Migration auf Balkanroute: An Ungarns Grenze spitzt sich die Lage zu

Ungarische Behörden und Medien berichten schon seit Tagen über den wachsenden Migrationsdruck an der Südgrenze zu Serbien, Kroatien und Rumänien. An der ungarisch-serbischen Grenze herrsche regelrecht der „Belagerungszustand“, erklärte György Bakondi.

imago images / Michael Trammer
Serbisch-ungarische Grenze

Von Januar bis November 2019 haben insgesamt 11.400 Migranten versucht, illegal die ungarische Südgrenze zu passieren, allein im November waren es 2.500 – das ist mehr als das doppelte der 2018 registrierten illegalen Grenzübertritte. Wegen der explosiven Lage an der Südgrenze – die viele Kommentatoren mit der Lage 2015 vergleichen – hat Szilárd Német, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, das sogenannte Migrationskabinett der Fidesz-Fraktion im Parlament einberufen.

Der Grenzschutz hat vor wenigen Tagen Videoaufnahmen über die Vorgänge an der Grenze zu Serbien veröffentlicht.

Darauf ist zu sehen, wie Gruppen von schwarz gekleideten Männern die Grenzanlagen beschädigen, darüber klettern und dann über die naheliegenden Felder verschwinden. „Wer aus welchem Grunde auch denken mag, dass der Migrationsdruck auf Europa nachgelassen habe, der soll sich diese Bilder ansehen. Was wir seit 2015 erleben, ist erst der Anfang. Millionen warten in der Türkei nur darauf, in Richtung Europa loszuziehen. Deshalb ist der Schutz der Grenzen wichtiger denn je“, sagte Csaba Dömötör, Staatssekretär im Büro des Ministerpräsidenten.

Die Angriffe auf die Grenzanlagen finden hauptsächlich in der Nacht statt, aber nicht nur. Große Besorgnis herrscht unter den ungarischen Behörden wegen den neuen Methoden, mit denen versucht wird, die Grenze zu überwinden. Dazu gehören Tunnel, die unter den Grenzanlagen auf ungarisches Territorium führen. Am 3. Dezember ist ein 34 Meter langer Tunnel beim Dorf Ásotthalom entdeckt worden, durch den 44 Personen versucht haben, auf ungarisches Territorium zu gelangen, eine anderer, 22 Meter langer Tunnel, konnte zerstört werden, bevor er in Betrieb genommen wurde. Trotzdem sind allein am letzten Wochenende 436 illegal nach Ungarn gelangte Personen aufgegriffen worden.

Die meisten aufgegriffenen Personen geben an, aus Syrien, Afghanistan oder aus den palästinensischen Gebieten Israels zu stammen, was jedoch in den allermeisten Fällen nicht überprüft werden kann, da es die Regel ist, dass sie keine Ausweispapiere dabei haben. Sie werden dann sofort wieder abgeschoben, oder in Internierungslagern in der Transitzone festgehalten. Ungarn sieht sich da im Recht, denn einem Urteil des Straßburger Gerichtshofs für Menschenrechte entsprechend gilt das Festhalten in Transitzonen nicht als Festnahme.

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Von der serbischen Seite der Grenze berichten verzweifelte Dorfeinwohner, sie würden von Migranten regelrecht überrannt. Jeden Tag kämen hunderte, allein am vergangenen Samstag seien vier voll besetzte Busse angekommen, so wird berichtet. Sie luden die Migranten ab und fuhren dann weg. Wer die Busse organisiert und bezahlt, ist nicht bekannt. Die Ankömmlinge irrten zuerst im Dorf herum und verschwanden anschließend im Donau-Sumpfgebiet. Dieses Gebiet gehört zum Naturpark Donauauen, und wegen der Moraste gibt es hier auf der ungarischen Seite keine Grenzschutzanlagen. Darüber scheinen die Migranten sehr genau Bescheid zu wissen. Die Dorfbewohner beklagen, dass ihre Felder niedergetrampelt würden und ihre Gärten voller Fäkalien seien. Sie trauen sich nicht mehr, ihre Kinder allein auf die Straße zu lassen und widersprechen jenen, die behaupten, es gebe keine neue Migrationswelle. Die serbische Polizei kümmert sich um die Lage kaum, der ganze Druck lastet allein auf dem ungarischen Grenzschutz.

