Die Sonne im Juni 2019 und die Muster der Erwärmung

Selbst wenn wir die CO2- Emissionen auf dem heutigen Niveau aufrecht erhalten und nicht weiter steigen lassen, bleiben wir in diesem Jahrhundert unter 500 ppm und unterhalb von 2 Grad Erwärmung.

Lisa Maree Williams/Getty Images

Die Sonne befindet sich im Juni 2019 im tiefen Minimum des 11-jährigen Zyklus, das noch bis in das nächste Jahr – wir schätzen bis August 2020 – andauern wird. Die festgestellte SSN (für SunSpotNumber) betrug ganze 1,2. In den globalen Mitteltemperaturen wird sich das Minimum erst mit erheblicher Zeitverzögerung niederschlagen. Die Abweichung der globalen mittleren Temperatur im Juni stieg bei den UAH-Satelittenmessungen (s.o. ) auf 0.47°C an auf Grund des letzten Aufbäumens des El-Nino. Doch schon im Juli kündigt sich das Ende des El Nino an, was sich in einem Absturz der globalen Temperaturen, insbesondere in der Südhemisphäre niederschlägt.

Die schwächere Klimasensitivität des CO2 und das Tunen der Modelle durch das IPCC

Im März 2018 hatten wir über eine Arbeit berichtet, die mit den besten zur Verfügung stehenden Daten die Empfindlichkeit unseres Klimasystems auf eine Veränderung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre herleitete. Lewis/Curry (2018) kommen zum Ergebnis:

1,3°C für eine Verdopplung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre bis etwa zum Ende dieses Jahrhunderts (Transient Climate Response), 1,7°C für ein langfristiges Gleichgewicht (ECS) etwa im Zeitraum 2150-2200 . Die Zahlen reagieren kaum empfindlich auf die Wahl von Zeitfenstern, sie schwanken nur sehr wenig, ob man 1870…2016 auswertet oder 1930…2016. Es gab eine ganze Reihe von Vorläuferarbeiten auch anderer Autoren, die ebenfalls etwa diese recht geringen Werte fanden. Auch Arbeiten, die historische Zeiträume (letztes glaziales Maximum bis vorindustriell) unter die Lupe nahmen, widersprechen diesen niedrigen Zahlen nicht.

Wie wir schon häufiger ausgeführt haben, laufen die Klimamodelle zu heiß, sie rechnen mit einer zu hohen ECS- im Mittel liegen sie bei 3°C. Dass diese Modelle nicht einmal die vergangenen 30 Jahre richtig wiedergeben können und daher die Modelle künstlich für diese Zeit mit einer um ein Drittel und mehr verringerten Sensitivität rechnen, hat Steve Koonin ( Under Secretary for Science unter Präsident Obama von 2009 bis 2011) vor geraumer Zeit auf einem Hearing der American Physical Society (S. 255) offenbart. Der IPCC nennt das scaling (WG 1, Chapter 10, S. 882), auf deutsch was nicht passt, wird passend gemacht. Denn für die Zukunft rechnen die Modelle dann wieder mit der um ein Drittel höheren Sensitivität.

Wie reagieren die IPCC-Wissenschaftler?

Wenn Modelle und Wirklichkeit nicht zusammenpassen, sollten eigentlich Wissenschaftler eher ihre Modelle in Frage stellen. Das hieße, die viel dramatischeren Sensitivitäts-Abschätzungen der letzten IPCC-Modellbetrachtungen – 1,86°C für TCR und 3°C für ECS – müssten über den Haufen geworfen werden. Die IPCC-Wissenschaftler stellen sich eher die Frage, wie können die IPCC-Modelle mit ihren besorgniserregenden Projektionen vor der Empirie gerettet werden? Denn daran hängt ja der ganze Alarmismus, der die westlichen Gesellschaften prägt, von Fridays for Future bis zur CO2-Steuer.

Ein Schlüsselargument bisher geht so: Modelle sagen eine andere räumliche Verteilung der Erwärmung der Ozeane voraus als das, was wir beobachten. Es könnte also durchaus sein, so Aktivisten, dass die Abweichung eine „Laune der Natur“ wäre, eine interne Variabilität, und nach Beendigung dieser eher zufälligen Episode die Erwärmung „modellkonform“ viel stärker wird im globalen Maßstab. Und daher versucht der IPCC mit allem Krampf, im nächsten Bericht wieder eine viel zu hohe CO2-Sensitivität durchzudrücken.

