt.

Jene Unionspolitiker vergessen allerdings in ihrer Kritik ein wichtiges Detail, wodurch sie selbst eine Art Pharisäertum zweiten Grades betreiben: Die CDU war eben selbst nicht immer die Partei der energiepolitischen Vernunft, sondern es war eine von der Unionskanzlerin Angela Merkel geführte Regierung, die unter dem Vorwand „Fukushima“ ihre eigene Laufzeitverlängerungspolitik 2011 kassierte und sich damit in die anti-atom-moralische Geiselhaft der Grünen und die verstärkte Energieabhängigkeit von Putin begab. Deutschland könnte, wenn die CDU und Merkel 2011 standfest geblieben wären, heute mit mehreren noch laufenden Kernkraftwerken sehr viel versorgungssicherer und deutlich CO2-emissionsärmer dastehen.

Außerdem hat auch die Nach-Merkel-CDU inklusive ihres Vorsitzenden Merz allenfalls zaghaft für Kernkraft geworben und Merz selbst ruderte noch ein Stück zurück. Den christdemokratischen Kritikern grünen Pharisäertums möchte man also empfehlen, neben den Splittern in anderer Leute Auge auch den Balken im eigenen nicht zu übersehen.

Frankreich übrigens wird weiter und sogar verstärkt atomar sündigen. Das zweite Parlamentshaus, der Senat, hat am Dienstag dem schnellstmöglichen Bau von 14 neuen Atomkraftwerken zugestimmt – mit 239 zu 16 Stimmen. Das frühere Ziel, den Anteil des Atomstroms von 75 Prozent auf 50 Prozent zu reduzieren, wurde somit verworfen. Im März wird die Nationalversammlung darüber abstimmen. Ein anderes Ergebnis als im Senat ist höchst unwahrscheinlich.

(mit Material von dts)

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Kommentare ( 32 )

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Konservativer Aktivist
1 Jahr her

„Wie die Bild berichtet, hat Müller bei der Gelegenheit erklärt, die Entspannung der Energieversorgung in Deutschland hänge auch mit dem Wiederhochfahren der Kernkraftwerke zusammen.“
Wie „entspannt“ die Energieversorgung wohl ab dem 16.04.2023 sein wird???

Peter G.
1 Jahr her

Und nach der Vernichtung von Wirtschaft und Staat kommen die internationalen Schnäppchenjäger und sichern sich die verbliebenen industriellen Sahnestücke und werden bei der Ausbeutung der von den Deutschen verschmähten Bodenschätze keine Hemmungen zeigen.

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Die Grünen haben schon lange bemerkt, dass man der naiven und denkfaulen Mehrheit im Lande ohne Probleme die eigene Doppelmoral und die eigenen Doppelstandards verkaufen kann. Da die grüne Ideologie bereits zur DNA der so genannten Volksparteien geworden ist, kann man mit Ausnahme der AfD im Prinzip wählen, wen man will, der Links-Grün wird immer frei Haus mitgeliefert.

meckerfritze
1 Jahr her

Zum Glück sind die Franzosen vernünftig. Mit etwas Glück, fallen ein paar kWh für uns ab, wenn mal wieder dunkelflaute herrscht.

Ede Kowalski
1 Jahr her

Wie schon mehrfach erwähnt kennen die Grünen nur eine Moral – die Doppelmoral !!

Melusine
1 Jahr her

Sehe ich wie Sie. Jüngstes Beispiel: die Niedersachsen-Wahl mit Gewinnen für die Grünen, obwohl schon im Bund sichtbar geworden war, was mit einer solchen Regierung zu erwarten…
Geliefert wie bestellt.
Ungelöstes Welträtsel: die Dummheit deutscher Wähler.

Nibelung
1 Jahr her

Es gibt halt Verantwortliche, die sind mit Naivität, Blindheit und Feigheit geschlagen und die sind meist sozialistischer Natur, was man derzeit wieder sehen kann und würde es ausschließlich auf ihr persönliches Konto gehen, dann könnte es ja egal sein, aber so tangieren sie standig die eigene Bevölkerung mit total irren Maßnahmen, die das Gegenteil dessen darstellt, was man dem Auftrag gemäß erwarten könnte und solange sie am Ruder sind, kann man nichts mehr erwarten und derzeit kann man nur noch auf Wunder hoffen, weil die Beschränktheit der Wähler auch keine große Stütze ist.

Or
1 Jahr her

Ich halte die Gedanken von Herrn Müller für sehr vernünftig.

Sollte es doch mal ein Problem mit einem französischen AKW geben, machen wir einfach die Grenzen zu und lassen den Fallout nicht einreisen.
So bleibt der dann auf der französischen Seite.

Schon’nen Fuchs, dieser Herr Müller von den Grünen.

Peterson82
1 Jahr her

Einigen scheint noch nicht bewusst zu sein dass wir längst in einem europäischen Strom-Verbundnetz angekommen sind. Da ist es völlig normal dass Strom ex und importiert wird. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass nicht Deutschland, sondern Frankreich seit mehr als einem Jahr das Strom-Sorgenkind Europas war und ist, denn es war in den letzten Monaten und auch insbesondere dann als es hier eng wurde, ein großer Strom-Importeur. Und die Situation wird ja nicht besser. Das Alter der Kraftwerke steigt weiter und damit außerplanmäßige Ausfälle. Zudem hat man mit seiner Fokussierung auf AKW weiterhin das Problem dass in Dürre-Sommern die… Mehr

H. Hoffmeister
1 Jahr her

Den deutschen Wählern kann man alles vorsetzen, die entscheiden sich nach entsprechender „Einordnung“ durch ÖRR und MSM doch wieder für Grünrotschwarzgelb. Kernkraftwerke in D sind des Teufels, „schutzsuchende“ Westasiaten nach Stichwaffeneinsatz sind psychisch krank und „Sondervermögen“ bereichern den Nettosteuerzahler. Wer sich so verar……… lässt hat es wohl nicht anders verdient.