And the next president is Donald Trump

Je schneller sich die deutsche Politik den Sachfragen stellt, desto eher wird sie in der Lage sein ihren Teil eines fruchtbaren Dialogs mit der neuen amerikanischen Regierung gestaltend aufzunehmen.

© Mark Wilson/Getty Images

Entgegen allen Prognosen setzte sich Donald Trump gegen Hillary Clinton und das Washingtoner Establishment durch. Es war nicht der „ungebildete weiße Mann“, der Trump wählte, sondern eine Mehrheit aller Amerikaner. Je schneller sich die deutsche Politik den Sachfragen stellt, desto eher wird sie in der Lage sein, ihren Teil eines fruchtbaren Dialogs mit der neuen amerikanischen Regierung gestaltend aufzunehmen.

Der deutliche Wahlsieg des President-elect Trump deklassiert die Meinungsforschungsindustrie in den USA und die meisten großen Leitmedien wie die New York Times, wie CNN oder die Washington Post, die sämtlichst auf einen Sieg Hillary Clintons eingeschworen waren. Bis Stunden vor dem vorläufigen Endergebnis powerten sie voll auf der Schiene, dass Clinton eine überragende Siegeschance hätte. Erst gegen 3.30 korrigierten sie ihre Wahlprognosen in Richtung Trump, sogleich in „Schock“ und „Starre“ verfallend. Eins zeichnete sich im Laufe der Nacht ziemlich schnell ab: Die Prognosen lagen in sehr vielen Staaten fern ab der Realität.

Doch so einfach, also mit der Unterstellung, dass sie alle nur aus Versehen oder aus Unvermögen die tatsächlichen Zahlen verfehlt hätten, sollte man es den Meinungsforschern, den Meinungsmultiplikatoren in den Medien und auch den naseweisen Hollywoodstars, die sich selber an dem von ihnen proklamierten Clintonsieg hochziehen wollten, nicht machen.

Undemokratischer Manipulationsgeist

Es handelt sich nämlich nicht einfach um einen gigantischen, seit über einem Jahr anhaltenden kollektiven Irrtum. Irrtümer, auch die blödesten Irrtümer ist man geneigt, notfalls herablassend, zu verzeihen. Es handelt sich auch nicht um ein unschuldiges Eigendoping der offiziösen politischen Klasse in den USA.

Prima facie drängt sich im Gegenteil der Verdacht auf, dass die veröffentlichte Meinung in ihrer überbordenden, oft Hasszüge erreichenden Aggression gegen Trump im besten Fall von einem verblendeten Wunschdenken, nämlich die eigentlich ungeliebte Clinton ins Weiße Haus schreiben und senden zu wollen, getragen war. Im schlechteren Fall offenbarte sich ein ziemlich undemokratischer Manipulationsungeist, dem viele Mittuende irgendwann erlegen sind.

Über die teilweise wahnhaften Entgleisungen der deutschen politischen Klasse vor der Wahl gegen den jetzt gewählten US-Präsidenten, Stichwort „Hassprediger“ (Frank-Walter Steinmeier) soll hier vornehm geschwiegen werden. Die europäischen Regierungen werden jetzt, das wird man sehr schnell beobachten können, mit vielen Verrenkungen, Stauchungen und Zerrungen zu großen Wendehälsen werden. Die Bemühungen vieler deutscher und amerikanischer Journalisten in den Fernsehdauershows zur Wahl, den Sieg Trumps dadurch zu bemakeln, dass sie die falsche Tatsachenbehauptung in den Markt pressten, Trump sei vorallem von geistig und finanziell eher minderbemittelten Weißen ohne High-School-Abschluss gewählt worden, es fiel sogar das Wort „white trash“, zeigt von welcher primitiven Mainipulationswut diese Journalistenklasse getrieben ist. Die Zahlen widerlegen, dieses Mantra, auf dem auch Jörg Schönenborn lange herumritt: Trump ist auch von Hispanics, Schwarzen und vielen Frauen gewählt worden. Und auch in großer Zahl von gebildeten Weißen.

Trump hat, am scheinbaren Zeitgeist vorbei, die Wahl souverän gegen die Demokraten und das berühmte Washingtoner Establishment, gegen die Leitmedien in den USA und auch gegen das Establishment der Spekulanten-Milliardäre, gegen Hillary Clinton sowieso, gewonnen, aber er hat den Sieg auch an der republikanischen Partei vorbei geholt.

In seiner ersten Rede nach der Gratulation der Wahlverliererin Clinton hat Trump die Realität zutreffend beschrieben: Es ist ihm nämlich tatsächlich gelungen eine Art Change-Movement, eine Bewegung ins Leben zu rufen und dies gegen die Washingtoner High Society, deren Sohn Barack Obama die letzten acht Jahre im Weißen Haus regierte.

