Großbritannien: Asyl-Hotel wird nicht geräumt

Die von Nigel Farage begrüßte einstweilige Verfügung zum „Bell Hotel“ in Epping bei London wurde kassiert. Die britischen Proteste gegen Migrantenhotels gehen weiter. Die Englandfahne ist das internationale Symbol dieses Protests geworden.

picture alliance / Anadolu | Wiktor Szymanowicz

Die Protestwelle gegen die Migrationspolitik der britischen Regierung hält unvermindert an, auch trotz und wegen eines Rückschlags im Fall Epping. Der Streit entzündet sich an sogenannten Asylhotels. Die aufgeworfenen Fragen führen aber viel tiefer in die Politik des Landes hinein.

In Epping im Norden von London fanden am Wochenende erneut Proteste vor dem „Bell Hotel“ statt, nachdem ein Berufungsgericht eine einstweilige Verfügung aufgehoben hatte, die eine Räumung des Asylhotels verlangt hatte. 138 illegale Zuwanderer hätten das Hotel eigentlich in den nächsten Tagen verlassen müssen, aber das kam anders. Einer der Gründe, der zu dem Kassieren der ursprünglichen Anordnung führte, ist besonders interessant.

Laut dem nun urteilenden Richter hat unter anderem die „Unerwünschtheit von Anreizen für Proteste“ den Ausschlag gegeben, die einstweilige Verfügung aufzuheben. In die Alltagssprache übersetzt: Weil sich die herrschenden Kreise keine Proteste – auch keine friedlichen – wünschen, darf ein Gericht den Demonstranten nicht Recht geben. Womit die Relativität des Rechts auch auf der Insel erneut bewiesen wäre.

Es geht also hin und her, und der Weg, den Nigel Farage als siegreich beschrieben hat – friedliche Bürgerproteste, die eine Korrektur der Regierungspolitik herbeiführen – scheint erneut verbaut. Am Freitag wurden drei Männer am „Bell Hotel“ festgenommen, allerdings wegen ganz verschiedener Vergehen, wie die BBC berichtet: einer wegen gewalttätiger Unordnung, ein anderer wegen Angriffs auf einen Polizeibeamten, ein dritter wegen Trunkenheit am Steuer. Für Sonntag wurden weitere Proteste dort erwartet – ebenso wie an vielen anderen Orten im Königreich. Ein Video zeigt die Festnahme eines angeblichen Anführers der Epping-Proteste wegen „Aufstachelung zum Rassenhass“.

Epping: Bürger wollen Steuern verweigern

In Epping wollen Bürger derweil keine Kommunalsteuern mehr zahlen, bis das Ärgernis aus der Welt geräumt ist. Ebenso kündigten sie Widerstand gegen die Gebühr der BBC an – offenbar wegen einer Unausgewogenheit der Berichterstattung, wie sie auch den deutschen öffentlichen Rundfunk auszeichnet.

Bilder und Videos von den Demonstrationen, etwa vom London Standard, zeigen ganz und gar keine Schläger oder auch nur Raufbolde, sondern besorgte Bürger im besten Sinne des Wortes. Inzwischen haben sich die Proteste auf mehr als 70 Orte ausgebreitet und Zehntausende angezogen.

Die hochgehaltenen Schilder und Transparente dazu lesen sich etwa so: „Schützt unsere Frauen und Kinder, nicht unkontrollierte Illegale!“ Oder auch: „Wir sind nicht extrem rechts, aber wir liegen auch nicht extrem falsch.“

Oder: „Rettet unsere Zukunft und die unserer Kinder.“ Dazu kommen immer wieder nicht nur Union Jacks, sondern auch die englische Flagge mit dem Georgskreuz oder das schottische Andreaskreuz.

 

Andernorts sind die Bilder bunter, aber Gewalt steht auch hier keineswegs im Vordergrund, auch wenn BBC und Nachrichtenagenturen das Geschehen beharrlich so einrahmen.

