Erster Etappensieg für Salvini – Conte muss aussagen

In Catania auf Sizilien hat der Prozess wegen der für Migranten geschlossenen Häfen gegen Salvini begonnen. Nun muss auch Premier Conte mit drei weiteren Ministern am Prozess teilnehmen. Am 20. November muss Conte vor Gericht die Lage rund um das Schiff Gregoretti erläutern.

imago Images/Zuma Wire

Vor Gericht und auf hoher See sind alle Menschen gleich, beziehungsweise in Gottes Hand. Manche sind wohl gleicher und müssen sich nie vor Gericht erklären; wiederum anderen wiederum wird der Prozess gemacht, obwohl sie sich an Recht und Gesetz gehalten und es zum Wohle und der Sicherheit des Volkes eingesetzt haben: namentlich Matteo Salvini, ehemaliger Innenminister und derzeit Oppositionsführer, der seit geraumer Zeit hohe Beliebtheitswerte mit seinem Mitterechtsbündnis auf sich vereint.

In Catania auf Sizilien muss sich Matteo Salvini wegen der Freiheitsberaubung von illegalen Migranten verantworten (TE berichtete mehrmals), weil er sie einst als Innenminister nicht vom Küstenwachenschiff Gregoretti an Land ließ, man wartete auf die versprochene Verteilung in der EU. Der damalige Innenminister setzte damit die Dekrete um, die von der damaligen Regierung, an der auch die heute noch regierenden Fünfsterne und Ministerpräsident Giuseppe Conte beteiligt waren,  mitgetragen wurden.

Italiens Bürger spürten damals, dass die Regierung endlich einmal Wort hielt. Heute genießt Salvini als Oppositionsführer keine Immunität mehr – dafür sorgten die neuen Abgeordneten der sozialistischen PD gleich mit.

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Nichtsdestotrotz kann Salvini eigentlich gelassen bleiben. Nicht erst, seit er jetzt vor Gericht in Catania, von zahlreichen Unterstützern und seinen Bündnispartnern begleitet und gefeiert, aber auch von Gegendemonstranten ausgebuht, einen ersten Etappensieg errungen hat. Nach zweistündiger Anhörung vor Gericht, die erste Entscheidung:  Regierungschef Conte muss mit drei weiteren Ministern am 20. November vor Gericht die Lage von damals rund um das Schiff Gregoretti erläutern. Für Conte ein Schlag ins Gesicht.

Salvini wird getragen von eine Woge der Begeisterung und Unterstützung, die sich durch die sozialen Medien zieht: „Wir sind mit Dir, Capitano“, oder noch deutlicher, sowohl von Männern als auch Frauen, „arrestateci tutti“ (Ihr könnt uns alle einsperren). Und in Italien, wo Glaube und Aberglaube oft Hand in Hand gehen, schickten dem Legachef etliche Katholiken einen Rosenkranz – man wünsche ihm Gottes Beistand, so als traue man der Gerichtsbarkeit hierbei keinen fairen Prozess zu. Salvini bedankte sich für die Zusendungen und den Zuspruch, drei dieser Gebetskettchen wolle er tatsächlich tragen.

In den vergangenen Tagen ruderte auch Premier Conte wieder etwas zurück. Damals habe Salvini zwar nach den Gesetzen zur Inneren Sicherheit gehandelt, doch die Dekrete, die derzeit quasi ausgesetzt sind, müssten umgeschrieben, modifiziert werden, darauf drängt die sozialdemokratische Regierungspartei PD, in ein Gesetz zur Migration, das zum Zankapfel dieser zweiten Regierung wurde.

In einem Interview mit der liberalen Tageszeitung Il Tempo sagte Salvini, dass er sich keiner Schuld bewusst sei, weil er lediglich „Recht und Gesetz zum Schutz und Wohle Italiens“ und gegen illegalen Menschenschmuggel angewandt habe. Außerdem bestand zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben der Migranten, im Gegenteil, sie wurden verpflegt und medizinisch versorgt.

