Italien: Präventivmissionen wegen möglicher Angriffe auf Gas-Pipelines

Seit dem Anschlag auf die Gas-Pipeline Nord Stream 1 hat Italien seine Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Präventivmissionen sollen einen ähnlichen Sabotageakt im Mittelmeer verhindern.

IMAGO / ZUMA Wire

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Szenario wie das der Ostsee-Pipeline Nord Stream wiederholt? Italien schätzt die Bedrohung zumindest als realistisch ein. Übereinstimmend berichten das Wall Street Journal und mehrere italienische Medien über den Einsatz des Minensuchbootes ITS Numana. Das Schiff habe seine Patrouillen auf den Gasrouten verstärkt, die Nordafrika mit Europa verbinden.

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Es seien zudem spezielle Unterseeboote zum Einsatz gekommen, um die Umgebung nach verdächtigen Objekten zu scannen. In der Nähe der Pipeline-Rohre sei vor kurzem ein solches Objekt entdeckt worden. Die Sichtung hatte sich später als Fehlalarm herausgestellt: Das Objekt stellte sich als verrostetes Metallstück heraus und nicht als Bombe.

Während das Wall Street Journal und das Giornale Russlands Präsidenten Wladimir Putin deutlich eines Versuchs bezichtigten, die europäische Energiesicherheit im Mittelmeerraum stören zu wollen, blieben andere Medien vorsichtig und wollten sich nicht festlegen, ob die Sabotageversuche auf russische, ukrainische oder westliche Kräfte zurückgingen.

Das liberal-konservative Giornale fasste die Bedrohung folgendermaßen zusammen: „Wenn auch nur ein einziger Angriff auf diese Strukturen erfolgt, würde es Monate dauern, den Schaden zu beheben. Eine monatelange totale Blockade der Versorgung würde irreparablen Schaden für die Wirtschaft und das Leben von Hunderten Millionen Menschen anrichten, die dem Winter mit immer geringeren Vorräten gegenüberstehen.“

Trotz der erheblichen Spannungen zwischen Italien und Frankreich wegen der Mittelmeerkrise hat der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto daher den Schulterschluss mit seinem französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu gesucht. In Paris schätzt man die Lage offenbar ähnlich ein. „Ich hatte ein Telefongespräch mit dem französischen Minister. Eines der angesprochenen Themen war die Möglichkeit für unsere Marinen, im Mittelmeer mehr und mehr zusammenzuarbeiten“, sagte Crosetto in einer Videokonferenz.

„Denken wir allein an die enorme Menge an Kabeln, ganz zu schweigen von dem Gas, das durch das Mittelmeer fließt, dann können wir uns Ereignisse wie das bei Nord Stream nicht leisten“, fuhr Crosetto fort. Die Verteidigung des Mittelmeers sei eine Priorität für Italien. Crosetto wünschte sich, dass Europa in verteidigungspolitischen Aspekten stärker zusammenarbeiten müsse.

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Kommentare ( 15 )

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Schiffskoch
1 Jahr her

Wenn man zukünftig Anschläge auf seine eigene Infastruktur verhindern will, dann sollte man als aller erstes einmal den Verursacher des ersten Anschlages ermitteln und dann überlegen, welche Möglichkeiten man hat gegen ihn vor zu gehen. Eine offene Ankündigung dieser Tat von aller höchstrer Stelle gab es ja im Vorfeld mehrfach, aber die EU scheint keinerlei Interesse zu haben, bei demjenigen, der diese Tat ankündigte, mal nach zu bohren… Kann natürlich auch sein man WILL diese Anschläge in Zukunft gar nicht verhindern, da man sich eh nicht souverän fühlt und lieber das macht, was Onkel Sam auf der anderen Seite des… Mehr

Stuttgarterin
1 Jahr her

Letztlich sind die Risiken das Ergebnis von konfrontativer Politik. Bisher lebten wir ja anders miteinander. Insofern ist eine ausgewogene Entspannungspolitik immer die bessere Alternative.