„In Serbien befinden sich zur Zeit etwa 4.000 illegale Einwanderer“, erklärte Biljana Popovic Ivkovic, Staatssekretärin im serbischen Innenministerium. „Die meisten befinden sich an der kroatischen Grenze, aber auch in Belgrad und entlang der ungarischen Grenze sind Migrantengruppen.“

Auf dem Balkan sind bisher insgesamt 106.000 Migranten registriert worden, diese Zahl enthält jedoch nicht jene, die sich dort unentdeckt aufhalten. In Ungarn wird befürchtet, dass die wegen der schon bestehenden ethnischen und religiösen Konflikte ohnehin sehr volatile Lage auf dem Balkan durch die Züge der Migranten noch instabiler wird. Szilárd Német, Staatssekretär im Verteidigungsministerium erklärte dazu: „Hunderttausend Migranten haben sich bereits auf dem Westbalkan versammelt. Obwohl die Lage zur Zeit noch ruhig ist, fängt die Situation an, an die große Krise 2015 zu erinnern. Es kann große Probleme verursachen, wenn die Migranten auf die ungarische Grenze losgelassen werden, und darauf müssen wir uns vorbereiten.“ Ob und wie sie das allein schaffen werden, ist die große Frage.

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Kommentare ( 84 )

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Jerko Usmiani
4 Jahre her

Es wird Zeit vor allem für die Deutschen mit ihrem Sozialsystem als Pull-Faktor zu begreifen, dass das keine „Flüchtlinge“ mehr sind, sondern massenhaft Wirtschaftsmigranten und darunter vor allem der Bevölkerungsüberschuss an jungen Männern. Wer Gunnar Heinsohns Thesen kennt, der weiß warum ihre Herkunftsländer froh sind sie los zu sein und auch nicht wieder zurücknehmen werden. So dumm das zu glauben sind allein die Deutschen. Was sich hier entwickelt ist eine Art Migrationskrieg. Ich als dort lebender Kroate kann nur sagen, dass wir uns mit brutalster Gewalt der Krajina-Serben entledigt haben und gegen Araber usw. mit noch weit größerer Gewalt vorgehen… Mehr

reiner
4 Jahre her
Antworten an  Jerko Usmiani

Hauptsache Böhmermann und der Rest der an Realitätsverlust leidenden Satiriker stoßen weiter ins ,,bunte Horn,,. Es ist zum schämen, was hier abgeht.

Sani58
4 Jahre her
Antworten an  Jerko Usmiani

Sie haben ja recht. Und ich schäme mich für meine Landsleute. Andererseits muss man auch feststellen, Ossis waren bei Ihnen in Ungarn erst nach der Wende und mit der D-Mark etwas wert und wohl gelitten. Vorher war man da bestenfalls ignorant. Aber Schwamm drüber, ist 30 Jahre her. Nur ändern werden sich die massen Michaels kaum – und wenn, dann zu spät. Und der Anteil nicht kulturell Deutsch geprägter Menschen im Gemeinwesen ist in manchen Städten schon dermaßen groß, dass eine (politische)Änderung/anders Gestaltung gar nicht mehr möglich ist. Was jetzt einige Stadtteile betrifft, betrifft morgen schon ganze Städte, übermorgen ganze… Mehr

Gjergj Kastrioti
4 Jahre her

Wenn der Druck weiter steigt, kann Ungarn dem nicht standhalten, die werden versuchen, den Zaun zu zerstören und dringen dann ins Land ein. **

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  Gjergj Kastrioti

Irgendwie scheint es einen Weg zu geben. An Ungarn vorbei oder durch Ungarn durch.
Aber auf jeden Fall hinter dem Rücken und auf Kosten der Deutschen.