Im Endeffekt halfen und helfen die Italiener, und vor allem die Bürger Siziliens und auf Lampedusa, seit fast zehn Jahren ununterbrochen, doch die EU war nie ein zuverlässiger Partner – jedenfalls nicht in der Flüchtlings- und Migrationspolitik. Hinzu kommt, etliche Bürgermeister und Regionalpräsidenten haben bei Giuseppe Conte bereits Alarm geschlagen, es könne so nicht weiter gehen – und wohlgemerkt, nicht alle davon sind Parteigänger von Salvini.

Da aber scheint der Lombarde und Lega-Anführer den Nerv getroffen zu haben. Was, könnte das Hohe Gericht von Salvini verlangen, wenn sogar noch vor wenigen Monaten ruchbar wurde, dass die strafrechtliche Verfolgung Salvinis politisch gewollt war. (TE berichtete).

Im Gespräch mit Il Tempo, wirkt Salvini selbstsicher und doch nachdenklich: „Es ist das erste Mal, dass ich als Angeklagter vor Gericht stehe“. Er kenne die 50-seitige Verteidigungsschrift schon in- und auswendig. Wahrscheinlich werde am Ende alles im Sande verlaufen.

Ob er denn gar keine Fehler gemacht hätte oder zugeben könnte, möchten die Redakteure wissen. „Definitiv nein“, antwortet Salvini – ja, er würde exakt nochmals so handeln. Damals in diesen vier Tagen, so rekapituliert Salvini, habe es den Migranten an Bord des Militärschiffs an nichts gemangelt. Nahrungsmittel und Medizin wurden ihnen gereicht, und die EU war damals dazu „eingeladen“, eine Lösung mit der Verteilung der Migranten vorzuschlagen.

Was also könnte passieren, möchten die Interviewer wissen? Salvini gibt eine mögliche Formel bekannt, und spielt den Ball dann doch in das Feld von Premier Conte: „Ein einziges Wort des Premiers würde reichen, nämlich das Wort, ‚damals’… “. Damals nämlich entschied zwar Salvini, aber Premier Conte gab die Order aus, dass zuerst die Migranten verteilt würden.

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Salvini sagte aber nicht, dass Giuseppe Conte auch vor Gericht müsse, denn schließlich gehe es ja um kein „Verbrechen“, Conte könne aber ein wenig aufklären. Für die Maßnahmen von „damals“ gab es exakt formulierte Gesetze, die auch heute noch stehen und nur ausgesetzt sind. Warum steht er dann vor Gericht? Nach Meinung Salvinis hätten die Abgeordneten der Fünfsterne und PD die Dokumente, Gesetze und Protokolle von – damals – besser durchlesen müssen. Stattdessen hoben sie einfach Salvinis Immunität auf.

Fortsetzung folgt…


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Kommentare ( 28 )

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foxthefox
3 Jahre her

Der Merkel – Clown Conte muss vor Gericht … aussagen, leider nicht unter Anklage. Dasselbe wuerde in DE mit der Göttlichen nie passieren. „Entschuldigen Euer Durchlaucht, natuerlich erlaubt Ihre knappe Zeit keine Befragung vor Gericht.“
DE ist eben ein Linksstaat, der sich noch immer „Rechtsstaat“ nennt.

Back to the roots
3 Jahre her

Salvini eine Reizfigur? Bei mir regen ganz andere Unpersonen einen Reiz an, darunter Leute mit Namen Merkel, Steinmeier, Baerbock, Habeck oder auch Barley, Altmaier, Maas und anderes Gelichter. Einen Brechreiz lösen die bei mir aus jawollja!

jugend_attacke
3 Jahre her

Verkehrte Welt. Ein Minister muss sich dafür verantworten, Politik im Sinne SEINES LANDES zu machen.