Zwei neue Arbeiten zeigen, die Modelle irren erneut

Hier nun leisten zwei aktuelle Arbeiten Aufklärung. Um es vorweg zu nehmen: Die Beobachtungen der Erwärmungsrate sind korrekt, die abweichenden Muster der Klimamodelle entstehen durch ihre Unzulänglichkeiten und die Muster werden sich auch nicht ändern.

Die IPCC-Modelle sehen beispielsweise als Ergebnis des menschgemachten CO2-Antriebs eine recht gleichmäßige Erwärmung des tropischen Pazifiks. Die Beobachtungen jedoch stellen eine bedeutend stärkere Erwärmung des westlichen tropischen Pazifiks gegenüber dem östlichen fest.

In Dong et al (2019) weisen die Autoren nach, dass wenn sich die konvektiven Regionen mit vielen Wolken des westlichen Pazifiks stärker erwärmen als die mit kaum Konvektion des Ostpazifiks, die globale Gesamterwärmung deutlich weniger ausgeprägt ist. Die Konvektion im westlichen tropischen Pazifik führt dazu, dass es eine verstärkte Abstrahlung von Wärme in den Weltraum gibt, die dortige Erwärmung also viel effektiver abgebaut werden kann, als dies bei einer stärkeren Erwärmung des östlichen Pazifiks mit geringerer Konvektion möglich wäre. Es ist also ein klarer physikalischer Mechanismus, der dazu führt, dass die beobachtete stärkere Erwärmung des tropischen Westpazifiks zu geringeren globalen Sensitivitäten (=stärkeres negatives globales Feedback) führt. Wieder einmal scheitern die Modelle an den Wolken!

Klimamodelle haben so große Defizite in der Abbildung des Geschehens im tropischen Pazifik, dass sie dadurch die Antwort auf den Antrieb global falsch ermitteln und die Empfindlichkeit auf den CO2-Antrieb systematisch überschätzen, wie eine zweite Arbeit von Seager et al von der Columbia University in „Nature“ (!) vom Juli 2019 zeigt: „The failure of state-of-the-art models to capture the correct response introduces critical error into their projections of climate change“.

Konsequenzen?

Keine. Ich habe Zweifel, dass die Ergebnisse der beiden bedeutenden Arbeiten überhaupt inhaltlichen Eingang in den kommenden Sachstandsbericht des IPCC finden werden. Dann nämlich müsste man hunderte Seiten kritisch überarbeiten, die sich mit Modellprojektionen beschäftigen.

Ein Grund mehr für uns, der Empirie zu vertrauen und nicht der „Playstation Klimatologie“. Aber was soll dann aus der „Panik“ werden, die uns „Fridays for Future“ verordnen wollen? Alles nur heiße Luft? Die Politik läuft heiß, weil die Modelle zu heiß laufen. Welche Wissenschaftler haben den Mut und sehen ihre Verantwortung, FFF und die Politik aufzuklären? Selbst wenn wir die CO2- Emissionen auf dem heutigen Niveau aufrecht erhalten und nicht weiter steigen lassen, bleiben wir in diesem Jahrhundert unter 500 ppm und unterhalb von 2 Grad Erwärmung.

Gute Nachrichten – schlechte Politik.

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Kommentare ( 48 )

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48 Comments
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HC
4 Jahre her

Ich will dass ihr Panik bekommt! Ihr wisst wer ihr seid. Ich will dass ihr Panik bekommt weil euch alles auf die Füße fallen wird. Ihr sät Angst und Panik und vergreift euch an jungen Menschen die euch vertrauen. Jetzt hüpfen sie noch, aber eines Tages werden sie merken dass sie missbraucht wurden – und werden euch Politiker, Lehrer, Eltern, Schreiberlinge, Fernsehmeteorologen, PIKsler, DUHler usw.usf. (die Liste ist leider endlos) dafür hassen. Zu recht. Die Welt geht eben nicht unter, weder in 8 oder 18 oder 1800 Jahren. Zumindest nicht wegen ein paar anthropogenen Molekülen ausgerechnet des Gases dass das… Mehr

Waehler 21
4 Jahre her

Zukunftssorgen? Natürlich gibt es Gefahren! Es gibt Gefahren , gegen die man nichts machen kann (Vulkanausbrüche…) . Es gibt auch vom Menschen verursachte Gefahren.
Ich halte die drohende Überbevölkerung für wesentlich dramatischer als die CO2 Diskussion.
Wenn wir uns in 50 Jahren den Schädel für ein Butterbrot einhauen müssen, wird die Menschheit den Temperaturanstieg auf 2 Grad nicht mehr erleben.
Da aber diese Diskussion politisch unerwünscht ist, wird sie nicht geführt!
Wir müssen unsere Demokratie umbauen, denn wenn es keine wirkliche Opposition mehr im Bundestag gibt, weil alle irgendwie sich die Posten teilen, werden die richtigen Fragen nicht mehr gestellt.