Eberhard
4 Jahre her

Was sich da tut, wird uns wieder als nicht voraussehbare Überraschung offeriert werden. Denn Grenzsicherung ohne harte Konsequenz bringt nichts. Und Einreise ohne Papiere macht uns zum Erholungsgebiet für alle Terroristen und Menschenschinder dieser Welt. Zunehmend werden die zum Teil blutigen Auseinandersetzungen der Heimatländer hier fortgesetzt. Zusätzlich noch zwischen kriminellen Gruppierungen. Da braut sich etwas mit sehr hoher Sprengkraft zusammen, dessen Dimensionen noch gar nicht abzusehen. Aber statt endlich zu handeln, beschäftigt sich die GroKo seit Jahren vorwiegend mit Personaldebatten.

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  Eberhard

„Gebraut“ ist schon längst, die Sprengkraft wird nur Tag für Tag unabsehbar höher.
Und keiner in Verantwortung macht das Thema öffentlich.

Noergel Jo
4 Jahre her

Damit bestätigen die Länder aber Macron’s Haltung!

Kristina
4 Jahre her

Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn die Balkanstaaten alle durchwinken würde. Erst wenn viel mehr Traumtänzer und „Den-Kopf-in-den-Sand-stecker“ die Auswirkungen am eigenen Leib spüren, wird sich etwas bewegen. In den den üblichen Medien werden solche Dinge verschwiegen und suggeriert den Leuten, dass nur der Kampf gegen rechts und die Klimapanik wichtig und gut ist. Das Unangenehme, das nicht ins grün-linke Bild passende wird beiseite geschoben. Überbevölkerung in Afrika und im Nahen Osten: Hat doch keine Auswirkung auf das Klima. Fehlende Wohnungen, schlechte Versorgung in Schule, Kindergärten, Krankenhäusern usw.: Hat doch nichts mit der permanenten Zuwanderung zu… Mehr

Sani58
4 Jahre her
Antworten an  Kristina

Das Problem ist, ist das Problem erst einmal hier, wird man es nicht, womöglich nie wieder los.
Die Einheitspartei Schwarzgrünrot wird daran untergehen oder sich der neuen Kultur unterwerfen und die AfD wenig später verboten. Hoffe, das mir nicht so viel Erdenzeit bleibt, um das erleben zu müssen. Aber die Statistik spricht eindeutig für dieses Szenario.

Iso
4 Jahre her

Sicherlich wird es den jungen Männer eines Tages nicht in den Sinn kommen, dass sie vor dem Zaun stehen bleiben, und beschließen nachhause zu gehen, weil die netten Deutschen schon so viele aufgenommen haben. Dieser Strom wird nie enden, und wer nicht bereit dazu ist, ein paar schreckliche Bilder hinzunehmen, der wird untergehen.

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  Iso

Na – erst dann wird er enden, wenn ihnen alle wieder entgegen kommen, weil hier nichts mehr zu holen ist…
Aber auch das wird für die, die an der Strecke wohnen, alles andere als beschaulich enden.

Herr Schmidt
4 Jahre her

Die CDU hat uns auf Ihrem Parteitag ja schon auf eine Wiederholung von 2015 eingestimmt diesmal aber garantiert mit einem freundlichen Gesicht.

Sani58
4 Jahre her

Grenzsicherung wäre die eine Sache. Viel wichtiger und effektiver wäre die Beendigung der Vollversorgung.
Wie in Holland: Bett und Brot und das für begrenzte Zeit – das wäre das Mittel der Wahl.

Alf
4 Jahre her

Das ungarische Volk muß ausbaden, was Europa nicht kann und Erika nicht will. Eine Schande für Europa. Über Erika ist alles gesagt.

Ich wünsche dem ungarischen Volk alle Kraft, diese Herausforderung zu bewältigen.

Maja Schneider
4 Jahre her

Na, da bin ich jetzt aber überrascht! Die Flüchtlingskrise wurde doch von MSM und Politik mit großem Nachdruck als beendet erklärt, und die meisten Menschen möchten das auch so gern glauben, weil es viel bequemer ist. Aber „wir schaffen das“! Allerdings sei die Frage erlaubt, wie? Es ist kaum vorstellbar, dass alle Teddywerfer von gestern auch heute wieder die Arbeit für Frau Merkel und ihre grün-linken „Follower“ ehrenamtlich leisten werden, zu groß ist inzwischen die Ernüchterung, und den berühmten „Plan“ unserer Kanzlerin gibt es auch nicht, nur den des Machterhalts.