Aktien und Gold: Der August ist der entscheidende Monat

Die Preise für Aktien und Edelmetalle laufen auseinander, jetzt unter ganz anderen Vorzeichen als noch bis Juli: Gold ist der Gewinner. Dahinter steckt mehr, als den meisten Anlegern lieb sein kann.

Geht es nicht auch Ihnen furchtbar auf die Nerven, wenn Börsenkommentatoren den schwächelnden Dax beschwören, als hänge von ihm das Wohl und Wehe der ganzen Republik ab? Wenn kaum jemand unter den vermeintlichen Aktienexperten es für nötig hält, zu erläutern, was sich dahinter verbirgt, nämlich der Deutsche Aktienindex, eine bunte Mischung aus Kursen und Dividenden, auch Performance-Index genannt. Kurzum, nicht mehr als ein Stimmungsbarometer. Trotzdem wird da pseudo-professionell schwadroniert, der Dax habe gerade die psychologisch wichtige 200-Tage-Linie von oben nach unten durchbrochen, könne sie aber bald wieder erreichen, was für deutsche Aktien spreche. Oder doch nicht, je nach Gusto.

Kurzum, unter den traditionellen deutschen Aktien- und Aktienfondsanlegern greift Ratlosigkeit um sich; sie sind verunsichert. Sie jetzt mit Dax-Unfug in die Irre zu führen, ist dumm und verantwortungslos.

Dabei ergibt die Bestandsaufnahme der deutschen Börse ein recht klares Bild: Nach fast vier Jahren Kursaufschwung nehmen Großanleger, darunter überwiegend Ausländer, ihre Gewinne mit; der wieder leicht erstarkte Euro hilft ihnen, die in der Gemeinschaftswährung notierten deutschen Aktien noch zu relativ günstigen Kursen loszuwerden. Ob die stotternde chinesische Wirtschaft einschließlich der angeschlagenen Schwellenländer oder der Zirkus um Griechenland, die lächerliche Diskussion um eine angeblich bevorstehende Zinserhöhung in den USA oder einfach nur das baldige Ende des globalen Konjunkturaufschwungs den Ausschlag für die Aktienverkäufe gibt, ist unerheblich. Entscheidend ist, dass der Geldnachschub durch die führenden Notenbanken nicht mehr ausreicht, um die schwächer werdenden fundamentalen Daten zu kompensieren, vorrangig den zu erwartenden Rückgang der Unternehmensgewinne.

Gold als Hort der Sicherheit gewinnt an Bedeutung

Insofern kann es kaum überraschen, dass gewiefte Anlagestrategen bereits jetzt Ausschau nach Alternativen halten. Sie nehmen alles ins Visier, was sie von schwankenden und höchstwahrscheinlich weiter fallenden Aktienkursen unabhängig zu machen verspricht, von Wohn- und Gewerbeimmobilien bis zu Hedgefonds, von US-Staatsanleihen bis zu ganzen Währungskörben – und landen neuerdings in einer Anlageklasse, auf die noch bis Juli kaum jemand etwas gegeben hat (natürlich außer den eingefleischten Fans): Edelmetalle, speziell Gold und in seinem Gefolge Silber. Warum? Weil Gold, obwohl zinslos, andere Eigenschaften hat, die es unter Anlageaspekten reizvoll erscheinen lassen: internationales, d.h. auf allen fünf Kontinenten anerkanntes Geld, Schutz vor der Entwertung des sogenannten Papiergeldes (man kann auch sagen: vor der gigantischen internationalen Verschuldung), also Erhaltung der Kaufkraft.

Der seit Kurzem steigende Goldpreis markiert eine Wende, und zwar nicht allein in der Anlagepolitik, sondern vor allem auch im Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten. Der Impuls dazu geht nicht etwa von Europäern oder Amerikanern aus, sondern von Asiaten: Chinesen horten Gold, um die jetzt schlechter werdenden Zeiten zu überstehen, ebenso wie Inder, deren Währung, die Rupie, traditionell an Kaufkraft verliert. Türken entgehen mit Gold ihrer extrem schwachen Währung Lira, und in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört Gold ganz einfach zum guten Ton. Das alles sind nicht unbedingt neue Motive; neu ist jedoch, dass das Edelmetall nach nahezu vier Jahren Preisrückgang bei gleichzeitigem Anstieg der Aktienkurse als Hort der Sicherheit an Bedeutung gewinnt.