Ralf Poehling
4 Jahre her

Zitat:“Wieder einmal scheitern die Modelle an den Wolken!“ Der gravierende Einfluss von Wolken auf die Temperatur in den unteren Luftschichten, durch ihre abschirmende Wirkung gegenüber der Strahlung der Sonne, ist evident und selbst ohne wissenschaftlichen Background sofort für jeden nachvollziehbar, wenn er im Sommer bei wechselhaftem Wetter draußen spazieren geht. Sekundenschnelle Temperaturumschwünge, teils um zweistellige Celsius Grade, sind keine Seltenheit. Im Schatten ist es einfach kühler, als in der direkten Sonne. Und die Wolken generieren nun mal Schatten. Und dann noch einen Schatten, der sich bewegt, teils partiell durchlässig ist, teils für die Strahlung völlig dicht macht. Kalt- und Warmzonen… Mehr

Kassandra
4 Jahre her

Irgendwie kann das mit dem Co² und anderen Lasten gar nicht so weit her sein:. Wieder welche, die Wasser predigen und Wein saufen. https://www.oe24.at/welt/Wirbel-um-Luxus-Klimagipfel-Promis-fliegen-mit-114-Privatjets-ins-Google-Camp/390980990#.XUKCyNKOBZM.twitter
Bei uns in der Presse kam das wohl gar nicht vor?
Denke sich dazu ein jeder das Seine.

lospolloshermanos
4 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Ist doch ein Geheimtreffen! 🙂

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  lospolloshermanos

Was sie ausklüngeln und uns dann sagen müssen, wird man erkennen, wenn man schaut, wie sie sich die Bälle über die Presse zuwerfen werden.
Ist das Klimakind schon auf dem Millionen teuren Segler Richtung neue Welt?

SystemKritiker
4 Jahre her

Es ist selbsterklärend, wenn ehemalige merkeltreue Schweinemastarbeiter zum Klimaexperten umschulen und nun ihre Gülle verbreiten und die wahren wissenschaftlichen Werte einfach verboten sind.
Es wundert ja auch nicht, die heutigen Kids haben in Mathe eine Null – aber sie engagieren sich in Klima-Demos und schon gibt es im Zeugnis ein Bienchen mehr. Ja und da die dann ohne Abi auch studieren dürfen, studieren die Politwissenschaften – mit Beziehungen und nach 30 Semestern kommt man dann später ins Leben als „Experte“..

Dr. Friedrich Walter
4 Jahre her

Eine Natur, die sich opportunistisch verhält und sich nicht nach den Modellen der Wissenschaft richtet, kann einfach nur „Nazi“ sein. Schließlich sind diese Wissenschaftler die „Experten“. Die Natur hat nie eine Prüfung abgelegt. Apropos „Experten“: Die Arche Noah wurde von Laien gebaut, die „Titanic“ von „Experten“….! ;-))

ioeides
4 Jahre her

Im Übrigen fordere ich, dass nur Personen etwas zum Thema „Klima“ öffentlich von sich geben dürfen, die zuvor eine wissenschaftlich einwandfreie Definition des Begriffs formulieren konnten.

H. Priess
4 Jahre her
Antworten an  ioeides

Klima ist alles was nicht Wetter ist! Hab ich bestanden?

Linkskatholik
4 Jahre her
Antworten an  ioeides

„Klima im engeren Sinne ist normalerweise definiert als das durchschnittliche Wetter, oder genauer als die statistische Beschreibung in Form von Durchschnitt und Variabilität relevanter Größen über eine Zeitspanne im Bereich von Monaten bis zu Tausenden oder Millionen von Jahren. Der klassische Zeitraum zur Mittelung dieser Variablen sind 30 Jahre, wie von der Weltorganisation für Meteorologie definiert. Die relevanten Größen sind zumeist Oberflächenvariablen wie Temperatur, Niederschlag und Wind. Klima im weiteren Sinne ist der Zustand, einschließlich einer statistischen Beschreibung, des Klimasystems.“
– so lautet die IPCC – Definition, der DWD formuliert ähnlich.