stdue
1 Jahr her

Wieder diese dümmliche US Hetze aus der Trollfabrik. Fehlt nur noch der angebliche Hubschrauberflug dort, statt in Wahrheit nachgewiesen dutzende km weiter weg. Wem das echt interessiert, warum noch eher die Russen, statt USA dafür in Frage kommen, kann sich hier 2 sehr gute Artikel mal dazu durchlesen: https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/boerse/warum-die-usa-these-ueber-die-gesprengten-pipelines-absurd-ist_H604392057_156422490/?dicbo=v2-5a63e6dd5c3455b3ab4d0d62d48dd73b&obref=outbrain-fol-web&cm_ven=focus_outbrain
https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/riesige-gas-lecks-sabotierte-spezialtruppe-nord-stream-was-wir-ueber-putins-kampftaucher-wissen_id_155915765.html

Exilant99
1 Jahr her
Antworten an  stdue

Focus als Systemmedium. Nein Danke. Es steht fest, es waren die USA. Wenn es Russland gewesen wäre wurden alle NATO und EU Staatschefs es tagtäglich wiederholen. Da es aber die USA waren muss man sich bedeckt halten. Deutschland hat jegliche Untersuchung in den Vorfall eingestellt. Wieso nur?

StefanB
1 Jahr her

Auch für die italienische Pipeline gilt die Frage cui bono? Die Frage beantwortet sich simple mit der weiteren Frage, wer meint, Ersatz liefern zu wollen und zu können. Und das ganz abgesehen von der Frage, wer den Nutzen davon trägt, wenn in Europa „irreparabler Schaden für die Wirtschaft und das Leben von Hunderten Millionen Menschen“ angerichtet würden. In wessen GEO-Strategie passt das gleich noch mal?

Manfred_Hbg
1 Jahr her

Mhh, bleibt die klitzekleine Frage: WIE wird von einem jeweiligen EU-Land reagiert und WAS wird unternommen, wenn entdeckt wird, wenn sich -wer auch immer an welcher Unterseeleitung auch immer- ungerechtfertigt zu schaffen macht??

WENN es sich bei diesem EU-Land um Dummland und unsere Bundeswehr handeln würde – also soweit dann aber auch überhaupt ein funktionsfähiges U-Boot zur Verfügung steht(Entschuldigung bitte für meinen hier geäußerten Zynismus), dann würden mit Sicherheit Stunden oder gar Tage vergehen bevor höchststaatlich die Freigabe zum einschreiten oder zum scharfen Schuß erfolgt.

Ede Kowalski
1 Jahr her

„Wir müssen mit den Waffen des Gegners umzugehen lernen, doch mit dem gebührenden Ekel.”
Nicolás Gómez Dávila

Autour
1 Jahr her

Also muss es ja hinweise geben, dass man Europa weiter schwächen will! Sonst würde Italien ja nicht seine Marine einsetzen.
Da fällt mir ein was ist denn nun eigentlich mit Nordstream? Es kann mir doch keiner erzählen, dass man nicht weiss wer dafür verantwortlich ist! Alle Schiffe werden auf schritt und tritt überwacht und deren Routen kann man praktisch live verfolgen bzw. nachträglich wiedergeben. Wieso wird nicht endlich der Schuldige benannt?!
Auch kann man Verdächtige leicht eingrenzen, da eine Sprengung in 80m Tiefe nur von Professionellen (Staaten) begangen werden!

