Frankreich: Olympia-Plakat ohne Kreuz auf Invalidendom

Das offizielle Plakat der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris ist da. Es zeigt unter anderem den Invalidendom. Das Kreuz auf der Kuppel der weltberühmten Kirche hat der Gestalter weggelassen.

IMAGO / ABACAPRESS
Enthüllung des offiziellen Plakats für die Olympischen Spiele in Paris 2024 im Musée d' Orsay in Paris, Frankreich, am 4. März 2024

Napoleon dürfte gerade in seinem Grab rotieren. Dieses befindet sich seit 1840 im Invalidendom, der vorher eine Kapelle war. Der Barockbau erinnert nicht zufällig an den Petersdom in Rom: Er wurde als Königs- und Staatskirche angelegt. Das sollte die Stellung des französischen Herrschers als Oberhaupt der nationalen Kirche unterstreichen.

Der Invalidendom ist fraglos eines der wichtigsten Wahrzeichen von Paris. Und weil er nun mal ein durch und durch christliches Bauwerk ist, hat er ganz oben auf seinem Kuppeldach ein goldenes Kreuz.

Da fängt das moderne Drama an.

Denn in diesem Sommer ist die Stadt der Liebe auch Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. Für das Großereignis hat der Künstler Ugo Gattoni das offizielle Werbeplakat gestaltet. Es zeigt aus der Vogelperspektive die wichtigsten Gebäude von Paris als Zeichnung. Mit dabei ist, natürlich, auch der Invalidendom.

Aber ohne Kreuz auf der Kuppel.

Dass so etwas in unseren Zeiten natürlich weder ein Versehen noch ein Zufall ist, war den entsetzten Franzosen bei der Präsentation des Plakats sofort klar. Seitdem geht ein Aufschrei durchs Land. Der EU-Abgeordnete Gilbert Collard nahm sich Gattoni frontal zur Brust: Der Plakatmaler sei ein „Verräter, schuldig an der grundlegenden Verleugnung Frankreichs“.

Jetzt bemüht sich das Olympia-Organisationskomitee von Paris fieberhaft um Schadensbegrenzung. Man verfolge keine bösen Absichten mit der Darstellung des Denkmals. Unzählige Christen, die im Laufe der Geschichte ihr Leben gelassen haben, weil sie für ihren Glauben eingestanden sind, könnten das womöglich anders sehen.

Künstler Gattoni schwurbelt sich lieber mit der esoterischen Variante um die Tatsache herum, dass sein Olympia-Plakat mit Rücksicht auf den islamischen Teil der Welt historische christliche Symbole kurzerhand wegretuschiert. Er sagt, die Gebäude auf seinem Werk „beschwöre ich so herauf, wie sie in meinem Kopf erscheinen, ohne jegliche Hintergedanken. Ich möchte (…), dass die Menschen auf den ersten Blick erkennen können, was sie sind (…).“

Allerdings ist der Invalidendom eben eine Kirche.

In Frankreich sind anti-christliche Tendenzen derzeit ein großes Thema. Der massive Zustrom von Muslimen vor allem aus afrikanischen, zumeist muslimisch geprägten Ländern setzt die traditionell bedeutende katholische Kirche des Landes zunehmend unter Druck. Es gab in den letzten Jahren sowohl mehrere religiös motivierte Attentate von Islamisten auf Priester als auch auf Kirchen selbst.

Dafür, dass sich eine westliche Kultur freiwillig und ohne Not so in den Staub wirft und selbst verleugnet, haben viele Menschen im Internet nur noch beißenden Spott übrig:

Im Jahr 2034 findet die Fußball-Weltmeisterschaft übrigens in Saudi-Arabien statt. Und man darf schon jetzt gespannt darauf sein, ob das offizielle Plakat dann auch auf den Minaretten der Al-Haram-Moschee in Mekka die Halbmonde wegretuschiert.