Herr_Schmidt
4 Jahre her
Antworten an  ioeides

Was soll das? Wir dürfen doch nicht dem Klassen- äh Klimafeind das Feld überlassen! Es bedarf eines nachgewiesenen gefestigten Klassen- äh Klimastandpunktes, Genossen! Nur das zählt! Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!

lospolloshermanos
4 Jahre her

Mal eine Frage an den Autor: Bevor man sich mit einer Klimasensitivität von CO2 beschäftigt, wäre es nicht viel sinnvoller den Beweis zu führen, daß CO2 die atmosphärenerwärmenden Eigenschaften hat die ihm zugesagt werden? Meines Wissens, berichtigen Sie mich, gibt es bis heute keinen experimentellen Nachweis dafür, daß CO2 bei diesen niedrigen Konzentrationen einen „Treibhauseffekt“ verursacht.

H. Priess
4 Jahre her
Antworten an  lospolloshermanos

Noch vor ein paar Jahren wurde vorgeschlagen das artische Eis mit Kohlenstaub zu besprühen damit die Erde sich nicht weiter abkühlt denn es sollte eine Eiszeit kommen. Jede der Horrormeldungen lassen sich ohne weiteres widerlegen. Ob es das Abtauen der Arktischen Eisfelder ist, die eigentlich gar nicht mehr da sein dürften. Das abschmelzen von Milliarden m³ Antarktiseis täglich, die höchsten dort je gemessenen Temperaturen. Das verschwinden der Eisbären, der Anstieg des Mehresspiegels usw. usf. Da werden dann Bilder presentiert wie das von den Hunderschlitten die über Wasserbedeckte Eisflächen fahren bei 17° Plus! Passiert dort so gut wie jedes Jahr aber… Mehr

Ralf Poehling
4 Jahre her
Antworten an  lospolloshermanos

Den wissenschaftlichen Beweis dafür, dass CO² das Klima entscheidend beeinflusst, habe ich bis heute nicht gesehen. Und das, obwohl ich seit langem an dem Thema dranhänge. Wäre der Beweis erbracht, könnte man ihn überall nachlesen. Ich habe trotz umfangreicher Suche im Internet aber nichts gefunden. Das CO² ist nur aus einem Grunde für die ganze Thematik relevant: Es wird nur freigesetzt, bei der Energiegewinnung mittels fossiler Brennstoffe. Es wird nicht bei atomarer oder regenerativer Energiegewinnung freigesetzt. Was den Schluss zulässt, dass es das CO² nur als Marketingvehikel genutzt wird. Wärme entsteht offenkundig nicht durch das CO² in der Atmosphäre, sondern… Mehr

Kassandra
4 Jahre her

Im Kongo ist gerade Ebola wieder ausgebrochen, wie die dailymail schreibt. Hört man da bei uns in der Presse was oder ist das auch ein Thema von „regionaler Bedeutung“?

Unterfranken-Pommer aus Bayern
4 Jahre her

Sollte sich einer der auf groessere Eruptionen angelegten Feuerberge rund um den Pazifik, insb. einer, der viel Schwefeldioxid in seinem Magma mitfuehrt (cf. El Chichon 1982), dazu bequemen, mal wieder so richtig reinzuhauen…dann sind fuer die naechsten Jahre saemtliche Szenarien sowieso Makulatur. Vor ca. 200 Jahren haben zum einen der Ausbruch des Laki auf Island 1783/84 als eine Folge den Ausbruch (HA!) der Franzoesischen Revolution mitverursacht und 1815/16 der indonesische Tambora recht global das Klima verwirbelt und abgekuehlt. Mehrere 10.000 Tote allein durch die Eruption vor Ort; weltweite Wetterunbillen und Hungersnoete trafen mit den Befreiungskriegen in Europa zusammen. Damals war… Mehr

Linkskatholik
4 Jahre her

Natürlich wären die Modellrechnungen dahin, wenn sich die äußeren Umstände drastisch verändern. Nur, das spricht ja nicht gegen die Modelle.
Ohne mich auf Personen beziehen zu wollen (!), das mit der Eifel, und wäre es nur ein kleiner „Schluckauf“, hätte was, das stimmt 😉