WGreuer
1 Jahr her
Antworten an  Autour

Ich wette, die BR weiß ganz genau, wer NS2 und 2 gesprengt hat. Nur man kann das nicht zugeben (wegen „Bedrohung der Nationalen Sicherheit“). Hier auf TE gab’s einen entsprechenden Artikel hierzu. Interessanterweise gibt es auf TG ein Video, in dem ein amerikanischer(!) Fan des FlighRadars (der scheint das als Hobby zu haben) eine P8, das ist die US-Militär-Version der Boeing 737, auf dem Weg von USA in die Ostsee verfolgt. Die P8 dreht einige Kreise über Polen, wird dort augenscheinlich durch eine andere P8 aufgetankt, fliegt wieder einige Kreise über dem fraglichen Ostseegebiet, geht auf ein niedrige Höhe und… Mehr

Thomas S62
1 Jahr her
Antworten an  Autour

Ganz einfach: „Cui bono“ Und da gibt es nur einen einzigen Staat auf dieser Wellt.
Kleiner Tip: „Die einzige Weltmacht“ von Zbigniew Brzezinski

Andreas aus E.
1 Jahr her

Immer wieder spannend, solche Agentengeschichten. Aber warum sollte irgendwer Interesse an Zerstörung der Leitungen nach Italien haben? Allenfalls üblicher Islamterror fiele mir da ein oder die Klimaspinner, die aber dann im Verein mit den Schleppern von hüben und drüben, unterstützt von globalistischen Finstermännern. Macron mag derzeit etwas eingeschnappt sein, aber der wird dem Nachbarland kaum derart zu Nahe treten. Ansonsten halte ich es für völlig normal, daß in angespannten Krisenzeiten häufiger an solchen Leitungen patrouilliert wird. Man weiß ja nie, was „Verbündete“ so alles aushecken… Ich wäre da auch mit der Wortwahl etwas zurückhaltender. Im Artikel ist die Rede von… Mehr

Wolfbert
1 Jahr her
Antworten an  Andreas aus E.

Nope. Die Sanktionen hat unsere Regierung initiiert. Allen voran unser in Wirtschaftsfragen hochkompetenter Chefideologe im Philosophenmäntelchen. Putin war immer lieferfähig und -willig. Warum sollte er denn auf Devisen-Einnahmen verzichten wollen?
Die unterbrochene Pipeline passt den Leuten gut ins Konzept, die gerne ihr schweineteures LNG weltweit vermarkten möchten – und denen das günstige russische Angebot stets ein Dorn im Auge war (abgesehen davon, dass es keine besonders schlaue Idee war und ist, sich von einem Lieferanten abhängig zu machen – aber das ist eine andere Diskussion).
Folge der Spur des Geldes – da findest du meistens die Richtigen …

Andreas aus E.
1 Jahr her
Antworten an  Andreas aus E.

Weder UK noch USA sehen es gern, wenn Deutschland und Rußland getreulich zusammenwirken. Da gibt es die alte Furcht vor geballter Kraft „Deutscher Geist, Rußlands Rohstoffe“. Und übrigens hat Putin, der, nebenbei bemerkt, nicht „Meiner“ ist, das Gas keineswegs abgedreht. Es gab die technischen/sanktionsbedingten Probleme mit den Gasverdichtern, gut möglich natürlich, daß Putin das als Druckmittel ausnutzte, aber daß das bloßer Vorwand war, halte ich für unwahrscheinlich, diese Geräte hingen schlicht fest und konnten/sollten nicht geliefert werden. Alternativ hätte man ganz einfach NS2 in Betrieb nehmen können, war ja startklar, und NS1 ganz in Ruhe zu Ende warten können (die… Mehr

Ulrich
1 Jahr her
Antworten an  Andreas aus E.

Abgedreht? Ganz so war es wohl nicht. Der Gasdurchfluss durch NS1 wurde reduziert, weil eine in Kanada reparierte Turbine in Deutschland lag und nicht nach Russland geliefert wurde. Scholz hatte sich ja vor dem Gerät publikumswirksam ablichten lassen. Und NS2 wurde von deutscher Seite nicht in Betrieb genommen.

Exilant99
1 Jahr her
Antworten an  Andreas aus E.

Russland hat das Gas nicht abgedreht. Deutschland weigert sich das Gas zu kaufen und anzunehmen. Danach haben Ukrainer, Amis und vielleicht noch die Briten das Ding gesprengt.