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Kommentare ( 16 )

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Cubus
1 Monat her

Das höchste Maß an Professionalität, ein Volk dazu zu bringen, sich selben abzuschaffen, ohne dass ein Schuss fällt. Danach übernimmt man einfach .. Schöne Neue Welt.

Hannibal ante portas
1 Monat her

Naja, der franz. Staat und die Kirche haben schon seit der franz. Revolution (natürlich mit Unterbrechungen) ein mehr als „ambivalentes“ Verhältnis. Napoleons kriegerisches Treiben diente jetzt aber nicht dazu den „rechten Glauben“ zu verbreiten. Der hatte ja ganz andere Glaubenssätze. Ziemlich egozentrische würde ich meinen. Laizismus ist eines der Staatsprinzipien der franz. Republik. Es gab Zeiten, da hätte sich ein franz. Staatspräsident niemals in einer Kirche ablichten lassen. Franz. Kirchen sind oftmals in einem absolut jämmerlichen Zustand (im Elsass sieht es noch ein wenig anders aus, das ist aber noch eines der wenigen staatlichen Relikte aus deutscher Zeit), da staatliche… Mehr

Lesterkwelle
1 Monat her

Weiteres Zugestaendnis im Sinne von Houellenecqs „Unterwerfung“. So wie schon seit Jahren im UK keine Weihnnachtsgruesse mit „Merry Christmas“ versandt werden, heisst ganz im woken pc Sinn „Seasons Greetings“. Und in Frankfurt verwandeln erleuchtete Geister die Fressgass in Halal Road. So lange die alteingsessenen Buerger das klaglos hinnehmen, was soll’s drum? Es wird so weitergehen.

Matthias F.
1 Monat her

Aus Rücksichtnahme auf die Rücksichtslosen. Wer das nicht kapiert hat, ist tatsächlich ein Verräter!

Ralf Poehling
1 Monat her

Ich habe gesagt, wie man das Problem angehen muss. Man muss die Asymmetrie wieder aufheben in dem man sich auf das Level des Gegners herablässt, so die Reaktionszeit reduzieren und den strategischen Vorteil damit zurückerlangen. Das geht. Und so werden wir gewinnen. Wir sind besser ausgerüsteten und haben Nachschub ohne ende. Die Gegenseite nicht. Wir sind bisher nur falsch organisiert. Aber das kann man ändern.
Wie sagten die Amis? „Keep your friends close, but your enemies closer.“
Einen ganz herzlichen Gruß nach Frankreich. 😉

Haba Orwell
1 Monat her

> Der Plakatmaler sei ein „Verräter, schuldig an der grundlegenden Verleugnung Frankreichs

Der Clanchef von Frankreich will ganz Westeuropa in einen Weltkrieg treiben, dennoch wurde der Typ gewählt. Was an dem Vorhaben ist christlich, wofür ein Kreuz nun mal steht?

Tucker Carlson kritisierte öfter die Gängelungen der orthodoxen Kirche im Ukrostan, welches Macron so sehr anhimmelt.

Salvian
1 Monat her

Das ist zwar aufschlussreich, aber nur eine nebensächliche Bagatelle im Vergleich zu dem, was gestern aus Frankreich gemeldet wurde – nämlich dass beide Parlamentskammern mit 780 gegen 72 Stimmen für die Verankerung eines „Rechts auf Abtreibung“ in der Verfassung gestimmt haben, dass die Abgeordneten anschließend mit stehenden Ovationen sich selbst gefeiert haben und dass die Politikerin der Linken, die den ersten Entwurf eingebracht hatte, Mathilde Pannot, ihren Erfolg mit den Worten würdigte, Frankreich Beweise sich damit als „Leuchtturm der Menschenrechte“. Vor der Abstimmung hatte Premierminister Gabriel Attal von einer «moralischen Schuld» gegenüber allen Frauen, die gelitten hätten, geredet. «Uns verfolgen… Mehr

Paul Brusselmans
1 Monat her
Antworten an  Salvian

Frankreich – das ist nicht der aus dem Nichts gekommene Banker Macron oder der grossbürgerliche Attal – Frankreich, das sind Marine Le Pen, Bardella, Zemmour, Marechal, Bock-Cote, Goldnadel, …
Wie sagte meine selige Mutter: vive la France et merde la Prusse

Johann Thiel
1 Monat her
Antworten an  Salvian

Heutige europäische Werte sind es, keine zu haben, um sich in allem und jedem nach Bedarf gehen zu lassen.