Am Sonnabend ging es im äußersten Westen von London weiter. Zwei Gruppen von Demonstranten zogen auf das Crowne Plaza Hotel in der Nähe des Flughafens Heathrow zu. Am Ende versuchten wohl hier einige von ihnen, sich Zugang zu dem Hotel zu verschaffen. Die Polizei schritt ein und nahm fünf Personen fest. Mehrere Beamte wurden verletzt. Manche sprechen schon von einem Bürgerkrieg, der nun eben ausbreche. Aber das wäre eine sehr zahme Version.

Labour: Asylhotels sind keine „nachhaltige Lösung“

Mehr als 32.000 Migranten sind derzeit in rund 200 Hotels im gesamten Land untergebracht, sagen Regierungszahlen. Das wäre etwa ein Drittel derer, die derzeit auf einen britischen Asylbescheid warten. Doch die Regierung selbst will angeblich aus diesem Unterkunft-Modell aussteigen – bis zum Ende der aktuellen Wahlperiode, vor allem weil die Asylhotels keine „nachhaltige Lösung“ seien. Allerdings ahnt man auch und kann wissen, worin eine nachhaltige Lösung bestehen wird. Man wird einen Haufen Sozialleistungen an jeden einzelnen Migranten auszahlen, damit er sich selbst mit einer Wohnung und allem Nötigen versorgen kann. Das wird schon jetzt praktiziert, und heißt in Großbritannien bezeichnenderweise „Universal Credit“. Die Noch-Oppositionspartei Reform UK will es, wenn nicht abschaffen, so doch beträchtlich schrumpfen.

Reform UK führt die Umfragen nun schon seit Mai klar an, derzeit mit 35 Prozent, bei aktuell 15 Punkten Vorsprung vor Labour. Die Konservativen sind auf 17 Prozent geschrumpft. Nigel Farage hat angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs hunderttausende illegale Migranten abschieben zu wollen.

Am Ende geht es bei den Protesten um mehr als nur das Asylsystem des Landes. Es geht um das Unbehagen der Provinz an weltfremden Entscheidungen der nationalen Politik. Sogar die regierende Labour-Partei, dem Protest eigentlich ganz und gar abhold, muss zugeben, dass dieser sich zu einer ebenso „moralischen wie politischen Angelegenheit“ ausgewachsen hat.

Das Aufhängen von England-Flaggen an Laternen und anderswo geht derweil weiter: Die Flaggen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass sich viele Bürger ein anderes, aus der Geschichte wohlbekanntes Verhältnis zum Nationalstaat und seinen Traditionen wünschen.

Doch nicht überall ist das Georgskreuz willkommen, sogar die Polizei entfernte die Flaggen, weil sie die öffentliche Ordnung stören könnten. Das ist so ähnlich wie in Leicester, wo anscheinend mehrere Muezzin-Rufe erlaubt sind, aber die Kirchenglocken wegen Ruhestörung stumm gestellt werden mussten.

Auch Elon Musk hat sich durch das Posten einer England-Flagge mit den Protesten solidarisiert. Die Aufhebung der Räumungsverfügung in Epping kommentierte er mit den Worten: „Wohin Epping geht, dahin geht ganz England.“

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Kommentare ( 70 )

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Zebra
3 Monate her

Ich vermisse eine ähnliche Bewegung gegen illegale Migration in Deutschland. Werde mir jetzt eine englische Flagge bestellen.

lube
3 Monate her

Ich habe noch die Bilder aus den 60ern im Kopf. Minirock und Rolling Stones. Wir fanden England cool. Als ich dann 1980 das erste Mal dort war, gab es keinen Billingsgate Fish Market mehr aber dafür unheimlich viele Aussereuropäer. Heute trifft man in London keine Engländer mehr. Unsere englischen Freunde fahren schon seit 30 Jahren nicht mehr dort hin.Mittlerweile sieht es aber überall so aus. Das haben die Labor und Torrys gut hinbekommen.
Es war die Blaupause für Westeuropa.Wir sind im Arsch.