Der große Kulturkampf gegen linksliberal-globalistische Umtriebe muss europaweit (mit Ausnahmen der Vernunftsenklaven in Osteuropa) stattfinden.

Ich etrage es nicht mehr, wieviele Verräter am Volk es in aller Herren Länder gibt.

barth68
3 Jahre her
Antworten an  jugend_attacke

Merkel, de Maiziere, Seehofer et al. müssten in D. vor Gericht, denn sie setzen Gesetze aus so wie es ihnen passt. Und die Legislative bleibt aussen vor, anstatt sich der Dinge anzunehmen.

November Man
3 Jahre her

Wenn der Conte vor Gericht erscheinen muss, könnte man ihn auch gleich fragen wie viele Milliarden Euro er von der EU und der Merkel bekommen hat um Herrn Salvini abzusägen und eine neue, linksorientierte italienische Regierung zu bilden.

lube
3 Jahre her

Forza Salvini
Alles richtig gemacht

Oleron
3 Jahre her

Bella Italia…auch wenn mein Mann und ich nicht in seiner Heimat leben, so beobachten wir sehr genau was dort passiert. Dort ist es ganz anders als im linksgrünverdrehten Deutschland. Dort bestimmt gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung eine durch und durch korrupte Kaste über das Wohl und Weh eines Volkes. In Deutschland das genaue Gegenteil, hier wird die Politik getrieben von Umfragen, gemacht unter Lattemacchiato-verwöhnten Grünschnäbeln ohne jede Lebenserfahrung oder Weitblick. Conte, der Verräter, kann sich noch genau so lange an der Macht halten, wie man die Mähr von Covid 19 aufrecht erhalten kann, das wahre Ausmaß des wirtschaftlichen… Mehr

Sonny
3 Jahre her

Viva Matteo Salvini!
Du bist mein Held.
Wir brauchen mehr Menschen von Deiner Sorte in Europa.
Viel, viel mehr.

szenaria
3 Jahre her

Griechenland, Italien, Deutschland der Druck im Kessel steigt weiter. Man kann auf Dauer die Asylkritiker nicht mehr mundtot machen. Spätestens die zusammenbrechenden EU-Witschaften, mitsamt der EZB werden die Ideologen in ihre Schranken weisen.

Salvini genießt großen Respekt und hat Rückhalt in der Bevölkerung. Davon ist Deutschland Lichtjahre entfernt. Ich sehe weit und breit im Merkelland niemanden, der dieses Format auch nur ansatzweise haben könnte.

Farbauti
3 Jahre her

„…drei dieser Gebetskettchen wolle er tatsächlich tragen.“
Man muß die katholische Kirche nicht mögen, aber man muß auch den Rosenkranz nicht als Gebetskettchen bezeichnen, als wäre es aus einem Souvenierladen. Immerhin ist Salvinis Rosenkranz bei einem Angriff seiner Gegner zerissen und seine Anhänger haben sich etwas dabei gedacht ihm genau mit einem Rosenkranz Mut zu machen und Glück zu wünschen.

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Zitat: „aber auch von Gegendemonstranten ausgebuht,“

> Öhm, wäre auch unnormal wenn dort keine dieser linksverblendeten Gegendemonstranten auftauchen und rumkrakahlen würden. Denn die sind doch so linksverblendet, dass wenn die zB irgendwann am Tag aufstehen und dann im Bad vor dem Spiegel stehen, dass sie dann völlig verblendet ein Spiegelbild entdecken und sofort anfangen „Nazis raus“ und sonstige Pöbeleien rumzukrakählen.
In deren linksgrünen Spatzenhirne ist doch mittlerweile grad nur noch so Platz für „Hoi Alta, Nazi raus“!

WELCH ein erbärmliches und eintönig langweiliges linkes Dasein….!

LadyGrilka55
3 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Sie brauchen die nicht zu bedauern, die sind sowieso absolut schmerzfrei und merken gar nichts mehr.