Der August ist ein verrückter Monat

Übrigens ist der August ein bekannter Wendemonat, und zwar aufwärts wie abwärts: Im August 1982 startete ein fulminanter Anstieg der Aktienkurse, erst in den USA, dann auch anderswo. Im August 1987 begannen die Aktienkurse zu kippen, bis sie zwei Monate später, am 19. Oktober, in den freien Fall übergingen. Im August 1990 marschierten irakische Truppen in Kuwait ein, was die Aktienkurse international abstürzen ließ; besonders hart traf es die Besitzer japanischer Aktien. Im August 2011 erreichten die Kurse der meisten Gold- und Silberminen-Aktien ihr Hoch, dem im September das Hoch der Edelmetallpreise selbst folgte, während die Kurse der gängigen Aktien aus Dax, Dow Jones usw. innerhalb kürzester Zeit abstürzten.

Insofern passt die aktuelle Entwicklung von Aktien und Edelmetallen ins Bild.
Über die Ursachen der auffallend vielen Wendemanöver im August kann man rätseln, eine abschließende Erklärung ist indes nicht möglich. Orientieren sich die Anleger besonders im August gern neu, weil sie während ihres Sommerurlaubs auf andere Gedanken gekommen sind? Hat der Aufenthalt in einem schicken Hotel oder auf hoher See sie etwa mental beflügelt? Oder sind sie da im Gegenteil finanziell abgebrannt, sodass sie zum Verkauf ihrer Aktien gezwungen sind? Allein schon anhand dieser Fragen ist zu erkennen, dass man die Motive mehrfach deuten kann. Insofern halte ich es lieber mit dem Schriftsteller und Weltreisenden Mark Twain, der aus Anlegersicht kurzerhand alle Monate für gefährlich erklärte. Immerhin sollten Sie meine heutigen August-Überlegungen zum Anlass nehmen, noch mehr als bisher auf das Timing zu achten.

Auch Horrormeldungen haben ihr Gutes

Womit wir wieder beim Thema Aktien und Edelmetalle wären. Um es kurz zu formulieren: Die gängigen Aktien sind bis auf Weiteres mit Vorsicht zu genießen, Gold und Silber dagegen kaufenswert. Preisziele für die beiden Edelmetalle ermitteln zu wollen, ist unsinnig. Sie sind trotz des jüngsten Anstiegs nach wie vor preiswert, basta. Den Rest dürften die bald auf uns niederprasselnden Horrormeldungen zu den viel zu hohen weltweiten Schuldenbergen besorgen, die den Edelmetallpreisen als Turbolader dienen werden. Warum, liegt auf der Hand: Weil Schulden unbegrenzt angehäuft werden können, Edelmetalle dagegen nur begrenzt vorhanden sind. Aktien lassen sich zwar nicht beliebig vermehren, aber in gewissen Zeiten, wie um die Jahrtausendwende oder zuletzt von 2013 bis 2015 aus Anlass voluminöser internationaler Börsengänge, stimmt ihre zunehmende Aufblähung doch bedenklich. Unter dem Strich bleibt indes die Erkenntnis, dass Aktien und Edelmetalle sich mal konform, mal gegenläufig entwickeln, derzeit klar gegenläufig.

Zum Kauf von Gold und Selber brauchen Sie nicht mehr als Ihren gesunden Menschenverstand und bei Bedarf die Beratung durch einen seriösen Händler, im Internet zu finden beispielsweise auf goldseiten.de und gold.de. Mit Anlagemünzen wie Krügerrand, Maple Leaf u.a. (Gewicht 1 Unze Feingold, abgerundet 31,1 Gramm) können Sie nicht viel falsch machen. Bei Sammlermünzen ist Beratung empfehlenswert. Gold ist frei von Umsatzsteuer zu haben. Nach einem Jahr Haltedauer ist der Gewinn steuerfrei. Zum Hintergrund erlauben Sie mir bitte den Hinweis auf mein elektronisches Buch „Von der Kunst finanziell zu überleben“.

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