Haba Orwell
3 Monate her
Antworten an  lube

Ich war erstes Mal kurz vor 2000 in London und schnell kriegte ich den Eindruck, dass in den billigen Hotels, die ich mir leiste, die Angestellten noch schlechter Englisch sprechen als ich selbst. Vor ein paar Jahren war ich mal ohne meine Frau, billiges Hotel in Whitechapel – die Gegend wirkt wie Bangladesch. Ich würde es aber nicht dramatisieren, da ich in London nicht auf Dauer leben muss – solange ich British Museum, National Gallery und Tate Britain besuchen kann, ist der Rest egal. Dieses Jahr haben die Briten die Besuche mit den Online-Anmeldungen (praktisch ein Visum) viel komplizierter gemacht,… Mehr

Sonny
3 Monate her

Der im stillen Kämmerlein ausgeheckte Plan, Millionen von Migranten in Europa einzuschleusen – von wem wurde das eigentlich wirklich initiiert? Was erwartete man sich davon? Die Destabilisierung der westlichen Welt? Es scheint ganz so, als wäre der Plan dann auch wirklich gelungen. Aber: Ich will in keinem islamisch dominierten Land leben. Diese Zustände wurden mir aufgezwungen. Und zwar von Politikern und deren willfährigen, eingesetzen Gerichten, die sich aufgrund ihres Status eine Enklave geschaffen haben, in denen sie weitestgehend von all den Verwerfungen verschont bleiben. Leiden müssen nur die einfachen Bürger. Und darum ist es sehr gut, dass die Bürger anfangen,… Mehr

Last edited 3 Monate her by Sonny
lube
3 Monate her
Antworten an  Sonny

Der Plan wurde in der EU ausgeheckt. Die EU ist ein Friedensprojekt.

Haba Orwell
3 Monate her
Antworten an  lube

Man müsste schon etwas tiefer graben, beim WEF, UNO, Hochfinanz…: https://uncutnews.ch/migration-als-machtinstrument-der-stille-systemumbau-europas-wird-fortgesetzt/ > „… Im Jahr 2012 sagte Peter Sutherland, damaliger UN-Sonderbeauftragter für Migration und Ex-Goldman-Sachs-Direktor, in einer Anhörung vor dem britischen Oberhaus einen Satz, der heute wie ein Startschuss wirkt: … „Die Europäische Union sollte ihr Bestes tun, um die Homogenität ihrer Mitgliedstaaten zu untergraben.“ … Drei Jahre später stand Europa mitten in der größten Migrationskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. …“ Interessant, dass so etwas mit der britischen Politik so offen besprochen wurde – 13 Jahre später dürfen sich die Briten um eigene Homogenität sorgen. > „… Migration wird in… Mehr

MartinKienzle
3 Monate her

Gewiss, es nervt, stets zu betonen, worum es mit Blick auf die sogenannte „Flüchtlingspolitik“ in (West-) Europa geht: Um vorsätzliche Vernichtung der weißen Rasse, das die sogenannte „Elite“ selbst benennt (https://archive.org/stream/Rabbi-Rabinovich-Rede-zur-Ausrottung-der-Weissen/Rabbi-Rabinovich-Rede-zur-Ausrottung-der-Wei%C3%9Fen_djvu.txthttps://www.youtube.com/watch?v=t75Ah1j7xNshttps://www.youtube.com/watch?v=wlfBBrrUHrchttps://www.youtube.com/watch?v=7bqjwvfe4jAhttps://www.youtube.com/watch?v=q94syUDDhxA)!

Heiner Mueller
3 Monate her

In England werden die Nationalfahnen zum Zeichen des Protests aufgehängt. Und warum nicht in Deutschland?

Kassandra
3 Monate her
Antworten an  Heiner Mueller

Besser als weiße Fahnen aus dem eigenen Fenster zu hängen scheint mir das allemal.