Axel Fachtan
1 Monat her
Antworten an  Salvian

Das Recht auf Abtreibung ist ein Menschenrecht.
Ich wünschte, die Mütter der 780 Befürworter hätten rechtzeitig von diesem Menschenrecht Gebrauch gemacht.
Die 780 Befürworter sind in ewiger Schuld gegenüber ihren Müttern verstrickt.
Um ihre Mütter zu befreien, sollten sie allesamt schnellstmöglich Selbstmord begehen.
Ihre Mütter werden es ihnen danken, wenn sie endlich von dieser Erblast befreit werden.
Wer solche Kinder hat, braucht keine Feinde mehr.

Carl22
1 Monat her
Antworten an  Salvian

Die Mordlust ist seit ihrem bluttriefenden Umsturz von 1789 den Franzosen wohlvertraut. Richtete sie sich einst gegen Aristokraten, Priester und schlechte Bürger, so kehrt sie sich neuerdings wohl gegen ungeborene Kinder und Russen. In der Tat, wie Salvian hier schreibt: der „ganzen Welt ein Beispiel dafür, was heutzutage unter „europäischen Werten“ zu verstehen ist“.

ralf12
1 Monat her

Der olympische Gedanke der Völkerverständugung ist sowieso den Bach runter gegangen. Da ist das nur noch ein „wokes Tröpfchen“. Ich werde diese Veranstaltung komplett ignorieren. Einerseits darf weder Russland noch Weißrussland (weshalb eigentlich Weißrussland?) daran teilnehmen, die Nation mit den meisten „Angriffskriegen“ auf dem Konto, die USA, dürfen sogar unter ihrer Flagge antreten und niemand verlangt von den Sportlern, dass sie sich von den USA distanzieren. Doppelstandards, die ich nicht aktzeptieren kann.

Paul Brusselmans
1 Monat her
Antworten an  ralf12

Die USA haben nie „Angriffskriege“ durchgeführt, sondern präventive Verteidigunskonflikte adressiert.

Marcus Iunius Brutus
1 Monat her
Antworten an  Paul Brusselmans

Die USA haben ihren ersten Eroberungskrieg geführt im Winter 1775/76 gegen Kanada, das war noch vor der Unabhängigkeitserklärung, und 1812 haben sie es wieder vergeblich versucht, und 1846 erfolgte der Angriff auf Mexiko.

Paul Brusselmans
1 Monat her
Antworten an  Marcus Iunius Brutus

also ich glaube, ich muss mich wirklich mit Zynismus zurückhalten. „Präventiver Verteidigungskonflikt“ – die Entstehung der USA war von vornherein auf brutalen Imperialismus gestützt.Neben der „Verdrängung“ der Ureinwohner und der „Förderung afrikanischer Migration“ in den angeblich so rassistischen Südstaaten. .“Louisiana“, dh der ganze mittlere Westen, den Frankreich verkaufte, wäre angesichts der expansiven Politik der Rumpf-USA n icht zu halten gewesen. Hinzu kommen dann selbstverständlich der Raub eines grossen Teils Mexikos, der Ausflug nach Quebec und vor allem der US-spanische Krieg mit der Einnahme Kubas und der Philippinen. Auf dem Friedhof von Arlington ist noch der Mast des US-Schiffes zu sehen,… Mehr

Autour
1 Monat her
Antworten an  ralf12

Nicht nur das auch das systematische Doping in den USA, man denke nur an das Balco Labor… war alles gut und richtig! Mich widern diese scheinheiligen Spiele nur noch an!

Last edited 1 Monat her by Autour