Die erste Rede Trumps heute Morgen europäischer Zeit baute nach den üblichen Honneurs erste Brücken auch zu dem Lager der bis dato überheblichen und sich selbst überschätzenden Clinton-Verliererlagers. Allerdings war diese erste Rede Trumps inhaltlich außerordentlich schwach. Aber gut: Trump will Präsident aller Amerikaner sein und er will den Wind of Change in die amerikanische Wirtschaft bringen, die bisher, entgegen dem sozialen Anspruch der demokratischen Partei die untere Hälfte des Volkes und viele Bürger darüber hinaus, auf die Schattenseite der Straße gedrängt hat.

Ein neues ökonomisches Wir-Gefühl

Wir spucken gemeinsam in die Hände durch Motivation der sich abgehängt Fühlenden, so ungefähr muss man Trump verstehen, wenn man seine erste Rede anschaut. Der große Messias Obama hat die Menschen ja daran gewöhnt, dass er bei solchen Gelegenheiten kosmische Träume wort- und stimmgewaltig sowie ein großes Schwelgen in diesen Träumen ausgelöst hat. Das ist dem erfolgreichen „Hooligan“ (so wurde Trump von einem seiner Fans in New York in dieser Nacht genannt) nicht gegeben. Aber die Motivationslage seiner Wähler hat er dafür erfolgreich in einem über einjährigen Wahlkampf deutlich angehoben.

Trump ist in seiner Person eine andere Spielart des amerikanischen Traums. Vom geborenen Millionär zum Immobilienmilliardär zum Präsidenten. Was für eine Karriere.

Ihn jetzt als Präsidenten zu unterschätzen und mit Tölpel- und Rüpeldiplomatie à la Steinmeier, der in anbiedernder politischer Korrektheit den erwähnten Begriff des „Hasspredigers“ noch kurz vor der Wahl denaturierte, auf den neuen Präsidenten los zu gehen, ist die Fortsetzung der europäischen Versagerpolitik.

Die europäische „Eliten“ wie auch die amerikanische, müssen erkennen, dass sie womöglich an der jetzt demokratischen Mehrheit, wie sie sich jetzt in den USA artikuliert hat, vorbei regieren und deswegen immer häufiger bei Wahlen abgestraft werden. Der oft links fanatisiert daher kommende Präsident des europäischen Parlamentes, Martin Schulz, war nach einer entgleisten Ursula von der Leyen, die am Morgen der Wahlnacht aufgewacht sein will, um sogleich wegen der Wahl Trumps in einen „Schock“ verfallen zu sein, und einigen wenigen dürftigen offiziösen Statements anderer Politiker der erste Kopf von Rang und Namen, der an diesem 9.November in sehr moderater Weise mit der Tatsache, dass Trump nun Präsident ist, umzugehen wusste.

US-Wahl - Heute
Obama - das schwere Erbe
Jeder weiß, und das sollte auch für die Vertreter der politischen „Elite“ gelten, dass jeder, auch Trump, mit Wasser kochen muss. Der Macht des Faktischen muss sich auch Trump beugen. Und wie an dieser Stelle in der gestrigen Kolumne schon gesagt, Trump ist kein Kamikaze-Flieger. Die hier ebenfalls vorher gesagten hysterischen Reaktionen der Börsen, die heute reflexartig eintreten, werden sich sehr schnell geben. Und auch das superreiche amerikanische politische „Establishment“, das in der Wahlnacht bei ARD und ZDF so oft beschworen wurde, wird seinen Kompass in Richtung Trump drehen.

Auch politische Fanatiker wie der Spekulant Soros werden sehr schnell „einsichtig“ werden. Noch jede seiner Spekulationen war auf höchst eigene Profit-Maximierung ausgerichtet. Da ist dann politische Prinzipienreiterei schnell zu teuer und dann lässt man das eben.

Das politische Ende der Clinton-Dynastie ist im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht, allerdings sehr deutlich und über jeden Zweifel erhaben demokratisch, bestimmt worden. Die demokratische Partei muss sich neu sortieren. Sie ist aus dem Weißen Haus geflogen, ist Minderheit in beiden Parlamentshäusern, im Senat und im Kongress, und wird über kurz oder lang auch ihre Vertreter im obersten Gericht der Vereinigten Staaten von Amerika verlieren.

Auch die republikanische Partei steht vor Anpassungsaufgaben an die Realität: Mutmaßlich hätte die Grand Old Party als solche und kein anderer ihrer Repräsentanten eine Chance gegen die Demokraten und gegen Clinton gehabt: nicht den Hauch einer Chance.