Kassandra
3 Monate her

Am 13. September findet in London zudem das von Tommy Robinson organisierte Free Speech Festival statt: https://x.com/TRobinsonNewEra/status/1950843758360052017

maru
3 Monate her

„[..] wo anscheinend mehrere Muezzin-Rufe erlaubt sind, aber die Kirchenglocken wegen Ruhestörung stumm gestellt werden mussten.“
Das ist komplett UNTERWORFENES Terrain! Der Muezzin darf von seinem Schreiturm schreien, die Glocken müssen schweigen.
Das ist sehr symbolisch, da das Läuten der Kirchenglocken ursprünglich SIEGE verkündete. Damit ist es jetzt vorbei.

Das Urteil des Gerichts hat keinerlei juristische Substanz, sondern ist eine erzieherische Maßnahme.
Unter normalen Umständen hätte dieses „Urteil“ keinen Bestand und würde sofort gekippt werden. Nur haben wir leider keine „normalen“ Umstände.
Der Kompass ist straight auf Bürgerkrieg ausgerichtet.

Jan Frisch
3 Monate her

Wollten wir in Deutschland einen vergleichbaren Druck auf die Regimeschergen ausüben, müssten wir weniger Asylhotels umstellen, als vielmehr die 16 Landesbesoldungsstellen besetzen und dann schauen, ob die BRD Verräter ihr Vernichtungswerk auch ohne die monatlichen 30 Silberlinge fortführen.
Da ihre Triebfeder nichts außer Gier und Feigheit sind steht zu vermuten: Wohl eher nein.

Magdalena
3 Monate her

Dass die Räumung des Hotels von einem Berufungsgericht verhindert wurde, zeigt doch, wer in UK das Sagen hat: Nicht diejenigen, die „schon länger in England leben“, nicht die „Bio-Engländer“, nicht „die Weißen“, nicht „die Christen“, sondern die Muslime im Land, die alles dafür tun, dass England islamisch wird mit allen Konsequenzen. Die Islamisierung ist bereits soweit fortgeschritten, dass meiner Meinung nach nur ein radikales Durchgreifen helfen würde. Die britische Regierung ist allerdings nicht willens die Islamisierung rückgängig zu machen. Und Nigel Farage wird die drastischen Mittel und Maßnahmen, die erforderlich wären, mit Sicherheit auch nicht ergreifen.

Kassandra
3 Monate her
Antworten an  Magdalena

Hier zählt jemand auf, wie viele muslimische Bürgermeister es in GB bereits gibt – inzwischen sicher den einen oder anderen mehr: https://x.com/AfgZoroastrian/status/1913132158098481179
Wie viele als Abgeordnete bis in höchste Ebenen gewählt wurden – keine Ahnung. Nur, dass der Amtseid auch auf den Koran abgelegt werden kann.
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Vor Farage haben bereits etliche vor der Wahl versprochen, abzuschieben – stattdessen lassen sie aber mehr und mehr ein.

bfwied
3 Monate her

Zurückhaltung gegenüber Fremden ist eine angeborene Vorsichtsmaßnahme. Man muss die erst einordnen können, sind sie nicht passend, will sie jedermann loshaben. Unreflektierte Fremdenfreundlichkeit ist schlicht widernatürlich, daher nicht zu verordnen, aber der Sozialismus setzt mit ideologisch gesteuertem diktatorischen Druck auf den konstruierten neuen Allerweltsmenschen. Doch Menschen sind Individuen, daher klappt das nie, und deshalb muss, wer als Fremder einwandert und, völlig anders kultiviert, nicht passt, eben gehen, wer sich anpasst, sich in Lebens- u. Denkweise assimiliert, kann bleiben. Wie „toll“ die Masse der Einwanderer der entgegengesetzten Kulturen sich anpasst, kann man sehen, erleben und, außer in den linksgrün geschalteten Medien,… Mehr