Trump ist ein ziemlich einsamer Sieger, in dem Sinne, dass er ziemlich allein das Wunder vollbracht hat, das Weiße Haus zu erobern. Allerdings haben Sieger die phantastische Eigenschaft, dass sie viele Menschen anziehen, die ihre Freunde sein oder die ihnen dienen wollen. Die Hoffnung, dass Trump die richtigen Berater und Mitstreiter findet, dürfte ziemlich realistisch sein.

Trump hat allein das Wunder vollbracht, das Weiße Haus zu erobern

Für hysterische, hasszerfressene Angstmacherei vor dem bösen Trump gibt es keinen vernünftigen Platz. Für das teils ziemlich schizophrene, einseitige und eindimensionale Trump-Bashing, auch in deutschen Besserwisser-Medien, gibt es keine sachliche Grundlage. Kühler Kopf und große Gelassenheit sind jetzt angesagt. Panikmache, wie sie mindestens durch die erschrockenen Gesichter vieler deutscher Politiker rüberkommt, ist kontraproduktiv.

Volker Kauder äußerte sich am Vormittag in diesem Sinne etwas besonnener. Die Globalisierung allerdings muss ein Kauder Trump nicht beibringen, die Globalisierung findet statt und wird unaufhaltsam fortlaufen. Dass jedoch auch die Globalisierung durch kluge Politik in die richtigen Bahnen zum Nutzen der Menschen erst noch gestaltet werden muss, wenn sie nicht wildwüchsig aus dem Ruder laufen und Arm und Reich weiter spalten soll, steht fest. Isolationistische Töne des Wahlkämpfers Trump sind völlig ungeeignet, daran irgendwelche ernstzunehmende Befürchtungen zu knüpfen.

In der Sicherheitspolitik wird Trump die haushalterischen Anstrengungen der Europäer in erhöhtem Maße einfordern. Das ist kein Beinbruch. Den militärischen Schutz Europas wird Amerika, weil Europa bis auf Weiteres selber unfähig ist, weiterhin zu einem entscheidenden Teil übernehmen. Mag sein, dass Trump andere Akzente in der Klimapolitik setzen wird, aber er wird sicher im Ergebnis nichts tun, was für grüne Hysterie einen realen Grund liefern könnte. Der Atomdeal mit dem Iran, den die Obama-Regierung zustande gebracht hat, kann man durchaus kritisieren. Eine komplette Aufkündigung wird Trump sich sicher überlegen.

Die tonangebenden besorgten Klugrednerchen in den Leitmedien haben in ihrer persönlichen „Schockstarre“ ob ihres massenwahnhaften analytischen Versagens, plötzlich einfach nur so, um überhaupt irgendetwas daher zu reden, die Idee lanciert, dass jetzt das „Zeitalter der Populisten“ angebrochen sei, weil Le Pen, Wilders, Nigel Farage o.Ä. öffentlich Gratulationen an Trump adressiert hätten. Amerika und die Lage des Landes sind allerdings mit Europa und der hiesigen Situation nicht vergleichbar.

Trump ist jetzt gegen eine Kampfmaschine Hillary und das Kampf-Establishment Washingtons demokratisch gewählt worden. Ein bisschen Respekt vor der Demokratie sollten die Prognosen-Verlierer, die so viel von Demokratie reden, schon zeigen, wie auch ein Mister Wahlen, Jörg Schönenborn, mehrfach in der späten Wahlnacht, von den Kollegen weitestgehend ignoriert, vorschlug.

Trump ist nicht der Weltuntergang

Trump ist nicht der Weltuntergang. Dass die grün initiierte Einwanderungs- und Integrationspolitik, die eigentliche heilige Kuh des fälschlich als Ökopartei bezeichneten Vereins, bislang eine ziemlich wirre Angelegenheit ist und vor allem dem grünen Wunsch der Bevölkerungsaufstockung dient und dies ohne Berücksichtigung von Integrationsmöglichkeiten der Zuwanderer in den Arbeitsmarkt und damit in die Gesellschaft, kann vernünftiger Weise nicht bestritten werden.

Einwanderungsideologen, um die es sich bei den Grünen tatsächlich handelt, fühlen sich von einem Präsidenten Trump, der die bisherige Einwanderungspolitik seines Vorgängers krass ablehnt, herausgefordert oder regelrecht bedroht. Die Grünen sind traditionell die Themensetzerpartei in Deutschland. Ein nüchterner Blick auf die neue Präsidentschaft ist zugleich die beste Voraussetzung für eine distanzierte Betrachtung der Grünen, deren Ideologen wesentlich dazu beigetragen haben, die Öffentlichkeit in Sachen Trump zu hysterisieren.

Je schneller sich die Politik den Sachfragen und ihrem eigenen Versagen stellt, desto eher wird sie in der Lage sein, ihren Teil im Dialog mit der neuen amerikanischen Regierung, der von essentieller Bedeutung für beide Seiten ist, gestaltend aufzunehmen.

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